Bald 20 Stunden ist Baptiste Paquier unterwegs gewesen, mit Lieferwagen und Trailer, von Plescop in der Bretagne, wo er in der Werft von Trimarans Tricat arbeitet, bis an den Bodensee für einen Test mit der YACHT. Am Haken mitgebracht hat er das jüngste und kleinste Modell seiner Marke, den Tricat 20, sauber verpackt und transporttauglich festgezurrt.
Vom Moment seiner Ankunft im Hafen von Langenargen bis zum Einwassern des Probanden über die Slipbahn dauert es ziemlich genau eine Stunde, inklusive Losbinden, Maststellen und Segelanschlagen. Die optionale Jütt-Einrichtung mit einer kräftigen Schottalje hilft beim Aufriggen, was zwei Personen ganz leicht und ohne viel Kraftaufwand bewerkstelligen. Wer will, kann sich zudem seitliche Wantenführungen anbauen, damit das Maststellen auch allein bewältigt werden kann.
Das Einwassern selber klappt ebenso problemlos. Der von der Werft angebotene Straßentrailer lässt sich über Scharniere knicken. Damit kann der Tri selbst über eine flache Rampe zu Wasser gebracht werden, ohne dass das Zugfahrzeug dafür sehr weit in den See fahren muss.
Für den Test des Tricat 20 herrscht am Bodensee leider nicht viel Wind. Etwas Thermik von maximal 6 Knoten reicht jedoch aus, um mit dem kleinen Dreibein bereits viel Spaß haben zu können. Das Boot beschleunigt unverzüglich und zeigt trotz drei Rümpfen ein agiles Reaktionsvermögen. Auf einem Winkel von etwa 45 Grad zum Wind erreicht der kleine Franzose immerhin 5,1 Knoten Fahrt, was für die Bedingungen schon recht viel ist. Nur zu gern hätten wir den Tricat 20 auch bei mehr Wind auf die Probe gestellt, was eine Menge sportliches Segelvergnügen verspricht.
Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass das Testschiff, die Baunummer 4 aus der laufenden Serie, mit einem deutlich höheren Rigg aus Kohlefaser sowie mit besseren Laminatsegel ausgestattet ist. Ein Performance-Paket bündelt die komplette Sonderausstattung zur Leistungssteigerung mit insgesamt 3,5 Quadratmetern mehr Segelfläche. Auch den Gennaker sowie einen ausfahrbaren Bugspriet bekommen die Kunden auf Wunsch. Im Standard ab Werft wird der Tricat 20 dagegen mit einem Aluminium-Mast und einem einfachen Satz Segel aus Dacron ausgeliefert.
Wichtiges Thema bei trailerbaren Trimaranen sind die beweglichen Seitenrümpfe und die Mechanik zur Reduktion der Breite. Die Hersteller nehmen diese Aufgabe ganz unterschiedlich in Angriff. Bei Tricat werden die Schwimmer nach hinten weggeschwenkt, bis sie dicht am Rumpf anliegen. So kann die Breite von 4,50 Metern einfach und schnell auf ein straßentaugliches Maß von 2,40 Metern verringert werden. Über einen Schotzug werden die Seitenrümpfe zum Segeln ausgefahren, was in der Praxis aber nur funktioniert, wenn die Crew an Bord kräftig mit Armen und Beinen nachhilft. Zudem ist die dafür auf das Seitendeck montierte Winsch zu klein und zu schwach. Ein kräftiger Taljenzug würde an dieser Stelle bessere Dienste leisten.
Die Boote von Tricat werden ganz und gar in der bretonischen Werft gebaut, auch der größere 25 Evolution sowie der 30er als Flaggschiff (Test in YACHT 8/2018). Die Rümpfe und die Decks entstehen im Vakuum-Infusionsverfahren mit Schaumkern und Polyesterharz.
Als Besonderheit des Tricat-Konzepts stecken die aus Kohlefaser gebauten Schwerter in den Seitenrümpfen, haben beim kleinen Tricat 20 dort aber unakzeptabel viel Spiel, was sich beim Segeln mit einem dauerhaften Klackern unangenehm bemerkbar macht; bei den Führungen der Profile muss die Werft noch nachbessern. Die schwenkbaren Beams sind ebenfalls aus Carbon gefertigt und werden in ihrem Inneren mit Alu- Vierkantprofilen verstärkt. Die Verbindungen zwischen den Rümpfen sind steif, und die Mechanik zum Schwenken ist technisch ziemlich ausgereift.
Auffällig und optisch vielleicht nicht unbedingt ansehnlich ist der hohe und für das kleine Boot fast schon übergroß wirkende Kajütaufbau auf dem Zentralrumpf. Der Vorteil: Unter Deck können zwei Personen auf der kurzen Tour nicht nur komfortabel übernachten, sondern innen auch aufrecht und entspannt sitzen. Ein kleines, praktisches Küchenmodul mit Gaskocher und Stauraum für Vorräte ist als Option erhältlich.
Mit dem neuen Tricat 20 ist ein weiterer kleiner spannender und vielseitig einsetzbarer Trimaran als Daysailer oder Weekender auf den Markt gekommen. Das Boot kann, was es können soll – und sogar noch ein bisschen mehr. Eine Extraportion Segelspaß gibt es obendrauf.
GFK-Sandwichkonstruktion, gebaut im Vakuum-Infusionsverfahren. Ruder, Schwerter und Beams aus Kohlefaser
Tricat, 56890 Plescop (Frankreich); www.trimaran-tricat.com
Durchdachter und bewohnbarer Klein-Tri aus Frankreich für ein breit gefächertes Nutzungsspektrum. Im Schwachwindtest zeigte das optional mit dem Performance-Paket ausgestattete Testboot eine Menge Potenzial
Der Artikel erschien erstmals in YACHT 01/2020 und wurde für die Online-Version aktualisiert.