Mehrrumpfer 2025Zwischen Raumwunder, Nachhaltigkeit und Highspeed

Lars Bolle

 · 26.12.2025

Multihulls: Zwischen Speed und Komfort.
Foto: KI
Vom voluminösen Fahrtenkat über den Elektro-Alukat bis zum 20-Knoten-Trimaran: Sechs aktuelle Multihulls zeigen, wie unterschiedlich sich Raum, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Rumpfkonzepte, Segeleigenschaften, Ausbau- und Systemarchitektur sowie Preis- und Zielgruppenprofile im Vergleich.

Mehrrumpfer bilden heute ein breites Spektrum zwischen maximaler Raumökonomie, Superyacht-Komfort und konsequentem Performance-Fokus, wie die YACHT-Tests des Jahres 2025 zeigen. Konzeptionell spannt sich der Bogen von voluminösen Serienfahrtenkats wie Lagoon 43, Fountaine Pajot New 41 und Leopard 46 über nachhaltigkeitsorientierte Aluminiumkonzepte wie Vaan R5 bis hin zur Superyacht Thíra 80 und dem sehr schnellen Trimaran Dragonfly 36. Während die Großserienkats primär Wohnfläche, flexible Layouts und Chartereffizienz priorisieren, setzt Vaan auf Recycling-Aluminium und Elektroantriebe und Dragonfly auf hohe Geschwindigkeit bei begrenztem, aber fahrtentauglichem Innenraum. Insgesamt wird noch mehr Komfort geboten: Flybridge-Lounges, Frontcockpits, hydraulische Tenderplattformen und großflächige Solarfelder sind zunehmend Standard, insbesondere in den größeren Längenklassen.

Seglerisch unterscheiden sich die Konzepte deutlich im Charakter, weniger in der Frage „segelt gut oder schlecht“: Der Dragonfly 36 erreicht bei moderaten Bedingungen deutlich über 20 Knoten mit vergleichsweise entspanntem Handling, während Rumpf- und Riggauslegung klassischer Fahrtenkats wie Leopard 46 oder Vaan R5 eher auf solide Reisegeschwindigkeiten im einstelligen bis unteren zweistelligen Bereich zielen. Gleichzeitig zeigen die Tests, wie sensibel auch große Mehrrumpfer auf Trimm, Rudergeometrie oder Kiel-/Schwertkonfigurationen mit Ruderdruck und Abdrift reagieren, etwa beim Vaan R5 mit zunächst deutlich zu hohem Ruderdruck und Abdrift oder beim Leopard 46 mit stark windabhängigem Feeling am Ruder. Kombinationen aus Selbstwendefock, klar geführten Leinen und E-Winschen (Lagoon 43, New 41, Vaan R5) machen große Kats grundsätzlich kleincrewtauglich.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Im Ausbau stehen zwei Philosophien nebeneinander: maximal modulare Großserienboote mit drei bis sechs Kabinen für Charter und Großfamilien sowie klar eignerorientierte Konzepte mit großer Eigner-Suite, Utility-Räumen und reduzierter Kabinenzahl (Vaan R5, Thíra 80). Auffällig ist der starke Fokus auf geschlossene, wettergeschützte Räume kombiniert mit großzügiger Verglasung und teils Doppelverglasung (Vaan R5), während klassische Navigationstische oder Innensteuerstände teilweise stark reduziert sind oder ganz entfallen (Lagoon 43, New 41). Preislich reicht die Spanne vom vergleichsweise „günstig“ positionierten New 41 im Umfeld von Bali, Lagoon und Leopard über die höher bepreisten, aber sehr hochwertig ausgerüsteten Leopard 46 und Vaan R5 bis hin zur Thíra 80 im multimillionen Superyacht-Segment.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Lagoon 43

Der Lagoon 43 ist ein voluminöser Fahrtenkatamaran mit extrem fülligen Vorschiffssektionen und durchgehenden Chines, die breite Rümpfe mit vergleichsweise schlanker Wasserlinie kombinieren und in der Praxis zu lebhaftem, aber gut kontrollierbarem Segelverhalten bei moderaten Winden führen. Am Wind erreicht der Kat bei 10 bis 12 Knoten Wind mit überlappender Genua und Squaretop-Groß knapp über fünf Knoten, profitiert raumschots spürbar von einem optionalen Code Zero und zeigt ein insgesamt leichtes, gut wendbares Handling, wobei die Wendewinkel mit rund 110 Grad eher groß ausfallen. Das Cockpit- und Steuerstandlayout mit seitlich angeordnetem, gut einsehbarem Steuerplatz, logisch geführten Leinen und kräftigen Harken-Winschen erleichtert das Manövrieren und Einhandbedienung, während Flybridge-Lounge und fehlende zusätzliche Zugangstreppe aufs Dach eher Komfort als reine Funktion adressieren.

Unter Deck eröffnet die neue Rumpfform gleich große Kabinen im Vor- und Achterschiff, wodurch Eignerkabinen im Vorschiff mit großem Bad achtern oder symmetrische Vier-Kabinen-Layouts mit jeweils eigener Nasszelle möglich werden – ein Vorteil gerade im Chartereinsatz. Salon und Außencockpit verschmelzen über breite Schiebetüren zu einer großen Wohnzone, ergänzt um L-Pantry, variable Tischkonfigurationen, gute Ventilation und typische Großserien-Details wie teils fehlende Handläufe und funktional, aber nicht perfektionistische Verarbeitung. Preislich positioniert sich der Lagoon 43 im etablierten 42–45-Fuß-Fahrtenkat-Segment wettbewerbsfähig und zielt klar auf den Charter- und Familienmarkt mit hohem Platzbedarf.
Zum Testbericht…

Fountaine Pajot Thíra 80

Die Thíra 80 ist ein 24-Meter-Flybridge-Katamaran, der sich seglerisch als stabiler, gleichmäßiger Gleiter präsentiert: Bei rund zehn Knoten wahrem Wind erreicht der 66-Tonnen-Kat unter Groß und Genua etwa sieben Knoten Fahrt, bleibt auch in chaotischer Kreuzsee ruhig und profitiert raumschots von großflächigem Gennaker-Einsatz. Trotz erheblicher Segelfläche und Flybridge-Steuerstand mit fünf elektrischen Winschen steht nicht die sportliche Performance, sondern verlässliche, gut kontrollierbare Reisegeschwindigkeit und komfortables Crew-Handling im Vordergrund.

Ausrüstung und Ausbau sind klar im Superyacht-Segment verortet: rund 265 Quadratmeter Wohn- und Decksfläche mit großem Hauptdecksalon, fester Vorschiffsplattform mit Jacuzzi, großzügiger Flybridge, Eignerbereich über fast einen ganzen Rumpf und Gästen in separaten Kabinen mit Bad. Tenderplattform, groß dimensionierte Cummins-Diesel, starke Generatoren und eine bis zu 9 kWp leistende Solaranlage unterstützen langes Wohnen an Bord; der Startpreis von 5,9 Millionen Euro plus umfangreiche Chartereinnahmepotenziale positioniert die Thíra 80 als schwimmendes Zweitheim für Eigner mit professioneller Crew.
Zum Testbericht…

Vaan R5

Der Vaan R5 ist ein 19-Tonnen-Aluminiumkat mit Fokus auf Nachhaltigkeit und seegängige Fahrtenperformance, der auf Testschlägen bei 12 bis über 20 Knoten böigem Wind am Wind rund 7,2 Knoten und auf halbem Wind etwa 8,4 Knoten erreicht, grundsätzlich lebendig anspricht, aber im Test mit zu starkem Mastfall zunächst auffallend hohen Ruderdruck zeigt. Die Lateralfläche über kurze Kiele führt zu spürbarer Abdrift; geplante Integralschwerter sollen dieses Verhalten künftig verbessern, ohne das Trockenfallen zu verhindern. Das Handling ist mit Selbstwendefock, V-förmigem Winschträger am Heck und optional elektrisch bedienbaren Winschen insgesamt übersichtlich und kleincrewtauglich.

Konstruktiv setzt der R5 auf recyceltes 5083-Aluminium, Vollisolierung und Elektroantrieb als Standard, womit sich der ökologische Fußabdruck gegenüber konventionellen GFK-Kats deutlich reduziert. Der Innenausbau ist nüchtern-modern, funktional gegliedert mit großer Pantry im Salon, viel Stauraum, großflächiger Doppelverglasung für gute Schalldämmung und wahlweise drei- oder vierkabinigem Layout mit zwei großzügigen Nasszellen. Mit einem Grundpreis von knapp 1,78 Millionen Euro positioniert sich der R5 klar im eignerorientierten Nischensegment, in dem robuste Aluminiumbauweise, Elektromobilität und Individualisierung im Vordergrund stehen.
Zum Testbericht…

Dragonfly 36

Der Dragonfly 36 ist ein faltbarer Trimaran, der sich seglerisch deutlich von den getesteten Katamaranen absetzt: Bei rund 19 Knoten Wind erreicht der Tri unter Code Zero Geschwindigkeiten bis 21,6 Knoten, läuft raumschots und auf Halbwindkursen konstant im hohen zweistelligen Bereich und zeigt auch am Wind mit etwa zehn Knoten bei 43 Grad Windeinfall sehr hohe VMG-Werte. Das Boot reagiert mit zunehmender Geschwindigkeit immer direkter, läuft wie „auf Schienen“ an der Windkante und bleibt dabei dank großer Auftriebsreserven der Schwimmer kontrollierbar; der Speed ist mit relativ geringem Trimm- und Steueraufwand abrufbar.

Das Faltsystem mit in die Struktur integrierten Komposit-Scharniere erlaubt ein schnelles Ein- und Ausklappen der Schwimmer, wodurch der Dragonfly marina- und trailerfreundlich bleibt, ohne auf breite Segelstellung verzichten zu müssen. Unter Deck beschränkt sich der Tri auf einen schlanken Mittelrumpf mit seegängiger, gut verarbeiteter Einrumpf-Aufteilung, Salon und Achterkabine, sehr hochwertigem Echtholzausbau (optional) und insgesamt begrenztem Volumen im Vergleich zu gleich langen Monohulls oder Kats. Der hohe Preis und manufakturartige Bau positionieren den Dragonfly 36 als Boot für performanceorientierte Eigner, die kompromissloses Geschwindigkeitspotenzial einem maximierten Wohnraum vorziehen.
Zum Testbericht…

Fountaine Pajot New 41

Der Fountaine Pajot New 41 ist ein kompakter Fahrtenkat, der konstruktiv auf dem Erfolg von Isla 40 und Astréa 42 aufbaut und seglerisch im erwartbaren Rahmen agiert: frühere Modelle und Berechnungen weisen bei rund acht Knoten Wind auf vier bis fünf Knoten Fahrt hin, bei 16 Knoten sind am Wind etwa acht Knoten und auf raumen Kursen zweistellige Geschwindigkeiten realistisch. Längere Kiele sollen die Performance gegenüber den Vorgängern verbessern; ein Hybrid-Podantrieb mit Rekuperationsfunktion ermöglicht leises Motorsegeln und autarke Energieversorgung, kostet aber deutlich Aufpreis.

Der Ausbau nutzt das Längenformat für vier Kabinen, großes Cockpit mit festem Bimini, Dach- und Vorschiffs-Lounge, große Pantry und breite Schiebetüren zwischen Plicht und Salon. In der Eignerversion erhält die Backbordseite eine durchgehende Suite mit Büro- und Schrankbereich, großer Nasszelle mit separater Dusche und separatem WC-Raum; Ventilation, Stauraum und Bettmaße sind großzügig, ergänzt durch optionale Skipper-/Crewräume in den Bugspitzen. Mit einem Einstiegspreis um 489.000 Euro liegt der New 41 im direkten Wettbewerbsvergleich unter Bali, Lagoon und Leopard und zielt auf Eigner und Charterer, die viel Volumen und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis suchen.
Zum Testbericht…

Leopard 46

Der Leopard 46 ist ein robust gebauter Fahrtenkatamaran, der im Test bei 20 bis 25 Knoten Mistral am Wind mit voller Genua über acht Knoten und raumschots zeitweise zweistellige Geschwindigkeiten erreicht und sich trotz starker Böen agil und präzise steuern lässt. Bei stark gereffter Genua zeigen sich zunächst eingeschränkte Höhe und hoher Ruderdruck, der mit voller Genua deutlich abnimmt; insgesamt bestätigt der Test das gute Seeverhalten der aktuellen Leopard-Generation. Fallen, Schoten und Trimmleinen sind konzentriert vor dem seitlich erhöhten Steuerstand geführt, Manöver gelingen trotz überlappender Genua strukturiert, ein Traveller wird durch zwei getrennte Großschot-Taljen ersetzt.

Das Deckslayout mit großem Frontcockpit, durchgehender Ebene von Vorschiff bis Heck und großzügiger Flybridge ist klar charter- und eignerorientiert, kombiniert Wetterschutz mit Aufenthaltsqualität. Innen bricht der 46er die klassische Symmetrie mit geteilten Niedergängen im Steuerbordrumpf, großer Eignerkabine achtern und separater Vorschiffkabine; Backbord finden sich zwei Gästekabinen mit eigenen Nasszellen und optionalem Utility-Raum. Der Grundpreis von rund 845.000 Euro plus Transport nach Europa wird durch hochwertige Bauweise, gute Serienausstattung und die Option eines Hybridantriebs relativiert und positioniert den Kat im oberen Segment seines Längenfeldes.
Zum Testbericht…


Meistgelesen in der Rubrik Yachten