Leopard 42Katamaran überrascht mit guten Segeleigenschaften im Test

Michael Good

 · 07.05.2024

Komfortabel. Die fülligen Rümpfe, die großen Fenster sowie die Flybridge-Lounge stehen für gemütliches Fahrtensegeln
Foto: Leopard Catamarans/J. Kelagopian
Exotisch ist nur die Herkunft: Gebaut in Südafrika, soll der Katamaran Leopard 42 seiner starken französischen Konkurrenz Paroli bieten. Ist das Potenzial dafür vorhanden?

Der Markt habe sich jüngst stark verändert, sagt Ar­naud Savignat, Sales Ma­nager für Leopard Cata­marans in Europa. Gingen noch bis vor wenigen Jahren rund 70 Prozent der gesamten Produk­tion direkt in die Yachtcharter, werden heute rund die Hälfte aller von Leopard gebauten Schiffe an private Eigner verkauft. Ein Grund für den Wandel ist unter anderem das für die Interessenten offenbar lukrative Kaufcharter-Modell.

Das heißt: Private kaufen das Schiff, lassen es aber zunächst für eine bestimmte Zeit über namhafte Charterunternehmen vermieten und kassieren dafür monatliche Zahlungen in Form einer Rendite. Während der festgelegten Laufzeit kümmern sich die Vercharterer um die Liegeplatzgebühren, Pflege, Wartung und Versicherungen. Zusätzlich darf der Eigner sein Schiff auch selbst nutzen, allerdings nur in den vorab vereinbarten Zeiträumen.

Diese offenbar wieder häufiger installierten Finanzierungsmodelle sind für die Hersteller regelrechte Absatztreiber. Es gibt sie selbstverständlich nicht nur für die Katamarane von Leopard, die von Robertson and Caine in Kapstadt gebaut werden.


Tourenschiffe auf zwei Rümpfen: die Konkurrenz des Leopard 42

Astréa 42: voluminöses Tourenschiff von Fountaine Pajot. Der Steuerstand liegt seitlich erhöht, dazu gibt es ein großes Frontcockpit
Foto: EYOTY/B. Kolthof

Mit rund 200 Einheiten pro Jahr gehört die Werft zu den marktführenden Produ­zenten in der Branche und bietet als starker Wettbewerber den großen Marken wie Lagoon oder Fountaine Pajot hartnäckig die Stirn. Dabei geht rund die Hälfte der Produktion in die USA, weil die Wege dorthin kürzer sind und die Auslieferung einfacher. Nach Europa gelangen die Katamarane meist als Decksladung auf dem Frachter oder werden überführt, was zusätzliches Geld kostet. Und das nicht zu knapp: Rund 30.000 Euro kommen für die Auslieferung nach Europa zum Grundpreis obendrauf. Das müssen Käufer wissen.

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Überschaubares Programm

Den Leopard 42 hat die Werft jetzt als Ab­lösung für den Leopard 40 vorgestellt. Das neue Schiff ist mit einer Rumpflänge von 12,67 Metern allerdings rund 70 Zentimeter länger und auch entsprechend breiter als sein Vorgänger. Damit verabschiedet sich Leopard zunächst aus der Einsteigerklasse von 40 Fuß Rumpflänge und schließt sich vielmehr dem nächstgrößeren Segment der 42-Fußer an, welche jetzt mit neueren Modellen aktueller besetzt ist – ein logischer Schritt hinsichtlich der Konkurrenz.

Für das Konzept heißt das: deutlich mehr Platz und mehr Wohnkomfort in den Rümpfen sowie Ausbauversionen mit bis zu vier Kabinen mit vier jeweils dazugehörigen Toilettenräumen und zumindest halb separierten Duschräumen. Das entspricht mittlerweile dem Klassenstandard der 42-Fußer. Wie schon bei den Wettbewerbern (Fountaine Pajot Astréa 42 und Lagoon 42) verzichtet nun auch Leopard mit dem neuen Schiff auf die Option für eine zusätz­liche Skipperkabine in der Vorpiek, welche früher noch erhältlich war.

Gebaut wird ausschließlich in Südafrika

Das Programm von Robertson and Caine ist deutlich überschaubarer als die Linien der bestimmenden Katamaran-Marken in Frankreich. Aktuell befinden sich lediglich drei Boote mit 42, 45 und 50 Fuß Länge im Werft-Portfolio. Fountaine Pajot dagegen hat sieben Modelle im Programm, von 40 bis maximal knapp 70 Fuß Rumpflänge; und der Marktführer Lagoon offeriert derzeit in einer ähnlichen Längenspanne sogar nicht weniger als zehn Typen.

Gebaut werden die Schiffe von Leopard ausschließlich in Südafrika, und zwar sämtliche Teile vollständig im Vakuum-Infusionsverfahren als Sandwichkonstruktionen mit Schaumkern, Vinylesterharz für die äußere Schicht und Polyesterharz für den Laminataufbau innen. Nur unterhalb der Wasserlinie, im Bereich der Ruderwelle sowie unter den Beschlägen auf dem Deck gibt es ein Volllaminat. Überdies integriert die Werft in den vorderen Beam einen Querträger aus Stahl als strukturverbindendes Element zur weiteren Aussteifung und zur Vermeidung von zu viel Torsion zwischen den Rümpfen; das ist bei Katamaranen generell ein wich­tiges Thema. Die ballastlosen Kielstummel sind am Rumpf nur angeklebt, nicht verschraubt und nicht anlaminiert. Bei Grundberührung sollen sie abscheren, ohne die Struktur zu beschädigen. Trotzdem sind sie so stark gebaut, dass das Boot problemlos auf ihnen abgestellt werden kann.

Flinke Raubkatze

Für einen Test steht der Leopard 42 der YACHT-Redaktion in Saint-Raphaël an der französischen Côte d’Azur zur Verfügung. Mit den typischen Wind- und Wetterbedingungen: viel Sonne, allerdings nur wenig Wind um zehn Knoten (3 Beaufort), zwischendurch auch mal etwas mehr. Mit der einfachen Standard-Besegelung (überlappende Genua, durchgelattetes Großsegel) kommt die Konstruktion aus dem Studio Simonis/Voogd schnell und gut in Fahrt, loggt 6,0 Knoten durch das Wasser und wendet über einen Winkel von 90 Grad. Für einen reinen Fahrtenkatamaran mit nur wenig Anspruch auf besonderes Leistungsvermögen und Sportlichkeit sind das überraschend gute Werte.

Auch überzeugt der Südafrikaner mit seinen lebhaften Manövriereigenschaften. Die Wenden können zügig durchgesteuert werden, ohne dass dabei viel Speed verloren geht. Und das mit 12,5 Tonnen Gesamt­gewicht vergleichsweise eher schwer gebaute Schiff reagiert schnell und unmittelbar auf das Ruder. Das gilt auch für Operationen unter Maschine im Hafen, wo sich der Leopard 42 mit seinen beiden 45 PS starken Einbaumotoren leicht und nach Wunsch bewegen lässt. Die beiden Saildrives sind vor den Ruderblättern eingebaut und damit wirkungsvoller bei Vorwärtsschub. Unterwegs unter Maschine erreicht der Kat immerhin 9,4 Knoten unter Volllast, bei Marschfahrt (80 Prozent der Höchstdrehzahl) sind es immer noch 8,5 Knoten Fahrt.

Leopard 42 ist einhandtauglich

Das Steuern unter Segeln ist auch beim Leopard 42 kein ausgewiesen gefühls­beton­tes Vergnügen, sondern reduziert sich auf das bloße Lenken und Kurshalten, was ja bekanntlich bei fast allen Fahrtenkatamaranen mehr oder weniger der Fall ist. In der Praxis übernimmt deshalb ohnehin meist der Autopilot. Will man den Leopard dennoch öfter und auch länger selbst steuern, ist das Rad am Steuerstand zu tief angebaut, besonders wenn man dazu auf der hohen Bank sitzen will. Einfacher ist das Steuern im Stehen, hinter dem Rad oder seitlich davon. Dann allerdings fehlt es an Übersicht, vor allem bei den Manövern im Hafen.

Der Umgang mit Fallen, Schoten, Klemmen und Winschen gestaltet sich mühelos. Das Layout ist sehr durchdacht angeordnet und zudem einhandfreundlich. Das ist beim Leopard 42 durchaus vorteilhaft, weil am Steuerstand nur wenig Platz vorhanden ist und es dort zu zweit ohnehin schon sehr eng wird. Erleichtert wird das Handling dank einer sehr hochwertigen Grundausstattung mit kräftigen Stoppern, großen Winschen von Lewmar sowie ordentlich dimensionierten Blöcken und Rollen. Bei Leopard gehört dies zum Baustandard.

Exklusiv mit Dach-Lounge

Eine der insgesamt drei Winschen ist ab Werft elektrisch betrieben, für die anderen sind Motoren als Option erhältlich, was empfehlenswert ist. Denn die ziemlich weit überlappende Standardgenua sowie das im Topp weit ausgestellte Großsegel entwickeln schon bei mittleren Windstärken hohe Lasten, welche mit der Winschkurbel nur noch kräftezehrend gebändigt werden können. Das Großsegel wird übrigens über zwei getrennte Schottaljen getrimmt, die die Funktion des leider nicht vorhandenen Travellers auf dem Bimini kompensieren. Das Hahne­pot-System ist zwar einfach, effizient und kostensparend, zwingt aber auch zu Mehr­arbeit, weil das Großsegel nach den Manövern immer wieder neu eingetrimmt werden muss. Nur aktive Segler werden das wirklich gut finden.

Den dezidierten Lounge-Bereich auf der Flybridge hat der Leopard 42 in seiner Längenklasse exklusiv. Bei der direkten Konkurrenz aus den großen Produktserien bleibt es auf dem Obergeschoss nur beim Angebot von Sonnenliegen. Die luftige und aussichtsreiche Sitzgruppe auf dem Dach ist lediglich über die Treppe auf der Backbordseite erreichbar, nicht aber von der Gegenseite vom Steuerstand aus. Muss der Rudergänger also schnell mal aufs Dach, um beispielsweise etwas zu klarieren, hat er entweder eine gewagte Kletterpartie zu unternehmen, oder er muss um das Cockpit herum zum Aufgang auf die andere Seite sprinten.

Ausbau nach Klassenstandard

Für den Innenausbau hat der Käufer die Wahl. Die Version für Eigner ist die Ausführung mit zwei Kabinen und zwei Nasszellen auf der Backbordseite sowie einer langen, separierten Masterkabine an Steuerbord mit Schreibtisch, mehr Stauraum und einem großen Bad inklusive Dusche im Vorschiff. Auf der Variante für den Chartereinsatz sind die Rümpfe identisch ausgebaut, also mit insgesamt vier Kabinen und vier Toilettenräumen. Diese Varianz entspricht innerhalb der Klasse der 42-Fuß-Tourenkats der Norm, nennenswerte Abweichungen davon gibt es nicht mehr.

Auch bezüglich des generellen Ausbaus im zentralen Salon zeigt sich die gesamte 42-Fuß-Klasse mehrheitlich homogen. Die Standards sind mit einer Sitzgruppe und einem flexibel einsetzbaren Tisch, großer Pantry sowie einem Kartentisch definiert. Beim Leopard 42 ist die Wohnküche nach vorn angeordnet, mit fast uneingeschränkter Sicht in Fahrtrichtung durch die riesigen Fenster im Aufbau. Das ist vor allem unterwegs sehr angenehm.

Anders als auf den Booten von Fountaine Pajot oder Lagoon ist die Pantry des Leopard damit funktional nicht direkt an den Essbereich im Außencockpit gekoppelt, wo man üblicherweise mehr Zeit verbringt als innen im Salon – ein Kompromiss. Die Navigation ist ebenfalls nach vorn aus­gerichtet, sie bietet sich bei schlechtem Wetter über die Fernsteuerung vom Autopilot als Innensteuerstand an. Von hier aus hat man tatsächlich die komplette Übersicht über das Schiff, nach vorn und zur Seite, sowie durch ein langes Fenster im Kajütdach sogar in das Rigg inklusive des Großsegels. Eine Motorsteuerung in der Navigation ist allerdings über die Werft auch als Option nicht zu bekommen.

Haltlos durch die See

Was im Salon komplett fehlt, sind Festhaltemöglichkeiten in Form von Handläufen, Griffmulden oder Randleisten an den Möbeln. Wer mit dem Leopard auch mal in ruppigen Bedingungen segelt, wird hier vergebens nach Halt suchen. Das Thema wird auf Katamaranen generell oft stiefmütterlich behandelt; aber auch hier kann es im Wellengang recht ungemütlich werden.

Punkten kann der Leopard dagegen mit einer sehr guten Lösung, um den Salontisch abzusenken und die Sitzgruppe mit Einlagepolstern in eine zusätzliche Doppelkoje umzuwandeln. Der Tisch ist dafür extrem solide verankert, und die zusätzlichen Polster liefert die Werft bereits im Standard-Umfang mit. Die große Liegefläche eignet sich auch als Tageskoje für lange Passagen auf hoher See mit guter Sicht nach draußen.

Leopard 42 verschenkt Platz

Ist der Rumpf mit zwei Kabinen ausgebaut, wird die weit ins Vorschiff reichende Koje recht schmal. Die Werft will – wohl aus optischen Gründen – die Liegefläche auch hier als Insel-Bett gestalten und verschenkt damit unnötig Platz an den Seiten. Tatsächlich ist die als Doppelkoje ausgewiesene Schlafstatt auf Höhe der Schultern gerade mal 1,12 Meter breit, womit es für zwei erwachsene Personen dort sehr eng wird.

Bei den Wettbewerbern sowie auf dem Vorgängermodell Leopard 40 sind die Kojen vorn breiter und komfortabler für eine Doppelbelegung. Dafür sind die Betten achtern mit einer Breite von knapp 1,70 Metern schon deutlich bequemer zum Schlafen, auch für zwei Personen. Was die Ventilation angeht, hat der Leopard 42 eine Vorbildfunktion. In allen Kabinen unter Deck, in den Toilettenräumen sowie auch im Salon stehen mehrere große Öffnungen zur Verfügung, um alle Schiffs­bereiche auch quer belüften zu können.

Bei den technischen Einbauten kann das Schiff aus Südafrika im Vergleich mit der Konkurrenz ebenfalls seine Trümpfe ausspielen. Die für einen Fahrtenkat dieser Größe vielfältigen Komponenten für die Wasserkreisläufe, für die Elektrik und für die Einbaumaschinen sind makellos installiert, dazu übersichtlich gekennzeichnet und sehr gut zugänglich.

Dass Leopard Catamarans für die sau­bere Bauausführung, die solide gefertigten Strukturen und die hochwertigen Beschläge an Deck etwas mehr Geld verlangt, ist nachvollziehbar. Mit einem Grundpreis von 629.510 Euro ist der Südafrikaner allerdings nur unwesentlich teurer als die Schiffe der direkten und vergleichbaren Konkurrenz. Wie bereits eingangs erwähnt, müssen Käufer in Europa allerdings eine happige Auslieferungspauschale mit einkalkulieren – falls sie das Boot nicht eigenhändig überführen.

Attraktive Alternative

Die Schiffe von Leopard muss auf dem Plan haben, wer sich für attraktive, moderne Katamarane interessiert, sei es als Eigner oder als Vercharterer. Der Leopard 42 wird es der überwiegend französischen Konkurrenz bestimmt nicht leichter machen, sondern positioniert sich als attraktive Alternative. Dass die Raubkatze vom Kap der Guten Hoffnung zudem auch noch gut segelt, kommt als willkommenes Extra noch obendrauf.

Die Messwerte zum Test des Leopard 42

Windgeschwindigkeit: 10 kn (3 Bft); Wellenhöhe: glattes Wasser; * Mit Code Zero

Der Leopard 42 im Detail

Aufgestockt. Der Kat baut wegen der überdachten Flybridge auffällig hoch. Das Bimini reicht ganz nach achtern | Zeichnung: YACHT/N. CampeAufgestockt. Der Kat baut wegen der überdachten Flybridge auffällig hoch. Das Bimini reicht ganz nach achtern | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten des Leopard 42

  • Konstrukteur: Simonis/Voogd
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 12,67 m
  • Breite: 7,04 m
  • Tiefgang: 1,40 m
  • Gewicht: 12,5 t
  • Masthöhe über WL: 20,68 m
  • Großsegel: 66,6 m²
  • Rollgenua: 46,4 m²
  • Maschinen (Yanmar): 2x 33 kW/45 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

Alle Teile gebaut als GFK-Sandwich im Vakuum-Infusionsverfahren. Stahlträger im vorderen Beam für mehr Steifigkeit

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft: 629.510 € brutto inkl. 19 % MwSt.
  • Garantie/gegen Osmose: 2/6 Jahre

Stand 3/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft

Robertson and Caine, Kapstadt (RSA); www.robertsonandcaine.com

Vertrieb

YACHT-Bewertung des Leopard 42

Spannende Alternative für den Markt der mittelgroßen Fahrtenkatamarane, gebaut in Südafrika. Das sehr voluminiöse und vergleichsweise schwere Schiff überrascht mit guten Segeleigen­schaften, auch bei Leichtwind

Konstruktion und Konzept

  • + Teilüberdachte Flybridge im Standard
  • + Angemessener Preis
  • + Qualitativ gute Bauausführung

Segelleistung und Trimm

  • + Lebhafte Segeleigenschaften
  • + Einhandtaugliches Handling
  • - Kein Traveller vorhanden

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Heller, gemütlicher Innenausbau
  • - Sehr schmale Koje im Vorschiff
  • - Wenig Festhaltemöglichkeiten

Ausrüstung und Technik

  • + Hochwertige Decksausstattung

Der Artikel erschien erstmals in YACHT 16/2021 und wurde für die Online-Version aktualisiert.

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