YachtbauDer letzte Anker hält am besten

Lasse Johannsen

 · 18.06.2015

Yachtbau: Der letzte Anker hält am bestenFoto: Lilli Berking
Nach vier Jahren Bauzeit im Kran

Auf der Flensburger Werft Robbe & Berking Classics ist der Neubau eines ganz besonderen klassischen Zwölfers vom Stapel gelaufen

Das Design der Yacht, die in zwei Wochen anlässlich der Zwölfer-EM in Flensburg getauft werden soll, stammt aus der Feder des Konstrukteurs Johan Anker (vgl. YACHT classic 1/2015), wurde aber nie gebaut. Das hat das Team um Werftchef Oliver Berking in den vergangenen vier Jahren nachgeholt. Bei Robbe & Berking Classics wurde der imposante Neubau jetzt zu Wasser gelassen.

In seiner Rede gab Berking Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses besonderen Designs und dankte dem Auftraggeber im Namen der Fangemeinde aller Meteryachten:

"Johan Anker, der große norwegische Meister der Linien, hat dein Boot 1939 gezeichnet. Es ist durch den Ausbruch des Krieges und Ankers Tod im Frühjahr 1940 nie gebaut worden. Nun hast du es möglich gemacht, dass genau 75 Jahre nach dem ursprünglich vorgesehenen Termin dieser große Entwurf doch noch zu Wasser geht.

Ankers ganze Erfahrung und sein ganzes Wissen sind in dieses Boot geflossen. Und er hatte viel Erfahrung, und er hatte viel Wissen. Er war 68 Jahre alt, und es war sein letzter Zwölfer von sage und schreibe 20, die er gezeichnet hat und das vorletzte Boot überhaupt in seinem Leben. Gezeichnet nach einer Formel, der International Rule, die so elegante, wunderbare und schnelle Yachten hervorgebracht hat und an deren Entstehung er als junger Mann 33 Jahre zuvor, 1906 in London, ganz wesentlich mitgewirkt und die er sein Leben lang ganz wesentlich geprägt hat. Er war Werftbesitzer, er war ein brillanter Konstrukteur, und er war ein ebenso brillanter Segler.

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank. Die Seglerwelt muss dir für deine Entscheidung, diese Yacht bauen zu lassen, für deinen Mut und das Herzblut, das du hier reingesteckt hast, danken."

Das Spantengerüst aus Niro und Holz. Die letzte 12mR-Zeichnung von Johan Anker stammt aus dem Jahre 1939
Foto: Robbe&Berking/S. Stich

Zuvor hatte Berking, wie er gegenüber dem NDR-Fernsehen erzählt, selber die Pläne aufgestöbert und einen Auftraggeber gesucht, damit dieses Anker-Design Nr. 434 auf seiner Werft als erster hölzerner Zwölfer-Neubau seit 50 Jahren gebaut werden konnte. Originalität stand dabei an erster Stelle, wenn auch Edelstahlspanten und moderne Kleber und Lacke zum Einsatz kamen. Der optische Eindruck aber dürfte dem entsprechen, was die Werft Johan Ankers zu dessen Lebzeiten auch abgeliefert hätte.

Spezifikation "Johan Anker 434":
Länge über alles 21,65 m
Breite 3,60 m
Tiefgang 2,64 m
Segelfläche wie vermessen 174 qm