Lasse Johannsen
· 12.08.2012
Findet sich nicht schnell ein Liebhaber, wandert die sporthistorisch wertvolle "Froya of Rhu" noch in diesem Monat in die Müllpresse
Ein Hilferuf der ganz besonderen Art. Die Aktion »Rettet die Klassiker!« des Freundeskreises Klassische Yachten sucht händeringend nach einem Enthusiasten, der sich der 13,70 Meter langen Gentlemen's Yacht aus dem Jahr 1937 annimmt – andernfalls soll sie noch in diesem Monat abgewrackt werden.
"Der Eigner hat das Boot jetzt sogar bei Ebay eingestellt", sagt Jan Lohrengel, Schirmherr und Motor der Aktion seit ihrem Bestehen. Den Lebenslauf hat Lohrengel schon vor einiger Zeit für den "Klassiker!", das Mitgliedermagazin des Freundeskreises, zusammengestellt:
Der englische Yachtsport der 30er Jahre hinterließ legendäre Yachten, war geprägt durch beeindruckende Persönlichkeiten und erfreute sich an ebenso sportlich wie gesellschaftlich interessanten Regatten und Veranstaltungen. Genau in diese Szene gehörte auch die „Froya of Rhu“. Nach einem Loyds-Register-Eintrag von 1978 hatte ihr typisch schottischer Name, der zunächst auf den Ort Rhu am Clyde-Seitenarm Gareloch hinweist, zwei Vorgänger: „Joyrena“ und „Pompler“. In Cowes auf der Isle of Whight bei der Werft J. Samuel White & Co. Ltd. 1937 gebaut, stammt sie aus der Konstrukteursfeder von B. Heckstall-Smith & W. McC. Meek & Co. Ltd. Brooke Heckstall-Smith war seinerzeit ein bekannter britischer Segelfunktionär und unter anderem die treibende Kraft bei der Überarbeitung der „international rule“ von 1906. Die „Froya of Rhu“ ist also durch und durch englischer Herkunft.
Vornehmlicher Zweck ihres Baus war zunächst die Weltausstellung 1938 in Paris. Dort präsentiert, bekam sie auch gleich den Titel „boat of the year“. Diese neu gewonnene Popularität überzeugte den Earl of Livingston dazu, sie zu kaufen und seiner Tochter als Brautgeschenk zu machen, was sicher auch den Bräutigam sehr gefreut haben muss. Auf Regatten aktiv gesegelt, belegte sie mindestens zweimal einen der vorderen Plätze bei der Cowes Week. Dann erfolgte der Verkauf nach Schottland, wo sie den überwiegenden Teil ihres Lebens gesegelt wurde. Die Hebriden und die Isle of Skye waren ihr Heimatrevier. Mehr über diese Zeit ist leider nicht bekannt.
Die Spur verliert sich bis zu einer Geschichte aus den Siebzigerjahren über eine junge englische Familie. Als Eigner der „Froya“ war ihr Heimathafen Dartmouth-River Dart/Cornwall. Die Familie mit drei Kindern wollte auf Weltreise gehen. In Dartmouth stehen die Boote bei Niedrigwasser, an der Pier vertäut, auf festem Grund. Wahrend die Kinder an Bord schliefen und die Eltern sich an Land befanden, kippte die Yacht um und lag mit entsprechender Schlagseite und eingedrückten Planken an Steuerbord im Hafenbecken. Die Kinder blieben unverletzt. Die „Froya“ wurde noch bei Niedrigwasser notdürftig abgedichtet, war aber nicht mehr seetüchtig. Die Versicherung zahlte den konstruktiven Totalschaden, und ein Hamburger kaufte die „Froya“ von der Versicherungsgesellschaft.
Der Transport nach Deutschland erfolgte auf einem Kümo, bei dem die Yacht – auf der Seite liegend – auf einer Ladeluke fixiert wurde. In Brunsbüttel wurde sie abgeladen und gelangte über Umwege und nach erneutem Eignerwechsel nach Glückstadt, wo sie bis heute das Wasser nicht mehr gesehen hat und geduldig auf ihr zweites Leben wartet. Eine sehr aufwendige Totalrestaurierung, wie die Bilder zeigen. Als Belohnung erwartet einen jedoch ein einmaliges Boot mit allem, was eine klassische Yacht auszeichnet. Die Hauptabmessungen der „Froya of Rhu“ sind: Länge über Deck 13,70m, Breite 3,30m und ein Tiefgang von 2,35m.
Bei Interesse wenden Sie sich direkt an Jan Lohrengel: Element not implemented:
"Das Aufspüren historisch wertvoller und restaurierungsbedürftiger Boote ist der erste, zwingende Schritt zur Rettung. Dafür benötigt der Freundeskreis Klassische Yachten Ihre Hilfe! Bitte melden Sie uns Ihre Entdeckungen und schauen Sie beim Hafenspaziergang ruhig einmal „um die Werftecke“. Von der Jolle bis zum Schoner, im Binnenland und an der Küste: ein Foto, ein Ansprechpartner und der Standort sind bereits ein wichtiger Anfang!"