Michael Good
, Fridtjof Gunkel
, Hauke Schmidt
, Michael Rinck
· 18.08.2022
Das große Finale beim Vergleichstest der Performance-Cruiser: Welche Boote haben in welchen Kategorien den Bug vorn? Wie setzen sich die Preise zusammen, und wie verhalten sich diese zur Leistung?
Im Test:
Die weiteren Teile des Vergleiches der Performance-Cruiser
Sechs aktuelle Performance-Cruiser um elf Meter Rumpflänge im Vergleich: Noch nie zuvor hat die YACHT-Redaktion einen Gruppentest so aufwändig organisiert, durchgeführt und produziert. In den letzten drei Folgen haben wir uns mit den Segeleigenschaften der Boote, dem Handling, den Trimmmöglichkeiten, dem Komfort unter Deck sowie mit den Stauraumangeboten beschäftigt – neben vielen anderen Themen. Zudem wurden die Bau- und Ausbauqualitäten sowie die Güte der technischen Installationen beurteilt.
Jetzt, im vierten und letzten Teil, geht es um eine vergleichende Auswertung der Preisgefüge sowie natürlich um die entscheidenden Fragen: Welches ist das beste Angebot im Vergleich und für wen? Und: Geht aus den Tests eine klar überlegene Gruppensiegerin hervor?
Zunächst aber zu den Preisen. Hier sind diese für jedes Boot im Vergleich so aufgelistet, wie man das auch aus den YACHT-Einzeltests kennt. Das heißt: Ausgehend vom Basispreis werden alle Einzelposten bis hin zum Preis für das segelklare Boot und in der Summe weiter bis zum Preis für die komfortabel ausgerüstete Yacht addiert. Diese Zuschläge basieren auf den von der YACHT definierten Ausstattungs-Umfängen.
Innerhalb der Testgruppe zeigt sich schon bei den Grundpreisen ab Werft eine ziemlich deutliche Zweiteilung der Angebote. Die Schiffe aus den skandinavischen Werften, also die Arcona 385 aus Schweden, die Faurby 370 und die X 4.0 (beide aus Dänemark), liegen mit ihren Basispreisen auf einem vergleichbaren, jedoch auch deutlich gehobenen Niveau um rund 350.000 Euro. Im Gegensatz dazu sind die Wettbewerberinnen aus Deutschland und Frankreich (Dehler 38 SQ, Beneteau First 36 und J 112 E) ab Werft signifikant tiefer eingepreist bei etwa 250.000 Euro und damit rund 100.000 Euro günstiger. Das macht schon mal einen gewaltigen Unterschied und splittet die Gruppe auf.
Die Gründe für die ausgeprägte Spannweite bei den Grundpreisen sind zum Teil in den Bauweisen, der Verarbeitung im Detail sowie in den Produktionsabläufen zu suchen. In den Kleinserien-Produktionen von Arcona und Faurby zum Beispiel werden die Yachten individuell und zu großen Teilen in Handarbeit gebaut, vor allem die Interieurs. Das heißt: mehr Aufwand, mehr Arbeit, mehr Materialkosten und damit höhere Preise in der Herstellung. Die J 112 E zum Beispiel und noch mehr die Dehler 38 SQ kommen dagegen aus größeren Produktserien, teilweise mit Fertigung am Band. Auch sind die Abläufe in der Herstellung bereits weitgehend automatisiert. So können die Werften Kosten sparen und ihre Produkte günstiger anbieten. Allerdings gehen damit nicht selten auch gewisse Defizite in der Qualität einher. Der bloße Vergleich der Grundpreise hinkt – wie fast immer.
Spannender ist, wie sich die Preise zur Ausstattungsbereinigung (Preis segelfertig und Komfortpreis) im Vergleich weiterentwickeln. Auch da geht die Schere der Angebote ziemlich weit auseinander. Die Faurby 370 kommt schon im Standard in einer nach YACHT-Definition komplett segelfertigen Ausführung. Das heißt mit einem einfachen Satz Amwind-Segel (Groß und Genua) sowie auch mit einem Antifouling-Anstrich als kostenintensivste Positionen. Und die Übergabe an die Eigner gibt es bei Faurby ebenfalls zum Nulltarif. Dementsprechend bleiben auch die Zusatzkosten bis zum Komfortpreis in einem überschaubaren Rahmen. Ungeachtet des relativ hohen Basispreises, bietet die Faurby-Werft in Dänemark für seine 370 ein attraktives und komplettes Angebot innerhalb der Testgruppe mit den kleinsten Aufpreisen.
Dehler verlangt für die 38 SQ 254.540 Euro und damit den tiefsten Basispreis im Vergleich. Bemerkenswerterweise ist dabei ein (wenn auch nicht hochwertiger) Satz Amwind-Segel bereits in der Grundausstattung ab Werft enthalten. Damit bleiben die Extrakosten bis zur segelfertigen Konfiguration gleichermaßen niedrig. Unter dem Strich und im Vergleich müssen die Käufer für eine Dehler 38 SQ deshalb generell am wenigsten tief in die Tasche greifen, auch nach der Ausstattungsbereinigung. Sie ist das günstigste Boot innerhalb des Testfelds.
Teuerstes Boot in der Vergleichsflotte ist demgegenüber die X 4.0 aus Dänemark. Mit einem Grundpreis von 366.400 Euro ist sie hochpreisiger noch als die ebenfalls exklusiven Angebote der skandinavischen Konkurrenz von Arcona und Faurby. Auch die Zuschläge der Ausstattungsbereinigung bis zum Preis segelfertig beziehungsweise bis zum Komfortpreis sind ebenfalls höher. Im Vergleich zur insgesamt günstigen Dehler 38 SQ werden für eine X 4.0 in voller Ausstattung über 150.000 Euro mehr fällig.
Für die Arcona 385, die First 36, die J 112 E sowie auch die X 4.0 gibt es die Segel nur gegen spürbare Aufpreise, was bei Performance-Cruisern generell üblich ist. Allerdings gehen hier die uns vorliegenden Werft- und Händlerangaben ziemlich weit auseinander. Groß und Genua in unterschiedlichen Qualitäten gibt es in einer Preisspanne von knapp 10.000 Euro für die J 112 E bis über 18.000 Euro für die X 4.0. Segler mit sportlichen Ambitionen wissen aber, dass für ein regattataugliches Segelinventar meist noch deutlich mehr Geld locker gemacht werden muss, will man die Boote mit hochwertigen Membransegeln, mit zusätzlichen Gennakern in verschiedener Größe und mit einem Code Zero ausrüsten. Schnell addieren sich in der Bootsgröße die Kosten für eine gute Garderobe auf 30.000 Euro oder sogar mehr, fast ohne Limit nach oben. So gesehen verwässern die Kosten für die Segel auch die Angaben in der gegenüberstellenden Preisübersicht. Eine solche haben wir kompakt zusammengefasst, sie ist am Ende des Artikels für jedes Boot aufgelistet.
Eine klar herausragende Gewinnerin über sämtliche Testkriterien ist auch ganz zum Schluss und letztlich unter Berücksichtigung der Preise weiterhin nicht zu bestimmen. Zu unterschiedlich sind dafür die Konzepte, die Kompromisse und die Ausrichtungen. Wer sich für die Klasse der Performance-Cruiser um elf Meter Rumpflänge interessiert, kann in allen sechs Yachten im Vergleich sein Traumboot finden, aber er muss vorab selektieren und für seine ganz persönlichen Ansprüche die Schwerpunkte setzen. Und der Preis spielt bei der Wunschauswahl natürlich ebenfalls eine wichtige Rolle.
Segler, die sportlich höhere Ansprüche stellen und denen die Erfolge auf der Regattabahn letztlich wichtiger sind als Wohnkomfort, Gemütlichkeit und Tourentauglichkeit, kommen mit der First 36 von Beneteau sowie mit der J 112 E auf ihre Kosten. Die beiden Französinnen sind primär auf gute Leistungen unter Segeln gebürstet, überzeugen mit perfekten Cockpitlayouts für aktive Regattasportler, und sie sind fürs Wettsegeln auch schon ab Werft top ausgestattet. Bei diesen beiden Booten ist zudem auch das Gewicht bedeutend. Sowohl die First als auch die J sind im Vergleich mit der Konkurrenz recht konsequent leicht gebaut, was sich auch in einem eher bescheidenen Komfortangebot unter Deck darstellt.
Die Arcona 385 aus Schweden und die Faurby 370 Dänemark gefallen dagegen in erster Linie mit ihren sehr schönen und hochwertig gebauten Interieurs. Wer unterwegs kompromisslos komfortabel wohnen möchte und sich gleichzeitig über beste Verarbeitungsqualität freuen kann, ist mit den Booten aus Skandinavien bestens bedient.
Dass die beiden schönen und zeitlos gestalteten Yachten zudem noch sehr gute Segeleigenschaften zeigen und nebenbei Potenzial für Regattasiege mitbringen, kommt als willkommener Nebeneffekt dazu. Das gilt vor allem für die Arcona 385, die als Newcomerin dieses Jahr die schwedische Regattaszene gehörig aufmischt. Allerdings müssen Käufer für die gehobenen Angebote aus dem Norden generell auch tiefer in die Tasche greifen.
Die deutsche Dehler 38 SQ und die dänische X 4.0 finden derweil den perfekten Mittelweg über die meisten der Testkriterien. Trotz ebenfalls sehr starker Leistung unter Segeln und Siegpotenzial steht die regattataugliche Sportlichkeit bei ihnen nicht ultimativ im Vordergrund, so wie bei der Frist oder bei der J. Dafür eignen sich ihre gelungenen Interieurs und die An-Deck-Gestaltungen auch für komfortables Fahrtensegeln mit der Familie oder auch mit kleiner Crew. Preislich gesehen allerdings liegen Welten zwischen der günstigen Dehler 38 SQ und der kostspieligen X 4.0.
Die Klasse der Performance-Cruiser um elf Meter Rumpflänge ist nicht nur wegen der guten und alltagstauglichen Formate besonders attraktiv und deshalb auch sehr stark besetzt. Das Spektrum der Angebote ist entsprechend breit gefächert, was die Testauswahl im vorliegenden Vergleich recht eindrücklich dokumentiert. Somit sollte jeder potenzielle Käufer das für seinen Geschmack, Segelstil und Budget passende Boot finden.
Die Schwedin kann unter Segeln überzeugen und punktet beim Innenausbau sowie vor allem auch in der Verarbeitungsqualität. Und sie übernimmt zudem auch bei den technischen Installationen eine Vorreiterrolle. So gesehen kann sie viele Vorteile bündeln und gehört bei einer Reihe von Testkriterien zu den Besten im Vergleich.
Ausstattung und Preise
Aufpreis für Komfort-Ausstattung
Das Boot aus Greifswald zeigt sich konzeptionell kompromissbereit und ausgewogen. Komfort unter Deck, ein wohnliches Ambiente und hohe Funktionalität beim Innenausbau scheinen mindestens genauso wichtig zu sein wie die guten Segeleigenschaften. In Sachen Ausbauqualität verliert die Dehler im Vergleich zu den Booten aus Skandinavien.
Ausstattung und Preise
Grundpreis ab Werft 254.540 €
Aufpreis für Komfort-Ausstattung
Sie vertritt den klassischen Yachtbau innerhalb der Testgruppe mit einer schlanken, jedoch auch etwas konservativen Rumpfform und einem sehr schön gebauten, aber ebenfalls traditionell wirkenden Interieur. Faurby bietet zudem höchste Individualität, weil das Boot ganz nach den Wünschen des Eigners gebaut und ausgebaut werden kann.
Ausstattung und Preise
Grundpreis ab Werft 331.620 €
Aufpreis für Komfort-Ausstattung
Der krasse Gegensatz zur Faurby. Das neue Schiff aus der sportlichen First-Reihe von Beneteau verfolgt ein ultramodernes Konzept. Der Innenausbau ist funktional reduziert und gleichzeitig auch sehr leicht gefertigt. Ungemütlich ist es innen dennoch nicht. Unter Segeln ist die sportliche Französin mit dem breiten Heck vor allem raumschots schnell.
Ausstattung und Preise
Aufpreis für Komfort-Ausstattung
Sportlichkeit und hohes Leistungsvermögen steht auch bei der in Frankreich gebauten Amerikanerin im Fokus. Mit ihrem sehr langen, ausziehbaren Bugspriet und dem großen Steuerrad zeigt sie sich im Vergleich außergewöhnlich. Innen ist sie ansprechend ausgebaut, Kritik gibt es aber für eine unsauber installierte Bordtechnik.
Ausstattung und Preise
Aufpreis für Komfort-Ausstattung
Einfach nur gut. Die schöne Dänin kombiniert optische Reize mit soliden Segeleigenschaften, einem durchdachten Layout an Deck sowie einem sehr schönen und hochwertig gebauten Interieur. In der Ausstattung zeigt sich überdies die langjährige Erfahrung von X-Yachts beim Bau von Performance-Cruisern. Nur ihr hohes Gewicht trübt die Begeisterung etwas.
Ausstattung und Preise
Aufpreis für Komfort-Ausstattung
Die weiteren Teile des Vergleiches der Performance-Cruiser