Lange war es ruhig in der recht kleinen Nische der Deckssalonyachten. Dann tauchte zur vergangenen boot Düsseldorf mit viel Tamtam und Lametta die Moody DS 41 auf, die Kleinste aus der Reihe, die zu Hanseyachts gehört. Und damit kam die Frage auf, mit welchen anderen Schiffen denn die Dixon-Konstruktion mit dem markanten Deckshaus und den modernen Rumpflinien denn überhaupt zu vergleichen sei. Tatsächlich sucht das ungewöhnliche Raumkonzept seinesgleichen: Cockpitboden und Salon liegen auf einer Ebene, wie auf einem Katamaran. Und dennoch: Die Moody (Test siehe YACHT 11/20) ist und bleibt auch eine echte Deckssalonyacht. Und davon gibt es durchaus noch mehr, auch in ähnlicher Größe.
Mögliche Marken sind schnell genannt: Sirius, Nordship, Regina Yachts, CR-Yachts, Wauquiez – nur als Beispiele. Und es würden sich noch andere Hersteller anführen lassen, welche das Deckssalon-Konzept ebenfalls verfolgen, vorwiegend jedoch für das größere Format. 40 Fuß Rumpflänge gilt aber gemeinhin gerade noch als eine gute Größe, bei der sich ein richtiger Deckssalon noch in vernünftiger Weise umsetzen lässt. Umso spannender ist ein Gruppenvergleich, der die verschiedenen Möglichkeiten der Deckshausidee exemplarisch zeigt.
Dieser hat an der Ostsee in Neustadt stattgefunden – allerdings aufgrund der damaligen Unsicherheiten rund um die Corona-Epidemie mit einer quantitativ relativ bescheidenen Beteiligung. Neben der Moody DS 41 von Hanseyachts in Greifswald stellte sich Sirius Yachts vom Plöner See mit ihrer 40 DS der Herausforderung. Ergänzt wurde der Wettbewerb zudem durch die Nordship 380 DS aus Dänemark. Wenn sie auch 40 Zentimeter kürzer ist als ihre Rivalinnen im Gruppentest, passt sie dennoch ganz prima zur Konkurrenz. Die Dänen hätten mit der 40 DS zwar ein bezüglich der Rumpflänge passenderes Modell im Angebot, allerdings stand kein Schiff dieses älteren Typs für den Vergleich zur Verfügung.
Der Begriff Deckssalon bedeutet: erhöhter Kajütaufbau mit großen Fensterfronten und einer darin hochgesetzten Sitzgruppe. Anders als bei konventionellen Yachten ist die freie Sicht nach außen beim Sitzen im Salon das tragende und zwingende Element bei der Entwicklung von DS-Yachten. Nur scheint es dafür kein wirkliches Patentrezept zu geben, auf das die Produzenten zugreifen könnten. Vielmehr ist der Interpretation des Themas freier Lauf gelassen. Bezeichnend dafür ist, wie unterschiedlich die Hersteller der getesteten Yachten die Aufgabe angehen, die Konzepte zu individualisieren und überdies mit anderen Vorzügen zu kombinieren.
Moody hat das Thema Deckssalon mit einem couragierten, modernen, aber auch ziemlich unkonventionellen Plan angepackt. Grundlage ist die stufenlose Zusammenführung von Salon, Cockpit, Pantry und Navigation auf einem Niveau. Um dies zu schaffen, ist das Cockpit auch entsprechend tiefergelegt. Der Nachteil: Im achteren Teil des Schiffes ist damit kein Wohnausbau mehr möglich.
Die Wohnbereiche befinden sich vielmehr im vorderen Teil des Bootes auf der unteren Ebene. Die Abstufung nach vorn wird hier ausgenutzt, um zusätzlich zur Eignerkammer im Vorschiff eine sogenannte Mittelkabine ein Stück weit unter den Salon zu integrieren. Moody hat das recht ausgefallene Konzept bereits vor über zehn Jahren mit der DS 45 (Test in YACHT 8/2008) umgesetzt und mit der DS 54 (YACHT 11/2014) ins große, luxuriöse Format übertragen. Jetzt folgt mit der neuen Moody DS 41 der Anschluss an die begehrte Zwölf-Meter-Klasse.
Komplett anders dagegen die DS-Idee von Nordship. Der Entwurf von Werftchef und Inhaber Lars Buchwald sieht eine eher klassische Deckssalon-Konfiguration vor und kombiniert die Konstruktion überdies mit einem Mittelcockpit, was schon eher ungewöhnlich ist. Der Niveau-Unterschied zwischen außen und innen ist bei diesem Boot deshalb ungleich größer, was mit einer funktionalen Trennung von Cockpit und Salon einhergeht. Ein Niedergang verbindet die zwei Schiffsbereiche. Dennoch bleibt die Nordship mit ihrer ebenfalls deutlich erhöht eingebauten Sitzgruppe dem generellen DS-Motto treu: Rundumsicht im Sitzen ist auch hier möglich.
Unter dem hohen Cockpit der Dänin bleibt ausreichend Platz für eine große, geräumige Masterkabine mit zentralem Doppelbett – so wie bei Yachten mit Mittelcockpit gemeinhin üblich. Damit kann sich die Nordship 380 DS bezüglich des Wohnangebots unter Deck von der Konkurrenz positiv absetzen. Es bleibt dennoch bei zwei Doppelkabinen mit jeweils eigener Nasszelle.
Die Sirius-Werft beschreitet mit der 40 DS den goldenen Mittelweg. Wie bei der Moody ist auch bei ihr der Cockpitboden etwas tiefer gelegt, lässt darunter aber immer noch ausreichend Raum für eine weitere Doppelkabine übrig. Plicht und Salon liegen zwar nicht ganz auf einer Ebene, sind aber dennoch funktional direkt miteinander gekoppelt. Für Transparenz und für eine gute Kommunikation auf Augenhöhe sorgen viele Fensterflächen im hinteren Aufbauschott, welche zudem geöffnet werden können. Auch Sirius bietet die Möglichkeit, unter dem erhöhten Deckssalon zusätzlich eine Mittelkabine mit Doppelbett zu integrieren. Damit kann sie mit bis zu drei Schlafräumen ausgebaut werden, was sie innerhalb der Testgruppe exklusiv hat.
Überhaupt: Während sich die Ausbauvarianten mit der Moody auf die Wahl von einem oder zwei Toilettenräumen beschränken, bieten Sirius und Nordship für ihre Typen eine geradezu unüberschaubare Vielfalt verschiedenster Möglichkeiten für die Gestaltung des Interieurs. Beide Hersteller preisen ihre Angebote neben den Standard- Konfigurationen und vielen definierten Versionen sogar als Semi-Custom-Projekte an. Bedeutet, dass alle individuellen Wünsche der Käufer berücksichtigt werden, sofern irgendwie machbar – gegen entsprechende Aufpreise, versteht sich.
Große Unterschiede gibt es auf den Vergleichsbooten bezüglich der Optik unter Deck. Modern, hell und schick präsentiert sich die neue Moody DS 41, mit vielen hellen Oberflächen, markanten Farbkontrasten und relativ wenig sichtbarem Holz. Die stilbewusste Anmutung passt sehr gut in den fast rundum verglasten und lichtdurchfluteten Deckssalon. Auch für die Gestaltung in den Wohnräumen haben sich die Designer am aktuellen Zeitgeist orientiert und eine schnörkellose, luftig-leichte Wohnatmosphäre geschaffen. Leider sind beim Testschiff, der Baunummer 2, an einigen Stellen die Einrichtungsteile nicht ganz passend eingesetzt, sie lassen sichtbar unstimmige Spaltmaße erkennen. Auch die Bodenbretter knarzen unter Belastung, was stört und den Blick auf den sonst guten und hochwertigen Ausbaustandard etwas trübt.
Den starken Kontrast zum Ausbau der Moody liefert wieder die Nordship 380 DS mit ihrer eher konservativ anmutenden Innenraumgestaltung mit viel dunklem Mahagoniholz und Vorhängen an den Fenstern. Gewiss: Unschön ist das nicht, nur eben ein wenig oldschool vielleicht – andererseits ist der klassisch gemütliche und schiffige Innenausbau im typisch nordischen Stil nach wie vor durchaus beliebt. Wer aber eine modernere Ausführung mit hellem Holz und weniger Dekor wünscht, bekommt auch bei Nordship, was er will – bei sehr hoher Ausbauqualität. Die Dänen verarbeiten unter Deck fast ausschließlich Vollholz, teilweise formverleimt, und sie furnieren nur bei Türen und Abdeckungen, um Gewicht zu sparen. Alle Möbelteile aus Holz werden individuell zugeschnitten und direkt im Boot von Hand eingepasst.
Der Ausbaustandard von Sirius Yachts ist beinahe schon legendär. Die Qualität der Holzarbeiten ist von erster Güte und die Ausführung bis ins kleine Detail makellos. Auch in der Werft am Plöner See wird vorwiegend Massivholz verwendet, welches ebenfalls direkt im entstehenden Schiff in Handarbeit eingepasst wird. Die Einbauten machen einen überaus robusten Eindruck und stoßen ausnahmslos passgenau aneinander; Lücken oder Fugen sucht man auf der Sirius vergebens. Das ist Bootsbauhandwerk vom Allerfeinsten.
Im vergleichsweise eher schlanken Vorschiff der Nordship ist die Doppelkoje bis weit in den Bug hineingebaut, was die Liegefläche im Fußbereich einschränkt, dafür aber mit einer Breite von 1,80 Metern in Schulterhöhe umso mehr Platz bietet. Bei den Schiffen von Moody und Sirius sind im Vorschiff Inselbetten installiert, welche etwas schmaler ausfallen, wobei Sirius natürlich auch dafür eine ganze Palette von Alternativen anzubieten weiß.
Auch bezüglich der Kojenmaße in der zweiten Doppelkabine kann die Nordship vorlegen. Die Liegefläche der geräumigen Eignerkabine achtern ist auf Schulterhöhe (30 Zentimeter vom Kopfende) nicht weniger als 1,84 Meter breit. Die Kojen in den Mittelkabinen der Wettbewerber sind zwar quadratisch angeordnet, bieten aber trotzdem weniger Platz zum Schlafen bei Doppelbelegung.
In der Pantry der Moody arbeitet man mit spektakulärer Rundumsicht nicht nur am schönsten, sondern auch mit den komfortabelsten Platzverhältnissen im Vergleich. Die Arbeitsflächen sind hier größer und besser nutzbar. Unterwegs bei Seegang steht man im offenen Salon der Moody allerdings etwas verloren, und Festhaltemöglichkeiten gibt es nur wenige. Mehr Sicherheit bieten die seitlich im Durchgang zum Vorschiff installierten Küchenzeilen auf der Sirius und auf der Nordship, wo man sich für einen guten Stand besser festhalten kann. Die kleinste Pantry mit der geringsten Arbeitsfläche hat die Nordship vorzuweisen, sie verfügt dafür dank Oberschränken aber über die größten und meisten Stauräume.
Unzweifelhafte Gewinnerin bezüglich des Stauraums unter Deck bleibt aber die Sirius 40 DS – es gibt an Bord kein noch so kleines Volumen, was bei ihr nicht als Unterbringungsmöglichkeit genutzt wurde. Große Schränke, zahlreiche Schubladen und geräumige Staufächer unter den Bodenbrettern sorgen auf dem Schiff für Ordnung, selbst bei voller Zuladung für die lange Fahrt. Und auf der Sirius gehört ein begehbarer Technikraum mit voll eingerichteter Werkstatt und nochmal zusätzlichen Staumöglichkeiten zum Ausbaustandard, je nach Layout in unterschiedlichen Größen.
Die Moody DS 41 kann mit einem riesigen Stauraum unter dem Salonboden begeistern – eine Art Unterkellerung, wenn man so will –, in welche man mühelos hineinkriechen kann. Auch ließe sich dort eine Waschmaschine einbauen. In der Nordship ist die geräumige und tiefe Backskiste auf der Backbordseite nicht nur vom Cockpit aus, sondern auch von innen durch die Achterkabine erreichbar. Beim Testschiff allerdings wird etwa die Hälfe des riesigen Volumens zugunsten eines zweiten Toilettenraums achtern genutzt – das ist eine Option.
Bis auf die Grundidee des Deckssalons sind die Probandinnen im Test bezüglich der Layouts und Wohnlichkeit unter Deck kaum wirklich vergleichbar – gerade deshalb aber ist die Gegenüberstellung so spannend. Im zweiten Teil des Deckssalonyacht-Vergleichs müssen die drei ungleichen Wettbewerberinnen zeigen, was sie unter Segeln leisten können. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.
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Stand 8/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
Sehr eigenständige und innovative Interpretation der Deckssalon-Idee. Die funktionale Koppelung von Cockpit und Salon auf einer durchgehenden Ebene bringt viele Vorteile mit sich. Und die Rundumsicht ist schlicht überwältigend. Sehr moderner Innenausbau
GFK-Sandwich mit Balsaholzkern, gebaut in Handauflage. Massivlaminat unterhalb der Wasserlinie
Stand 8/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
einer Menge von überraschenden und ungewöhnlichen Details. Die Kombination von Deckssalon und Mittelcockpit ist für Yachten dieser Größe einzigartig. Unter Deck dominiert der klassische, typisch skandinavische Ausbaustandard
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Der qualitativ ungewöhnlich hohe Ausbaustandard kann beim Boot von Sirius genauso begeistern wie die zahlreichen Ausbauvarianten, die für eine individuelle Gestaltung zur Verfügung stehen. Das Deckssalon-Konzept funktioniert und bietet viel Wohnkomfort
Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 18/2020 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.