Hornet 32Hochwertiges Fahrtenboot von der Elbe im Gebrauchtboot-Test

Michael Rinck

 · 27.08.2025

Das ist kein Lack, sondern das originale Gelcoat von 1975. Das Testboot war trotz seines Alters in tadellosem Zustand
Foto: YACHT/Andreas Lindlahr
Die Hornet 32 wurde vor fast 50 Jahren bei Hatecke an der Elbe gebaut. Im Gebrauchtboot-Test überzeugten Bauqualität und solide Segeleigenschaften – auch heute noch

Tide und Wind versprechen für den Vormittag die besten Bedingungen zum Test der Hornet ab Wedel bei Hamburg. Bei anfangs noch leichtem Wind bis zehn Knoten geht es kreuzend elbaufwärts, durch das ablaufende Wasser peilt die Hafeneinfahrt aber dauerhaft querab.

Dabei zeigte sich, dass die Genua nicht richtig dichtgeholt werden kann: Die Schiene mit dem Holepunkt ist auf der Hornet zwar am Aufbau platziert, jedoch bleibt das Vorsegel dann am außen angeschlagenen Oberwant hängen und lässt sich nicht so eng schoten. Eine Lösung scheint zunächst, die Schot innerhalb der Ober- und außen um die Unterwanten zu führen. Die nur leicht überlappende Genua II kann so dichter geholt werden und stößt oben gerade noch nicht an die Saling. Später, auf raumem Kurs, war diese Schotführung jedoch nachteilig, da das Vorsegel sich nicht wie gewünscht fieren ließ und extrem bauchig stand. Hier muss eine praktische Lösung gefunden werden – ständig die Schotführung ändern ist sehr aufwändig.

Hornet 32 ist auch für rauere Bedingungen gemacht

Davon abgesehen segelt das 1975 gebaute Boot gut, es nimmt zwar ein wenig behäbig, aber stetig Fahrt auf. Besonders in den kräftigen Böen bis 25 Knoten zeigt sich, dass die Hornet auch mehr Wind gut ver­tragen kann, nie kommt Hektik auf. Auch wenn sie bis zu 20 Grad krängt – sobald Fahrt im Schiff ist, segelt es wieder sehr aufrecht. Dabei vermittelt es viel Sicherheit. Die Pinne liefert gute Rückmeldung, ohne zu hohen Druck. Dabei stört allerdings, dass der Beschlag, der Pinne und Ruderwelle verbindet, etwas Spiel aufweist. Am Wind zeigt die Logge 4,5 Knoten, der Wende­winkel beträgt etwa 90 Grad, solide Werte.

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Um dem starken Tidenstrom auszuweichen, ändern wir den Kurs und segeln hinter den Hanskalbsand. Der Wind frischt auf, und die Logge zeigt bis zu 6 Knoten Fahrt. Besonders in den Böen wird klar: Die Hornet ist mit ihrem recht hohen Gewicht und tief platziertem Ballast für entspanntes Segeln auch bei raueren Bedingungen gemacht. So sind Elbe und Nordsee ja auch das Revier, für das Helmut Hatecke sie einst konstruierte. Die Werft in Drochtersen gibt es immer noch, dort werden aber keine Sportboote mehr hergestellt – das Unternehmen ist jetzt einer der Marktführer für Freifallrettungsboote. In den 1960er-Jahren stellte die Werft die Fertigung von Holz auf GFK um, und der damalige Werftchef entwarf einige Segelyachten, die mit ihrer Seetüchtigkeit sowie der hervorragenden Bauqualität Aufsehen erregten.


Gebrauchtboot-Steckbrief Hornet 32

  • Typ: Hornet 32
  • Konstrukteur: Helmut Hatecke
  • Gebaut von: 1972 bis 1983
  • Stückzahl: 50
  • Neupreis (1975): 98.000 DM
  • Gebrauchtpreis aktuell: ab 25.000 €

Praktische und schöne Details an Deck

Dass dieser Ruf seine Berechtigung hatte, zeigt sich schon bei einem flüchtigen Blick über Deck und Aufbauten. Die Gelcoat-Oberflächen glänzen fast wie neu, an keiner Ecke kommt der Verdacht auf, es mit einer Yacht Baujahr 1975 zu tun zu haben. Auch an Püttingen und Relingstützen sind bei genauerer Untersuchung keinerlei Risse oder Ermüdungserscheinungen zu entdecken. Und die ins Deck eingeformte Antirutsch-Oberfläche ist ebenfalls noch recht griffig. Sie ist sicher langlebiger als jedes Teakdeck und auf einem Gebrauchtboot dieses Alters dem Holzbelag vorzuziehen. Denn auch wenn ein Stabdeck schön ist, heute wäre es hier eine kostspielige Baustelle.

Das Cockpit bietet reichlich Platz, ist aber, wie bei einem Boot dieser Ära zu erwarten, schmal genug, um sich an der gegenüberliegenden Ducht bei Lage abstützen zu können. Auf dem Süll findet sich zwischen zwei Paar (nicht selbstholenden) Winschen und den dazugehörigen Klemmen leider kein Platz zum Sitzen. Die Großschot ist auf das Brückendeck geführt und lässt so Bewegungsfreiheit in der Plicht. Zum Segelsetzen ist der Gang an den Mast nötig, Fallen und Strecker sind nicht nach achtern unter die Sprayhood umgelenkt.

Viel Holz, klassische Aufteilung unter Deck

Unter Deck setzt sich der sehr gute Eindruck fort. Die Holzarbeiten sind einfach, aber von hoher Qualität. Die Oberflächen aus Teakfurnier wirken sehr schiffig, wenn auch etwas dunkel. Insgesamt ist der Salon aber sehr gemütlich. Bei der bald 50 Jahre alten Konstruktion ist auch auf 32 Fuß keine Achterkammer zu erwarten. Der einzige Lebensraum unterm Cockpit ist eine Hundekoje an Steuerbord achterlich des Kartentisches. Aber es gibt viel Stauraum. Alle Sitzduchten können aufgeklappt werden. Hier gilt es viele Meter Dichtgummi regelmäßig zu überprüfen, sonst werden die insgesamt sechs Backskistendeckel zum Einfallstor für Regenwasser.

Die Vorschiffskoje ist gemütlich, mit 187 Zentimeter Länge aber nicht üppig bemessen. Die Schulterbreite mit knapp 170 Zentimetern hingegen ist sehr ordentlich. Zwischen Salon und Vorschiffskoje ist das WC an Backbord installiert. Die Tür zur Koje und die des gegenüberliegenden Schranks bilden den WC-Raum. Mit 121 mal 69 Zentimetern ist der nicht besonders groß, reicht aber aus. Da ein Teil des Vorluks ins Bad reicht, kann dieses auch gut gelüftet werden. Das Waschbecken, auf Schienen beweglich gelagert, wird unter dem WC-Schrank über der Toilette hervorgezogen. Die Pantry befindet sich an Backbord, nahe des Niedergangs. Sie ist L-förmig angeordnet und mit zwei Spülbecken sowie einem zweiflammigen, seegängig installierten Herd mit Backofen ausgestattet. Neben der Ablage über dem Herd bietet sie nicht viel Arbeitsfläche. Allerdings kann hier der 77,5 mal 90,5 Zentimeter messende Salontisch gut genutzt werden.

Innere Werte der Hornet 32

Der Innenausbau stammt nicht von Ha­tecke, der Rumpf der Baunummer 2363 wurde damals ohne verkauft, dann aber von einem Fachmann für den ersten Eigner gestaltet. Aufgrund dieser Praxis kann die Ausbauqualität der Hornets generell variieren und muss immer im Einzelfall bewertet werden.

Unter den Bodenbrettern finden sich keine Kielbolzen. Die mittellange Kielfinne ist Teil der Rumpfschale und enthält den Wassertank. Der Bleiballast befindet sich im unteren Drittel. Der Vorteil dieser Konstruktion ist das Fehlen der Kiel-Rumpf-Verbindung, die undicht werden könnte. Zudem liegt der Schwerpunkt sehr weit unten, was für hohe Steifigkeit sorgt. Das Ruder sitzt hinter einem massivem Skeg. Die Maschine, sowie auch die gesamte Installation an Bord, ist sorgfältig ausgeführt und hinterlässt einen sehr guten Eindruck.

Unter Maschine schiebt ein dreiblättriger Drehflügelpropeller von SPW. Das Aufstoppen braucht damit gute zwei bis drei Bootslängen. Rückwärts macht sich ein starker Radeffekt nach Backbord bemerkbar. Manöver erfordern eine hohe Drehzahl, besonders rückwärts sind mindestens 3 Knoten Fahrt nötig, um genau steuern zu können. Berücksichtigt man diese Eigenheit, sind aber auch engere Boxengassen kein Problem.

Preisgestaltung damals und heute

Die Hornet 32 kostete einst fast 100.000 Mark. Das Testboot haben die Eigner 2021 für 25.000 Euro gekauft. Hatecke hat zwischen 1963 und 1983 die Hornet 30, 32, 33 und 345 gebaut. Insgesamt wurden 100 Yachten ausgeliefert, davon knapp 50 Hornet 32. Wer auf der Suche nach diesem Bootstyp ist, muss sicher etwas Geduld mitbringen. Dafür bekommt man aber auch ein qualitativ hochwertiges Schiff, das sehr solide Segeleigenschaften hat und einen gemütlichen und gut nutzbaren Innenausbau bietet. Typische Probleme eines Gebrauchtbootes wie undichte Fenster, ausgekreidetes Gelcoat, abgewetzte Oberflächen unter Deck oder altersschwache Installation ließen sich nicht feststellen. Im Gegenteil, alles macht einen erstaunlich guten und funktionalen Eindruck. Lediglich die Navigationselektronik könnte erneuert werden.

Für einen Preis um 25.000 Euro erhält man ein sehr hochwertiges und für zwei Personen auch geräumiges Boot. Da die Hornet für Tidenreviere konzipiert und dort auch anzutreffen ist, sollte der Kiel immer auf etwaige Auflaufschäden hin untersucht werden. Nur die Wassertanks im Kiel könnten zum Problem werden. Die Reinigung ist durch den beschränkten Zugang nicht einfach, unmöglich ist sie aber nicht.

Die Messwerte zum Test der Hornet 32

Bild 1

Die Hornet 32 im Detail

Stabile und hochwertige Bauweise: Die Hatecke-Werft an der Elbe hat beim Bau nicht an Material gespart, das macht sich im recht hohen Gewicht bemerkbar. Der Kiel ist Teil der Rumpfschale, so gibt es keine Naht und Kielbolzen. Das Ruder ist durch einen Skeg geschützt | Zeichnung: YACHT/N. CampeStabile und hochwertige Bauweise: Die Hatecke-Werft an der Elbe hat beim Bau nicht an Material gespart, das macht sich im recht hohen Gewicht bemerkbar. Der Kiel ist Teil der Rumpfschale, so gibt es keine Naht und Kielbolzen. Das Ruder ist durch einen Skeg geschützt | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten der Hornet 32

  • Baujahr: 1975
  • Gesamtlänge: 9,72 m
  • Wasserlinienlänge: 8,10 m
  • Breite: 3,14 m
  • Tiefgang: 1,65 m
  • Masthöhe über Deck: 12,00 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 6,9 kn
  • Gewicht: 5,0 t
  • Ballast/-anteil: 2,3 t/46 %
  • Großsegel: 17,6 m2
  • Rollgenua (106 %): 35,0 m2
  • Maschine (Nanni): 21 kW/29 PS
  • Kraftstofftank (Diesel): 147 l
  • Frischwassertank: 210 l
  • Fäkalientank:

Rumpf- und Decks­bauweise

Massives Laminat, Handauflage mit Isophthalsäurepolyesterharz. Im Unterwasserschiffbereich mit Innenschale, darin sind die Wrangen, Duchten und das Motorfundament eingeformt

Aufbau

Testboot mit im Vorschiff geräumigem Tourenaufbau. Alternativ gab es eine schräg abfallende Kabine, die kurz vorm Mast auf Deck endete

Rigg

Topprigg mit einem Salingspaar und doppelten Unterwanten. Oberwanten außen, Unterwanten innen angeschlagen (Durchgang). Fallen werden am Mast bedient

Motor

Ursprünglich mit Volvo Penta MD 2 B (25 PS), alternativ Farymann-Diesel (20 PS). Das Testschiff hatte schon seine zweite Maschine, Nanni (29 PS)

Preis und Werft

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis 1975: 98.000 DM
  • Preis segelfertig: 100.900 DM
  • Preis gebraucht: ab 25.000 €

Werft

Hatecke, Drochtersen; www.hatecke.de

YACHT-Bewertung der Hornet 32

Die Hornet ist nach fast einem halben Jahrhundert noch in Top-Form. Das Gelcoat sieht hervorragend aus, und unter Deck kommt Hallberg-Rassy- Feeling auf. Die Einbauten sind hochwertig und gemütlich

Konstruktion und Konzept

  • + Seetüchtiges Fahrtenboot
  • + Stabile, hochwertige Bauweise
  • + Keine Kiel-Rumpf-Verbindung

Segelleistung und Trimm

  • + Solide Werte, sicheres Gefühl
  • + Sehr direkte Steuerung
  • - Fährt recht behäbig los

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Schöne Holzarbeiten
  • + Viel Stauraum
  • - Recht dunkel unter Deck

Ausrüstung und Technik

  • + Selbstwendefock im Standard
  • + Rollanlage von Reckmann
  • - Fallen werden am Mast bedient

Der Artikel erschien erstmals in YACHT 06/2022 und wurde für die Online-Version aktualisiert.


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