Vergleich 40-Fuß-Deckssalon-Yachten Teil IISo machen sich die Kandidatinnen beim Segeln

Aufgereiht. Die drei Vergleichsyachten beim Gruppentest in der Neustädter Bucht. Alle Schiffe haben am Wind Potenzial, doch es gibt Unterschiede
Foto: YACHT/Jozef Kubica
Drei Deckssalon-Yachten um 40 Fuß Rumpflänge im Gruppentest. Teil 2: Wie sie sich segeln und bedienen lassen, wie sie ausgestattet sind und wie sich die Preise einordnen lassen

Das Thema Deckssalon lässt sich höchst unterschiedlich interpretieren, so das Re­sü­mee aus dem ersten Teil des Gruppentests der 40-Fußer. Im Vergleich zeigte sich deutlich, wie verschieden die Hersteller dasselbe Thema angehen und umsetzen.


Die Kandidatinnen

Moody DS 41: Salon und Cockpit liegen auf einer Ebene, dazu ist die Plicht vertieft eingebaut
Foto: YACHT/Jozef Kubica

Moody Boats stellt sich der Konkurrenz mit der DS 41. Das Boot aus dem Hause der Hanseyachts AG in Greifswald zeigt als Besonderheit die kon­sequente Koppelung von Deckssalon und Cockpit auf einer durchgehenden Ebene, ähnlich einem Katamaran. Nordship Yachts aus Dänemark schickt die etwas kleinere und schon ältere 380 DS ins Rennen. Sie kombiniert den Deckssalon mit einem Mittelcockpit und Masterkabine achtern, was in der Klasse um zwölf Meter Rumpflänge Alleinstellungscharakter hat. Komplettiert wird die Gruppe durch die Sirius 40 DS vom Plöner See. Sie hebt sich vor allem mit ihrer ungeheuren Vielfalt an Ausbaumöglichkeiten von der Konkurrenz ab.

Für den zweiten Teil des Gruppentests müssen die Deckssalon-Yachten beweisen, was sie unter Segeln leisten können, wie sie dafür ausgestattet sind und wie sie sich bedienen lassen. Zudem erfolgt noch der Blick auf die Bauausführung.

Alle Teile des Vergleichstests:

Test mit Überraschungen

Aufgrund eines technischen Defekts an der Maschine kommt die Moody DS 41 erst spät zum Vergleichstest nach Neustadt. Perfekte Testbedingungen am Schlusstag mit Wind zwischen 12 und 15 Knoten machen den Rückstand im Zeitplan aber schnell wieder wett. Auf einer längeren Raumstrecke wird auf allen Testyachten zunächst entweder ein Gennaker (Moody) oder ein rollbarer Code Zero gesetzt. Auf einem Kurs von rund 120 Grad zum Wind und mehr kann sich keines der Testboote entscheidend absetzen; die Gruppe bleibt mehr oder weniger dicht beisammen.

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Anders an der Kreuz. Hart am Wind zeigt die Nordship 380 DS mehr Potenzial als der Wettbewerb und zieht davon. Das überrascht, weil die Dänin mit einer Rumpflänge von 11,60 Metern rund 40 Zentimeter kleiner ist als die Konkurrenzyachten von Sirius und Moody und mit ihren vergleichsweise konservativen Rumpflinien auch eine deutlich kürzere Wasserlinie aufweist. Die Nordship 380 DS segelt nicht nur schnell, sondern kann im Vergleich auch noch eine sehr gute Höhe am Wind laufen, und sie beschleunigt besser. Mit einem Gesamtgewicht von 9,0 Tonnen ist sie rund zwei Tonnen leichter als ihre Konkurrentin. Erstaunlich: Die Dominanz der nur mit Selbstwendefock ausgestatteten Nordship bleibt auch dann bestehen, wenn auf der Moody sowie auf der Si­rius probehalber die bereits angeschlagenen, überlappenden Genuas ausgerollt wer­den, wobei die Maßnahme besonders bei der Moody Wirkung zeigt.


Weitere Deckssalon-Yachten

Albatross 42.1: Das Boot aus Spanien ist der Moody DS 41 ähnlich. Im Heck gibt es eine Garage für das Dingi. Unter dem Salon sind zwei Mittelkabinen eingebaut
Foto: Albatross Yachts

Die Sirius 40 DS leidet am Wind etwas unter der einfachen Besegelung mit Standardware aus Dacron sowie einem sehr flach geschnittenen Großsegel – im direkten Vergleich fällt sie jeweils zurück. Sowohl die Moody als auch die Nordship profitieren von einem Ausstattungs-Upgrade mit Laminat­segeln und einem vertikal durchgelatteten Großsegel. Alle drei Yachten sind mit einem Rollmast von Seldén ausgestattet. Bei der Moody gehört dieser bereits zum Standard-Lieferumfang. Wegen des festen Biminis mit Cabrio-Verdeck und der damit verbundenen Unerreichbarkeit des Großbaums wäre ein herkömmliches Rigg bei ihr wenig sinnvoll. Alle drei Vergleichstypen werden außerdem schon ab Werft mit einer Selbstwendefock ausgestattet. Größere, überlappende Vor­segel sowie die Raumwindtücher wie Gennaker und Code Zero gibt es natürlich bei allen Herstellern gegen entsprechende Aufpreise.

Unten Tief oder oben hoch

Bei der Moody liegen das seitlich vertieft eingebaute Laufdeck und das Steuercockpit achtern auf demselben Niveau, was einen stufenlosen Durchgang vom Cockpit zum Vorschiff ermöglicht. In einer Art Kanal zwischen Kajütaufbau und der rund 30 Zen­timeter hohen Schanz bewegt man sich mit hoher Sicherheit, auch bei Krängung. Und die Winschen auf dem hinteren Cockpitsüll sind sowohl aus dem Cockpit als auch aus seitlicher Position gut zu erreichen und effizient zu bedienen, von der Mannschaft und dem Steuermann gleichermaßen. Sämtliche Schoten, Fallen und Trimmleinen sind bei ihr beidseitig nach achtern ins Cockpit zurückgeführt. Bezüglich des Handlings bietet die Moody insofern Vorteile.

Das Cockpit auf der Nordship sieht eine klare Zweiteilung vor. Vorn im hohen Mittelcockpit sitzen die Gäste bequem und gut geschützt, bekommen unterwegs aber nur wenig zu tun. Dafür muss der Steuermann, der achtern hinter dem Brückendeck separiert in einer tiefen Mulde am Rad steht, umso mehr arbeiten. Alle Funktionen zum Trimmen der Segel sind in seine unmittelbare Erreichbarkeit geführt. Ausgestattet mit Selbstwendefock und Rollgroß, kann die Nordship bezüglich der Einhandtauglichkeit punkten. Allerdings ist der Rudergänger in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und muss umständlich klettern, um von seiner Posi­tion auf das Laufdeck oder nach vorn ins Mittelcockpit zu kommen.

Das Cockpit der Sirius ist eher schmal gehalten, liegt aber auf einem sehr tiefen Niveau und bietet vorn durch das gewaltige Deckshaus sowie seitlich durch das hohe Süll einen guten Schutz vor Wind und Wetter. Mit einer Länge von 2,40 Metern sind die Cockpitduchten der Sirius die längsten im Vergleich und bieten sich somit auch als Sonnenliegen an, auch wenn die Sitzflächen relativ schmal sind. Optional kann man das Boot vom Plöner See mit einem Targabügel über dem Cockpit bekommen, an dem eine Sprayhood, ein Stoff-Bimini oder ein komplettes Cockpitzelt angeschlagen werden kann. Sämtliche Schoten, Fallen und Trimmleinen sind auf der Sirius einseitig über das Kajütdach geführt. Beim Testboot laufen dort nicht weniger als acht Leinen an, welche alle mit lediglich einer elektrischen Winsch bedient werden. Das verlangt nach Disziplin in den Abläufen und mehr Zeit beim Segel­setzen und -trimmen.

Drei Boote, drei Denkweisen

Im ersten Teil sowie auch im Einzeltest haben wir die ungewöhnliche Varianz für die individuelle Gestaltung beim Innenausbau der Sirius 40 DS gewürdigt. Diese Vielfalt zieht sich auch außen durch, zum Beispiel bei der Wahl der Kiele. Die fest angebauten Flossen in L-Form und Ballastbombe sind in nicht weniger als drei Tiefgangsvarianten mit 2,30, 2,00 oder 1,75 Metern erhältlich. Außerdem kann das Schiff mit Kimmkielen zum Trockenfallen in Tidengewässern oder mit einem Schwenkkiel für einen variablen Tiefgang ausgestattet werden. Alle Kielvarianten lassen sich zudem wahlweise mit einem oder zwei Ruderblättern kombinieren. Auf den Schiffen von Moody und Nordship bleibt es dagegen bei Festkielen in jeweils zwei Tiefgangsvarianten und dazu einem Ruderblatt ohne Alternativen.

In Sachen Steuerung gefällt die Nord­ship von den drei Yachten am besten. Gut aus­getrimmt lässt sich die Dänin mit viel Gefühl an der Windkante halten, sie reagiert aus­gezeichnet und lebhaft schon auf die kleinsten Ruderbewegungen. Steuern bereitet bei ihr deshalb mehr Freude als auf den Schiffen der Konkurrenz. Die Jefa-Anlage auf der Nordship funktioniert über einen durch­gehenden Kabelzug direkt auf den Quadranten. Anders bei Moody und Sirius, wo halbkardanische Steuerungen mit Kettenzügen, Wendegetrieben und Schubstangen verbaut sind. Diese Anlagen (ebenfalls von Jefa) sind technisch sehr zuverlässig und gelten als nahezu unkaputtbar, bieten aber gemeinhin nicht dasselbe feinfühlige Steuergefühl wie mit den filigraneren und leichtläufigen Kabelzügen. Moody Boats nutzt zudem die doppelten Räder, um die Steueranlage mit zwei unabhängig voneinander funktionierenden Mechanismen vollständig redundant zu gestalten, also mit doppelter Sicherheit im Falle eines Defekts.

Bei den Schiffen von Moody und Sirius ist der Blick vom Ruderstand nach vorn wegen ihrer großen, wuchtigen Deckshäuser eingeschränkt – die Rudergänger müssen dauerhaft stehen, um freie Sicht nach vorn zu bekommen. Sitzend oder in geduckter Position lässt sich zwar durch die rundum verglasten Kajütaufbauten spähen, aber eben nur bedingt. Auf der Nordship dagegen steht oder sitzt der Rudergänger im Mittelcockpit hoch über dem Wasser, trocken sowie mit einer perfekten Weitsicht in alle Richtungen.

Stauräume in Hülle und Fülle

Das Heck der Moody ist über vier Meter breit und zeigt dadurch die mit Abstand größte Ausladung achtern. Entsprechend kann die Badeklappe größer sein als auf der Sirius, deren Rumpflinien achtern eher zusammenlaufen. Die Badeplattformen beider Yachten sind mühelos zugänglich sowie mit soliden und gut verankerten Badeleitern versehen. Für das Mittelcockpit-Konzept der Nordship mit der großen Eignerkabine im Heck ist eine Klappe dagegen nicht vernünftig realisierbar. Eine im Heck inte­grierte Plattform erleichtert das Baden, und die recht solide Leiter ist dafür ausklappbar. Wer ins oder aus dem Wasser will, kommt aber um eine kleine Kletterpartie am Heck dennoch nicht herum.

Betreffend der Stauraumsituation an Deck hat die Moody im Vergleich die Nase weit vorn. Wegen des vertieft eingebauten Cockpits ist bei ihr hinter dem Deckshaus kein Innenausbau mehr möglich. So kann die Werft die großen Räume im Achterschiff als riesige Backskisten zugänglich machen, zusammengezählt bieten sie rund 3,5 Kubikmeter Stauraum. Zudem verfügt das Boot aus Greifswald im Bug über eine richtige Segellast zwischen Ankerkasten und Vorschiffskabine sowie über eine nasse Lazarette im Heck.

Kennzahlen und Messwerte

Bild 1

Bei der Sirius ist die Backskiste zwar auch tief und geräumig, sie bietet aber nur etwa halb so viel Stauvolumen im Vergleich zur Moody. Wobei die Werft ihre 40 DS auch in Versionen ohne Achterkammer, dafür ebenfalls mit zusätzlichen Stauräumen ausbauen kann. Auf der Nordship mit Mittelcockpit und Eignerkabine im Achterschiff stehen weniger unverbaute Volumen für die Nutzung als Stauräume zur Verfügung, dafür sind diese teilweise auch von innen erreichbar.

Einheitlichkeit besteht bezüglich der Bauverfahren. Alle drei Werften fertigen die Rümpfe und die Decks ihrer Boote als GFK-Sandwichkonstruktionen mit einem Kern aus Balsaholz und laminieren in Handauf­lage mit Vinylesterharzen für die äußeren Schichten und Polyester innen. Unterhalb der Wasserlinie werden die Schalen voll laminiert, das heißt ohne Kern. Die Schotten werden bei allen drei Booten anlaminiert.

Viel Geld für viel Schiff

Mit einem Grundpreis von 850.850 Euro ist die Sirius 40 DS das teuerste Schiff im Vergleich. Die ausnehmend gute Verarbeitung innen sowie außen, die exquisite Ausstattung und die Vielseitigkeit des Bootes vermögen die gehobene Preispolitik von Sirius im Vergleich zur Konkurrenz ein Stück weit zu erklären. Trotzdem bleibt sie letzlich mehr als 225.000 Euro teurer als die Moody DS 41, welche mit einem Basispreis von 624.630 Euro die Preisspanne im Vergleich nach unten begrenzt. Die Nordship 380 DS ist ab Werft für 635.740 Euro zu haben.

Das Fazit nach dem umfassenden Vergleichstest der Deckssalon-Yachten in zwei Teilen sieht keine der drei exklusiven Deckssalonyachten als klare Siegerin. Die Ausrichtungen aller drei Schiffe haben diverse Vor-, aber auch Nachteile. Überaus spannend ist die direkte Gegenüberstellung dennoch allemal, gerade weil sich die Konzepte und die Konstruktionen so ungleich präsentieren.

YACHT-Bewertung der Moody DS 41

Riss der Moody DS 41Foto: YACHT/N. CampeRiss der Moody DS 41

Die Koppelung von Cockpit und Deckssalon auf einer Ebene macht Sinn und bringt keine Nachteile für das Handling unter Segeln. Die Moody ist schon ab Werft gut ausgestattet und zudem sauber gebaut

Segelleistungen und Trimm

  • + Solide Leistungen bei Wind
  • + Funktionierendes Cockpitlayout
  • - Eingeschränkte Sicht nach vorn
  • - Mit Selbstwendefock etwas träge

Ausrüstung und Technik

  • + Steuerung mit Redundanz
  • + Rollmast im Standard
  • + Extrem viele Stauräume an Deck
  • + Größte Badeplattform im Vergleich
  • - Kein Traveller möglich

YACHT-Bewertung der Nordship 380 DS

Riss der Nordship 380 DSFoto: YACHT/N. CampeRiss der Nordship 380 DS

Trotz ihrer eher konservativen Rumpflinien und des wenig sportlichen Mittelcockpits hat die Nordship am Ende unter Segeln die Nase vorn. Das Verhältnis von Preis zu Leistung ist bei ihr sehr attraktiv

Segelleistungen und Trimm

  • + Segelt schnell und hoch
  • + Feinfühliges Steuergefühl
  • + Gute Einhandtauglichkeit
  • - Umständliche Steuerposition

Ausrüstung und Technik

  • + Hochwertige Decksbeschläge
  • + Gut erreichbare Steuermechanik
  • + Großschotführung mit Traveller
  • - Keine Badeplattform möglich
  • - Vergleichsweise wenig Stauräume

YACHT-Bewertung der Sirius 40 DS

Riss der Sirius 40 DSFoto: YACHT/N. CampeRiss der Sirius 40 DS

In Sachen Qualität und Ausbau­standard setzt die Sirius die Standards in der Gruppe. Dafür ist sie aber auch deutlich teurer als die Konkurrenz. Das Boot ist recht schwer und fühlt sich bei wenig Wind etwas träge an

Segelleistungen und Trimm

  • + Gutes Handling im Manöver
  • + Viel Platz für die Crew im Cockpit
  • - Weniger Potenzial im Vergleich
  • - Eingeschränkte Sicht nach vorn

Ausrüstung und Technik

  • + Viele Kielvarianten
  • + Längste Cockpitduchten im Vergleich
  • + Exquisite Grundausstattung
  • + Solide Badeplattform
  • + Großer, gut erreichbarer Ankerkasten

Vergleich der Deckssalonyachten im Video

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 19/2020 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.

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