Michael Good
· 02.08.2018
J/Boats stellt ein Performance-Schiff für die Zehn-Meter-Klasse vor. Gebaut wird das Boot zunächst ausschließlich bei J/Composites in Frankreich
Wäre sie schon früher da gewesen, hätte die neue J/99 prima in den großen Vergleichstest der Performance-Cruiser um zehn Meter Rumpflänge gepasst. Die YACHT hat den spannenden Gruppentest in zwei Teilen für das aktuelle Heft 16/2018 und für die kommende Ausgabe 17/2018 durchgeführt. Als Vertreterin von J/Boats hat die J/97 aus der Elegance-Range am Vergleich teilgenommen.
Die J/99 füllt jetzt innerhalb der Sportboot-Linie die Lücke zwischen der J/88 (Test in YACHT 25/2013) und der J/111 (YACHT 18/2011). Dabei ist ihr Konzept noch vielseitiger ausgelegt und kann verstärkt auf die jeweilige Einsatzbestimmung konfiguriert werden. Als Regattayacht mit Mannschaft soll sich die J/99 für Up-und Down-Kurse sowie für kurze Coastal-Races empfehlen. Für diesen Einsatzzweck wird die J/99 mit nur einem Ruderblatt ausgestattet und je nach Vermessung (ORCi oder IRC) optimiert. So sind Kielvarianten mit L-Kiel oder Flossenkiel gegeben, und statt mit Gennaker könnte man das Boot auch mit Spinnaker ausrüsten.
Mit doppelten Ruderblättern versehen, richtet sich die J/99 dagegen auch an Kunden, die gern längere Schläge offshore segeln, vorzugsweise im Regattamodus, Stichwort Transquadra. Dazu ist das Layout im Cockpit so angeordnet, dass auch Ein- und Zweihandsegler damit gut zurechtkommen sollten. Zusätzliche Wasserballasttanks wie bei der J/121 (Test in YACHT 8/2018) sind dazu als Option erhältlich. Ihre Volumen wurden bislang allerdings noch nicht genauer spezifiziert.
Ebenfalls noch unklar sind die Segelflächen. Frédéric Bouvier, Produktentwickler beim Hersteller J/Composites in Frankreich, sagt aber, dass bezüglich der Segelpläne keine wesentlichen Überraschungen zu erwarten seien. Heißt im Klartext für die Schiffe von J: Kurz überlappende Genua und ein schlankes Großsegel ohne nennenswerte Überrundung oder Ausstellung im Topp-Bereich. Neu hingegen ist, dass der Bugspriet bei der J/99 fest angebaut und wie sonst bei J/Boats üblich ausfahrbar ist. Bouvier begründet dies mit der Vermeidung von Wassereintritt speziell im Hochsee-Einsatz, mit erheblich weniger Gewicht sowie mit Einsparung von Kosten. Allerdings: Der Spriet bei der J/99 ist am Bug nur eingehakt und wird über das Wasserstag fixiert. Mit einem Handgriff kann der Rüssel entfernt werden, zum Beispiel zum Manövrieren im Hafen.
Einfach und trotzdem wohnlich soll der Innenausbau der J/99 gestaltet werden. Zwei Doppelkojen sind achtern untergebracht. Wegen der für die Konstruktionen von Alan Johnstone typischen Rumpfform mit dem eher schlanken Heck ist der Ausbau mit zwei Kabinen hinten eher ungewöhnlich, und die Pläne lassen denn auch eher schmale Liegeflächen erwarten. Dagegen gibt es keine Vorschiffdkabine. Der Toilettenraum ist vor dem Hauptschott eingebaut, und es gibt zusätzlich eine Last für die zusätzlichen Segel.
Eine erste Preisansage von J Composites benennt einen Grundpreis von 122.540 Euro (inkl. 19 Prozent Mehrwertsteuer) in der Standardausführung mit Alu-Mast und der 20-PS-Einbaumaschine von Volvo Penta mit Saildrive. Daneben wird man für einen Satz ordentlicher Segel mindestens noch rund 10.000 Euro zusätzlich einkalkulieren müssen. Trotzdem: Im Vergleich mit der Konkurrenz wird die J/99 mit einem echten Kampfpreis auf dem Markt eingeführt. Die Boote im oben erwähnten Gruppentest sind teurer, teilweise sogar erheblich, auch die J/97 E aus demselben Haus.
Die J/99 wird vorerst nur und ausschließlich bei J Composites in Frankreich gebaut und für den Markt in den USA exportiert. Das erste Boot wird wohl im Oktober 2018 ins Wasser kommen und dann auch von der YACHT getestet werden. Auf jeden Fall will die Werft das neue Schiff im Januar auf der Messe boot 2019 präsentieren.