Nach zwanzig Jahren als Museumsschiff war die Überholung zum Erhalt der stählernen Substanz der “Gorch Fock” (I) dringend nötig geworden. Das galt nicht nicht nur für den Rumpf, sondern auch für Deck und Spanten sowie das gesamte Rigg. 10,5 Millionen Euro kostete die Rettung der bereits 1933 vom Stapel gelaufenen Bark.
Den Großteil der Summe, etwa 9,5 Millionen Euro, übernahmen die Europäische Union, der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern. Den Eigenanteil Stralsunds stemmte - anstelle der Stadt - der Verein Tall Ship Friends, der inzwischen Eignerin der “Gorch Fock” (I) ist und künftig auch die laufenden Kosten zum Unterhalt übernehmen wird.
Weitere Unterstützung wird jedoch von Nöten sein: Denn für den inneren Ausbau des 82 Meter langen Traditionsseglers wird mit Investitionsmitteln von weiteren 13,5 Millionen Euro gerechnet. Auch hier setzt man auf den Bund. Immerhin ist nun zumindest die Schwimmfähigkeit für weitere 25 Jahre gesichert.
Seit 2003 bereits befindet sich “die “Gorch Fock” (I) im Ruhestand in der Hansestadt und ist am Strelasund und längst zu einem Wahrzeichen geworden. Dabei markiert die weiße Bark aber auch den Beginn einer Erfolgsgeschichte des Segelschiffsbaus: Benannt nach dem niederdeutschen Heimatdichter Gorch Fock, lief sie 1933 bei Blohm & Voss in Hamburg als Typschiff einer speziell entwickelten neuen Klasse von Segelschulschiffen für die Kriegsmarine vom Stapel.
Drei weitere Schiffe kamen in den folgenden Jahren in Fahrt, zwei wie die “Gorch Fock” (I) unter der Hakenkreuzflagge, ein weiteres, die “Mircea”, für Rumänien. Der markante Entwurf mit Klipperbug, deutlichem Deckssprung und langem Poopdeck stellte sich im Hinblick auf seine Aufgabe als überaus gelungen heraus. So gelungen, dass die drei ursprünglich deutschen Einheiten nach dem Ende des zweiten Weltkriegs als Reparationen ins Ausland gingen.
Bis auf die “Gorch Fock” (I), die von der Sowjetunion übernommen wurde und zuletzt unter dem Namen “Towarischtsch” in der ukrainischen Handelsmarine diente, bevor sie privat verkauft wurde und schließlich - schon nicht mehr seetüchtig - ihren Weg nach Stralsund fand, segeln die übrigen drei nach wie vor als Schulschiffe: neben “Mircea” noch “Sagres” für Portugal und “Eagle” für die US-Küstenwache.
Eine weitere Schwester kam später allerdings noch hinzu - und führte den Namen des Typschiffes bis heute fort: Die “Gorch Fock” (II), 1957 nach nur leicht veränderten Plänen ebenfalls auf der Ursprungswerft gebaut, wurde das Schulschiff der damals gerade gegründeten Bundesmarine. Neben der Ausbildung übernahm sie zugleich noch eine andere, wichtige Rolle: als weltweite “weiße Botschafterin” der noch jungen Bundesrepublik. Zwar wesentlich bekannter, gehen ihre Ursprünge dennoch auf die Veteranin in Stralsund zurück - die nach ihrer Überholung nun zumindest wieder ebenso glanzvoll erstrahlt.