Trifft die neue J/40 das Ideal des modernen Performance-Cruisers?

Jochen Rieker

 · 24.07.2024

Flacher Aufbau, niedriges Freibord, markanter Steven: Die J/40 wirkt zeitlos sportiv
Foto: J Boats
Erste Computerillustrationen der neuen J/40
J/Boats hat die bisher strikt vertraulich behandelte Neuentwicklung der J/40 publik gemacht. Sie soll die schon etwas in die Jahre gekommene J/122 ersetzen und orientiert sich stark am derzeitigen Flaggschiff, der J/45. Damit zielt die amerikanisch-französische Konstruktion in die goldene Mitte zwischen Sport und Komfort, zwischen Fahrtentauglichkeit und Leistungsvermögen

Für eine vergleichsweise kleine Serienyachtwerft leistet sich J/Boats den Luxus von gleich zwei Modellreihen, beide im sportlichen Segment angesiedelt. Da sind, einerseits, die regattaorientierten Boote wie J/70, 80, 99 und 111. Und es gibt die sogenannte Elegance-Linie, die sich gerade neu sortiert. Sie reicht von der J/112 E über die jetzt vorgestellte J/40 bis zur J/45, die seit 2021 die Flotte anführt.

Es braucht nicht viel Vorstellungsvermögen, um vorherzusehen, dass mit der jüngsten Premiere die gesamte Performance-Cruiser-Serie neu entsteht. Wann auch die Kleinste aus der Elegance-Reihe ersetzt wird, steht zwar noch nicht fest, zumal sich die J/112 E nach wie vor gut verkauft. Sie fällt aber als nunmehr einzige Vertreterin der alten Linie inzwischen etwas aus dem Rahmen, nicht nur der Nomenklatur nach.

Tatsächlich haben die versierten Bootsbauer aus Les Sables-d’Olonne mit der J/40 eine neue Festlegung getroffen. Sie übernimmt so viele Anleihen in Konzept und Gestaltung vom Flaggschiff, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch das Einstiegsmodell erneuert wird, das inzwischen zu den absoluten Exoten mit zentraler Radsteuerung zählt.

Die J/40 ist durch moderne Konstruktionsmerkmale geprägt, zeigt aber noch eher klassische Rumpflinien

Die J/40 hat, wie längst üblich, zwei Steuersäulen im Cockpit. Geblieben ist die bei J/Boats legendär gute Cockpit-Ergonomie. So sind drei Winschenpaare mit großzügig dimensionierten Trommeln ebenso Standard wie die Umlenkung aller wichtigen Trimmleinen zu beiden Seiten: Großschot, Traveller- und Achterstagsverstellung sind zu den Steuerständen geführt, wo sie im direkten Zugriff von Rudergänger oder Taktiker liegen.

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Auch das von Alan Johnstone konstruierte Rumpfdesign betont noch klassische Tugenden: Das Boot ist gegenüber der J/122 von 2008 zwar in Länge, Wasserlinie und Breite gewachsen. Die J/40 ist mit 12,47 Meter über alles gut einen Fuß länger als ihre Vorgängerin, misst in der Breite jetzt 3,86 Meter (J/122: 3,63 m). Doch nach wie vor widersetzt sie sich dem Trend zum maximal breit auslaufenden Heck. Stattdessen ist das Ende sichtbar verjüngt, was ihr zusammen mit dem vergleichsweise flachen Freibord und dem ausgeprägten Deckssprung eine elegant-dynamische Gesamtanmutung verleiht.

Für die Anhänge gilt gleichermaßen: typisch J! Nur ein zentrales, dafür tiefes Ruder mit starker Streckung, und ein L-Kiel statt des sonst überwiegend verbauten Torpedokiels, dessen Oberfläche im Übrigen schon ab Werft “geshaped” ist. Er verfügt über bestmögliche Formtreue und weist eine feine Profilierung auf statt der in Großserie meist derben Vor- und Achterkanten nebst Orangenhaut-Effekt. Ein wichtiges Performance-Plus.

Ein weiterer, nicht direkt offensichtlicher Mehrwert liegt in der Bauweise. Die J/40 entsteht als aufwändiges GFK-Sandwich im Infusionsverfahren, das sich hier nicht nur auf Rumpf und Deck beschränkt, sondern auch Schotten und Strongback mit einbezieht, was einen genau definierten Harzanteil im Laminat sicherstellt und damit in Bezug zum Gewicht optimale Festigkeit.

Dass die Zwölf-Meter-Yacht mit 7,7 Tonnen Leergewicht relativ schwer geriet, ist in dem Zusammenhang überraschend. Die Vorgängerin verdrängte 900 Kilogramm weniger. Allerdings macht J/Boats bisher keine Angaben zum Ballastanteil, weshalb es für eine Einordnung zu früh ist. Verglichen mit ihren in der Rumpflänge kleineren Wettbewerbern wie X 4.0, Dehler 38 und Grand Soleil 40 Performance fällt sie jedenfalls keineswegs aus dem Rahmen. Lediglich die Italia 11.98 bleibt mit 6,4 Tonnen Leergewicht deutlich darunter.

Viel Motorleistung, zeitgemäßer Komfort

Aber die J/40 bringt ja auch einiges mehr an Ausbau und Komfort mit als bisher typisch für eine J. Das zeigt schon die Motorisierung, eigentlich kein Kernkriterium beim Kauf eines Performance-Cruisers, der mit Code Zero schon ab 2 Beaufort annähernd mit Windgeschwindigkeit laufen soll – das jedenfalls verspricht Werftchef Didier Le Moal. Für alle Fälle ist da aber noch ein Volvo-Penta-Diesel, der satte 50 PS leistet, wo es die Konkurrenz bei 30 oder 40 PS belässt.

Am deutlichsten gewonnen hat die J/4o im Vergleich zur J/122 aber unter Deck. Sie erreicht im Ausbau zwar nicht ganz den Wohlfühlfaktor und die auch visuelle Qualität einer X 4.0, bietet aber reichlich Volumen, Licht, Stauraum und Funktionalität. In vielem erinnert sie so sehr an die J/45, dass sie gar zu einer Art internen Konkurrentin werden kann.

Didier Le Moal von J Composites ordnet sie so ein: “Dieses Boot wird sich sowohl bei küstennahen Regatten als auch bei Offshore-Veranstaltungen auszeichnen und sich gleichzeitig auf Familientörn bewähren. Die J/40 ist die Essenz jenes Knowhows, das es uns ermöglicht, das Beste aus beiden Welten zu bieten.”

Ob sie diesem Anspruch gerecht wird, testet die YACHT in wenigen Tagen exklusiv an Bord der Baunummer eins in der Biskaya. Die ersten Fotos und dann hoffentlich auch weitere Daten sowie Preise folgen in Kürze hier auf yacht.de. Zur offiziellen Website der J/40 geht es über diesen Link!

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