Fridtjof Gunkel
· 21.01.2024
Vielleicht ist sie einer der Premierenstars auf der boot 2024. Günstig gelegen am Hauptgang der Halle 16 und dort vor allem in gutem Umfeld platziert, freut sich Werftchef Andreas Schöchl: “Rundherum stehen nur weiße Boote, da fallen wir mit unserem hellen Grün so richtig schön auf.” Das dürfte auf das Boot auch ohne den prägnanten Farbton zutreffen. Schlanke Linien, sich im Verlauf zum Bug verschärfende Chines, ein vorn überstehendes Deck, das nahtlos in den festen Bugspriet übergeht. Ein großes offenes Cockpit mit Rundungen, die der Ergonomie ebenso schmeicheln wie dem Auge. Verdeckt nach achtern laufende Fallen und Strecker. Das achterstaglose Rigg ist mit einem Squaretopp-Großsegel und einer Selbstwendefock ausgestattet.
Die Segelfläche lässt sich auf bis zu 47 Quadratmeter konfigurieren. Auf raumen Kursen wird am festen Bugspriet ein Code Zero oder ein Gennaker angeschlagen. Ein Carbonmast ist optional erhältlich. Es gibt zwei Winschen auf dem Süll, mit denen die Crew sämtliche Schoten und die nach achtern auf Deck geführten Fallen und Strecker bedient. Die Winschen arbeiten auf Wunsch elektrisch. Unter Deck Sitzhöhe in der Einraumwohnung, in der sich ein Nasszellenmodul optional installieren lässt. Dazu ein GFK-Block gegenüber, der sich aufpreispflichtig mit Kocher, Kühlkompressor und Wasserversorgung nachrüsten lässt. So die ersten Eindrücke an Bord.
Hoch schlugen die Wellen, als die Werft aus Mattsee bei Salzburg mit einem Generationenwechsel in der Werftführung auch gleich ein neues Produkt präsentierte und sich dabei aus der traditionell-konservativen Ecke verabschiedete, die man zuvor erfolgreich ausfüllte. Die Sunbeam 32.1 kam mit einem negativen Bug, dem weit über den Rumpf stehenden sogenannten Flightdeck sowie einem Deckel über dem Aufbau geradezu provokativ daher. Die Rechnung war aufgegangen, die radikale Formensprache, zu der Industrie-Designer Gerald Kiska den neuen Werftchef Andreas Schöchl animiert hatte, sorgte für Gesprächsstoff, Aufsehen und eine gewisse Imageveränderung. Und tatsächlich für ein gut gefülltes Orderbuch: 30 Einheiten konnte die Werft bereits an den Käufer bringen.
Nun ist das zweite Produkt aus der fruchtbaren Zusammenarbeit Schöchl/Kiska unterwegs. Die technische Konstruktion stammt ebenfalls wieder von den slowenischen Konstrukteuren Jakopin & Jakopin. Die Sunbeam 29.1 übernimmt Stilelemente der ebenfalls auf der boot Düsseldorf zu sehenden 32.1, die aber etwas abgeschwächt wurden. Und so kommt der neue Daysailer als moderne, optisch ebenso eigenständige Yacht daher. Weggefallen ist die elektrisch ausfahrbare Cockpitverlängerung, geblieben sind die riesige Plicht und die Doppelruderanlage, die auf der 29.1 aber per Pinne gesteuert wird. Unter Wasser neu: Der Schwenkkiel ermöglicht Tiefgänge von 1,85 bis 0,85 Zentimeter. Die Werft will damit auf die zeitweise niedrigeren Wasserstände auf den Seen reagieren und den Eignern mehr Flexibilität für die Wahl der Segelreviere bieten können. Der Kiel wird hydraulisch gehoben, was sich optional durch einen Elektromotor erledigen lässt.
Der Daysailer ist im Standard mit einem Elektromotor bestückt. Tropenholz kommt nicht zum Einsatz. Als Alternative zum Teakdeck setzt die Werft schon seit mehreren Jahren auf Resysta. Das Naturprodukt besteht aus Reishülsen und Mineralsalzen und wird aus ungenutzten Stoffen der Lebensmittelindustrie hergestellt. Im Decksaufbau ist eine definierte Fläche für ein großes Solarpaneel vorgesehen. Als Zweitantrieb ist ein 4 Kilowatt starker E-Motor konfiguriert, der aus 8,2 Kilowattstunden großen Lithium-Akkus gespeist wird. Optional sind 16 Kilowattstunden. Bestellbar ist auch ein Verbrenner von Vetus mit 12 PS.
Der Startpreis beträgt 148.631 Euro inklusive E-Motor, Lithium-Akkus, Segel und Resysta im Cockpit. Der Daysailer feiert Weltpremiere auf der boot Düsseldorf.