Jochen Rieker
· 13.09.2010
Sie war eine Legende. Ihr Rekord hielt länger als ihre stählernen Spanten. Jetzt segelt die "Atlantic" wieder
Es ist "nur" eine Replik. Aber was für eine! Fast 70 Meter Länge über Alles misst der Nachbau des schwarzen Dreimast-Schoners, der jetzt fertiggestellt wurde. YACHT-Autor Erdmann Braschos war an Bord
Das Original lief bereits 1903 vom Stapel. Und verewigte sich zwei Jahre später in den Annalen der Segelhistorie. Beim Kaiser-Pokal von Sandy Hook bei New York bis Land's End im Südwesten Englands stellte "Atlantic" 1905 unter Skipper Charles Barr eine Bestzeit für die Nordatlantik-Passage in einer Regatta auf: 12 Tage, 4 Stunden, 1 Minute. Sie sollte erst hundert Jahre später unterboten werden.
Es ist dieser Rekord, aber auch die schiere Dimension und Bauart des Bootes, die Eigner Ed Kastelein zum Nachbau veranlassten. Der Holländer ist Klassik-Liebhaber und erfahren im großen Fach. Er hatte zuvor "Eleonora" auferstehen lassen, die Replik des Herreshoff-Schoners "Westward", zu dessen Ehren sich diesen Sommer die Big Class vor Cowes traf.
Das YACHT-Porträt der neuen, eng ans Original angelehnten "Atlantic" zeichnet auf sieben Seiten nach, wie Kastelein an zwei Standorten und in vier Jahren den Wundersegler neu erschuf, der schon bei Leichtwind elf, zwölf Knoten Geschwindigkeit loggt.
Seine Regatta-Premiere wird der Schoner, der seit mehreren Wochen in Charter fährt, vom 25. September bis 3. Oktober bei der Voiles de St. Tropez in Frankreich feiern. Dann geht es über den Atlantik, der dem Boot seinen Namen gab, gen Karibik.