Michael Good
· 30.06.2021
Jeanneau baut an einem neuen Schiff für die beliebte Elf-Meter-Klasse und setzt das innovative Cockpitlayout jetzt auch beim kleineren Boot um. Spannend
Sie hätte ganz prima in den Vergleichstest der 38-Fußer gepasst, welche die YACHT jetzt im aktuellen Heft Nr. 14/2021 (Teil 1) sowie in der nächsten Ausgabe Nr. 15/2021 (Teil 2) bringt. Leider kommt sie dafür zu spät – schade! Die neue Sun Odyssey 380 von Jeanneau wird zum Herbst fertig werden. Sie kommt jetzt als Nachfolgerin für die Sun Odyssey 385 (vormals 379), ein Boot, welches mit Überarbeitungen und Updates nun schon seit mehr als zehn Jahren auf dem Markt vertreten ist. Eine Erneuerung war also abzusehen.
Hingegen überrascht die Konzeptvorstellung mit der Ankündigung, dass Jeanneau nun auch beim kompakten Elf-Meter-Schiff das vielbeachtete Walkaround-Konzept umsetzen will. Mit dieser innovativen Cockpitgestaltung mit den nach hinten bis auf das Niveau der Plicht abfallenden Laufdecks haben die Franzosen mit der Vorstellung der Sun Odyssey 440 (Test in YACHT 16/2018) erstmals für Aufregung gesorgt und wurden unter anderem auch mit der Auszeichnung als Europas Yacht des Jahres ausgezeichnet. Mittlerweile hat Jeanneau die Idee bei der großen Sun Odyssey 490 sowie bei der Sun Odyssey 410 (Test in YACHT 18/2018) genauso verwirklicht.
Ob das Konzept auch bei Schiffen unter 40 Fuß Länge würde funktionieren können, wurde aber in Frage gestellt. Mit der neuen Sun Odyssey 380 wagen sich die Franzosen nun doch an diese Herausforderung. Der Clou der Sache: Für den Gang auf das Vorschiff und die Seitendecks braucht die Mannschaft nicht mehr mühsam aus dem Cockpit über die Süllränder zu klettern, sondern kann ganz entspannt und sicher hinten um die Steuerräder herum und über die vertieften Laufdecks nach vorne gelangen. Selbstredend reduzieren die tiefergelegten Seitendecks den Platz in den Achterkabinen, was sich aber in den YACHT-Tests der größeren Schwestern Sun Odyssey 410 und 440 nicht als wesentliches Problem erwiesen hat.
Im direkten Vergleich zur Konkurrenz im aktuell vorliegenden Gruppentest der 38-Fußer zeigt sich das Konzept der Sun Odyssey 380 flexibler bezüglich der machbaren Rumpfanhänge. Neben den Festkielen in zwei Tiefgangvarianten ist das Boot zudem auch als Schwenkkieler mit einer hydraulisch aufholbaren Flosse zu bekommen. So kann der Tiefgang von mindestens 1,29 Meter bis maximal 2,70 Meter variieren. Damit und mit doppelten Ruderblättern soll das Schiff zudem problemlos trockenfallen können. Auch wird der Kunde wählen können, ob er das Schiff mit der Standard-Selbstwendefock oder mit einer kurz überlappenden Genua mit einer 3D-Holepunktverstellung haben möchte. Der Buspriet für Gennaker oder Code Zero ist fast einen Meter lang und dient auch als Ankerhalterung. Für das Rigg mit den stark gepfeilten Salingen ist kein Achterstag vorgesehen. So bleiben die Durchgänge hinter den Steuerständen frei, und es kann ein leistungstarkes, im Topp ziemlich ausgestelltes Großsegel gesetzt werden. Auch ein Rollmast wird auf der Liste der Optionen stehen.
Unter Deck folgt auch Jeanneau den klassenüblichen Machbarkeiten in Sachen Ausbauvarianz. Das Boot ist als Zwei- oder Dreikabiner mit wahlweise einer oder zwei Nasszellen zu bekommen. Speziell: Dank der enorm voluminösen Bugpartie kann Jeanneau im Vorschiff ein großes, fast rechteckiges Doppelbett seitlich einbauen. Damit bleibt vorn ausreichend Platz, um dort einen recht großzügig dimensionierten Toilettenraum einzubauen. Mittschiffs bleibt das Arrangement klassisch mit einer Sitzgruppe in U-Form, einem Schlafsofa auf der Gegenseite, dem Bad mit Duschoption sowie einer Pantry.
Gespannt darf man auf die Preise sein, welche Jeanneau für die neuen Sun Odyssey 380 bis zur Stunde leider noch nicht abschließend bekannt gegeben hat. Das Vorgängermodell Sun Odyssey 389 ist aktuell noch für einen Preis von rund 162.000 Euro zu haben, was im Wesentlichen auch dem Preisniveau der Konkurrenzboote innerhalb der Elf-Meter-Klasse entspricht, zum Beispiel von Bavaria, Beneteau oder Hanse. Es ist anzunehmen, dass sich Jeanneau auch mit dem neuen Boot preislich nicht allzuweit davon entfernen wird.
Das neue Modell befindet sich jetzt offenbar kurz vor der Fertigstellung und wird danach zunächst von der Werft ausgiebig getestet werden. In Deutschland wird es wohl erst im Januar 2022 auf der Messe boot in Düsseldorf zu sehen sein.
Technische Daten Sun Odyssey 380
Die größere Schwester Sun Odyssey 410 im Test bei YACHT tv