Cape Cod 767 im TestModerner Daysailer garantiert schnittiges Segeln

Michael Good

 · 05.02.2024

Negativer Deckssprung, wenig Freibord, dazu ein ausgeprägter Kanubug. Die moderne Optik polarisiert
Foto: YACHT/Olivier Blanchet
Die Werft Rosewest in Bordeaux macht mit dem smarten, außergewöhnlichen Daysailer Cape Cod 767 auf sich aufmerksam. Ein agiles Boot, das seinesgleichen sucht

Die Lust am Segeln wird durch viele Faktoren bestimmt: Erholung, Bewegung, Abwechslung oder einfach nur Naturerlebnis. Nicht zuletzt wird die Freude am Wassersport generell durch die Attraktivität des schwimmenden Untersatzes potenziert. Ein Boot, mit dem man jederzeit und immer lossegeln möchte, ist die Cape Cod 767 aus Frankreich – zumindest, solange man damit keine längere Strecke auf hoher See bei Schwerwetter in Angriff nehmen will. Das ebenso aufregende wie versatile Boot ist vielmehr geeignet für sportliches oder entspanntes Daysailing, als Trailerboot und taugt sogar als kleiner Tourer für das Wochenende.

Rosewest nennt sich die kleine Yachtbau-Manufaktur in Bordeaux an der französischen Westküste, aus der die Cape Cod 767 stammt. Die Werft ist seit zwölf Jahren am Markt präsent und hat mit der größeren Cape Cod 896 bereits einen überaus hübschen Daysailer von knapp neun Meter Länge am Start. 30 Schiffe dieses Typs wurden schon gebaut. Mit einer kleineren Neuinterpretation des modernen Daysailers will sich die Marke jetzt breiter aufstellen und auch der immer stärker werdenden Nachfrage nach unkomplizierten und trailerbaren Booten nachkommen. Mit ihrem fast komplett aufholbaren Integral-Schwenkkiel, dem achtern angehängten Ruderblatt sowie mit einer Breite von nur 2,54 Metern ist die Cape Cod 767 dafür bestens geeignet – auch für das Ein- und Auswassern über die Sliprampe.

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Die Konkurrenz: in diesem Längensegment sehr breit aufgestellt

Beneteau First 24. Vielseitiges Crossover-Boot, das sich zum Regattasegeln genauso gut eignet wie zum Touren mit der kleinen Familie und zum Trailern. Die Alleskönnerin wird von Sea­scape in Slowenien gebaut. Rumpflänge 7,30 m; Breite 2,50 m; Gewicht 1,0 t; ab 65.450 Euro
Foto: Beneteau/First

Die Cape Cod 767 segelt schnittig und auffällig steif

Hervé Nollet ist gleichzeitig Werft- und Markenbesitzer sowie auch Designer seiner Boote. Die beiden Typen der aktuellen Kleinserie teilen zwar die generelle Ausrichtung als Daysailer, gehen aber konstruktiv weit auseinander. Während die Cape Cod 896 auf eine attraktive, neoklassische Optik mit weit überhängendem Heck, einer eingezogenen Wasserlinie und starkem Deckssprung getrimmt ist, verfolgt die kleinere Cape Cod 767 fast komplett gegenteilige Konstruktionsansätze. Bei ihr zeigt das Deck einen auffällig negativen Sprung, die moderne Rumpfform ist mit markanten Kimmkanten hart abgesetzt, und der scharfe Kanubug sorgt für eine aufregende Optik. Unterschiedlicher könnten die Boote aus dem gleichen Haus kaum sein.

Für einen Test steht die Cape Cod 767 der YACHT-Redaktion in La Rochelle zur Verfügung, wo sie sich als nominiertes Boot zur Wahl als Europas Yacht des Jahres 2024 auch der internationalen Jury beweisen muss. Die Bedingungen am Testtag: leichter Wind um zehn Knoten (3 Beaufort), kaum Welle, dazu Sonnenschein. Verhältnisse also, welche auf die Cape Cod 767 wie zugeschnitten sind. Trotz der relativ kleinen Selbstwendefock kommt das Schiff hart am Wind schnell und gut in Fahrt. 6,2 Knoten registriert die Logge bei einem Wendewinkel von rund 90 Grad. Das sind schon mal recht gute Leistungsdaten für einen reinen Daysailer dieser Ausrichtung und Größe.

Auch segelt das Boot auffällig steif. Der achtern breite Rumpf mit dem flachen Spant und den hart abgesetzten Kimmkanten zeigt Wirkung, und das kleine Schiff ist selbst bei viel Druck schön aufrecht unterwegs. Die hohe Formstabilität wird effizient unterstützt durch den Schwenkkiel mit 1,80 Meter Tiefgang und 350 Kilogramm Bleiballast am unteren Ende. Auch reagiert die kleine Französin agil und lebhaft auf die Steuerbefehle. Allerdings ist die Pinne unnötig sehr kurz geraten. Wegen des zu kleinen Hebels hat der Steuermann nur wenig Rudergefühl und braucht zudem mehr Kraft für die Arbeit an der Pinne beziehungsweise am Pinnenausleger.

Gehobenes Leistungspotenzial mit Verbesserungsbedarf

Für die Raumwindstrecken können wahlweise ein rollbarer Code Zero (ab ca. 60 Grad Windeinfallswinkel) oder ein Gennaker (ab 90 Grad) zum Einsatz kommen und sorgen für eine gute Steigerung der Performance. Anders als bei vielen Sportbooten dieser Art und Größe, verzichtet die Werft allerdings auf einen festen oder ausziehbaren Bugspriet. Die zusätzlichen Segel werden direkt am Bug in Zugverlängerung des negativen Stevens angeschlagen. Damit das Halsen mit Code Zero und Gennaker reibungsarm klappt, ist das Vorstag der Fock relativ weit zurückversetzt. Weil der Mast aber ebenfalls weit achtern steht, etwa in der Mitte, fällt der Amwind-Segelplan zwar hoch und schlank aus, bleibt aber immer noch vernünftig dimensioniert. Die Segeltragezahl von 5,2 repräsentiert obendrein ein gehobenes Leistungspotenzial.

Auf dem Testschiff, der Baunummer eins von Rosewest, steht ein vergleichsweise hoher Mast aus einem robusten, relativ dicken und dazu komplett unverjüngten Aluminium-Profil mit einem Paar Salinge. Ein Achterstag ist nicht vorgesehen, dafür kann ein sportliches Großsegel mit einem weit ausgestellten Kopf (Squarehead) gesetzt werden. Der äußerst rigide Mast ist im Test aber nahezu untrimmbar und soll daher für die nachfolgenden Baunummern bereits im Standard durch ein dünneres, flexibleres und dazu weniger schweres Profil vom Hersteller AG+ ersetzt werden.

Sportliche Segler können sich ihre Cape Cod 767 optional mit einem noch leichteren Kohlefasermast sowie für mehr Spaß und Leistung zudem sogar mit zwei Trapezen ausstatten lassen. Das Gewicht des Riggs ist aber nicht nur bezüglich der Performance ein Thema. Der Mast steckt in einem klappbaren Fuß auf dem Niveau des Cockpitbodens und kann bequem von Hand gestellt und gelegt werden. Je leichter das Profil ist, desto einfacher ist natürlich auch das Handling.

Im Cockpit der Cape Cod 767

Das Cockpit ist sehr geräumig gestaltet und bietet reichlich Platz für bis zu sechs Mitsegler. Dank des denkbar einfachen Layouts an Deck und der Selbstwendefock haben es allerdings auch Solisten im Einhand-Betrieb mit dem Handling leicht, selbst bei mehr Wind. Die Trimmeinrichtungen sind entsprechend übersichtlich angeordnet und gut erreichbar. Für das hohe und schlanke Großsegel mit Squarehead würden sich ambitionierte Segler einen Traveller auf dem hinteren Cockpitboden wünschen, den die Werft allerdings auch als Option nicht anbietet. Anstelle dieses Trimminstrumentes wird eine einfache Schottalje mitgeliefert, mit welcher der Großbaum nach Luv getrimmt werden kann – eine simple und gleichermaßen wirkungsvolle Einrichtung, auch wenn das Umschäkeln nach dem Manöver weitere Handgriffe erfordert.

Bleibt der Wind aus, lässt sich die Cape Cod 767 mit einem Außenbordmotor (Elek­tro oder Benzin) antreiben. Der Quirl wird bei Nichtgebrauch in einem abgeschotteten Staufach im Heck gelagert. Dafür hat die Werft eine hervorragend funktionierende Mechanik erfunden, durch die sich der Motor mit einem Handgriff ausklappen lässt und wieder eingesetzt werden kann. Alle Motorisierungsvarianten sind optional und mit entsprechenden Aufpreisen verbunden.

Frische Ideen, die ihren Preis haben

Eine große Überraschung zeigt sich im komplett geschlossenen Vorschiff, wo zwei Kojen längs eingebaut sind. Ein großer Lukendeckel im Vordeck öffnet den Zugang zur Schlupfkabine, wo man zu zweit liegen und mit eingeschränktem Komfort auch mal übernachten kann, falls nötig. Gemütlich ist es innen nicht, und es gibt weder Fenster noch Lüftungsmöglichkeiten.

Die Cape Cod 767 ist außergewöhnlich und mit allerlei frischen, guten Ideen gespickt. Getrübt wird die Freude an dem Boot allerdings durch den hohen Grundpreis von rund 130.000 Euro. Für ein kleines Schiff dieser Größe, Ausrichtung und Machart ist das sehr viel Geld, selbst wenn es von der Werft bereits weitgehend segelklar ausgeliefert wird, also einschließlich der Segel (Groß, Fock, Code Zero) und inklusive einer Decksauflage mit Teakholz-Imitat.

Ob die kleine, smarte Französin der starken Konkurrenz zum Beispiel von Tofinou, Saffier oder Sunbeam dennoch die Stirn bieten kann, wird sich zeigen. Bis auf den Preis hat sie jedenfalls das Zeug dazu.

Die Messwerte zum Test der Cape Cod 767

Bild 1

Die Cape Cod 767 im Detail

Viel Segelfläche: Mit dem schlanken, leistungsstarken Segelplan eignet sich die Cape Cod 767 speziell für den Einsatz auf Binnenrevieren | Zeichnung: YACHT/N. CampeViel Segelfläche: Mit dem schlanken, leistungsstarken Segelplan eignet sich die Cape Cod 767 speziell für den Einsatz auf Binnenrevieren | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten der Cape Cod 767

  • Konstrukteur: Hervé Nollet
  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 7,67 m
  • Gesamtlänge: 7,67 m
  • Wasserlinienlänge: 7,22 m
  • Breite: 2,54 m
  • Tiefg. Schwenkkiel: 0,22–1,80 m
  • Masthöhe über WL: 11,50 m
  • Theor. Rumpfgeschw.: 6,5 kn
  • Gewicht: 1,25 t
  • Ballast/-anteil: 350 kg/28 %
  • Großsegel: 20,4 m²
  • Selbstwendefock: 11,5 m²
  • Code Zero: 23,0 m²
  • Gennaker: 55,5 m²
  • Maschine (Außenbord): 5 PS

Rumpf- und Decksbauweise

Rumpf: GFK-Sandwichlaminat mit Schaumkern, gebaut im Vakuum-Infusionsverfahren mit Epoxidharz

Rigg und Segel

Aluminium-Rigg vom Hersteller AG+. Ein Kohlefasermast ist als Option gegen Aufpreis erhältlich. Das Großsegel, die Selbstwendefock sowie ein rollbarer Code Zero gehören zur Basisausstattung

Motorisierung

Wahlweise aufholbarer Außenbordmotor (Elektro oder Benzin) mit Staufach am Heck oder kleiner Einbaumotor möglich. Alle Antriebsarten als Option gegen Aufpreis

Rumpfanhänge

Hydraulischer Integral-Schwenkkiel mit Gusseisenschaft und Bleiballast. Aufholbares Ruderblatt

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis ab Werft: 130.300 €
  • Preis segelfertig: 133.360 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre

Werft und Vertrieb

Rosewest Construction Navale, 33300 Bordeaux (Frankreich); www.rosewest.fr

YACHT-Bewertung der Cape Cod 767

Hübscher Daysailer mit aufregend modernen Konstruktions­merkmalen. Das trailerbare Boot zeigt im Test tolle Segel­eigenschaften. Der hohe Preis sorgt aber für Ernüchterung

Konstruktion und Konzept

  • + Vielseitig nutzbar
  • + Durchdachtes Layout
  • - Hoher Preis

Segelleistung und Trimm

  • + Segelt steif am Wind
  • + Sehr einfaches Handling
  • - Wenig Steuergefühl

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Unerwartetes Wohnangebot
  • + Stauraum für Chemie-WC
  • - Schmale Kojen

Ausrüstung und Technik

  • + Schwenkkiel im Standard
  • + Hochwertige Decksausstattung
  • - Kein Bugspriet

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