Delos Explorer 53YouTuber bauen Go-anywhere-Kat aus Alu mit Hybrid-Antrieb

Fridtjof Gunkel

 · 13.11.2025

Die neue „Delos“ wird ein Go-anywhere-Boot aus Alu mit Hybrid-Antrieb, das für Komfort und Sicherheit steht.
Foto: Delos 2.0
Nach 85.000 Seemeilen auf Blauwasserfahrt entwickeln die YouTuber Brian und Karin Trautman ihr neues Boot auf der Grundlage ihrer reichen Erfahrungen.

​Die Genese des neuen Explorer-Katamarans ist bemerkenswert. Der Elektroingenieur Brian Trautman aus Arizona betreibt seine eigene Softwarefirma, träumt aber vom großen Abenteuer. Mit Anfang dreißig liest er das Buch „Three ­Years in a 12-Foot Boat“ und entwickelt die Idee, um die Welt zu segeln. Er tauscht seine Besitztümer 2008 gegen eine Super Maramu von Amel, will damit über den Pazifik nach Australien, gibt sich dafür zwei Jahre Zeit. Und ist heute immer noch unterwegs. Für Brian wird Fahrtensegeln zur „Magie, die meine DNA verändert hat“.


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In Neuseeland lernt er seine jetzige Frau, Karin, aus Schweden kennen, die später von sich behauptet, aus Versehen um die Welt gesegelt zu sein. Eine Tochter, Sierra, wird geboren. Die Familie lebt zeitweise von zahlenden Mit­seg­lern, Gelegenheitsjobs und in erster Linie von sehenswert-unterhaltsamen YouTube-Beiträgen, die zunehmend zum Geschäftsmodell werden. 967.000 Abonnenten haben sie nach 706 Videos. Damit ist der Trautman-­Kanal „SV Delos“ nach „Sailing La Vagabonde“, der ebenfalls ihr Weltumsegler-Dasein dokumentiert, der zweitgrößte Sailing-Channel bei YouTube.

„Delos“ hat den Erdball von der US-Westküste aus über den Pazifik, den Indischen Ozean und den Atlantik mit großen Schleifen und vornehmlich in warmen Gewässern umsegelt. Nun sollen die Erfahrungen aus 15 Jahren exzessivem Fahrtensegeln in einem neuen Boot ihren Niederschlag finden, einem Expeditions-Katamaran aus Aluminium, der in der „Lage ist, alle Ecken des Globus in Sicherheit und Komfort anzusteuern“, so Bill Trautman.

Antrieb mit Verbrenner, Hybrid-Arrangement oder rein elektrisch

Die Wahl fiel auf ein Design des kleinen neuseeländischen Konstruktionsbüros De Villiers, das vornehmlich Behörden- und Fischereiboote sowie eben Kats entwickelt. Es handelt sich um den DVD 525, den die Trautmans als Basis für ihre eigenen Ideen umwandelten. Die „Delos 2.0“ entsteht derzeit bei Strad­broke Yachts in Queensland an der australischen Ostküste und befindet sich im Ausbau. 2026 soll sie schwimmen. Sie haben dort den Rumpf aus der korrosionsbeständigen, harten und gut schweißbaren Aluminiumlegierung mit Namen AlMg4,5Mn zusammengebraten. Unterhalb der Wasserlinie kommt mit sechs Millimetern Stärke dicke Ware zum Einsatz. Rumpf und Deck sind komplett isoliert.

Das Boot ist mit Stummelkielen ausgestattet. Die Propeller werden, unüblich bei Kats dieser Größe, mit Wellen angetrieben. Bill Trautman hält diese Variante für zuverlässiger und sicherer. Skegs und Grundplatten schützen die Propeller und die Ruder. Die Props arbeiten mit einem parallelen Hybrid-Antrieb. In einem Rumpf werkeln ein Nanni-Diesel und ein 25-Kilowatt-Elektromotor, im anderen ein rein elektrischer Antrieb, ebenfalls mit 25 Kilowatt. Somit kann die neue „Delos“ mit einem Verbrenner, mit einem Hybrid-Arrangement oder rein elektrisch angetrieben werden. Beide E-Motoren können per Rekuperation die Akkus laden. Und die Welle lässt sich vom Diesel auskuppeln, der dann als großer Generator Autarkie schafft. Das Thema bedienen auch die vielen Solarzellen auf dem weit nach achtern verlängerten Bimini. 3.750 Watt können die im besten Fall liefern. Ins Dach integriert ist ein Regenauffangsystem.

Wichtiges Konstruktionsmerkmal ist die Bridgedeck Clearance, die Höhe von der Wasserlinie bis zur Unterkante des vorderen Beams. Je größer das Maß, desto weniger klatscht das Boot bremsend und laut in die Wellen. Mit 85 Zentimetern ist die neue Delos Explorer 53 sehr gut dabei.

“Delos 2.0” ist von außen innovativ

Eine Flybridge gibt es nicht, dafür eine besondere Konfiguration von Cockpit und Steuerstand. Letzterer ist komplett mit Rad, Motorbedienung und Navigations-Komponenten im Deckshaus untergebracht. Die Segel werden davor im Frontcockpit bedient. Ein Arrangement für das Segeln in warmen Gefilden: Geschützt vor der Sonne innen steuern bzw. den Autopiloten einschalten, kurze Wege zu den Winschen nutzen und gute Durchlüftung bei geöffneter Fronttür genießen.

Somit bleibt die Plicht frei von jeglichen Bedienelementen. Sie schließt nach achtern mit einem frei stehenden Tresen ab, der das Tauchequipment, die Rettungsinsel und weiteres Staugut aufnimmt. Dort ist auch die Außenpantry eingebaut, mit Kühlschrank, Waschbecken, Grill und Ofen. Die dahinterliegende Plattform nimmt auf längeren Passagen das Dingi auf. Das Beiboot wird per Taljen am bis zu den Hecks überstehenden festen Dach geliftet und zur Hälfte auf der Plattform in Auflagen gesichert, die sich vor Anker entfernen lassen.

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Hybrid-Antrieb, Geschützte Propeller an Wellen, feste Dingi-Plattform, Frontcockpit und Innensteuerstand, vier wasserdichte Schotten, Außenpantry: diese Kombination ist neu.

Innen eher konventionell

Der Innenraum präsentiert sich dagegen recht konventionell. Er ist komfortabel und, anders als es die bisherigen Aktivitäten der „Delos“-Crew vermuten lassen würden, eher auf eine kleinere Crew ausgelegt. Es sind lediglich drei Kabinen vorgesehen. Der Steuerbordrumpf ist den Eignern vorbehalten. Die verfügen über eine große Kabine mit viel Stauraum und ein üppiges Bad mit weiteren Staumöglichkeiten und Waschmaschine sowie komplett separater Dusche.

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Im Backbordrumpf ist eine Kinder­kabine mit Stockbetten vorgesehen und achtern eine Gästekammer. Dazwischen liegt eine gemeinsame Nasszelle. Die Vorschiffe sind nicht in die Kabinen integriert und dienen nur zum Stauen. Im Deckshaus sind neben dem Steuerstand mit eigenem Sitz eine eher knappe Sitzecke und eine U-förmige Innenpantry untergebracht.

Die Baufortschritte lassen sich – natürlich bestens dokumentiert und sehr unterhaltsam – auf YouTube verfolgen.

Technische Daten der “Delos 2.0”

yacht/1000000775_eccfd002fb5514000a419b1d9111856eFoto: Delos 2.0
  • Konstruktion: De Villiers Design (NZL)
  • Werft: Stradbroke Yachts (Aus)
  • Rumpflänge: 16,00 m
  • Wasserlinienlänge: 15,98 m
  • Breite: 7,70 m
  • Tiefgang: 1,20 m
  • Gewicht: 16,3 t
  • Segelfläche a. W.: 154,5 m²
  • Masthöhe über WL: 23,03 m
  • Maschine: 80 und 33 PS
  • Dieseltank/Wassertank: 860/900 l
  • Solarenergie: 3.750 W

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