Nicht weniger als eintausend Einheiten vom Typ Sun Odyssey 349 hat die Werft im westfranzösischen Les Herbiers in nunmehr zehn Jahren Marktpräsenz gebaut und verkauft. Damit ist Jeanneaus Wettbewerberin für die hart umkämpfte Zehn-Meter-Klasse zum absoluten Long- und Bestseller für die Werft und für die Händler geworden. Jetzt allerdings scheint nun doch die Zeit für die Erneuerung gekommen. Jetzt schickt Jeanneau sein altgedientes Einsteigermodell in die Rente und bringt als Neuheit für 2024 eine Sun Odyssey 350.
Was überrascht ist, dass Jeanneau nun auch beim neuen, kleinen Boot ein Cockpit mit dem vielfach bewährten und ausgezeichneten Walkaround-Layout realisiert. Bei den größeren Modellen der Fahrtenreihe Sun Odyssey gehört das Konzept bereits zum Linien-Standard. Allerdings haben die Werftvertreter dabei stets erwähnt, dass die Umsetzung beim kleinen Boot schwierig werden würde. Jetzt haben sich die Franzosen offenbar dennoch an die anspruchsvolle Aufgabe herangewagt. Die Idee des erfindungsreichen Arrangements: Die Seitendecks fallen ab der Schiffsmitte stufenlos wie Rampen bis auf das Niveau vom Cockpitboden ab. So ergibt sich quasi ein Kanal zwischen dem Cockpitsüll und dem seitlich überstehenden Rumpf, eine Art stufenloser Durchgang vom Cockpit auf das Seitendeck.
Die Rumpfkonstruktion kommt aus dem Studio des mittlerweile verstorbenen Yachtarchitekten Marc Lombard in Zusammenarbeit mit Piaton Yacht Design und den Konstrukteuren bei Jeanneau Design. Im Vergleich mit dem Vorgängermodell ist der Rumpf mit den ausgeprägten und nahezu durchgezogenen Kimmkanten bei gleicher Länge rund 15 Zentimeter breiter und vor allem im Vorschiffbereich auch deutlich fülliger geworden, was dem allgemeinen Zeitgeist in der Entwicklung von modernen Fahrtenyachten entspricht.
Wie schon das Vorgängermodell 349 ist auch die neue Sun Odyssey 350 in einer Ausführung mit dem immer öfter nachgefragten Schwenkkiel zu bekommen. Zusammen mit den standardmäßig doppelten Ruderblättern und mit Einsatz von Wattstützen ist das Boot damit trockenfalltauglich. Die Basis bleibt aber der Festkiel aus Gusseisen in L-Form mit Ballastbombe, den es mit zwei Tiefgängen (1,98 m Standard/1,49 m Kurzkiel) gibt.
Bei der neuen Sun Odyssey 350 ist der Aluminium-Mast mit zwei Paar Salingen nun etwas höher und trägt mehr Segelfläche. Weil das Riggkonzept ohne Achterstag geplant ist, hat der Kunde die Wahl, ob er ein herkömmliches Großsegel oder eine leistungsstärkere Variante mit einem ausgestellten Topp-Bereich (Squarehead) haben möchte. Die Genua mit 110 Prozent Überlappung ist im Werftstandard spezifiziert. Wer möchte, kriegt auch die Selbstwendefock als Option. Und natürlich lässt sich die Performance mit zusätzlichen Segeln wie Gennaker, Code Zero oder Reacher weiter steigern. Dafür ist am Bug ein recht langer Bugspriet fest anlamiert. Der Rüssel ist beim frischen Boot deutlicher länger als beim Vorgängermodell.
Für den Ausbau unter Deck übernimmt Jeanneau im Wesentlichen scheinbar eins zu eins das Layout des Vorgängermodells mit nur wenigen optischen Anpassungen. Wahlweise kann die Sun Odyssey 350 mit zwei oder drei Kabinen ausgebaut werden. Entscheidet sich der Käufer für den Zweikabiner, so wird das Achterschiff auf der Backbordseite als großzügige Backskiste ausgebaut, die sowohl von innen durch die Nasszelle als auch direkt vom Cockpit erreicht werden kann. In dieser Version wird das Längsschott achtern zugunsten einer größeren Liegefläche der Doppelkabine auf der Steuerbordseite etwas versetzt platziert. Und: Die Nasszelle wird um einen abgetrennten Duschbereich erweitert. Die Layouts und die Visualisierungen des Interieurs können oben in der Galerie abgerufen werden.
Leider hat Jeanneau bis dato noch keine Preise für die neue Sun Odyssey 350 bekannt gegeben. Möglich, dass dem Boot das Preisschild erst zur Weltpremiere auf der Messe boot in Düsseldorf umgehängt wird (Halle 16/Stand B18).