Sun Odyssey 415Zwölf-Meter-Cruiser setzt neue Maßstäbe – auch beim Preis

Michael Good

 · 25.09.2025

Die hart abgesetzten Chines, die großen Rumpffenster und der langgestreckte Kajütaufbau bestimmen das Erscheinungsbild.
Foto: Michael Good
​Mit der Einführung der Sun Odyssey 415 betreibt Jeanneau ambitionierte Linienpflege und dreht gleichzeitig an der Preisschraube – nach unten. Wird das ein neuer Trend?

​Seit Jahren kennen die Preise für neue Segelyachten generell nur eine Richtung: steil nach oben. Vor allem während und in der Folge der Coronapandemie sind erhebliche Preissteigerungen in der Branche fast schon zur Regel geworden – getrieben von Lieferengpässen, gestiegenen Rohstoffkosten und einer trotzdem immer noch hohen Nachfrage.


Mehr von der Werft:


Umso überraschender ist der Kurswechsel, den Jeanneau jetzt offenbar einschlägt. Mit der neuen Sun Odyssey 415 präsentieren die Yachtbauer in Les Herbiers an der französischen Westküste nicht nur ein frisches Modell in ihrer beliebten Tourenreihe, sondern senken gleichzeitig auch den Preis – und zwar deutlich. Dabei ist die 415 kein komplett neu entwickeltes Boot, sondern vielmehr eine Komplettüberarbeitung des Vorgängermodells 410 aus dem Jahr 2018.

Preise der Sun Odyssey 415

Mit konkreten Zahlen: Die neue Sun Odyssey 415 wird jetzt zu einem Grundpreis von 260.610 Euro brutto (inklusive 19 Prozent Steuer) vorgestellt und als Weltpremiere im September auf dem Yachting Festival in Cannes präsentiert. Dieser Einführungspreis gilt vorerst für Bestellungen bis Ende dieses Jahres.

  • ​Grundpreis ab Werft: 260.610 €
  • Standardausrüstung inklusive: Motor, Segel, Schoten, Reling, Positions­laternen, Batterie, Kom­pass, Segel, Polster, Pantry/ Kocher, Lenzpumpe, WC, Segelkleid (Lazybags), E-Kühlfach, Fä­kalientank mit Absaugung.
  • Gegen Aufpreis: Anker mit Kette 1.275 €, Fender/Festmacher 665 €, Antifouling 4.020 €, segelklare Übergabe 6.270 €
  • Preis segelfertig: 272.840 €
  • Garantie/gegen Osmose: 3/3 Jahre
  • Aufpreis für Komfort-Ausstattung: Leinenverstellb. Holepunkte inkl.; Traveller nicht erhältlich; Elektrische Ankerwinsch 2.750 €; Rohrkicker inkl.; Achterstagspanner (hydr.) 4.485 €; Springklampen inkl.; Sprayhood 2.320 €; Teak im Cockpit inkl.; UKW-Funkgerät Elektronik-Paket; Logge und Echolot Elektronik-Paket; Windmessanlage Elektronik-Paket; Autopilot Elektronik-Paket; Elektronik-Paket 10.065 €; Ladegerät 535 €; Landanschl. mit FI-Schalter 520 €; 230-Volt-Steckdose (eine) 3.690 €; 12-Volt-Steckdose in der Navi inkl.; Heizung 6.340 €; Druckwassersystem inkl.; Warmwasser-Boiler inkl.; Dusche WC-Raum inkl.; Cockpitdusche inkl.
  • Komfortpreis: 303.545 €
  • Im Preis enthalten: Tisch im Cockpit (Kunststoff), Badeplattform mit Badeleiter, Bugspriet, 3D-Holepunkte

Stand 2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, lesen Sie hier!

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Nachfolgend kommt ab 2026 ein regulärer Basispreis von 276.675 Euro. Zum Vergleich: Das Vorgängermodell Sun Odyssey 410 stand zuletzt für einen Bruttopreis von 289.290 Euro im Angebot. Das bedeutet einen Preisabschlag auf das neue Boot von rund 12.615 Euro oder knapp fünf Prozent. Bemerkenswerter als die nackten Zahlen ist aber die Tatsache, dass ausgerechnet der Branchenriese Jeanneau jetzt den Kurswechsel wagt und nach langer Zeit wieder auf die Preisbremse drückt.

Wird Preisbremse einer neuer Trend in der Branche?

Was steckt hinter dieser Strategie? Nur ein Schachzug von Jeanneau, um Marktanteile abzugreifen – oder vielleicht doch der Beginn einer größeren Kurskorrektur in der gesamten Branche? Und wie werden die anderen Hersteller auf dieses Signal reagieren? Ein Blick auf das Preisgefüge in dieser äußerst homogen aufgestellten Klasse um zwölf Meter Rumpflänge weist die Jeanneau Sun Odyssey 415 als das günstigste Boot aus, auch wenn die Preisunterschiede innerhalb der Konkurrenz aus den großen Produktserien überschaubar und vergleichbar bleiben.


Messergebnisse der Sun Odyssey 415

Bild 1

Jeanneau-Produktmanager Jérôme Dufour erklärt die ambitionierte Preisanpassung nach unten: „Wir haben gezielt möglichst viele kostenintensive und unnötige Komponenten aus dem Vorgängermodell verbannt. Im Gegenzug konnten wir die Qualität verbessern sowie bei der Ausstattung aufwerten.“ Im Falle der Überarbeitung von der Sun Odyssey 410 zur 415 wurde diese Strategie in erster Linie im Rahmen einer kompletten Neugestaltung im Salon umgesetzt.

Unter Deck jetzt gradliniger und konventioneller

Das verschachtelt und damit aufwendig gebaute Arrangement des Vorgängermodells mit der großen Pantry in U-Form, der zu kleinen Sitzgruppe auf der Steuerbordseite und vor allem der ungewöhnlichen, mittig in den Salon gebauten Chaiselongue hat die Werft als Ganzes über Bord geworfen. Das neue Layout der 415 präsentiert sich jetzt gradliniger, schnörkelloser und vor allem: deutlich konventioneller. Und der Raumeindruck ist dank konsequentem Weglassen vieler obsoleter Einbauelemente offener und gefühlt auch deutlich geräumiger. Das hat Jeanneau insgesamt fein hingekriegt.

Die Pantry in L-Form ist jetzt hinten im Salon eingebaut und punktet funktional mit großen Arbeitsflächen und vielen durchdacht angeordneten Stauräumen. Die Sitzgruppe auf der Backbordseite ist wesentlich größer geworden und bietet bis zu sechs Personen Platz. Der Tisch lässt sich leicht absenken und so die gesamte Fläche als zusätzliche Doppelkoje nutzen. Und auf der Steuerbordseite ist ein weiterer Tisch eingeplant, eingefasst von zwei komfortablen Sesseln. Dieser Bereich kann überdies auch als Navigationstisch genutzt werden – eine gute und praxisgerechte Lösung.

Die Kabinen im Vorschiff und achtern bleiben dagegen unverändert groß und im Wesentlichen auch gleich eingerichtet. Ausbauvarianten sind weiterhin im Vorschiff gegeben, wo auf Wunsch eine zweite Nasszelle eingebaut wird. Die Werft kann auch hier von den straffen Abläufen in der Serienproduktion profitieren und installiert zweimal das gleiche Einbaumodul mit viel Platz und einem abtrennbaren Duschbereich. Eine zweite Nasszelle im Vorschiff gehört übrigens auch bei den Yachten der Konkurrenz zu den üblichen Ausbauvarianten, fällt dort aber in den meisten Fällen kleiner und ohne separierbare Dusche aus.

Achtern kann die Doppelkabine auf der Backbordseite auch als großer und von innen begehbarer Stauraum genutzt werden. In dieser Version als Zweikabiner werden im Wesentlichen lediglich die Kojenpolster weggelassen und die Ablagen anders angeordnet. Und der Raum ist auch von außen direkt aus dem Cockpit zugänglich.

Walkaround-Cockpit auch auf zwölf Metern

Wenig Änderungen hat Jeanneau beim Rumpf vorgenommen. In Zusammenarbeit mit den Konstrukteuren von Marc Lombard Yacht Design ist aber das Heck neu gestaltet worden. Die Flanken des Rumpfs sind im hinteren Bereich jetzt konkav geformt, was modern und sportlich aussieht. Wichtiger aber noch: Die Breite am Heck auf Decksniveau ist bei unveränderter Wasserlinie um 14 Zentimeter gewachsen. Damit will Jeanneau erreichen, dass das doppelt geführte Achterstag weiter außen angeschlagen werden kann und etwas mehr Platz für den Steuermann zur Verfügung steht.

Der Rudergänger sitzt nämlich auf der sehr kleinen Fläche hinter dem Steuerrad unbequem und weiß nicht, wo er mit den Beinen hin soll. Die beste Position am Rad ist deshalb stehend, was auf Dauer allerdings ermüdend ist. Dieser Umstand ist als Kompromiss ganz dem innovativen Walkaround- Cockpit geschuldet, welches Jeanneau vor nunmehr acht Jahren als revolutionäre Neuheit mit der Sun Odyssey 440 eingeführt und zwischenzeitlich auf allen Booten der Fahrtenreihe konsequent umgesetzt hat.

Vorteilhaft sind die vertieften Laufdecks nicht nur für sichere, barrierefreie Durchgänge um die Steuerstände herum, sondern gleichermaßen auch für ein perfektes Handling. Der Rudergänger kann sowohl in Lee als auch in Luv ohne Krampf und im Stehen an den Winschen arbeiten und behält gleichzeitig die Kontrolle über die ­Steuerung. Dazu sind die Schoten von Großsegel und Genua beidseitig bis direkt vor die Steuerstände zurück­geführt. Kleine Crews und vor allem Einhandsegler haben damit auch in den Manövern leichtes Spiel, trotz der überlappenden Genua, die zur Grundausstattung gehört. Die Selbstwendefock – bei den Booten der Konkurrenz meist als Standard definiert – gibt es bei Jeanneau nur optional.

Leicht, lebhaft und ausgewogen unter Segeln

Der Test in Südfrankreich findet bei einer leichten Brise von nur gerade acht Knoten statt. Das reicht, um die vergleichsweise leicht gebaute Sun Odyssey 415 hart am Wind schnell auf einen guten Speed von 5,5 Knoten zu beschleunigen. Die Wendewinkel liegen bei 90 Grad und damit in einem zu erwartenden Bereich. Dynamischer werden die Segeleigenschaften mit Code Zero, mit dem die Französin nahe an die wahre Windgeschwindigkeit herankommt. Allerdings: Die sehr guten Leistungswerte sind ein Stück weit zweifellos dem Performance-Paket zuzuschreiben, mit dem das Testboot ausgestattet ist. Das kraftvolle Bündel sieht einen höheren Mast, mehr Segelfläche, hochwertige Laminatsegel sowie bessere Möglichkeiten zum Trimmen vor. Bemerkenswert ist, wie temperamentvoll das Boot mit seinen zwei weit auseinanderstehenden Ruderblättern auf die Ruderbefehle reagiert. Es dreht leicht und lebhaft und lässt sich über die ausgewogen abgestimmte Steuerung auch präzise am Wind dirigieren. Leichter Druck macht es dem Rudergänger dabei einfach.

Mit dem neuen Modell Sun Odyssey 415 beweist Jeanneau, dass es nicht immer eine radikale Neuentwicklung braucht, um frischen Wind in eine Modellreihe zu bringen. Durch gezielte Detailverbesserungen kann die Werft Produktionskosten optimieren und den Preis attraktiv halten – ohne bei Qualität und Ausstattung Abstriche zu machen. Das freut die Kunden, während die Konkurrenz nachdenken muss.

YACHT-Bewertung der Sun Odyssey 415

​Mit der Komplettüberarbeitung ihres Zwölf-Meter-Cruisers und einer ehrgeizigen Preisgestaltung setzt Jeanneau frische Maßstäbe für eine neue Generation Sun Odyssey. Das Konzept ist ehrlich und schnörkellos, und auch seglerisch hat das Boot Potenzial.

Konstruktion und Konzept

Schlanker Rumpf im Vergleich

Variantenreicher Innenausbau

Robust, aber leicht gebaut

Attraktive Preisgestaltung

Segelleistung und Trimm

Einhandtauglichkeit

Gute Trimm-Einrichtungen

Genua im Standard

Wenig Platz für Steuermann

Wohnen und Ausbauqualität

Komplettumbau im Salon

Zwei Nassellen mit Duschen

Gut nutzbare Stauräume

Große Pantry mit viel Platz

Ausrüstung und Technik

Hochwertige Decksausstattung

Viele Öffnungen zum Lüften

Unsaubere Verkabelung

Badeklappe hoch über Wasser

Die Sun Odyssey 415 im Detail

Durchdachte Alternative ohne großen Platzverlust: Als Option installiert die Werft im Vorschiff ein zweites Bad mit abgetrennter Dusche. In diesem Fall wird die rechteckige Doppelkoje seitlich in den Raum eingebaut. Die Kojenmaße bleiben jedoch unverändert. Tanks: A  Frischwasser; B  Diesel; C  Fäkalien.Foto: YACHTDurchdachte Alternative ohne großen Platzverlust: Als Option installiert die Werft im Vorschiff ein zweites Bad mit abgetrennter Dusche. In diesem Fall wird die rechteckige Doppelkoje seitlich in den Raum eingebaut. Die Kojenmaße bleiben jedoch unverändert. Tanks: A  Frischwasser; B  Diesel; C  Fäkalien.

Technische Daten der Sun Odyssey 415

  • Konstrukteur: Marc Lombard Yacht Design
  • ​CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 11,99 m
  • Gesamtlänge: 12,95 m
  • Wasserlinienlänge: 11,47 m
  • Breite: 3,99 m
  • Tiefgang/alternativ: 2,25/1,60 m
  • Tiefgang Schwenkkiel: 1,37–2,97 m
  • Masthöhe über WL: 17,70 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 8,2 kn
  • Gewicht: 7,7 t
  • Ballast/-anteil: 2,0 t/26 %
  • Großsegel: 43,6 m²
  • Rollgenua (110 %): 36,8 m²
  • Maschine (Yanmar): 33 kW/45 PS
  • Kraftstofftank PVC: 200 l
  • Frischwassertanks PVC: 200 + 330 l
  • Fäkalientank PVC: 2 x 80 l

​Rumpf- und Decks­bauweise

  • Rumpf: GFK Volllaminat mit Polyesterharz.
  • Deck: Sandwichlaminat gebaut mit Vakuum-Injektion.

Besegelung

Ein einfacher Satz Dacronsegel ist im Grundpreis enthalten.

Motorisierung

Vierzylinder Einbaudiesel von Yanmar (4JH45) mit 45 PS Leistung. Wellenantrieb mit Dreiblatt-Festpropeller. Ein Elektro-Podantrieb als Option ist in Vorbereitung.

Energieversorgung an Bord

Im Standard: 2 x 95 AH (AGM) Service, 1 x 95 AH (AGM) Starter. Zusätzliche AGM-Batterien oder Lithium-Akkus optional.

Werft

Chantiers Jeanneau; 85500 Les Herbiers (Frankreich); www.jeanneau.de

Vertrieb

Händlernetz

Konkurrenz der Sun Odyssey 415

​Die beliebte Klasse der Cruiser um zwölf Meter Länge zeigt sich recht homogen.

​Bavaria C42

Länge 11,99 m; Breite 4,29 m;  Gewicht 10,0 t; ab 282.750 Euro.Foto: YACHT/Nico KraussLänge 11,99 m; Breite 4,29 m; Gewicht 10,0 t; ab 282.750 Euro.

Moderner und sehr voluminöser Tourer aus Deutschland mit einer Vielzahl von ideenreichen Detaillösungen. Die Konstruktion kommt von Maurizio Cossutti. Erhältlich mit zwei oder drei Kabinen. Den Test lesen Sie hier.


​Beneteau Oceanis 40.1

Länge 11,99 m; Breite 4,18 m;  Gewicht 7,9 t; ab 287.500 Euro.Foto: YACHT/Gilles Martin-RagetLänge 11,99 m; Breite 4,18 m; Gewicht 7,9 t; ab 287.500 Euro.

Mit ihren radikalen, eigenständigen Rumpflinien von Marc Lombard Yacht Design polarisiert die Französin im Klassenvergleich. Im Test punktet die Oceanis mit guten, ausgewogenen Segeleigenschaften. Lesen Sie den Test hier.


Dufour 41

Länge 11,99 m; Breite 4,30 m;  Gewicht 9,7 t; ab 288.920 Euro.Foto: Jean-Marie LIOT ImagesLänge 11,99 m; Breite 4,30 m; Gewicht 9,7 t; ab 288.920 Euro.

Sie zeigt im Klassenvergleich die größte Breite. Dufour nutzt das Volumen für eine hohe Ausbauvarianz mit bis zu vier Kabinen für die Vercharterung. Die Pantry ist seitlich im Salon als lange Zeile eingebaut. Hier lesen Sie den Test.


​Hanse 410

Länge 11,99 m; Breite 4,29 m;  Gewicht 9,7 t; ab 308.090 Euro.Foto: YACHT/Ben ScheurerLänge 11,99 m; Breite 4,29 m; Gewicht 9,7 t; ab 308.090 Euro.

Ehrliches, gradliniges Schiffskonzept aus Greifwald. Das Handling mit der Selbstwendefock ist einfach und einhandtauglich. Alle Schoten und Fallen sind ausnahmslos bis zu den Steuerständen zurückgeführt. Lesen Sie hier den Test.


ANZEIGE

Foto: yachting24.deFoto: yachting24.de

​Sun Odyssey 415 versichern ab 1.395,77 Euro im Jahr bzw. 116,31 Euro im Monat* – Haftpflicht und Kasko. Viele Optionen möglich: Schützen Sie auch erweiterte Angel- oder Tauchausrüstung. Einfach online ausrechnen und abschließen: yachting24.de

* Angebot von Yachting24 gültig für Versicherungssumme 261.000 Euro (bei Zeitwertdeckung), Selbstbeteiligung 1500 Euro, Haftpflicht-Deckungssumme 8 Millionen Euro.

Meistgelesen in der Rubrik Yachten