Kristina Müller
· 09.03.2020
Das erste deutsche Polarforschungsschiff wird in Dänemark für künftige Törns gerüstet. Die Finanzierung kommt vom Förderverein des Deutschen Schifffahrtsmuseums
Die Nordische Jagt "Grönland", mit der 1868 die erste deutsche Polarexpedition durchgeführt wurde, ist für einen Werftaufenthalt von Bremerhaven nach Hvide Sande an der dänischen Nordseeküste überführt worden. "Die dortigen Arbeiten sind nötig, um die 'Grönland' auch in Zukunft auf großen und kleinen Touren fahrtauglich zu halten", begründet das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, Eignerin des Schiffes, die Instandhaltungsarbeiten.
Der Weg zum Nordpol
Denn womöglich soll das betagte Schiff mit Heimathafen in Bremerhaven wieder auf eine große Reise geschickt werden – erwogen wird eine Expedition zurück zum nördlichsten Punkt der Route von einst. Im Sommer 1868 segelte die "Grönland" bis auf 81° 4,5’ Nord. Diese Position nördlich von Spitzbergen zu erreichen war eine enorme Leistung der Crew eines reinen Segelschiffs ohne Maschinenantrieb. Ziel der Reise unter Kapitän Carl Koldewey war es, einen vermuteten Seeweg durch das Packeis zum Nordpol zu finden.
Monatelang war seine zwölfköpfige Crew damals unterwegs und erreichte nach 3000 Seemeilen Spitzbergen, blieb jedoch im Packeis stecken und musste schließlich umkehren, ohne den erhofften Weg gefunden zu haben.
Mutige Crews und prominente Gäste
Gebaut wurde das gut 30 Meter lange Schiff 1867 als Robbenfänger und Küsten-Frachtsegler. Carl Koldewey, damals 30 Jahre alt, kaufte es für die Expedition im norwegischen Bergen. Der Rumpf wurde für den Einsatz als Polarforschungsschiff verstärkt, um dem Druck des Eises während einer Überwinterung standzuhalten.
Heute zählt das Schiff zu den Exponaten des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven. Eine ehrenamtliche Crew hält es in Fahrt – mitunter mit prominenten Gästen an Bord: 2015 nahm etwa Bundespräsident Joachim Gauck auf der "Grönland" die Einlaufparade des Windjammertreffens Sail Bremerhaven ab. Weitere Staatsoberhäupter waren ebenfalls schon auf dem geschichtsträchtigen Schiff zu Gast.
Sechsstellige Summe
Die nun anstehenden Holzarbeiten auf der Werft in Hvide Sande werden durch den Förderverein des Deutschen Schifffahrtsmuseum unterstützt. Er stellt hierfür eine sechsstellige Summe bereit.
"Wir sind unserem Förderverein sehr dankbar, dass er die Sanierung der 'Grönland' ermöglicht", sagt die geschäftsführende Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner: "In dieser wertvollen Unterstützung zeigt sich gelebte Wertschätzung für maritime Kulturgüter und für das, was wir von ihnen lernen können. Darüber freuen wir uns sehr."