Michael Good
· 17.12.2020
Das passt gut: Ein 45-Fußer zum 45-Jahre-Jubiläum. J/Boats macht sich selbst ein schönes Geburtstagsgeschenk und hat ein neues Flaggschiff im Bau
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Mehr als 15.000 Schiffe haben die Werft J/Boats in den USA und deren europäische Lizenzproduktion von J/Composites in Frankreich gebaut und ausgeliefert – in 45 Jahren ihres bisherigen Bestehens. Aus Anlass dieses Jubiläums ist nun als Neuheit für 2021 ein neues Flaggschiff auf Kiel gelegt worden. Mit der großen J/45 will die Marke jetzt auch wieder vermehrt Schwerpunkte bei den Themen Touring und Fast-Cruising setzen.
Seit drei Jahren arbeiten die Konstrukteure von J/Boats dies- und jenseits des Atlantiks an den Plänen zum Bau des neuen Flaggschiffs. Das Konzept soll auch einer Kombination von amerikanischem Pragmatismus und französischem Flair entsprechen, so schreibt es die Werft in einer ersten Pressemitteilung zum Projektstart. Die mitgelieferten Ansichten können dies nur bestätigen: Lange, gestreckte Linien in zeitloser Optik, relativ niedriger Freibord, flacher Kajütaufbau sowie ein festangebauter Bugspriet aus Kohlefaser für zusätzliche Segel (Code Zero, Gennaker) sowie als Ankerhalterung. Achtern bleibt das Schiff offen.
Das Layout im Cockpit entspricht der vielfach bewährten und klassischen Anordnung bei sportlichen Performance-Cruisern. Bedeutet: Primäre und sekundäre Winschen auf dem Süll für die Führung der Großschot (German Cupper System) sowie der Genuaschot. Die Fallen und Trimmleinen laufen innerhalb vom Kajütaufbau zurück auf zwei Winschen mit vorgelagerten Stopper-Batterien beidseits vom Niedergang.
Als Standard ist eine 106 Prozent überlappende Genua mit Holepunktschienen mit Leinenverstellung seitlich auf dem Laufdeck definiert. Zum Cruisen mit kleiner Mannschaft kann die große J überdies auch mit einer Selbstwendeschiene für eine Fock ausgestattet werden. Das vergleichsweise hohe und leistungsstarke Rigg ist aus Aluminium gebaut, wird aber schon ab Werft mit Rod-Wanten versehen, um den Windwiderstand zu reduzieren und zudem Gewicht zu sparen.
Für den Innenausbau verfolgt J/Boats einen ziemlich klassischen Ansatz. Standard ist ein Layout mit zwei sehr geräumigen Doppelkabinen im Vorschiff und achtern auf der Backbordseite. Dazu stehen zwei ebenfalls großzügig eingeplante Nasszellen mit separaten Duschkabinen zur Verfügung. Alternativ kann man die J/45 auch mit zwei Doppelkabinen achtern bestellen, also als Dreikabiner. In dem Fall muss der Eigner aber auf die große Backskiste auf der Steuerbordseite verzichten, und auch der Toilettenraum achtern wird kleiner ausfallen, ohne Duschraum. Die optische Gestaltung des Interieurs ist in Kooperation von J/Composites und der Stylistin Isabelle Racoupeau entstanden. Für den Innenausbau stehen verschiedene Holzsorten zur Auswahl; Eiche, Walnuss oder Teak.
Gute Nachricht für Interessierten in Europa: Zunächst wird die neue J/45 ausschließlich bei J/Composites in Olonne-sur-Mer in Westfrankreich hergestellt. Der Rumpf und das Deck werden im Vakuum-Infusionsverfahren als Sandwich mit E-Glass, Schaumkern und Vinylesterharz aufgebaut, die Schotten sind an Rumpf und Deck anlaminiert, was der Struktur zusätzliche Festigkeit verleiht. Der Schaft vom L-Kiel besteht aus Gusseisen mit einem Ballastkörper aus Blei. Sein Gewichtsanteil von 43 Prozent ist zwar im Vergleich üppig, erklärt sich aber auch mit dem relativ hohen Streckungsfaktor (Länge zu Breite) der Konstruktion von 3,25 und damit einer vermeintlich geringeren Formstabilität der schlanken Rumpfkonstruktion.
Die erste Preisansage vonseiten der Werft in Frankreich beläuft sich auf 511.670 Euro, inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Im Vergleich mit der möglichen Konkurrenz ist der Preis für die J/45 eher gehoben, erklärt sich aber auch mit einer sehr umfangreichen und hochwertigen Grundausstattung ab Werft. J/Composites will das neue Boot zum Ende des Frühjahrs fertiggebaut haben und dann auch die YACHT-Redaktion zu einem Test nach Westfrankreich einladen.
Test der J/99 vor Barcelona