Cornish Shrimper 21Kleinkreuzer in traditionellem Gewand

Andreas Fritsch

 · 27.02.2024

Die 21er ist optisch ein echter Hingucker. Solche Kurse mit leicht geschrickten Schoten liebt das kleine Boot
Foto: Nils Günter
Den Arbeitsbooten der Fischer nachempfunden, sind die Boote von Cornish Crabber seit Jahrzehnten ein Fels in der Brandung im europäischen Kleinkreuzer-Markt: Gaffelrigg, Langkiel, traditionelle Linien. Gut so!

Eine Nacht in einem britischen Bed & Breakfast in Cornwall lässt tief in die Seele Britanniens blicken: noch einfach verglaste Schiebefenster, im Bad anachronistisch nach „Kalt“ und „Heiß“ getrenntes Wasser statt Mischbatterie, und zum Frühstück verbirgt sich hinter dem Begriff „traditionell“ ein Menü, das jedem Fitness-Coach einen hysterischen Anfall bescheren würde: gebratener Speck, Würstchen, Eier, Bohnen.

Andererseits ist die Insel in vielen Bereichen führend, siehe Bankenwesen oder Umweltpolitik. Doch zwischen diesen Polen wurde beispielsweise die britische Autoindustrie zerrieben: Mini? Gehört BMW. Jaguar? Teil der indischen Tata-Gruppe. Rover? Eingestellt. Vielen Yacht-Werften ging es ähnlich.

Die Cornish Shrimper 21 ist Liebeserklärung an die Historie

Was das alles mit der Cornish Shrimper 21 zu tun hat? Eine Menge. Denn die Hingabe der Briten für Traditionen erklärt, warum eine Werft wie Cornish Crabber erfolgreich ist. Sie orientiert ihre Yacht-Typen an den traditionellen Fischerbooten.

Und das waren gutmütige Langkieler, Arbeitsboote, mit denen die Fischer in der rauen See Netze oder Reusen einholten. Geschwindigkeit war nicht zentrales Argument, wichtiger, dass der Mann allein mit dem Boot klarkam und zur Not bei 8 Beaufort gegen den Strom heil nach Hause gelangte.

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Kleinster Spross der Familie war stets die Shrimper-Reihe. Einst mit 17 Fuß begonnen, wuchs sie Mitte der achtziger Jahre auf 19 Fuß. Über 1100 Boote verkauften die Engländer davon. Die 21er rundet die Serie nach oben ab. Die Idee dafür erläutert Werft-Boss Peter Thomas: „Es gibt eine sehr aktive Klassenvereinigung der Shrimper hier, und von denen hörten wir immer wieder mal ein paar Wünsche, was sie gern anders hätten. Und so haben wir seinerzeit mit einem Kreis aus Eignern eine Liste erstellt, was ein neues Boot besser können soll.“

Optimiert fürs Trockenfallen

Stilgerecht beginnt der Test der Shrimper 21 an einer Boje, die trockenfällt. Denn natürlich hat auch sie ein Ballastschwert von 75 Kilo und daneben zwei kleine GFK-Stummel-Kielflossen, die das Schiff auf Sand aufrecht stehen lassen. Ideal für Crews, die auch in flache oder gezeitenabhängige Reviere wollen.

Doch das Boot schwimmt noch, und die erste Überraschung kommt beim Übersteigen auf den Nahezu-Backdecker: Selbst wenn ein 89-Kilo-Mann das Seitendeck entert, krängt das Boot kaum. Über 1,4 Tonnen Gewicht, gut 300 Kilogramm mehr als die gängige moderne Konkurrenz, haben eben auch ihre Vorteile. Allerdings ist unser Testboot mit dem 9-PS-Einbaudiesel von Yanmar ausgestattet. Doch mit Außenborder würde das Boot nicht viel leichter, denn die Werft gleicht das dann reduzierte Gewicht des Innenborders durch Blei im Boden anteilig aus. Das Cockpit wirkt sehr geräumig, hier kann auch zu dritt oder viert ohne Probleme gesegelt werden.

Zeit, sich mit dem Steil-Gaffel-Rigg vertraut zu machen. Ein Vorteil zur alten Shrimper ist, dass das Segel nicht mehr durch eine um den Mast geschlungene, lange Leine an ihm fixiert wird, sondern mit Velcro-Bändern, die zudem, mit Teflon beschichtet, gut über den goldgelben Mast aus Fichte rutschen. Die Gaffel gleitet hoch, das Boot ist ruck, zuck segelklar. Bojenleine ab, Genua ausgerollt, schon geht es los – allerdings gemächlich. Bei kaum sechs bis acht Knoten Wind bewegt sich die Shrimper sehr träge, das hohe Gewicht und die relativ geringe Segelfläche machen sich bemerkbar.

Cruisen statt Knüppeln

Erst als wir etwas weiter aus der Bucht von Rock an der Westküste Cornwalls segeln und der Wind auf acht bis zehn, in wenigen Böen auch mal zwölf Knoten, zulegt, kommt Leben in die Shrimper. Halbwinds läuft das Boot so um die 4,6 Knoten, raumschots auch einmal um die 5. Am Wind sind nicht viel mehr als 3,5 Knoten drin. Geschwindigkeit und kleine Wendewinkel darf man hier auch nicht erwarten. Das wäre etwa so, als wenn man einem Landrover seine mäßigen Autobahn-Eigenschaften ankreiden wollte. Da die Zielgruppe aber ohnehin eher ältere Ehepaare sind, schadet das nicht wirklich. Eine Shrimper wird „gecruised“, nicht geprügelt. Und das tut sie höchst angenehm mit weichen Bewegungen.

Etwas zupacken muss man allerdings bei Pinne und Fockschot. Das angehängte, kaum vorbalancierte Ruder entwickelt relativ schnell Druck. Die Wenden gehen flüssig, wenn auch spürbar langsamer als bei modernen Booten vonstatten. Der breite, moderne Traveller für die Großschot ist aber ohne Frage sinnvoll, sobald der Wind zulegt kann Druck abgelassen werden.

Nicht ganz ideal schien der Schnitt des Vorsegels oder alternativ die Position der Genua. Das Segel ließ sich nur schwer dichtholen. Zudem lässt sich die Fockschot im Sitzen wegen des sehr hohen Montagepunktes nicht gut loswerfen, dafür muss das Crewmitglied meist aufstehen.

In den Böen kann die Crew dann jollenartig auf die sehr bequeme und mit Teakleiste unterfütterte Kante wechseln, auf der sich das Boot angenehm segeln lässt. Der Pinnenausleger fällt allerdings etwas schwach aus, wegen des Ruderdrucks rutschte er mehrfach aus der Arretierung.

In den Böen legt sich die Shrimper recht sanft auf die Backe, hektische Manöver sind nicht nötig. Das Boot verträgt sicherlich eine ordentliche Mütze Wind, übertreiben sollte man es aber nicht, kentersicher ist es mit dem Schwert und Innenballast nicht.

Mehr Lebensqualität unter Deck

Das Niedrigwasser drängt zur Umkehr. Mit urig tuckerndem Einbaudiesel und zweiblättrigem Festpropeller geht es gemütlich zurück an die Boje. Die Maschine ist gut isoliert, brummelt leise, und bei ein paar Rückwärtsanläufen an die Boje zeigt sich, dass die Manövriereigenschaften durch den gekürzten Langkiel tatsächlich deutlich besser geworden sind als früher.

Unter Deck überrascht der Winzling mit viel mehr Raum als gedacht. In der Vorschiffskoje kann sogar der mit 1,97 Metern Länge nicht gerade kleine Tester bequem liegen, das Raumgefühl ist durch die entfallene Maststütze deutlich besser als bei der Shrimper 19. Selbst auf den Salonkojen kann man mit solchen Körpermaßen entspannt sitzen. Sie sind mit rund 1,90 Metern Länge für viele nutzbar. Das Interieur wirkt angenehm wohnlich, eine Holzwegerung an den Wänden und ein holzverblendeter Geschirrschrank machen das Ganze schiffig. Die GFK-Verarbeitung bis in die letzten Ecken ist sehr ordentlich. In die matt gehaltenen GFK-Schotten ist eine Wegerung nachträglich gefräst worden, die gut dazu passt. Neu ist eine Spüle mit Ablauf, die die Pütz der alten Shrimper ersetzt, und ein zweiflammiger Gaskocher. Der liegt jedoch nur Zentimeter neben den Polstern und ist nicht mehr mobil nutzbar wie der frühere Spirituskocher.

Schwierig ist es, so ein Traditionsschiff in den Markt einzuordnen, zumal der Preis stark vom Pfundkurs abhängt. Aber wie sagt der Engländer: You get what you pay for.

Die Messwerte zum Test der Cornish Shrimper 21

Windgeschwindigkeit: ca. 10 kn (3 Bft.); Wellenhöhe: Dünung ca. 0,20 Meter

Die Cornish Shrimper 21 im Detail

Das Boot hat schmale Seitendecks, wirkt optisch leichter als der Backdecker | Zeichnung: YACHT/B. RothenbergDas Boot hat schmale Seitendecks, wirkt optisch leichter als der Backdecker | Zeichnung: YACHT/B. Rothenberg

Technische Daten der Cornish Shrimper 21

  • Design: R. Dongray/D. Thomas
  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 6,40 m
  • Breite: 2,40 m
  • Tiefgang: 0,57-1,35 m
  • Gewicht: 1,8 t
  • Ballast-Schwert: 75 Kilo
  • Großsegel: 15,6 m2
  • Rollgenua: 8,00 m2
  • Maschine (Yanmar): 9 PS/7 kW

Rumpf- und Decks­bauweise

  • Rumpf: Massivlaminat im Handauflageverfahren
  • Deck: Sandwich mit Balsaholz-Kern

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft: 97.250 € inkl. 19 % MwSt.
  • Garantie/gegen Osmose: 1/– Jahre

Stand 02/2024 nach aktuellem Umrechnungskurs zum Britischen Pfund.

Werft

YACHT-Bewertung der Cornish Shrimper 21

Ein Stück solide Gaffel-Tradition, das seiner Linie treu bleibt. Gut trailerbar, ideal zum Trockenfallen, einhandtauglich. Gute Bauqualität, aber auch hoher Preis

Konstruktion und Konzept

  • + Stimmiges Gesamt-Konzept
  • + Kann Trockenfallen
  • + Zum Trailern optimiert
  • - Hoher Preis

Segelleistung und Trimm

  • + Einfach zu bedienendes Gaffelsegel
  • - Mäßige Segelleistungen

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Geräumige Vorschiffskoje
  • + Gutes Finish, gemütlich
  • - Kocher unpraktisch

Ausrüstung und Technik

  • + Auf Wunsch Einbaumaschine
  • + Gute Jüt-Vorrichtung
  • - Hohes Gewicht zum Trailern

Der Artikel erschien erstmals in YACHT 14/2015 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.


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