Astus 22.5Der ultimative Tummelplatz auf drei Rümpfen im YACHT-Test

Michael Good

 · 01.02.2023

Der kleine Trimaran verträgt viel Druck. Dabei kommt schon mal der Mittelrumpf etwas aus dem Wasser. Das Dreibein bleibt aber dennoch gut kontrollierbar
Foto: YACHT/Olivier Blanchet

Einer für fast alles: Der Astus 22.5 überzeugt im Starkwindtest der YACHT mit tadellosen Leistungen unter Segeln und einem universellen Konzept. Und auch der Preis stimmt

Das Angebot ist bescheiden und überschaubar: Kleine und trailerbare Trimarane, die zudem bewohnbar sind, gibt es nur wenige. Aber das Angebot wächst. Neben den schon lange etablierten Marken wie Corsair Marine und Dragonfly drängen die jüngeren französischen Hersteller Tricat und Astus in die Nische. Der Platz scheint da zu sein: Alle freuen sich über eine stetig steigende Nachfrage. Verstehbar, denn die handlichen Dreirumpfer haben viel zu bieten: gute Leistungen, großes Spaßpotenzial, hohe Flexibilität. Und sie sind meist obendrein noch touren- und sogar familientauglich – ein Mix aus Sportboot und Kleinkreuzer auf drei Rümpfen sozusagen.

Anders als bei den Wettbewerbern, die das Trimaran-Thema in ihrem Programm auch größer umsetzen (Dragonfly bis 40 Fuß), beschränkt sich das Angebot von Astusboats ausschließlich auf das kompakte Format. Das größte Boot der französischen Werft ist der gut verkaufte Astus 24 mit 7,40 Meter Rumpflänge (Test YACHT 13/2014). Als jüngstes Modell soll jetzt der Astus 22.5 mit einer Rumpflänge von 6,90 Metern ähnliche Verkaufserfolge bringen.

Platzsparendes Schwimmerkonzept

Jedes Jahr verlassen etwa 25 Boote die 2004 von Jean-Hubert Pommois in der Bretagne aufgebaute Produktion. Er hat sich auch das technische Konzept von Astus ausgedacht und seither für alle Modelle daran festgehalten. Markentypisch ist der Mechanismus für weniger Breite im Hafen oder für den Transport auf der Straße. Bei einem Astus-Tri werden die Außenschwimmer verschoben. Das Prinzip ist denkbar simpel: Die Beams bestehen aus soliden waagerechten Aluminium-Rohren, die versetzt angeordnet sind und in entsprechend größer dimensionierten Passrohren stecken, die im Rumpf integriert sind. An Land werden die Schwimmer also ganz einfach parallel dicht an den Mittelrumpf geschoben oder auf dem Wasser über einen Schotzug und mit Hilfe der Winsch eingezogen.

Dieses einfache und auch günstige Patent hat Astus innerhalb des Wettbewerbs exklusiv. Bei den Trimaranen der anderen Anbieter werden die Schwimmer entweder eingeklappt (Corsair) oder nach hinten weggeschwenkt (Dragonfly, Tricat). Dazu sind allerdings stabile Scharniere oder Gelenke nötig, die aufwändig zu produzieren sowie anzubringen und daher auch teuer sind; und die Rumpfkonstruktionen müssen entsprechend verstärkt sein. Der Nachteil beim System von Astus: Die Trampoline müssen zum Ein- und Ausfahren der Schwimmer gelockert und zum Segeln wieder neu gespannt werden, damit der Vorgang reibungslos klappt. Für eine regelmäßige Anwendung, zum Beispiel für Hafenlieger, ist das Astus-Prinzip deshalb etwas beschwerlicher als die Anwendungen der Konkurrenz.

Der Astus 22.5 ist ein VPLP-Design

Die Konstruktion für den neuen Astus 22.5 kommt aus dem renommierten Büro von VPLP Design. Mit Dreirumpfbooten kennt man sich dort bekanntermaßen bestens aus. Viele der aktuell erfolgreichsten Hochsee-Trimarane stammen aus derselben Quelle. Die auffällig schlanken Seitenschwimmer zeigen ein markantes Wavepiercer-Design und sind vor allem im vorderen Bereich höher gebaut, um im Wellengang immer noch genügend Auftrieb zu bieten. Ebenso markant ist die ausgeprägte Aufkimmung im fülligen Mittelrumpf über die ganze Länge. Damit bleibt die Wasserlinie schlank, während dennoch genügend Volumen für einen tourentauglichen Innenausbau zur Verfügung steht.

Der Test mit dem neuen Astus 22.5 findet vor La Rochelle statt, bei sehr anspruchsvollen Bedingungen. Es weht zwischen 20 und 25 Knoten, dazu schiebt der zugige Südwestwind eine stattliche Welle von mindestens 1,5 Meter Höhe in die Bucht. Damit hat der kleine Trimaran zwar zu kämpfen, schlägt sich aber im Test dennoch wacker. Im durchgelatteten und im Topp weit ausgestellten Großsegel ist schnell ein Reff eingebunden, dazu bleibt die kurz überlappende Genua stehen. Den Astus 22.5 hart an den Wind zu führen, ist bei viel Wind und hohen Wellen schwierig. Schnell stampfen sich die drei kurzen Rümpfe in den Wellen fest.

Wenden werden zur Herausforderung

Öffnet man die Segel dagegen nur etwas und lässt das Boot laufen, überrascht das Dreibein mit gutem Speed, segelt steif und kommt auch problemlos durch die Wellen. Auf einem Winkel von 50 Grad zum wahren Wind registriert die Logge 7,1 Knoten im Mittel. Ein rollbarer Gennaker gehört zwar zur Garderobe des Testschiffs, bleibt aber angesichts der delikaten Bedingungen im Sack. Trotzdem erreicht der Astus auf der Raumwindstrecke fast durchgehend zweistellige Speedwerte. Der Rekord am Testtag: 14,2 Knoten, was für einen kleinen Tourentrimaran schon recht beachtlich ist.

In den hohen Wellen wird das Wenden zur Herausforderung. Erst nach mehreren Versuchen mit back gehaltener Fock klappt das Überstaggehen. Werftchef Jean-Hubert Pommois sagt, dass die Manöver bei weniger Wind und flachem Wasser problemlos ablaufen, was andere Modelle von Astus in früheren YACHT-Tests auch schon bewiesen haben. Unangenehm ist der sehr hohe Ruderdruck beim Testboot. Dies, weil die Pinne der hinten angehängten Ruderanlage deutlich zu kurz ist, was der Führung der Großschottalje geschuldet ist. Die Werft kennt den Umstand und will prüfen, ob die Travellerschiene für die Serie nicht weiter vorn auf das Deck gebaut werden und damit die Pinne länger sein kann. Zudem wird der Schwertkasten künftig um fünf Zentimeter nach achtern versetzt, was den Ruderdruck zusätzlich mindern sollte.

Handling und Wohnraum

Ansonsten gestaltet sich das Handling übersichtlich. Großschottalje, Traveller und Genuaschot sind unterwegs die wichtigen und auch einzigen Trimmeinrichtungen. Die Genuaschot wird lediglich durch eine Öse auf dem Kajütdach direkt auf die Winsch geführt. Hier fehlt auf jeden Fall eine kurze Holepunktschiene oder zumindest ein Beiholer-System, damit die Schotwinkel eingestellt werden können. Der Astus 22.5 ist in der Version Sport auch mit einem Bugspriet für Gennaker oder Code Zero ausgestattet. Das Alurohr ist dabei in einer Mulde auf dem Vordeck verankert und wird mit einem Wasserstag fixiert. Ein ausziehbarer Rüssel ist nicht vorgesehen, weil die Werft auf Rumpfdurchführungen verzichten will, damit kein Wasser ins Boot gelangen kann. Aus dem gleichen Grund sind übrigens auch die Rohre für das Einschub-System der Schwimmer über Deck in entsprechenden Rezessen geführt.

Das Wohnangebot unter Deck reicht für den kurzen und anspruchslosen Törn mit der Familie. Vier Personen können innen übernachten, dazu werden als Option von der Werft zwei Pantry-Module angeboten, mit kleinem Herd und Spüle. Auch für ein portables WC bleibt noch Platz. Die Liegefläche im Vorschiff ist mit einer Breite von 1,36 Metern auf Schulterhöhe nicht üppig, reicht aber für zwei Personen, um schlafen zu können. Und sie ist größer als die Kojen der Boote von Dragonfly oder Corsair. Die beiden weit nach hinten gebauten Sofakojen sind dagegen maximal 47 Zentimeter breit und bieten Erwachsenen nicht genügend Komfort.

So viel kostet der neue Astus

Mit einem Grundpreis von 52.360 Euro kostet der Astus 22.5 etwa so viel wie der ebenfalls neue Tricat 6.90, der auch gleich groß ist. Damit stehen die beiden Franzosen in einem direkteren Wettbewerb zueinander als zu den etwas größeren Trimaranen von Corsair Marine oder Dragonfly, die zudem deutlich teurer sind.

Man muss nicht zwingend bei Windstärke sechs durch eine aufgewühlte See hämmern, um mit dem neuen Trimaran von Astusboats viel Spaß zu haben. Zweifellos kann er auch bei moderateren Bedingungen überzeugen. Das Konzept ist einfach, gut und kommt ohne Schnickschnack aus. Das schlägt sich letztlich auch in einem attraktiven Preis nieder.


Der Astus 22.5 im Detail

Schlanke Rümpfe, wenig Platz: Vier Personen können unter Deck übernachten. Die hinteren Kojen sind dafür allerdings ziemlich schmalFoto: YACHT/N. Campe
Schlanke Rümpfe, wenig Platz: Vier Personen können unter Deck übernachten. Die hinteren Kojen sind dafür allerdings ziemlich schmal

Technische Daten

  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 6,90 m
  • Gesamtlänge: 8,30 m
  • Wasserlinienlänge: 6,85 m
  • Breite: 4,70 m
  • Breite reduziert: 2,52 m
  • Tiefgang / Schwert aufgeh.: 1,40 m / 0,34 m
  • Masthöhe über WL: 9,00 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigkeit: 6,4 kn
  • Gewicht: 720 kg
  • Großsegel: 21,0 m²
  • Fock: 9,0 m²
  • Gennaker: 32,0 m²
  • Motorisierung: Außenborder bis 9 PS

Segelleistungen (ohne Abdrift/Strom)

Windgeschwindigkeit: 20–25 kn (5–6 Bft), Wellenhöhe: ca. 1,5 m

  • 50°: 7,1 kn
  • 60° : 7,9 kn
  • 90° *: 8,7 kn
  • 120° *: 11,7 kn
  • 150° *: 8,4 kn

Sportlicher Charakter. Der Astus 22.5 ist im Vergleich leicht gebaut und trägt dazu viel Segelfläche.

Rumpf- u. Decks­bauweise

  • Mittelrumpf gebaut als GFK-Sandwich-Konstruktion im Vakuum-Infusionsverfahren mit Schaumkern
  • Seitenschwimmer im GFK-Sandwich handlaminiert
  • Die Beams bestehen aus Alu-Rohren

Rigg und Segel

Aluminium-Rigg von Seldén mit konventioneller Trimaran-Verstagung. Das Rigg lässt sich über ein Scharnier am Mastfuß von Hand stellen und legen. Einfache Dacronsegel sind im Lieferumfang ent­halten, einen Gennaker oder Code Zero gibt es als Option dazu

Zusätzliche Foils

Aufholbare, profilierte C-Foils in den Seitenrümpfen bietet Astusboats als Extraausstattung an. Sie sollen für mehr Auftrieb, weniger Widerstand und damit für eine merkliche Leistungssteigerung sorgen

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis ab Werft: 52.360 €
  • Preis segelfertig: 60.010 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre

Werft

Vertrieb


YACHT-Bewertung

Konstruktion und Konzept

  • + Simples Einschubsystem
  • + Ordentliche Bauausführung
  • + Trailertauglich und slipbar

Segelleistung und Trimm

  • + Starke Leistungen am Wind
  • + Übersichtliches Handling
  • - Kurze Pinne, viel Ruderdruck

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Tourentauglichkeit in Modulen
  • + Große Liegefläche im Vorschiff
  • - Sehr schmale Kojen achtern

Ausrüstung und Technik

  • + Aufgesetzter Ankerkasten
  • + Foils als Option
  • - Fehlende Holepunktverstellung


Alternativen auf dem Markt:


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