Skoit 33 TrekSchiffige Knickspant-Yacht ist fast perfektes Familien-Fahrtenboot

Stefan Schorr

 · 10.11.2024

Knickspant, Mittelschwert, Stahl: Die robuste Skoit, hier als Gaffelslup getakelt, kann trockenfallen
Foto: YACHT/S. Schorr
Einst hochgelobt als nahezu perfekte Familien-Fahrtenyacht, wurden von dem Stahl-Gaffelschoner Skoit 33 Trek doch nur zwölf gebaut. Obwohl das Charakterschiff sogar maximale Fahrtgebiet-Vielfalt erschließt

Das ist ein wirklich guter Entwurf von Lunstroo.“ Gekonnt hat der 57-jährige Niederländer Peter Ver­hoeven seine gut manövrie­rende Skoit 33 Trek „Mallemok“ rückwärts an einen Holzsteg in Sneek gesteuert. Nun sitzt er zufrieden an Bord seiner neun Meter langen Stahlyacht in einem Mittelcockpit, das bis zu acht Erwachsenen bequem Plätze bietet.

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Der Holländer Henk Lunstroo jr. (1936–2011) hat den traditionell anmutenden Gaffelschoner mit Mittelschwert vor 40 Jahren gezeichnet. Eduard Rijnja sprach damals für das niederländische Magazin „Zeilsport“ (11/1981) mit dem Konstrukteur, der „das praktische Wissen und die Erfahrung nutzt, die Schiffbauer im Laufe der Jahrhunderte gesammelt haben“.

Seit Mitte der 1960er Jahre waren im Konstruktionsbüro Lunstroo Custom Designs in Amsterdam viele Dutzend mehr oder weniger klassische Entwürfe entstanden. Am bekanntesten wurden die großen Schoneryachten wie „Borkumriff II“ und „Bor­kumriff III“.

Idee: ideales Schiff für den niederländischen Segler

Die Skoit (das seiner Meinung nach in allen Sprachen gut klingende westfriesische Wort für Schute oder Kahn) entstand laut Lunstroo folgendermaßen: „Als ich 1980 etwas Besonderes für den Stand auf der Hiswa machen wollte, begann ich darüber nachzudenken, was das ideale Schiff für den niederländischen Segler wäre.“ So kam er automatisch auf „eine Reihe fester Elemente, die in das ideale Schiff integriert werden sollten: Platz für mindestens vier Personen, zwei Erwachsene und zwei Kinder; einfache Handhabung der Takelage; einziehbarer Kiel, sodass es nicht nur überall in Friesland segeln und im Wattenmeer trockenfallen, sondern auch ohne Risiko aufs Meer hinausfahren kann; das Rigg nicht zu hoch, um problemlos unter den meisten hohen Brücken hindurchzupassen, und die Masten müssen auch leicht zu legen sein.“

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Seine „schiffige Yacht mit Charakter“ wurde den hiesigen Seglern erstmals in einer Werbeanzeige in der YACHT 9/1981 präsentiert. In etwas sperrigem Deutsch wird die Skoit darin beworben: „Ein praktisches Schiff, das aufrecht trocken fällt auf dem Watt, mit handige kleine Segel, auch von Frau und Kind immer leicht zu bedienen. Bewußt einfach konzipiert. Preiswerter, doch formschön und zuverlässig gebaut.“

Den Rumpf zum Selbstausbau bot die Werft Jan van der Weide in Stroobos für 13 900 DM an, 70 275 Mark kostete das segelfertige Schiff. Als in YACHT 5/1982 der halbseitige Artikel „Skoit – ein Schoner aus Holland“ erschien, hatte sich der Preis für eine fertige Skoit ab Werft auf 142 380 DM mehr als verdoppelt.

Leider liegt die Windvorhersage für den Probeschlag mit ihren 3 Beaufort krass daneben. Bei absoluter Windstille hat Eigner Verhoeven deshalb nur zu einer kurzen Runde unter Motor geladen und die Segel seiner „Mallemok“ (wie der Eissturmvogel auf Niederländisch genannt wird) nicht ausgepackt. „Die sind aus schwerem Tuch und hängen nur schlapp runter. Es lohnt nicht, sie dafür nass werden zu lassen.“ Der ebenfalls angekündigte Regen setzt tatsächlich ein, kurz nachdem wir wieder angelegt haben. Zeit, sich unter Deck umzuschauen.

Weiträumiges Raumgefühl unter Deck

Die „Mallemok“ ist die Skoit 33 Trek mit der Baunummer 11. Nach zehn Exemplaren ging die Werft von Jan van der Weide, die den Lunstroo-Entwurf fertigte, in die Insolvenz. Inzwischen mit einer Ungarin verheiratet, beschloss van der Weide 1992, in seiner neuen Heimat noch mal eine Skoit bauen zu lassen.

Die heutige „Mallemok“ entstand, wie schon die Boote der ersten Generation, komplett nach Lloyd’s-Standards. Um potenzielle Käufer von der Qualität einer Yacht aus Ungarn zu überzeugen, baute van der Weide auf eigenes Risiko, segelte die Nummer 11 zunächst ein Jahr lang selbst, um sie zeigen zu können, und verkaufte sie dann nach Deutschland.

„Deutschland ist der wichtigste Markt“, verriet van der Weide im niederländischen Magazin „Waterkampioen“ (12/1995), das die zweite in Ungarn gebaute Skoit vorstellte. Diese wurde seinerzeit fahrbereit mit einem 27 PS starken Dreizylinder-Diesel von Yanmar für rund 185.000 niederländische Gulden angeboten, zuzüglich der Transport­kosten.

Autor Jan Briek war von dem „Schiff mit Charakter und Ausstrahlung“ begeistert – und wunderte sich, dass nur so wenige Exemplare gebaut wurden, nachdem Henk Lunstroo es 1980 präsentiert hatte. Wurde die Skoit doch schnell als „ideales Wattenschiff“ gelobt: eine Knickspantyacht mit wenig Tiefgang, die gut segelt und mit der man problemlos trockenfallen kann. Die Aufteilung des großzügigen Innenraums auf eine Haupt- und eine Achterkajüte sah Briek ferner als „immer noch die idealste Anordnung für eine Familie mit Kindern“.

Vom Cockpit mit viel Teakholz und einer großen Backskiste unter der Backbordcockpitbank geht es drei Stufen in den Salon hinab. Der Ausbau besteht aus klar lackierter Eiche. Vier Fenster im Aufbau und ein Skylight im Kajütdach aus Iroko und Teak sorgen für Helligkeit. Die Stehhöhe von knapp über 1,90 Meter schafft ein weitläufiges Raum­gefühl. Ein Petroleumofen am Schott und eine Petroleumlampe über dem Tisch sorgen für Wärme und Gemütlichkeit.

Mittelschwertkasten auf Skoit gut versteckt

An Backbord umschließt ein U-förmiges Sofa den Salontisch, der sich absenken und zur Doppelkoje umbauen lässt. An Steuerbord befindet sich die Navigationsecke direkt neben dem Niedergang. Wird die Tischplatte weggeklappt, ist darunter die Hundekoje erreichbar. An deren Fußende gibt es einen Durchgang zur Achterkabine. Vor der Navi-Ecke bietet die große Pantry in Längsrichtung Kühlschrank, Spülbecken, Zwei­flammenkocher und viel Arbeits- und Stauraum. Vorbei an einem Hängeschrank ist im Vorschiff an Steuerbord eine Einzelkoje eingebaut, die am ehesten für ein Kind oder als Stauraum geeignet scheint. An Backbord kann im Toilettenraum nasse Segelkleidung aufgehängt werden.

Wie sehr stört der Mittelschwertkasten im Salon? Kaum – dank Lunstroos erfindungsreicher Konstruktion. Der Drehpunkt des Mittelschwertes befindet sich im Schwertkasten (beides verzinkt) unter dem Tisch. Durch die außergewöhnliche Form des Schwertes, das den Tiefgang von 90 Zentimeter auf 1,70 Meter erhöht, ist der wenig dominant. Der höchste Teil des Kastens liegt direkt an der Schottwand neben dem Niedergang. Eine Inspektionsluke erlaubt oben den Zugriff auf Rollen und Drähte.

Da der komplette Schwertkasten auf der „Mallemok“ verkleidet ist, fügt er sich unauffällig in den hochwertigen Innenausbau ein. Das Schwert, das durch Nylonprofile im Schacht fixiert ist, wird im Cockpit über eine manuelle Winde am Fundament des Großmasts bedient.

Eine Klappe im Cockpitboden sorgt für bequemen Zugang zum Yanmar-Diesel in seinem Maschinenraum. Hinter dem kleinen Steuerrad geht es in die Achterkabine, die mit ihren geräumigen Kojen und ordentlich Stauraum ausreichend Platz für zwei Erwachsene bietet. Familiencrews wird sie meist als Kinderzimmer dienen.

Rund 3500 Kilogramm tief im Rumpf sitzender Ballast

Wer die Skoit von außen betrachtet, erkennt die charakteristische Handschrift des Konstrukteurs Henk Lunstroos: der relativ gerade Vorsteven, der Bugspriet plus hochklappbarem Klüverbaum, der hübsche positive Deckssprung, der niedrige Aufbau, der breite, herzförmige Spiegel mit angehängtem Ruderblatt. Die Multiknickspant-Yacht wirkt zunächst wie ein Rundspanter. Luns­troo beschrieb, er habe den „Rumpf so aufgebaut, dass die Knicke dort liegen, wo sie optisch am wenigsten stören“. Nämlich ge­rade unterhalb der Wasserlinie, die acht Meter misst.

Es ist eine solide gebaute Yacht mit einer Verdrängung von 7,5 Tonnen. Im Unterwasserbereich sind die Stahlplatten bis zu 25 Millimeter dick, an Deck mindestens drei. Massive Bodenplatte, Bleiballast, Schwertkasten und Schwert summieren sich auf rund 3500 Kilogramm tief im Rumpf sitzenden Ballast.

„Wenn du dann auch noch das Schwert auf 1,70 Meter absenkst, hast du eine extrem stabile und seetüchtige Yacht. Ich bin überzeugt, dass die Skoit mit einer seetüchtigen Crew um die ganze Welt segeln kann. Sie ist dafür robust genug“, sagte Henk Lunstroo 1981 über seinen Entwurf. Für eine Yacht, mit der sich auch trockenfallen lässt und flache Gewässer besegeln, ist die Stabilitätskurve wahrlich bemerkenswert. Zunächst krängt das Boot schnell, liegt dann aber bei etwa 15 Grad stabil. Um die breiten, freien Laufdecks nass zu segeln, sind 30 Grad Krängung nötig. Das sichere tiefe Cockpit bleibt auch bei 60 Grad Krängung noch trocken. Tests ergaben, dass selbst bei einem Krängungswinkel von 130 Grad noch ein aufrichtendes Moment von mehr als 400 Kilogramm im Topp wirkt.

Dadurch hebt sich die Skoit deutlich von den klassischen Plattbodenschiffen wie Aaken, Bols, Bottern oder Schokkern ab. Das hier zugrunde liegende Konzept, die Vor­züge einer scharf geschnittenen, seegängigen Yacht mit Wattenmeertauglichkeit zu kombinieren, wird bis heute bei den niederländischen Noordkaper-, Wanderer- oder Puffin-Yachten umgesetzt. Diese kommen jedoch meist mit deutlich wuchtigerer Optik durch ihr Deckshaus und nur noch selten mit Gaffelsegeln daher. Häufig werden sie inzwischen auch aus GFK gefertigt.

Viele unterscheidliche Riggarten auf Skoits gebaut

Peter Verhoevens Vertrauen ins Schiff ist vor allem auch deshalb groß, weil es aus Stahl gebaut ist. „Es kann viel Wind vertragen.“ Zwar ist die Schonertakelung auf einer lediglich neun Meter langen Yacht sicher ungewöhnlich, aber auch sehr praktisch. Die Segelfläche ist an den beiden 7,47 und 7,86 Meter langen Masten aus Oregon Pine auf Klüver, Fock, Schoner- und Groß verteilt. Das erlaubt viele Kombinationsmöglichkeiten. Jedes Segel für sich ist dank der geringen Größe gut handhabbar.

„Der Segelplan der Skoit ist richtig gut“, sagt Verhoeven. Die Yacht wendet bereit­willig, wenn das Manöver flüssig durchfahren wird, und erreicht leicht ihre theoretische Rumpfgeschwindigkeit von 6,9 Knoten. Bis 4 Beau­fort segelt er seine „Mallemok“ unter Vollzeug. Frischt der Wind weiter auf, nimmt er gern das Schonersegel komplett weg und fährt nur noch das Groß plus Vor­segel. Beide Gaffelsegel haben aber auch zwei Bindereffreihen, die Fock eine und der Klüver eine Rollreffeinrichtung.

Einige andere Skoits wurden vom Schoner zur Slup oder zum Kutter umgeriggt, eine gar zur Dschunke mit Pinne. Auf „Jonathan“, der ersten Skoit von 1981, wurden hingegen beide Masten um Stengen ergänzt, um zusätzlich zwei Toppsegel und einen Flieger als drittes Vorsegel führen zu können.

Seitdem Verhoeven seine Skoit 2018 als vierter Eigner übernommen hat, machte er Sommertörns im Wattenmeer und auf der Nordsee zu den West- und Ostfriesischen Inseln. Er ergänzte sinnvolle Ausrüstung wie einen Kartenplotter und ein Solarpaneel und ließ die Yacht im Winter 2019/20 von der Werft Johann van der Meulen in Sneek neu lackieren. Gern würde er mit seiner „Mallemok“ die britische Westküste bis hinauf nach Schottland segeln

Verhoeven stellte jedoch immer wieder fest, dass er – allein unterwegs – seinen Scho­ner zu selten segelt und zu häufig motort. Ein Autopilot in Kombination mit einer hydraulischen Steuerung würde aber die geliebte direkte Rückmeldung vom Ruderblatt unterbinden. Deshalb will er, der in der Qualitätssicherung einer Stiftung arbeitet, sich von „Mallemok“ trennen, welche die klare Kluft zwischen traditionellem flachgehendem Boot und seetüchtiger moderner Yacht überwindet. Peter Verhoeven liebäugelt damit, seinen ehemaligen einhandtauglicheren 9,5 Meter langen Visserman-Schokker „Mokkebank“ zurückzukaufen.

Skoit: Variation eines Themas

Baunummer 1
Foto: Dirk Jorna

Jan van der Weide baute ab 1981 zehn Skoit-Rümpfe in seiner Werft in Stroobos. Der Kon­strukteur Henk Lunstroo verkaufte seine Pläne auch an vier potenzielle Selbstbauer. 1993 und 1995 ließ van der Weide zwei Skoits in Ungarn fertigen, die zweite mit höheren Masten und mehr Segelfläche. Lunstroo entwarf 1995 eine alternative Innen­einrichtung und drei neue Takelungen neben dem arbeitsintensiven Schonerrigg: die eines Gaffelkutters, ein 7/8-Rigg mit Ber­muda­segel und ein Steil­gaffelrigg. 1997 entstand eine letzte Skoit – ohne Achterkajüte und mit Bermuda-Rollgroß am Alumast jedoch kaum noch als solche zu erkennen


Technische Daten der Skoit 33 Trek

 | Zeichnung: Lunstroo Custom Designs | Zeichnung: Lunstroo Custom Designs
  • Konstrukteur: Henk Lunstroo jr., Amsterdam
  • Werft: Jan van der Weide
  • Baujahr: 1993
  • Bauweise: Stahl-Knickspanter
  • Takelung: Gaffelschoner
  • Gesamtlänge: 12,50 m
  • Rumpflänge: 9,00 m
  • Wasserlinienlänge: 8,00 m
  • Rumpfbreite: 3,17 m
  • Tiefgang: 0,90–1,70 m
  • Segelfläche am Wind: 48,4 m2
  • Verdrängung: 7,5 t

Der Artikel erschien zum ersten Mal 2021 und wurde für diese Onlineversion überarbeitet.

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