YachtsportgeschichteDie Entwicklung der Konstruktionsklasse 5.5mR

Lasse Johannsen

 · 26.10.2017

Yachtsportgeschichte: Die Entwicklung der Konstruktionsklasse 5.5mRFoto: YACHT/N. Krauss
Die Entwicklung der Konstruktionsklasse 5.5mR

Mit einer Vortragsreihe über ihre Boote ziehen die 5.5er-Segler in der Wintersaison durchs Land, um für die erstarkende Klasse zu werben

Alle großen Städte Norddeutschlands stehen auf dem Programm, in diesen Jahr machen Hamburg und Berlin den Anfang, im nächsten geht es nach Kiel und Lübeck.

Termine

15.11.2017 Norddeutscher Regatta Verein (NRV) Hamburg
12.1.2018 Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) Berlin
31.1.2018 Hamburger Segel-Club (HSC) Hamburg

Spannende Entwicklung

Aufgezeigt wird die anhaltende Entwicklung der 70 Jahre alten Konstruktionsklasse – als nach dem Zweiten Weltkrieg auch für den Segelsport wieder eine internationale Arena geschaffen werden sollte, galt es, einen Ersatz für die 6-mR-Yachten zu finden. Die vergleichsweise hohen Kosten für Neubauten in dieser Klasse waren nicht mehr zeitgemäß.

Der britische Konstrukteur und Meterklassen-Spezialist Charles E. Nicholson modifizierte die International Rule kurzerhand für dieses Vorhaben. Das neue Boot wurde rund um die Hälfte leichter und kam entsprechend mit halb so viel Segelfläche aus.

Sein olympisches Debüt gab der 5.5er bei den Spielen des Jahres 1952 in Helsinki. Bei Olympia 1972 in Kiel ereilte den 5.5er dann das gleiche Schicksal aus ähnlichen Gründen: Er wurde durch die offenen Kielboote Soling und Tempest ersetzt.

Offen für Neuerungen

Doch der Verlust seiner olympischen Weihen hat dem 5.5er nicht geschadet. 5.5er sind von ihren Abmessungen – die Boote sind etwa 9,50 Meter lang, 1,7 bis 2 Tonnen schwer und tragen knapp 30 Quadratmeter Segelfläche am Wind – ähnlich unkompliziert zu segeln wie Drachen oder Lacustre. Im Gegensatz zu den meisten anderen offenen Kielbooten ihrer Größe aber sind sie eine echte Konstruktionsklasse. Noch dazu mit Vorschriften, die sehr offen für Neuerungen sind.

In den siebziger Jahren tauchen die ersten im Vakuumverfahren formverleimten Boote auf. Anfang der Achtziger wird GFK zugelassen. Früh werden selbstlenzende Cockpits konstruiert, Kiel- und Ruderformen spiegeln den jeweiligen Stand der Yachtentwicklung wieder. Heute sind Riggs aus Carbon ebenso anzutreffen wie ausgeklügelte Trimmklappen hinter dem Kiel moderner Boote mit geteiltem Lateralplan.

Mehr als 700 Boote

Die internationale Klassenvereinigung zählt derzeit mehr als 700 Boote in über 30 Ländern. Hierzulande wurde die Deutsche "5.5m KV" Ende der Neunziger wiedergegründet. Außerdem gibt es zahlreiche lokale Flotten. Die jüngste wurde im November 2013 in Kiel gegründet, wo schon 1952 das erste deutsche Boot beheimatet war. Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind 5.5er heute in Deutschland, die meisten Neubauten laufen traditionell in der Schweiz vom Stapel.

Die Flotte wird in drei Altersklassen unterteilt. Klassische Langkieler aus Holz werden als "Classic" bezeichnet; die Designjahre 1970 bis 1993 bilden die Gruppe namens "Evolution; jüngere Boote heißen "Modern". Gestartet und gesegelt wird trotz aller Unterschiede gemeinsam, Preise für Evolution und Classic werden besonders ausgelobt.

  Ein 5.5er aus den 80ern (Evolution). Konstruktion: Muir/Egger 1982Foto: Kaspar Stubenrauch
Ein 5.5er aus den 80ern (Evolution). Konstruktion: Muir/Egger 1982

Probesegeln für jedermann

Zur Öffentlichkeitsarbeit der Klassenvereinigung gehört auch ein praktischer Teil im Sommer. Da nämlich findet bereits seit einigen Jahren ein Probesegeln für jedermann statt. Hier geht es zum Termin für diese nächste Kennenlernmöglichkeit.