Leopard 46Hochwertiger und robuster Kat zeigt sich im YACHT-Test agil

Michael Good

 · 15.11.2025

Fokus Tourensegeln. Maximal viel Volumen, hohe Rümpfe und große Fenster.
Foto: Leopard Catamarans
​Mit dem Leopard 46 setzt die Werft aus Südafrika auf Eigenständigkeit, robuste Technik und viele innovative Details. Ein spannender Wettbewerber im Test.

​Die Prognosen lassen nicht viel Gutes erahnen. Tiefrote Windfelder erscheinen in den gängigen Wetter-Apps. In der sonst so friedlichen und malerischen Bucht vor Saint-Raphaël an der französischen Côte d’Azur tobt der Mistral. Schon im Hafen zeigt das Anemometer am Masttopp in den Böen zeitweise bis zu 30 Knoten Wind.

Für den Test des neuen Leopard 46 wird daher bereits beim Auslaufen das zweite Reff vorbereitet. Der Skipper kündigt an, die Genua vorerst nur teilweise auszurollen. Das Schlauchboot für den Fotografen muss allerdings im Hafen zurückbleiben, weshalb die liebliche Aufmacher-Optik nicht wirklich zur rauen Realität des YACHT-Tests vor Ort passt.


Mehr von der Werft:


Mit stark reduzierter Segelfläche gestaltet sich das Aufkreuzen zunächst schwierig. Der Katamaran kann kaum Höhe laufen und der hohe Ruderdruck erschwert das präzise Steuern am Wind. Als der Wind zwischenzeitlich etwas nachlässt, wird die Genua vollständig ausgerollt. Dadurch verbessern sich die Segeleigenschaften deutlich, insbesondere der Ruderdruck geht fast vollständig zurück. Auf einem Kurs von etwa 55 Grad zur wahren Windrichtung erreicht der Leopard dann über acht Knoten Fahrt. Auf der Raumwindstrecke bei einem wahren Windwinkel von rund 120 Grad zeigt die Logge zeitweise sogar zweistellige Werte. Diese Daten wurden bei Windgeschwindigkeiten von 20 bis 25 Knoten ermittelt.

Trotz der anspruchsvollen Bedingungen ist bemerkenswert, wie schnell und agil sich der Katamaran bewegt und wie präzise er sich steuern und manövrieren lässt. Die insgesamt guten Segeleigenschaften konnte die YACHT-Testredaktion bereits beim Vorgängermodell Leopard 45 sowie beim kleineren Typ Leopard 42 bei sehr unterschiedlichen Bedingungen feststellen. Die Konstruktionen aller aktuellen Modelle von Leopard Catamarans (42, 46 und 52) stammen mittlerweile aus dem Designstudio Simonis/Voogd Yacht Design in den Niederlanden und folgen einer ziemlich homogenen Formensprache.


Messwerte des Leopard 46

Bild 1

Zwei Personen können im Cockpit gleichzeitig arbeiten

Im Vergleich zum Leopard 45 ist der neue 46er mit einem deutlich höheren Mast und damit mehr Segelfläche ausgestattet. Da das Schiff jedoch auch schwerer ist als sein Vorgänger, bleibt die Segeltragezahl mit einem Wert von 4,5 unverändert. Standardmäßig wird eine relativ große Genua mit einer Überlappung von 110 Prozent mitgeliefert. Eine Selbstwendefock bietet die Werft auch weiterhin nicht an.

Fallen, Schoten sowie Reff- und Trimmleinen sind über das Dach bis direkt vor den seitlich erhöhten Steuerstand geführt und dort sehr übersichtlich organisiert. Die Werft hat diesen Bereich beim neuen Modell deutlich großzügiger gestaltet, sodass nun auch zwei Personen im Cockpit gleichzeitig arbeiten können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Die Manöverabläufe beim Wenden und Halsen gelingen dadurch problemlos, auch im Team und trotz der überlappenden Genua.

Ein Traveller für die Großschot auf dem Bimini ist bei Leopard auch optional nicht erhältlich. Laut Werftvertretern wären dafür umfangreiche Strukturverstärkungen im Dach erforderlich, was zu zusätzlichem Gewicht führen würde. Stattdessen ist der Katamaran mit zwei getrennten Taljenzügen ausgerüstet, mit denen das Großsegel sehr effizient getrimmt werden kann.

Lounge-Bereich in luftiger Höhe

Unverändert geblieben ist das grundlegende Deckskonzept mit dem großen und tief eingebauten Frontcockpit, was ein Markenzeichen von Leopard ist. Das Dach des Kajütaufbaus ist weit über den Salon nach vorn gezogen und dient dort als schützendes Bimini. Die vordere Sitzgruppe ist über eine massive, wasserdichte Tür direkt vom Salon aus zugänglich. Zusammen mit dem daran anschließenden Achtercockpit entsteht so ein großzügiger und funktional zusammenhängender Wohn- und Aufenthaltsbereich auf einer durchgehenden Ebene vom Vorschiff bis zu den Hecks.

Während beim Vorgängermodell Leopard 45 die Flybridge auf dem Kajütdach nur in der Version L (Lounge) als Option erhältlich war, gehört die Sitzgruppe auf dem Oberdeck beim neuen 46er nun zur Standardausführung, wie mittlerweile auch bei allen Booten der Konkurrenz üblich. Beim Leopard ist der Lounge-Bereich in luftiger Höhe besonders großzügig gestaltet. Der Großbaum ist zudem hoch genug angeschlagen, um die Gäste auf der oberen Etage während der Manöver nicht zu gefährden, sofern sie dabei sitzen bleiben.

Gebaut werden die Kats von Leopard in der Werft Robertson and Caine in Südafrika. Sämtliche GFK-Komponenten, einschließlich Rumpf, Deck und Kajütaufbau, werden dort im Vakuum­infusionsverfahren hergestellt. Zudem integriert die Werft im vorderen Beam einen Querträger aus Stahl, um die Struktur zusätzlich zu versteifen und die Torsion zwischen den Rümpfen zu reduzieren. Die ballastlosen Kielstummel sind am Rumpf lediglich angeklebt, nicht verschraubt und nicht anlaminiert. Bei einer Grundberührung sollen sie abscheren, ohne die Struktur zu beschädigen. Dennoch sind sie so stabil ausgeführt, dass der Katamaran pro­blemlos darauf abgestellt werden kann.

Neue Ansätze im Ausbaukonzept

Beim Ausbaukonzept der Rümpfe geht Leopard neue Wege und verlässt den üblichen Klassenstandard. Der Steuerbordrumpf ist nun über zwei getrennte Niedergänge aus dem Salon erreichbar. Die hintere Treppe führt zur großen Eignerkabine mit einem sehr geräumigen Bad. Über den zweiten Niedergang gelangt man zur vorderen Doppelkabine, deren Bett nun quer zur Fahrtrichtung eingebaut ist. Auch dieser Wohnbereich wird mit einer eigenen Nasszelle ergänzt, welche aber sehr weit in den relativ schlanken Bug hineingebaut ist. Das Platzangebot ist entsprechend eingeschränkt, vor allem im Duschraum.

Auf der Backbordseite sind zwei weitere Doppelkabinen vorgesehen, jeweils mit dazugehörendem Toilettenraum und abgetrennter Dusche. Eigner können sich im Vorschiff optional einen Utility-Raum einbauen lassen. Dieser Mehrzweckbereich ist nach Bedarf als begehbarer Kleiderschrank, Stauraum für Langfahrten oder als Bordbüro nutzbar; entsprechende bauliche Anpassungen wären möglich.

Auch Leopard setzt bei der Motorisierung zunehmend auf Nachhaltigkeit und bietet neben den Standard-Dieselmotoren ein Hybrid-System mit zwei Elektromotoren und einem Generator als Stromquelle an. Die Anlage „Smart Electric“ stammt vom französischen Hersteller Joool, der auch Fountaine Pajot beliefert. Das Testschiff ist ebenfalls mit dieser Antriebs­variante ausgerüstet. Während des YACHT-Tests in Südfrankreich ist es jedoch zu Funktionsstörungen und zum zwischenzeitlichen Komplettausfall des Systems gekommen. Es war deshalb nicht möglich, den Antrieb vollumfänglich auszuprobieren.

Preise des Leopard 46

Mit einem Grundpreis von knapp 845.000 Euro brutto ist der Leopard 46 im Vergleich zu ähnlichen Modellen relativ teuer. Dieser Preis wird jedoch durch die umfangreiche und hochwertige Basisausstattung sowie die robuste Bauweise teilweise relativiert. ­Käufer müssen aber zudem wissen, dass dieser Preis ab Werft in Süd­afrika gilt. Der Transport sowohl per Cargo als auch auf eigenem Kiel nach Europa verursacht zusätzliche Kosten von mindestens 45.000 Euro.

  • Grundpreis ab Werft: 843.710 €
  • ​Preis segelfertig: 870.185 €
  • Komfortpreis: 911.045 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/6 Jahre

​​​Stand 2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Der neue Leopard 46 überrascht mit einer großen Vielfalt von frischen Ideen und neuem Denken. Die Katamaranbauer in Südafrika haben sich einiges überlegt, um sich von der Konkurrenz abzusetzen und um mehr Vielfalt in das sonst eher homogene Angebot der Fahrtenkatamarane dieser Größe einzubringen. Auch unter dem Strich passt das alles sehr gut zusammen.

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YACHT-Bewertung des Leopard 46

​Der neue Leopard 46 aus der Werft von Robertson and Caine in Südafrika ist robust gebaut und wird schon ab Werft hochwertig und umfangreich ausgestattet. Das Schiff ist relativ schwer, die Segeleigenschaften bleiben dennoch agil.

Konstruktion und Konzept

Ausgewogenes Fahrtenkonzept

Geräumiges Frontcockpit

Qualitativ gute Bauausführung

Segelleistung und Trimm

Schnelle Reaktionen auf dem Ruder

Durchdachtes Layout am Steuerstand

Keine Selbstwendefock erhältlich

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2

3

Wohnen und Ausbauqualität

Heller, gemütlicher Innenausbau

Separate Niedergänge in die Kabinen

Sehr kleines Bad im Vorschiff

Ausrüstung und Technik

Absenkbare Badeplattform möglich

Hochwertige Komponenten

Keine Fluchtluken vorhanden

Der Leopard 46 im Detail

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Technische Daten des Leopard 46

  • Konstrukteur: Simonis/Voogd
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 13,90 m
  • Gesamtlänge: 14,48 m
  • Wasserlinienlänge: 13,42 m
  • Breite: 7,35 m
  • Tiefgang: 1,65 m
  • Masthöhe über WL: 22,90 m
  • Theor. Rumpfgeschw.: 8,9 kn
  • Gewicht: 17,2 t
  • Großsegel: 86,5 m²
  • Rollgenua (115 %): 57,9 m²
  • Code Zero: 79,0 m²
  • Maschine (Yanmar): 2 x 45 PS
  • Kraftstofftank (2): 690 l
  • Frischwassertanks (2): 700 l
  • Fäkalientank (3): 180 l

​Rumpf- und Decks­bauweise

GFK-Sandwich mit Schaumkern und Vinylesterharz. Gebaut mit Vakuuminfusion.

Mehr Segel-PS im Paket

Das einfache Großsegel und die überlappende Genua gehören zur Standard-Ausstattung. Alternativ ist ein Performance-Upgrade mit Laminat-Segeln und Square-Top-Groß erhältlich. Der Aufpreis dafür beträgt rund 28.000 Euro brutto.

Motorisierung

Standard: 2 x 45 Einbaudiesel von Yanmar (4JH45) mit Saildrive. Optional auch 2 x 57 PS (Aufpreis: 14.600 Euro). Das Hybrid-System mit zwei 25-kW-Elektromotoren, Batterien und Generator kostet rund 197.000 Euro extra.

Werft

​Robertson and Caine, Kapstadt (Südafrika); www.robertsonandcaine.com

Vertrieb

Leopard Catamarans, Saint-Raphaël (Frankreich); www.leopardcatamarans.com

Viel Volumen für Komfort und Varianz bei der Konkurrenz

Aventura 45

Rumpflänge 13,50 m; Breite 7,60 m; Gewicht 12,0 t; ab 689.000 Euro.Foto: Aventura CatamaransRumpflänge 13,50 m; Breite 7,60 m; Gewicht 12,0 t; ab 689.000 Euro.

​Der Ausbau des Aventura 45 sieht eine ungewöhnliche Vielfalt vor. Möglich sind Layout­varianten mit drei, vier, fünf oder sechs Kabinen. Die modernen, sehr voluminösen Rumpfformen stammen aus dem Studio Samer Lasta. Lesen Sie hier mehr.


Bali 4.6

Rumpflänge 13,74 m; Breite 7,66 m; Gewicht 13,6 t; ab 755.650 Euro.Foto: Bali CatamaransRumpflänge 13,74 m; Breite 7,66 m; Gewicht 13,6 t; ab 755.650 Euro.

​Beim spannenden Schiffskonzept von Bali in Frankreich ist die Plattform zwischen den Rümpfen von den Hecks bis ganz zu den Bugen durchlaminiert. Das schafft noch mehr Möglichkeiten für Varianz und eine flexible Nutzung.


Fountaine Pajot FP 44

Rumpflänge 13,26 m; Breite 7,44 m; Gewicht 15,2 t; ab 593.810 Euro.Foto: Gilles Martin-Raget/Fountaine PajotRumpflänge 13,26 m; Breite 7,44 m; Gewicht 15,2 t; ab 593.810 Euro.

​Die Konstruktion von Berret-Racoupeau übernimmt die Nachfolge des erfolgreichen Elba 45, fällt aber etwas kleiner und schmaler aus. Der neue von Fountaine Pajot bietet eine Flybridge-Lounge sowie ein sehr großzügiges Front-Cockpit. Hier lesen Sie mehr.


Lagoon 46 Iconic

Rumpflänge 13,99 m; Breite 7,96 m; Gewicht 16,3 t; ab 785.050 EuroFoto: Nicolas Clarin/Lagoon CatamaransRumpflänge 13,99 m; Breite 7,96 m; Gewicht 16,3 t; ab 785.050 Euro

​Mit der Version Iconic hat Marktführer Lagoon eine überarbeitete Version des erfolgreichen Lagoon 46 (lesen Sie hier den ausführlichen Test) auf den Markt gebracht. Neu gestaltet wurden insbesondere die Lounge-Bereiche auf dem Vorschiff sowie auf der Flybridge.

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