Warum nennt man ein Boot mit besonders vielen Fenstern und einer vorzüglichen Aussicht aus dem obendrein typisierenden Deckssalon ausgerechnet „Sonnenfinsternis“? Denn nichts anderes bedeutet „Eclipse“. Sonnenfinsternis. Man kann nur spekulieren. Vielleicht lief 1983 gerade Bonnie Tylers Hit von der totalen Sonnenfinsternis im Herzen im Radio, als den Werftmachern in England die Idee zu einer Yacht mit guter Aussicht kam. Immerhin: Vier Jahre später kam die Moody 33 Eclipse dann auf den Markt, eine typische Entwicklungszeit. Oder man mochte schlicht Pink Floyd, die in ihrem Song „Eclipse“ alles unter der Sonne im Gleichgewicht sehen. Das zumindest trifft die Moody überraschend gut, so viel vorweg, denn die Yacht ist erstaunlich vielseitig und dabei ausgewogen in ihren Fähigkeiten. Viel Raum, gut gebaut, und sogar die Segeleigenschaften sind erfreulich. Das ist angesichts der behäbig-schwerfälligen Optik nicht zu erwarten.
Denn um ehrlich zu sein, war der Tester im Vorfeld etwas voreingenommen: Geräumiges, komfortables Schiff mit schwerem Deckssalon und Rollmast, da muss es doch zwangsläufig Abstriche bei der Segelperformance geben. Ist ja immer so. Das besungene Gleichgewicht ist aus der Balance zugunsten von mehr Lebensraum.
Für den Testtag sind sieben bis zehn Knoten Wind vorhergesagt. Das macht keinen Spaß, das kann gar keinen Spaß machen. Dann noch ein zweites Steuerrad, das mitbewegt werden will: Feinfühligkeit ade! Und eine zum besseren Handling verkleinerte Genua. Treibgut! So das Vorurteil.
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Dann aber ist es wie so oft mit diesen Vorurteilen: Das Boot fährt, und zwar überraschend gut. Am Wind, nicht hoch, aber so bei 60 Grad sind fünf Knoten Speed drin, bei sieben bis neun Knoten Wind, wohlgemerkt, einem Bereich, in dem auch heutige konventionelle Fahrtenboote schwächeln. Die Beschleunigung der Moody ist nicht sportlich, aber wenn die Fuhre einmal läuft, kommt etwas Druck auf und es beginnt Spaß zu machen. Die Testbedingungen sind da optimal: Was bei so wenig Wind gut fährt, läuft sowieso bei Windstärke vier. Und dass sie bei mehr Wind immer noch sicher und gut beherrschbar bleibt, liegt erstens in der DNA von Moody und wird zweitens zigfach von anderen Eignern bestätigt.
Nur: Besonders feinfühlig ist sie tatsächlich nicht, die langen Seile und das Rad im Salon hängen förmlich wie Gummi am Steuerrad im Cockpit, was die Sache sehr teigig macht. Schade. Die spätere Version ohne das Rad im Inneren sollte sich lebendiger steuern lassen mit ausgekuppeltem Autopiloten. Irgendwie aber passt das behäbigere Steuergefühl zum Profil des Bootes, denn die Balance stimmt. Ein superneutrales und zickiges Steuerverhalten würde eben überhaupt nicht zum Boot passen. Denn seien wir mal ehrlich: Auf längeren Passagen fährt ohnehin der „Eiserne Gustav“ das Boot. Das sagt auch der Eigner so, der angibt, eigentlich nur sehr hohe Kurse selbst zu steuern. Bei größeren Winkeln zum Wind freut er sich über das tiefe und gemütliche Cockpit, das hinter dem hohen Salon schon gut geschützt und dank Sprayhood vollends wetterfest daherkommt. Hinsetzen, die Welt beobachten und das Boot seinen Job machen lassen. Herrlich.
»Das Boot fährt und zwar überraschend gut. Am Wind nicht hoch, aber so bei 60 Grad sind fünf Knoten Speed drin.«
Die Gangboards und der Weg aufs Vordeck sind angenehm breit und dank des Aufbaus auch vom Gefühl her sicher. In leichten Böen legt sich die Moody etwas auf die Seite, viele Eigner berichten aber, dass sie auch bei viel Wind sehr gerne mit der Yacht unterwegs sind, die Sicherheitsreserven seien durchaus üppig. Das können wir am Testtag mangels Wind und Wellen nicht ausprobieren, ebenso wenig sind Aussagen über das Segelverhalten der Version mit den Kimmkielen möglich. Erfahrungsgemäß aber segelt die etwas schlechter, kann dafür aber trockenfallen. Ein Vorteil auf Tidenrevieren.
»Und wenn es ungemütlich wird, geht man eben rein. Steuern geht dort prima, die Rundumsicht ist perfekt«
Was zusätzlich zum Gefühl der Sicherheit beiträgt, sind die nach achtern umgelenkten Leinen und Fallen. So bleibt das Cockpit der geschützte Ort, von dem aus das Schiff zu fahren ist.
Und wenn es sehr ungemütlich wird, geht man eben rein. Dort fehlt zwar der Zugriff auf die Schoten, Steuern aber geht prima, die Rundumsicht ist perfekt. Schön, wenn es diese Option gibt. Der Deckssalon aber hat noch viel mehr zu bieten. Auf langen Wachen bietet er diverse Möglichkeiten, sich bequem zu verkeilen. So vergeht die Zeit bis zur Ablösung so angenehm wie möglich. Und im Hafen oder vor Anker, ja, da wird erst richtig klar, was so ein Wintergarten an Deck eigentlich bedeutet: Warm und trocken, auf bequemen Sofas bleibt die Crew Teil des Lebens um einen herum. Ideal auch, wenn man an Bord arbeitet, schließlich wird so der Gang an Deck unnötig, wenn draußen ein Geräusch auf Aktivität hindeutet und es angeraten ist, mal eben zu schauen, was los ist im Hafen oder Ankerplatz.
Das Maß der Dinge auf der Moody sind 1,80 Meter. Das ist die Höhe im Salon, im WC-Raum und im Vorschiff. Höher ist es nur in der Pantry mit üppigen 2,09 Metern und in der Achterkammer mit zwei Metern. Dort ist dann wiederum die Koje nur 1,80 Meter lang und 1,50 Meter breit. Für die Kinder allemal prima, für zwei Erwachsene knapp. Immerhin: Vorne schläft es sich auf 1,97 mal 1,65 Metern auch für zwei Erwachsene gut. Unter dem Baum im Cockpit sind es 1,90 Meter, der Weg ins Innere verlangt nach einer Verneigung vor dem Schiff, denn unter der Sprayhood stehen nur 1,70 Meter zur Verfügung. Besondere Erwähnung verdient die Nasszelle: Sie ist erstaunlich geräumig für die Schiffsgröße, bietet genügend Bewegungsraum und sogar eine nutzbare Dusche, in der man auf Wunsch auch sitzen kann. Als Ölzeugschapp eignet sie sich allerdings auch prächtig.
Was auf den Modellen mit Steuer im Salon viel Platz dort raubt, ist der Barhocker am Steuerstand. Ob er wirklich gebraucht wird oder ob man den zusätzlichen Bewegungsraum einer dauerhaften Sitzgelegenheit vorzieht, ist letztlich eine Entscheidung für den Eigner. Entfernt ist der Hocker schnell. Ansonsten ist der Innenraum wirklich durchdacht und funktioniert prima, sodass auch einem längeren Verbleib an Bord nichts im Weg steht.
Wer sich zeitnah für eine Moody interessiert, hat nur theoretisch einige Wahlmöglichkeiten. Zwar wurde sie recht häufig gebaut, das Angebot auf dem Gebrauchtmarkt ist jedoch überschaubar. Wer lange zögert, wird nicht zum Zug kommen. Auch kann das Warten auf eine bestimmte Konfiguration zum Geduldsspiel werden.
Egal für welche Version man sich entscheidet, bei einer Besichtigung einer gebrauchten Moody sollte der Eigner in spe unbedingt die Kielbolzen in Augenschein nehmen, denn sie sind aus verzinktem Stahl gefertigt. Das muss kein Nachteil gegenüber Edelstahl sein, denn auch der ist in einem Salzwasserumfeld durchaus problematisch, was seine Korrosionsbeständigkeit angeht. Die Kielbolzen aus normalem Stahl geben, anders als die aus dem zumindest dem Namen nach edleren Material, ihren Korrosionszustand gut sichtbar an: Sie rosten.
Das ist nicht das Ende der Welt, wenn es nicht zu weit fortgeschritten ist. Ist jedoch Rost sichtbar, sollte ein Gutachter klären, welche Art von Arbeiten erforderlich sind, um das Thema nicht zum Problem werden zu lassen. Es kann je nach vorgefundenem Zustand schon reichen, alles gut zu reinigen und sorgfältig zu versiegeln. Dann ist der Rost gestoppt. Der Zustand der Bolzen aber muss regelmäßig im Auge behalten werden.
Kielbolzen aus Stahl mit Rost sind ebenso ein Problem wie ein rottender Mastfuß aus feuchtem Holz.
Ideal ist auch eine völlig trockene Bilge, denn dann verlangsamt sich der Prozess natürlich. Die Vorteile der Stahlbolzen sind der gut sichtbare Zustand des Materials und die größere Festigkeit gegenüber Edelstahl. Völlig abwegig ist die Materialwahl daher keineswegs.
Andere Punkte, auf die es zu achten gilt, sind der Mastfuß und die Relingstützen. Beides neigt, gebrauchtboottypisch, zu Leckagen. Bei den Relingstützen ärgerlich, beim Mastfuß besorgniserregend: Dort ist ein Holzklotz einlaminiert, der durch eindringende Feuchtigkeit rotten und neben der Festigkeit seine Funktionsfähigkeit einbüßen kann. Dann besteht Handlungsbedarf, da der Mast auf einer unsicheren Basis ruht.
Die Motoren sind, wenn noch original, 30 bis 40 Jahre alt und entsprechend weit in ihrem Leben vorangeschritten. Der Motorraum ist recht eng, sodass gut geprüft werden muss, welche Motorisierungsalternativen dort hineinpassen. Dreizylinder, die dank Turboaufladung 40 PS leisten, gibt es heute nicht mehr. Wer gerne mehr als 30 PS haben möchte, muss einen Vierzylinder kaufen. Und das könnte räumlich knapp werden.
Alternativen zur Moody Eclipse 33 am Gebrauchtmarkt sind die Sirius 32 DS oder die Nauticat 33. Beides Yachten mit der Prämisse der guten Rundumsicht aus der erhöhten Sitzgruppe im Salon heraus. Zumindest Letztere ist aber, zumal als Ketsch, seglerisch keine Offenbarung. Die Sirius hingegen ist eine recht gut segelnde und sehr wertstabile Alternative zur Engländerin. Wer eine Moody haben möchte, sollte natürlich vor allem im Vereinigten Königreich suchen, aber auch in den Niederlanden gibt es immer wieder mal ein Modell im Angebot. Der Eigner des Testbootes hat seine in der Normandie gefunden und von einem deutschen Voreigner übernommen.
Die Moody Eclipse 33 ist ein wirklich gelungener Kompromiss. Sie segelt ausreichend gut, bietet viel sehr gut durchdachten Platz im Inneren, eine große Nasszelle und obendrein eine solide Verarbeitung. Viel größer als 1,80 Meter sollte man jedoch nicht sein, dann ist die nicht mal zehn Meter lange Moody ein prima Boot, auch für sehr lange Aufenthalte an Bord. Optisch sind Deckssalons, zudem aus längst vergangenen Zeiten natürlich reine Geschmackssache, die Vorteile bei der Nutzung wiegen jedoch so schwer, dass viele Segler die recht klobige Optik in Kauf nehmen. Das belegt auch der sehr kurzlebige Gebrauchtmarkt. Vielleicht also haben die Künstler von Pink Floyd genau die Vorgabe gegeben, die die Werftmacher von Moody brauchten, um ein Boot zu erschaffen, auf dem alles passt.
Und dies geht auf eine lange Bootsbaugeschichte zurück. Schon 1935 begann die Reparaturwerft Moody in Swanwick nahe des südenglischen Southampton mit der Fertigung von Segelyachten. Man reklamiert gar für sich, mit dem Langkieler Solar 40 die erste GFK-Yacht überhaupt gebaut zu haben. 1969 jedenfalls brachte die Werft ihre erste Deckssalonyacht heraus, die Carbineer 46.
Trotz ihrer langen Tradition und ihrer Meriten um den britischen Bootsbau musste die Werft wie so viele andere Betriebe von der Insel auch nach mehreren Eigentümerwechseln die Fertigung immer weiter reduzieren. 2005 übernahm HanseYachts die Marke und setzte mit der DS-Reihe das Deckssalon-Thema erfolgreich fort, ebenso wie die ehrenwerte Werftgeschichte.
Deckssalon mit Aussicht
Großes geschütztes Cockpit
Große Nasszelle
Solide Laminierarbeiten
Überraschend lebendig
Umgelenkte Fallen
Solide Holzarbeiten
Kojenmaße achtern
Kräftiger Autopilot
/(-) Kielbolzen aus Stahl
Schwergängige Steuerung
Wenig Platz im Motorraum
Es gab die Eclipse 33 mit einem tiefen Kiel oder mit Twinkielen, Letztere waren 300 Kilogramm schwerer. Die spätere Mk-II-Version hatte statt des Steuerrades innen einen Autopiloten. Das sorgte für mehr Platz im Salon.
Es kommen immer wieder Boote auf den Markt, meist in Großbritannien, die sind jedoch meist schnell verkauft. Wählerisch bezüglich Kielversion oder Zustand sollte man nicht sein, wenn es unbedingt eine 33 Eclipse sein soll.
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