Deltania MiniDie kleinste Segelyacht der Welt im Test

Michael Rinck

 · 11.03.2025

Mini, Mikro, Nano: Stauräume, Kojen, Stehhöhe oder einen Motor gibt es auf der Deltania Mini nicht. Dafür sind alle Leinen direkt in Griffweite.
Foto: Jozef Kubica
Nicht größer als ein Opti, aber eine Kajüte. Die Deltania Mini passt in keine Kategorie. Das kleinste und günstigste Testboot seit Langem wurde heimlich ein Verkaufsschlager.

Kleine Boote bieten viele Vorteile. Bei der Deltania Mini etwa lassen sich einfach die Fallen am Mast durchsetzen, während man im Cockpit sitzt. Dazu muss keine Leine nach achtern umgelenkt werden. Dabei arbeitet der Segler gut geschützt durch den Aufbau, er sitzt ja gleichermaßen im Niedergang und Salon, mit den Füßen im Vorschiff. Winschen braucht er auch nicht, denn die Segelflächen von Genua und Großsegel entsprechen etwa der Größe einer Bettdecke. Die Lasten sind also überschaubar. Das hat weitere Vorteile zur Folge: geringere Kosten, schnelle Revierwechsel und günstiges Winterlager im heimischen Keller oder Geräteschuppen.


Lesen Sie mehr über kleine Segler:


Dabei ist die Deltania Mini aber besonders, denn sie will nicht richtig in eine bestehende Kategorie passen. Sie teilt einige Charakteristika mit Jollen: Das Gewicht ist sehr gering, sodass sich die Verdrängung mit Crew mehr als verdoppelt. Außerdem gibt es keinen Kiel. Optisch spricht aber einiges gegen die Kategorisierung als Jolle. Die Deltania ist nicht offen, sondern hat einen Aufbau. Deswegen wirkt sie auf den ersten Blick wie ein Kleinkreuzer. Ohne den Größenvergleich mit einer Person könnte man sie für ein deutlich größeres Boot halten. Die Deltania Mini geht somit als Yacht durch, nur eben in Superwinzig-Geschrumpft.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Mini-Segler auf Mini-See

Aber was ist das Besondere an der Deltania Mini? Wir haben uns zum Testschlag mit Pascal Ernst, dem Inhaber von Neptun-Yachten, verabredet, um das zu ergründen. Die Deltania Mini ist seine Idee. Das Revier, der Linteler See, passt perfekt zum Boot – es ist winzig. Direkt neben der Autobahn 2 nahe Rheda-Wiedenbrück gelegen, ist er etwa 450 Meter lang und 300 Meter breit.

Massig Platz also für unser Testboot. Es weht eine leichte Brise, ab und zu kräuseln Böen mit maximal zehn Knoten Windgeschwindigkeit das Wasser. Das Boot ist mit wenigen Handgriffen aufgeriggt und die Segel angeschlagen. Dann geht es per Sliprampe ins Wasser. Der Einstieg in die Deltania erweist sich aber als schwieriger als gedacht. Denn es muss ein großer Schritt über das Laufdeck gemacht werden, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Besser steigt es sich von einem Steg ein, was beim Test aber keine Option war. Also ab ins Boot auf den zentralen Sitz in der Mitte des Niederganges und den letzten Meter mit Slipwagen ins Wasser. Nach einigen Kringeln, das Vorsegel stellte sich am aufgeholten Schwert von selbst back, dann dagegen anpaddeln, was mit einem Paddel und durch den
Decksaufbau gar nicht einfach zu bewerkstelligen war. Sicher wären zwei Einhandstechpaddel hier hilfreicher, so ließe sich auch gezielt manövrieren. Als Option gibt es aber auch einen Pod-Antrieb für SUPs von Epropulsion.

Unter Segeln

Ein paar Kringel später lässt die Wassertiefe das Abfieren von Schwert und Ruderblatt zu. Mit etwas Wind in den Segeln geht es auf den See hinaus. Nach wenigen Augenblicken ist auch die Steuerung intuitiv verstanden. Statt mit einer Pinne wird die Deltania Mini per Steuerknüppel unter Deck, also zwischen den Knien, dirigiert. Wird der Steuerknüppel nach Backbord geneigt, steuert auch der Bug in dieselbe Richtung. Das geht sehr direkt, schon leichte Bewegungen reichen aus. Viel Rückmeldung vom Ruderblatt ist jedoch nicht zu spüren. Hier muss genau in die Segel geschaut werden. Ungewohnt: Die stehen direkt vor beziehungsweise über einem im Wind.

Bild 1

Die erste kleine Bö sorgt für Lage, instinktiv möchte der Insasse sein Gewicht nach Luv befördern, das aber verhindert der Niedergang an der Schulter. Auf die Kante setzen geht nicht, dafür müsste man auf dem Achterdeck Platz nehmen, was mit dem Längstrimm nicht vereinbar ist, zudem ist dann der Steuerknüppel außer Reichweite. Auch wenn nur wenig Platz für Gewichtsverlagerung nach Luv bleibt, etwas bringt es schon. Der Unterschied wird deutlich, wenn man sich nach Lee lehnt. Das Wasser spritzt dann schon etwas auf die Laufdecks (der Decksbelag dient der schiffigen Optik, gelaufen wird hier nicht), doch sobald der Chine im Wasser ist, kippt die Deltania erst mal nicht weiter.

Allerdings weht am Testtag auch nur eine sehr leichte Brise. Bei mehr Wind wäre es sicherlich ratsam, auf das optionale Ballastschwert (zwölf Kilogramm, 850 Euro) und bei noch mehr Wind zusätzlich die sogenannte Sturmbesegelung (Groß- und Vorsegel, 430 Euro) umzurüsten. Im Test bestand die Gefahr einer Kenterung nicht, dennoch ist dieses Szenario mit der Deltania Mini durchaus möglich. Damit die Miniatur-Yacht dann nicht sinkt, bietet die Optionsliste auch einen Auftriebskörper mit 60 Liter Volumen.

Gute Bedienbarkeit wegen kurzer Wege

Weil die kleine Deltania auf jeden Windhauch direkt mit Lage reagiert und merklich Fahrt aufnimmt, die Steuerung sehr direkt ist und die Wasseroberfläche nah, verschätzt man sich beim Bootspeed extrem. Gefühlt ist die Deltania schneller, als der Blick auf das Smartphone dann offenbart: Am Wind sind es knappe zwei Knoten, bei halbem Wind knappe drei. In kleinen Böen sind auch mal 3,5 Knoten drin, womit die rechnerische Rumpfgeschwindigkeit schon fast ausgereizt ist.

Es sitzt sich bequem, die Sitzfläche ist am Rücken 50 Zentimeter breit und verjüngt sich nach vorne auf 40 Zentimeter. Die Rückenlehne ist 38 Zentimeter hoch, das Aufbaudach befindet sich 58 Zentimeter über der Sitzfläche. So lässt sich problemlos darüber hinwegschauen und die dort angebrachten Klemmen liegen direkt vor einem. Ganz außen befindet sich jeweils eine Klemme für die Vorschot, mittig ist die Großschotklemme positioniert, etwas rechts davon die Leine zum Aufholen des Schwertes.

Unter Deck sind noch Fußstützen möglich, die Verstärkungen dafür hat die Werft in der Bordwand schon vorgesehen. Zwingend nötig sind sie aber nicht. Es sitzt sich auch so gut. Die Deltania Mini macht Spaß, auch wenn nicht viel Geschwindigkeit erwartet werden kann und trotz der eingeschränkten Bewegungsfreiheit. Tatsächlich ist das kleine Boot schon ein Verkaufsschlager, 70 Einheiten wurden bereits verkauft.

Preis der Deltania Mini ist sensationell

Pascal Ernst war davon zunächst selber überrascht, denn die Deltania Mini war ursprünglich nur als Ausstellungsstück gedacht, als leicht zu transportierendes Modell für Messen. Danach verselbstständigte sich das Projekt, das Interesse, mit dem Nanokreuzer tatsächlich aufs Wasser zu gehen, war enorm. Das liegt sicherlich auch am Preis. Für 4.999 Euro ist die Deltania Mini ein segelfertiges Boot. Zudem passt sie spielend in einen Bulli oder knapp auch in einen Kombi. Preislich liegt das Bötchen sogar noch knapp unter dem Neupreis eines Regattaoptis.

  • Grundpreis ab Werft: 4.999 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/5 Jahre
  • Slipwagen: 425 €
  • Regattabesegelung: 850 €
  • Sturmbesegelung: 430 €
  • Ballastschwert: 850 €
  • Auftriebskörper 60 L: 350 €
  • Persenning: 350 €

Stand 02/2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, lesen Sie hier!

Der Vergleich mit dem Optimist liegt nahe, weil die Abmessungen fast identisch sind. Die Deltania ist lediglich sieben Zentimeter breiter, wiegt fast genauso viel, hat allerdings einen halben Quadratmeter Segelfläche weniger. Da der Rumpf zur Wasserlinie einschnürt, ist die Deltania deutlich ranker als der kistenförmige Optimist. Der Preis jedoch ist fast gleich, Spaß macht es auch – und neugierige Blicke sind garantiert.

Die Deltania Mini im Detail

Wie die Großen: Ohne Größenvergleich könnte die Risszeichnung der Deltania Mini auch ein Kleinkreuzer mit dreifacher Rumpflänge sein.Foto: YACHTWie die Großen: Ohne Größenvergleich könnte die Risszeichnung der Deltania Mini auch ein Kleinkreuzer mit dreifacher Rumpflänge sein.

Technische Daten der Deltania Mini

  • CE-Entwurfskategorie: k. A.
  • Rumpflänge: 2,30 m
  • Wasserlinienlänge: 2,21 m
  • Breite: 1,20 m
  • Tiefgang/aufgeholt: 0,80/0,15 m
  • Masthöhe über WL: 3,00 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 3,6 kn
  • Rumpfgewicht: 35,0 kg
  • Gesamtgewicht: 50,0 kg
  • Ballastschwert/Ballast: 12,0 kg/24 %
  • Schwert: 4,5 kg
  • Großsegel: 2,08 m²
  • Vorsegel: 0,98 m²
  • Sturmbesegelung: 1,60 m²

Rumpf- und Decks­bauweise

Volllaminate, in Handauflage gefertigt, mit Polyesterharz auf ISO-NPG-Basis. Damit soll es weniger Probleme mit Osmose geben.

CE-Entwurfskategorie

Für die Kategorisierung nach CE ist die Deltania Mini zu klein, dies wird erst ab einer Rumpflänge von 2,50 Meter Pflicht.

Konstruktion & Verarbeitung

Der Sitz ist Teil des Decks und mit dem Rumpf verbunden. So sorgt er fast wie eine Innenschale für Stabilität. Der Schwertkasten fungiert durch die feste Verbindung zwischen Rumpf und Deck auch als Aussteifung des Mastfußes. Die Decksrumpfverbindung verbirgt sich hinter der Scheuerleiste. Die Gelcoat-Oberflächen sind makellos. Der Rumpf ist gegen Aufpreis (250 Euro) in Wunschfarbe lieferbar.

Layout

Es gibt nur eine Sitzposition im Niedergang, Gewichtstrimm ist damit sehr eingeschränkt. Die Füße können in den Bug ausgestreckt werden. Als besonders ist der Steuerknüppel hervorzuheben. Fallen, Strecker und Schoten sind vom Sitzplatz aus erreichbar.

Segelleistung & Rigg

Der keine drei Meter lange Mast kommt ohne Salinge und Achterstag aus und ist somit sehr schnell gestellt. Die Rumpfgeschwindigkeit lässt sich schon bei sehr wenig Wind erreichen.

Werft und Vertrieb

Deltania Yachts (Neptun-Yachten), Dieselstraße 8, Rheda-Wiedenbrück; www.deltania-yachts.de

Meistgelesen in der Rubrik Yachten