Biga 24Auch als Gebrauchtboot hübsch, schnell und komplett

Michael Rinck

 · 18.08.2025

Dank der großen Genua segelt die Biga auch bei wenig Wind sehr ordentlich
Foto: YACHT/U. Seer
Auf nur 7,50 Meter Länge bietet die zeitlose Biga 24 schon alles, was man auf einer Yacht braucht. Dazu überrascht sie mit edlen Holzarbeiten, die auch nach über drei Jahrzehnten noch richtig gut aussehen. Der Test.

Der Starnberger See ist spiegelblank, nur ab und an zeigt sich ein kleiner Windstrich, noch dazu ist das Wetter grau. Doch die gebrauchte Biga 24 Baujahr 1988 hebt sofort wieder die Laune: Der Kleinkreuzer sieht einfach toll aus! Lediglich der Freibord zeigt Kunststoff, alle anderen Flächen sind aus Holz gearbeitet. Der Aufbau sitzt etwas wuchtig auf dem 7,50 Meter langen Rumpf, dafür überzeugt das Raum­angebot unter Deck. Nimmt man in der Dinette Platz, fühlt man sich wie auf einer richtigen kleinen Yacht.

Der Werftprospekt aus den siebziger Jahren preist das Boot als unsinkbar, selbst­lenzend und trailerbar an. Und der YACHT-Test in Ausgabe 21/1976 bescheinigt der Biga beim Krängungversuch genug aufrichtendes Moment auch bei 90 Grad Lage.

Weitere Gebrauchtboot-Tests:

Nach der ersten Besichtigung unter Deck kommt auch etwas Wind auf; Leinen los im Münchner Yacht-Club. Ein Torqeedo-Antrieb mit 4 Kilowatt Leistung schiebt aus dem Hafen. Der Akku sitzt unter einer großen Klappe in der Plicht. Hier wäre sogar Platz für eine kleine Einbaumaschine. Der Außenborder reicht aber völlig aus, um das beladen sicher über 1,5 Tonnen verdrängende Boot anzutreiben.

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Entgegen der ursprünglichen Ausstattung ist das Großfall nach achtern umgelenkt, sodass das Segel aus dem Cockpit gesetzt werden kann. Die mit 18 Quadratmetern sehr große Genua wird einfach ausgerollt. Ihrer enormen Fläche ist es auch zu verdanken, dass die Biga trotz maximal 8 Knoten un­beständigen Windes gut vorankommt und bei halbem Wind einmal sogar über 4 Knoten Speed über Grund loggt.


Gebrauchtboot-Steckbrief Biga 24

  • Typ: Biga 24
  • Konstrukteur: Heribert Streuer
  • Gebaut: 1975–1999
  • Stückzahl: ca. 480
  • Neupreis segelfertig: 24.000 DM
  • Gebrauchtpreis aktuell: 9.000–19.000 €

Guter Wendewinkel

Weiteres schönes Detail am Vorsegel: Durch die weit innen liegenden Püttinge und Wanten kann die Genua fast am Aufbau geschotet werden. Die recht enge Schotung ermöglicht Wendewinkel von 85 Grad – das ist, auch trotz nicht mehr ganz neuer Segel, ein wirklich guter Wert. In den wenigen kleineren Böen um die 10 Knoten zeigt sich, dass die Biga 24 anfangs recht rank segelt, ab 15 Grad Lage aber Stabilität gewinnt und nicht weiter krängt. Außer in Böen, wo sie etwas luvgierig wird, hält sie ihren Kurs, auch wenn man für einen Augenblick die Pinne loslässt. Vom Ruder kommt gute Rückmeldung, und das Boot lässt sich sehr einfach dirigieren. Mit 165 Zentimeter Länge bieten die Duchten genug Platz für vier im Cockpit.

Die unstete Brise macht Geschwindigkeitsmessungen schwierig; die Werte fallen erwartbar recht niedrig aus, gemessen am Wind sind sie gut. Dennoch ist das Potenzial spürbar, das Boot spricht schnell auch auf kleine Böen an. In dem 45 Jahre zurück­liegenden Test der Kollegen heißt es, dass bei 4 Beaufort 5,0 bis 5,5 Knoten am Wind gemessen wurden. Als Höchstgeschwindigkeit wurden seinerzeit 6 Knoten vermerkt.

Die Vorschotwinschen am Süll auf dem Testboot sind dabei schon ein Upgrade, im alten Testbericht ist nur eine Winsch auf dem Reitbalken vor dem Traveller installiert. Beim aktuellen Testboot wiederum ist kein Traveller vorhanden und die Großschot direkt auf dem Cockpitboden angeschlagen.


Immer was zu tun: Holzflächen auf der Biga 24

Die lackierten Holzflächen waren größtenteils in einem sehr guten Zustand. Nach 32 Jahren sind aber dennoch an einigen Stellen kleine Schäden aufgetreten. In der Plicht scheint im Bereich der Abläufe häufiger Wasser zu stehen, das den Klarlack angegriffen hat
Foto: YACHT/U. Seer

Nur am Freibord ist bei der Biga 24 GFK zu sehen. Deck, Aufbau und Cockpit sind  Holzflächen, die bei richtiger Pflege sehr langlebig sind. Einige Stellen bedürfen dabei klassischerweise besonderer Aufmerksamkeit.


Gemacht für mehr Wind

Typisch für die Bicker-Werft sind die vielen Möglichkeiten, sein Schiff individuell fertigen zu lassen. Deswegen finden sich im Gebrauchtbootmarkt recht unterschiedliche Varianten. Das gilt auch für die Anhänge: Kielschwerter mit unterschiedlichen Tiefgängen sowie eine Festkielversion mit 1,20 Meter Tiefgang wurden angeboten.

Die kleine Biga kann auf jeden Fall mehr Wind vertragen, das zeigen nicht nur die alten Messwerte, sondern auch ein Blick auf die Verarbeitung im Detail: Die Püttinge sind sehr solide mit dem Rumpf verbunden. Die Laminate weisen keinerlei Risse auf, auch die Holzkonstruktion macht einen sehr stabilen Eindruck, nichts knarzt oder zeigt Spuren von Ermüdung oder Rott.

Das gilt auch für die sichtbaren Bereiche, die nach 32 Jahren noch einen sehr guten Eindruck machen. Nur in der Plicht ist der Lack an einigen Stellen kaputt. Sogar das Teakdeck sieht noch fit aus – keine auffälligen undichten Fugen. Das wäre ein Problem, denn darunter liegt Sperrholz, was dann Feuchtigkeit aufnehmen könnte. Das ist bei der Besichtigung eines Gebrauchtbootes genau zu prüfen, da ein neues Teakdeck empfindlich teuer ist. Außer einigen Kratzern am Niedergang sind auch die Lackoberflächen des Innenausbaus aus Mahagoni sehr schön erhalten. Der Aufbau wird vom Eigner alle zwei Jahre angeschliffen und mit zwei Schichten Klarlack versehen. Kleine Schäden müssen schnell beseitigt werden, dann hält sich der Pflegeaufwand in Grenzen.

Unter Deck der Biga 24

Die Dinette an Backbord kann zur Liegefläche umgebaut werden, reicht dann mit einem Meter Breite aber nur für eine Person. Die komfortabel bemessene Vorschiffskoje bietet zwei Erwachsenen Platz.

Ein weiterer Schlafplatz befindet sich an Steuerbord in der Hundekoje. Diese hat einen Zugang durch den Backskistendeckel vom Cockpit und kann so auch sehr gut als Stauraum genutzt werden. Die einen Meter langen Aufbaufenster lassen genug Licht unter Deck. Spektakulär ist jedoch das riesige Schiebeluk, das geöffnet schon fast für Cabriogefühl unter Deck sorgt. So ist das Thema der fehlenden Steh­höhe in diesem Bereich bei gutem Wetter auch kein Problem. Mit 1,65 Meter unterm Hauptschott, 1,67 mittig im Salon und 1,76 unterm Luk müssen viele Segler den Kopf unter Deck einziehen.

Ursprünglich war vor dem Hauptschott an Backbord ein WC installiert, das aber demontiert wurde, weil es auf dem See nicht benutzt werden darf. Darüber konnte ein Waschbecken ausgezogen werden. Jetzt ist hier eine Kleiderstange für Rettungswesten und Ölzeug montiert. Die Fenster sind erstaun­licherweise durchweg noch dicht, einziges Problem ist laut Eigner im Moment der Borddurchlass vom Spülbecken. Er liegt über der Wasserlinie und ist bei Lage nicht mehr ganz dicht.

Preis damals und heute

1975 kostete die Biga 20.903 D-Mark; fürs segelfertige Schiff – mit Außenborder, Segeln, aber ohne Polster und Beleuchtung – ging der Tester von 24.000 D-Mark aus. Der Eigner der gebrauchten Biga hat 2016 für sein Exemplar 15.450 Euro bezahlt. Im Internet finden sich Angebote zwischen 9.000 bis 19.000 Euro. Als Biga 242 wird das Boot mit modernem Unterwasserschiff und 10 Zentimeter mehr Länge immer noch gebaut.

Die Messwerte zum Test der Biga 24

Bild 1

Die Biga 24 im Detail

Die 24 Fuß sind sehr gut ausgenutzt. Die kleine Biga bietet viel Platz und zeigt dennoch harmonische Linien | Zeichnung: YACHT/N. CampeDie 24 Fuß sind sehr gut ausgenutzt. Die kleine Biga bietet viel Platz und zeigt dennoch harmonische Linien | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten der Biga 24

  • Konstrukteur: Heribert Streuer
  • Rumpflänge: 7,50 m
  • Breite: 2,50 m
  • Tiefgang/aufgeholt: 1,40/0,85 m
  • Gewicht: 1,35 t
  • Ballast/-anteil: 0,5 t/37 %
  • Großsegel: 12,5 m2
  • Rollgenua (115 %): 18,0 m2
  • Fock: 12,0 m2
  • Maschine (Torqeedo): 4 kW/5,4 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

Rumpf: GFK mit Polyesterharz. Deck/Aufbau: klassische Holzbauweise

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft 1976: 20.903 DM
  • Preis segelfertig 1976: 24.000 DM
  • Preis gebraucht: 9.000-19.000 €

Stand 02/2024

Werft

Bootswerft Gerhard Bicker, Uentroper Straße 33, 59229 Ahlen- Dolberg; www.biga-yachten.de

YACHT-Bewertung der Biga 24

Die Biga 24 überrascht mit guten Segeleigenschaften auch bei leichtem Wind. Die Verarbeitung ist spektakulär gut, der Innenausbau aus Mahagoni sehr schön und gut nutzbar. Auch für längere Törns ist alles an Bord

Konstruktion und Konzept

  • + Pflegeleichter Kunstoffrumpf
  • + Deck, Aufbau und Innenausbau mit sehr schönen Holzarbeiten

Segelleistung und Trimm

  • + Sehr gute Höhe am Wind
  • + Große Segelfläche für Leichtwind

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Robust und schön ausgeführt
  • + Sehr gut genutzer Platz
  • - Keine Stehhöhe

Ausrüstung und Technik

  • + Umgelenkte Fallen nachgerüstet
  • + Einbaumaschine möglich
  • + Badeleiter in Heckkorb integriert

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 11/2021 und wurde für die Online-Version aktualisiert.

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