Sören Gehlhaus
· 19.05.2025
Tortue 147 nennt sich der erste knapp 15 Meter lange Alu-Kat von Cataruga. Nie gehört? Die Marke hob der Franzose Jean Sommereux aus der Taufe, ein segelbegeisterter Unternehmer. Er ist nicht der erste seiner Zunft, der zur Umsetzung von ganz eigenen Visionen solch ein Unterfangen startet oder eine Werft unterhält. Wie bei vielen Wirtschaftslenkern kommt der unternehmerische Hintergrund auch bei Sommereux in der Wahl des segelnden Untersatzes und der zugehörigen Werft zum Ausdruck. So übertrug vor ihm Leonardo Ferragamo den Stil des gleichnamigen italienischen Modehauses auf Nautor Swan und Hans Georg Näder die Carbon-Expertise von Ottobock auf Baltic Yachts und umgekehrt. Jean Sommereux gründete mit seinem Bruder EGO Paris, einen Hersteller von Designer-Außenmöbeln mit Sitz im Norden Lyons. Ihr favorisiertes Material: Aluminium.
Die Grundsätze seines Unternehmens, technische Präzision, Eleganz und Langlebigkeit, wandte Jean Sommereux auch auf seinen Katamaran an. Mit dem Tortue 147 hat er es nicht auf Schnellsegeln abgesehen; wie die namensgebende Schildkröte soll sich die 7,85 Meter breite Segelbasis in ihrem eigenen Tempo fortbewegen, mit Zuversicht und Gelassenheit. Auch der Markenname Cataruga ist eine Kombination aus „Catamaran“ und „Tartaruga“, was auf Portugiesisch und Italienisch „Schildkröte“ bedeutet. Mit dem Außen- und Innendesign betraute Sommereux den Innenarchitekten Jean-Michel Kalfon, der trotz Schildkrötenvorgabe eine gewisse Stealth-Optik zu berücksichtigen hatte.
Den geeigneten Bauplatz fand Cataruga im tunesischen Hergla, wo man für den Kasko des Tortue 147 recycelbares Aluminium mit Stärken zwischen 8-10 mm verschweißte. Jeder Rumpf verfügt über drei wasserdichte Schotten plus Crashbox. Die Verdrängung liegt leer bei 20 Tonnen, der Tiefgang bei nur 1,45 Meter. Auf Schwerter verzichtete das französische Entwicklungsteam, schwach ausgeprägte Wulstbuge sollen den Wellenwiderstand reduzieren und für ein weicheres Eintauchen in Wellen sorgen.
Für den Innenausbau kam Holz von schnell nachwachsenden Paulownia-Bäumen zum Einsatz. Diese absorbieren laut Hersteller zehnmal mehr CO₂ als andere Baumarten. Da das Holz als leicht, stabil und von Natur aus feuchtigkeitsresistent gilt, findet Paulownia seit Jahren im Bau von Kitesurfboards Verwendung. Furnier vom Blauglockenbaum prägt die polygonalen Fenster des Salons mit Inselküche, Navi und Lotsenkoje davor. Die Langfahrt-Ambitionen des Tortue-Erdenkers spiegelt ein Wassermacher wider, der 100 Liter pro Stunde schafft.
Ein Ballastsystem mit zwei je 1,2 Tonnen fassenden Tanks ermöglicht, jeweils Frischwasser oder Diesel zwischen den Rümpfen zu verschieben. Dabei dachte das Entwicklungsteam weniger an Leistungssteigerung als an eine Erhöhung von Komfort und Stabilität je nach Zuladung, Wind und Seegang.
Aktuell kommt der Tortue 147 mit zwei 57 PS starken Yanmar-Dieselmotoren. Für künftige Modelle sind auch Hybridantriebe mit 2 x 60 PS Diesel plus 2 x 10 kW Elektromotoren oder rein elektrische Varianten geplant. Die Segelfläche liegt je nach Ausführung zwischen 100 und 180 Quadratmetern und wird wahlweise von elektrischen Furlern bewegt. Für die Energieversorgung an Bord sorgen Solarpaneele mit 5,5 kW Leistung, zwei 8 kVA Wechselrichter sowie Lithium- und AGM-Batterien mit 25 oder 60 kWh Kapazität. Ein 6 kVA Generator dient als Notfallaggregat.
Cataruga feierte die Premiere des Tortue 147 auf der Multihull Show in La Grande Motte und freut sich über Interessenten.