Moody DS 54Große Ambitionen auf 54 Fuß im YACHT-Test

Michael Good

 · 04.11.2025

Eigenwillig, aber nicht unattraktiv. Das hohe Schanzkleid und das lange Cockpitdach lassen die Moody unkonventionell erscheinen.
Foto: YACHT/Michael Amme
​Polarisierende Optik, spezielles Konzept: Die Moody DS 54 ist reich an Besonderheiten und vielen guten Ideen. Der Luxuskreuzer auf dem Prüfstand.

​Über den Greifswalder Bodden pfeift eine unangenehm steife Brise aus Nordost. Am Steuerstand der Moody DS 54 wird es empfindlich kalt. „Du kommt hier doch auch allein zurecht, oder?“ Hanses Marketing-Mann verabschiedet sich in den Windschatten hinter dem Kajüthaus. Im gut geschützten Cockpit ist vom bissigen Wind fast überhaupt nichts mehr zu spüren. Die Versuchung, ihm zu folgen und ganz einfach dem Autopiloten die Arbeit am zugigen Steuerstand zu überlassen, ist groß. Allerdings: Eine stattliche Yacht wie die Moody DS 54 bei derart schönen Bedingungen am Wind zu lenken macht über­raschend viel Spaß, dafür kann man auch mal ein bisschen frieren.

Die Marke Moody stammt ursprünglich aus England. Die Werft hat sich mit komfortablen, blauwassertauglichen und hochwertig gebauten Segelyachten einen guten Ruf erarbeitet. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde das Traditionsunternehmen im Jahr 2007 von der Hanseyachts AG übernommen und die Produktion nach Greifswald in Deutschland verlegt. Dort sorgten die Yachtbauer schon kurz darauf mit einem sehr avantgardistisch anmutenden Schiffskonzept für Aufregung auf dem Markt.


Gehobener Luxus im großen Format:


Die Moody DS 45 präsentierte sich in einer gleichermaßen gewagten wie auch optisch sehr ungewöhnlichen Aufmachung. Die Idee von Hanses Hauskonstrukteur Bill Dixon: eine Mixtur von Einrumpfer und Katamaran mit einer Kombination aller Vor­teile aus beiden Konzepten – das Beste aus zwei Welten also.

Die Besonderheit des eigenwilligen Plans: Das Cockpit und der Salon mit Pantry und Navigation liegen auf einer Ebene, getrennt durch eine breite Schiebetür aus Glas, genau wie bei den meisten herkömmlichen Fahrtenkatamaranen auch. Der eigentliche Wohnbereich mit den Kajüten und Nasszellen liegt dagegen vertieft. Damit ist das Interieur zweistöckig angeordnet, eine Art Maisonette zur See. Die Idee allerdings ist nicht ganz neu: Dufour Yachts realisierte Ende der neunziger Jahre mit der Atoll einen ganz ähnlichen Entwurf, allerdings war dieses Boot exklusiv für den Charterbereich ausgelegt. Wohl wegen der mangelnden Qualität und schlechten Umsetzung wurde es vom Markt nicht akzeptiert; nur wenige Schiffe dieses Typs wurden überhaupt gebaut.


Messwerte der Moody DS 54

Windgeschwindigkeit: 15 kn (4 Bft.); Wellenhöhe: ca. 1,0 Meter; * Mit Gennaker.

Anders die DS-Reihe von Moody, die vor allem die gehobenen Ansprüche erfahrener Eigner erfüllen soll.

Reich an Eigentümlichkeiten

Das Zusammenlegen von Cockpit und Salon auf einer Ebene ist aber nicht das einzige ungewöhnliche Merkmal der DS-Yachten aus Greifswald. Optisch noch eigenwilliger ist die feste Cockpitüberdachung, ebenfalls eine konstruktive Anleihe aus der Welt der Katamarane, wo man dies als starres Bimini kennt. Bei Moody ist das Dach jedoch noch nicht durchgängig fest; in der Mitte kann ein Stoffverdeck je nach Wetter geöffnet werden. Damit kommt im Cockpit echtes Cabriolet-Feeling auf – Klasse!

Die zwei überstehenden Dachteile aus GFK bleiben allerdings optisch auffällig zurück. Das ist dem Konzept geschuldet. Und das Dach blockiert zudem den direkten Durchgang vom Cockpit zum Laufdeck. Wer zum Bug oder Mast will, muss also den Umweg über das Achterdeck an den ganz weit achtern angebauten Steuerständen vorbei nehmen. Wenn’s pressiert, kann es dort mal eng werden.

Auch fallen die Yachten aus dem DS-Programm von Moody wegen des extrem hohen Schanzkleides aus dem Rahmen des Üb­lichen. Allerdings ist nicht etwa der Rumpf hochgezogen, sondern vielmehr das Laufdeck abgesenkt. Konzeptbedingt ist dies bei den Deckssalonyachten von Moody möglich, bei „normalen“ Booten hingegen nicht. Das Ergebnis ist ein vertieftes, sehr gut geschütztes Gangbord zwischen Aufbau und Rumpf, wo man auch bei viel Krängung und hohem Wellengang trocken und sehr sicher zum Vorschiff gelangt.

Die Reling selbst ist eine solide Brüstung aus Chromstahlrohren, an der man sich richtig festhalten kann. Das verleiht viel Sicherheit für eine Reise auf hoher See.

Vereinfachte Segeltechnik

Ein großes Schiff wie die Moody DS 54 heißt: viel Druck, viel Kraftaufwand. Und es verlangt nach Kenntnissen, wie man damit richtig und sicher umzugehen hat. Der Anspruch dabei ist auch, Einfachheit zu bieten. Dementsprechend werden die DS-Yachten schon im Standard mit Rollmast und Selbstwendefock ausgestattet. Bei der DS 54 sind diese Funktionen zudem mehrheitlich schon ab Werft elektrisch unterstützt. Auch die beiden Schotwinschen auf dem Cockpitsüll verfügen in der Grundausstattung über Elektromotoren.

Alle kraftaufwändigen Funktionen sollen auf Knopfdruck bedient werden können. Wer will, kann zudem elektrische Rollanlagen für die Selbstwendefock oder für die große und überlappende Genua (eine Op­tion) ordern. Damit reduziert sich die Mühe in den Manövern und zum Trimmen der Segel auf das bloße Drücken der vielen Schalter und Tasten auf dem wuchtigen Instrumententräger am Steuerstand. Wer zum ersten Mal auf der Moody segelt, sollte sich damit allerdings vertraut machen.

Nur zum Fieren der Schoten auf den Winschen muss die Mannschaft noch selbst Hand anlegen. Mit dem Upgrade auf Re­wind-Winschen wäre aber auch dies per Knopfdruck möglich.

Auf dem großen Boot dauert es seine Zeit, bis die Segel ausgerollt und die Schoten entsprechend dichtgeholt sind. Dann aber geht es los: Bei rund 15 Knoten im Mittel legt die Moody DS 54 unerwartet viel Dynamik und Sportsgeist an den Tag. Ausgestattet mit den besseren Performance-Segeln von Elv­strøm macht das Testboot (die Bau­nummer 1) etwa 7,5 Knoten Fahrt auf einem Winkel von 40 Grad zum Wind.

Das ist eine respektable Leistung für den 24,5 Tonnen schweren Luxuskreuzer. Bei halbem Wind und mit der großen Genua erreicht die Moody ihre Rumpfgeschwindigkeit von 9,5 Knoten. Dauerhaft über 10 Knoten Speed loggt das Boot auf der Raumwindstrecke unter dem 200 Quadratmeter großen Gennaker.

Eingeschränkte Sicht

An seiner Kommandozentrale hat der Steu­er­mann die umfassende Kontrolle und kann das Boot weitgehend allein führen. Mit Selbstwendefock und den elektrisch unterstützten Trimmfunktionen ist sogar ein mächtiges Schiff wie die Moody DS 54 einhandtauglich, zumindest, was das Segeln betrifft. Für das Manöver im Hafen ist aber ein Bugstrahlruder zwingend nötig. Eine ausfahrbare Version wird für einen Aufpreis installiert.

Unter Maschine muss sich der Steuermann allerdings um eine gute Übersicht bemühen. Wegen der festen Seitenteile der Cockpitüberdachung ist der Bug aus der stehenden Position am Rad nicht einsehbar. Nur wer sich bückt und so durch den Deckssalon hindurchspäht, erhält einen besseren Ausblick nach vorn. Das kann nicht im Sinne des Seglers sein.

Besser nach vorn sieht man von innen aus der Navigation. Dort können sich die Eigner einen zusätzlichen Motorschalt­hebel anbauen lassen und über die Fernsteuerung des Autopiloten das Schiff auch von innen lenken – selbst unter Segeln. Bei Schietwetter ist dies eine prima Option.

Bei Krängung ist die Übersicht für den Steuermann am Rad aber wesentlich besser. Allerdings muss der Rudergänger dafür dauerhaft stehen, was mit der Zeit auf dem schrägen Deck ermüdend sein kann. Die Sitze hinter dem Steuerstand sind während des Segelns nicht brauchbar. Ihr Abstand zum Rad ist zu groß, und man sucht vergeblich nach einer einigermaßen guten Position.

Die Steueranlage vom Hersteller Jefa arbeitet über zwei komplett unabhängig voneinander funktionierende Systeme mit Kabeln und Ketten. Zwei Umlenkgetriebe setzen die Kraft über Schubstangen auf den Quadranten um. Sollte eine der Steueranlagen nicht mehr funktionieren, bleibt das Schiff über das zweite System immer noch uneingeschränkt steuerbar. Die sehr komplexe Mechanik bietet also doppelte Sicherheit, generiert aber gleichzeitig eine Menge zusätzlichen Widerstand und Reibung. Die Steuerung ist deshalb nicht wirklich leichtgängig.

Echter Deckssalon

Innen fällt vor allem die Stille auf: Unter Segeln sind kaum Fahrtgeräusche zu hören, weder vom Wind noch vom Wasser. Auch im Hafen, wo die steife Brise am Rigg zerrt, bleibt es innen verblüffend ruhig. Bei geschlossener Schiebetür zum Cockpit kommt im Salon dann schon ein wirkliches Stuben-gefühl auf – auch wenn immer noch Kontakt zur Außenwelt gewahrt bleibt. Die Moody DS 54 ist eine richtige Deckssalonyacht mit fast uneingeschränkter Rundumsicht aus der Sitzgruppe. Das gibt echtes Hafenkino auch beim Sitzen.

Tagsüber erweist sich der Salon als lichtdurchflutet. Und wenn sich die große Schiebetür öffnet, verschmelzen Interieur und Exterieur zur funktionalen Einheit. Die Wege sind kurz und unverbaut. Die große Pantry wird dann zum Knotenpunkt zwischen innen und außen. In warmen Segelrevieren, wo das Leben an Bord ohnehin größtenteils im Cockpit stattfindet, ist diese Anordnung besonders angenehm – ein Vorteil, den man vor allem von Katamaranen her kennt.

Als Alternative dazu ist die Moody DS 54 auch in einer Variante erhältlich, bei der die Pantry im Untergeschoss auf der Steuerbordseite eingebaut wird, anstelle der zweiten Gästekabine. Das interessante und halboffen gestaltete Arrangement unter dem Namen „Galley down“ gab es auf Segelyachten dieser Größe bisher noch nicht. Die Bau­nummer 2 wird in dieser Anordnung gerade fertiggestellt.

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Die beiden Gästekabinen in der Schiffsmitte sind ein Stück weit unter den Boden des Salons eingebaut. Das nimmt den Kammern natürlich etwas an Volumen, und über den Liegeflächen ist nur wenig lichte Höhe gegeben – konzeptbedingt. Einschränkungen in Sachen Komfort sind damit kaum verbunden. Durch die asymmetrische Anordnung ist die Koje in der Gästekabine steuerbords aber gerade mal für eine Person groß genug.

Allen wünschbaren Komfort für die Eigner bietet die Vorschiffskabine mit einem großen Inselbett, vielen Stauräumen und einer kleinen Arbeitsfläche. Die Eigner im Vorschiff haben ihre eigene Nasszelle mit abgetrenntem Duschbereich, welche lediglich vom Vorschiff aus zugänglich ist. Für die Gästekabinen ist eine weitere Nasszelle vorgesehen, ebenfalls mit eigenem Bad und separierter Dusche.

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Begeisternde Technik

Freude bereitet die tadellos und ungewöhnlich aufwändig installierte Bordtechnik. Wasserversorgung, Licht und die Systeme zur Klimatisierung sind nicht nur bestens erreichbar, sondern werden auch über mehrfach abgesicherte Bus-Systeme gesteuert, die besonders einfach zu bedienen sind und jederzeit Auskunft über den jeweiligen Betriebsstatus geben, in übersichtlicher Form. Technik-Freaks finden daran genauso viel Gefallen wie Eigner, die grundsätzlich wenig damit zu tun haben wollen.

Die preisliche Einordnung ist innerhalb der Gattung ähnlich großer Schiffe schwierig bis sogar unmöglich, weil gerade der Ausstattungsstandard und die Technik vielfach nicht dieselbe Qualität haben.

  • Grundpreis ab Werft: 1.187.501 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/5 Jahre

​​Stand 2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Mit einem Grundpreis ab Werft von 1.187.501 € Euro erscheint der Preis für die sehr umfangreich und hochwertig ausgestattete Moody DS 54 für den Kunden aber auf jeden Fall sehr attraktiv kalkuliert.

Die Neue ist ein konzeptionell und optisch sehr ungewöhnliches Schiff, das sicher kein Massengut werden wird. Aber gerade dies und das besondere Deckshauskonzept machen den Luxuskreuzer aus Greifswald so spannend und reizvoll.

YACHT-Bewertung der Moody DS 54

​Ungemein sichere Hochseeyacht mit einem erstklassigen Ausstattungsstandard schon ab Werft. Das spannende, sehr eigenständige Konzept kombiniert die Vorteile von Einrumpfern und Katamaranen. Preislich ein durchaus attraktives Angebot.

Konstruktion und Konzept

Viel Sicherheit für die lange Fahrt

Variables Wohnkonzept

Allwettertauglich

Segelleistung und Trimm

Knopfdruck-Segeln als Standard

Simples Handling

Steuern nur im Stehen gut

Wohnen und Ausbauqualität

Hoher Ausbaustandard

Exzellente Schalldämmung innen

Viel Komfort in den Kabinen

Ausrüstung und Technik

Fehlerfrei installierte Bordtechnik

Zwei unabhängige Steueranlagen

Die Moody DS 54 im Detail

Eine echte Deckssalonyacht: Das Interieur erstreckt sich über zwei Ebenen.Foto: YACHT/N. CampeEine echte Deckssalonyacht: Das Interieur erstreckt sich über zwei Ebenen.

​Technische Daten der Moody DS 54

  • Konstrukteur: Bill Dixon
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Lüa (Rumpflänge): 17,10 m
  • Breite: 5,20 m
  • Tiefgang/alternativ: 2,65/2,25 m
  • Gewicht: 24,5 t
  • Ballast/-anteil: 7,0 t/29 %
  • Großsegel: 81,5 m²
  • Selbstwendefock: 65,0 m²
  • Maschine (Volvo P. ): 107 kW/146 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

GFK Sandwichlaminate, Rumpf mit Schaumkern, Deck mit Balsaholzkern.Laminiert mit Vinylesterharzen.

​Werft

Moody Yachts/HanseYachts AG, Greifswald; www.moodyboats.com

Vertrieb

Händlernetz

Der Test erschien erstmals 2014 und wurde für die Onlineversion aktualisiert.

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