Hallberg-Rassy 342Beliebtes Gebrauchtboot bietet gewohnte Qualität

Michael Good

 · 31.12.2024

Täuschend. Die Hallberg-Rassy 342 erscheint größer, als sie tatsächlich ist. Der ausgeprägte Sprung im Deck gefällt dem Auge
Foto: YACHT/T. Störkle
Wer beim Kauf einer Gebrauchten auf Nummer sicher gehen will, sollte sich auch nach Schiffen von Hallberg-Rassy umsehen. Als Occasion besonders gefragt ist die Hallberg-Rassy 342. Nicht ohne Grund

Wenn eine Institution wie der renommierte British Kiel Yacht Club (BKYC) für die Ausbildung der Royal Marines gleich bündelweise Segelyachten bei wiederholt derselben Werft einkauft, dann sagt das etwas aus – über die Qualität der Produkte, über deren Zuverlässigkeit auf hoher See sowie natürlich auch über den Werterhalt. Nicht weniger als 30 Yachten vom Typ Hallberg-Rassy 342 haben die Engländer über die Jahre bei den Schweden eingekauft und den Flottenbestand in Kiel regelmäßig erneuert. 329 Boote vom Modell Hallberg-Rassy 342 haben die Yachtbauer in Ellös in der Zeit zwischen 2005 bis 2018 gebaut und verkauft, weltweit. Der ausführliche Test war in der YACHT 16/2005 erschienen.


Die Konkurrenz: Gehobene Qualität, große Nachfrage

Comfortina 35: Ist seit 1994 auf dem Markt und wird immer noch neu gebaut. Test YACHT 23/1994
Foto: YACHT/N. Krauss

Die Baunummer 225 ist 2010 als Neuboot am Bodensee gelandet und hat der YACHT-Redaktion nun für den Test als Gebrauchtboot zur Verfügung gestanden. Dies, auch wenn der Eigner an einen Verkauf seiner Yacht noch nicht einmal im Traum denkt. „Die gebe ich so schnell nicht mehr her“, sagt er als rundum zufriedener Besitzer, der mit seinem Schiff viel unterwegs ist, oft auch für längere Touren.

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Dafür hat der Schweizer seine HR 342 in Teilen leicht modifiziert. Zum Beispiel hat er den Hängeschrank in der Achterkabine zum Speicher mit entsprechenden Ablagen für Vorräte umfunktioniert, weil in der relativ kleinen Pantry nur wenige wirklich gut ­nutzbare Stauräume dafür zur Verfügung stehen. Außerdem hat er im Raum unterhalb der Kojenbretter im Vorschiff zusätzlich einen blinden Boden eingezogen, damit das Staugut nicht direkt auf der Innenseite des Rumpfs liegen muss. Und beim Testschiff ist die Doppelkoje achtern nachträglich unterteilt worden, um dadurch auf der Innenseite nochmals zusätzliche offene Ablagen zu schaffen. Der Eigner hat dort Dinge in Klappboxen gelagert, die schneller und unkomplizierter erreichbar sind als in den schwerer zugänglichen Stauräumen unterhalb der Kojen oder Sofas.

Schiffig und gemütlich

Der Innenausbau des gut gepflegten Eignerschiffs präsentiert sich ansonsten immer noch wie aus dem Ei gepellt. Es gibt kaum Gebrauchsspuren, trotz intensiver Nutzung über mehr als zehn Jahre. Das zeugt letztlich von der bekannt guten Verarbeitungsqualität von Hallberg-Rassy mit hohen Vollholz­anteilen und sauber verarbeiteten, starken Furnieren. Alle Schiffe vom Typ HR 342 sind mit dunklem Mahagoni ausgebaut worden. Alternativen mit hellen Hölzern, wie sie die Werft heute anbietet, gab es damals noch nicht. Das Interieur wirkt nach heutigen Maßstäben eher klassisch, etwas verbaut und dunkel. Gleichermaßen ist die Raum­anmutung sehr gemütlich und schiffig.

Die Polster sind beim Testschiff übrigens immer noch dieselben, zeigen aber keinerlei Abnutzungserscheinungen. Der Eigner versichert, dass die Bezüge nur gewaschen, aber nie gewechselt worden sind. Man sitzt und schläft an Bord immer noch außerordentlich komfortabel. Die Rückenlehnen der Sofas im Salon lassen sich übrigens mit einem Handgriff hochklappen und die Liegefläche so auf über 90 Zentimeter verbreitern.

Ebenfalls immer noch im Originalzu­stand sind beim Testschiff die einfachen Dacron-Segel von Elvstrøm sowie alle Fallen, Schoten und Trimmleinen. Nach über zehn Jahren ausgiebiger Nutzung sind Tücher und Schoten beim Testschiff allerdings jetzt am Ende. Die Fallen rutschen in den Stoppern und müssen oft neu durchgesetzt werden, die Leinen sind mittlerweile hart und steif. Ein Komplettersatz von Segel und laufendem Gut ist nach dieser Zeit nötig, was aber ins Geld gehen kann. Bei einem Gebrauchtbootkauf ist darauf zu achten.

Das Testboot, die „La Serenissima II“, steht im Winter in einer Halle, wird im Sommer aber nie mit einer Persenning abgedeckt. Dafür ist der Zustand des Gelcoats immer noch bemerkenswert gut. Haarrisse oder Strukturschäden in der Oberfläche sind keine erkennbar. Ebenfalls immer noch perfekt in Schuss ist auch das verklebte und zusätzlich verschraubte Teakdeck, welches beim Neukauf als Extra zu bestellen war.

Stark, auch mit alten Segeln

Für den Testtag bietet der Bodensee perfekte Testbedingungen mit 15 und 20 Knoten Wind, dazu eine kurze, steile Welle. Unter der kurz überlappenden Genua und vollem Großsegel zeigt die Schwedin ein immer noch sehr ordentliches Leistungsvermögen, trotz der schon ziemlich ausgebeulten und nur schlecht trimmbaren Segel. Das Testboot wurde zudem für den Bodensee mit einem Kurzkiel ausgestattet, ist aber dennoch sehr ausgewogen und steif unterwegs.

Ab Werft ist die Hallberg-Rassy 342 mit Pinnensteuerung und Traveller ausgestattet worden. Das Handling ist damit gut und auch fast uneingeschränkt einhandtauglich. Die Käufer einiger weniger Boote haben sich dennoch für die optionale Radsteuerung entschieden. Bei diesen Booten allerdings ist der Steuermann hinter dem Rad blockiert und muss umständlich über die Duchten steigen, um die Schoten und Winschen zu bedienen. Auch hat er nur wenig Platz in seinem Arbeitsbereich. Natürlich könnte die Radsteuerung nach einem Eignerwechsel auch wieder rückgebaut und durch eine Pinne ersetzt werden.

Achtung: Der Typ Hallberg-Rassy 342 wurde in den ersten Jahren aufgrund eines technischen Problems mit der Steuerung von einer umfangreichen Rückrufaktion begleitet. Damals hatten sich offenbar in einigen wenigen Fällen die oberen Ruderlager aus ihrer Verankerung gelöst. Nach eigenen Angaben hat die Werft bei sämtlichen betroffenen Booten die Lager neu eingesetzt und das Problem für die nachfolgenden Baunummern behoben. Dennoch lohnt sich die Nachfrage.

Die gute Bau- und Ausbauqualität von Hallberg-Rassy, das weltweit funktionierende Servicenetzwerk sowie der hohe Wiederverkaufswert der Schiffe erklären nicht nur die gehobenen Preise für neue, sondern eben auch für gebrauchte Boote. Bei insgesamt 300 gebauten Schiffen tauchen immer wieder Angebote im Gebrauchtbootmarkt auf. Für Interessierte lohnt es sich deshalb, die Portale und Annoncen regelmäßig zu prüfen.


Die Marktsituation

Die Hallberg-Rassy 342 ist als Gebrauchtboot beliebt und gesucht und deshalb auf den gängigen Online-Verkaufsplattformen oder über die Angebote der Händler auch nur kurz anzutreffen. Die Preise sind sehr unterschiedlich, bewegen sich von 160.000 Euro bis 180.000 Euro, je nach Alter, Ausstattung und Vorstellungen des Verkäufers.


Die Messwerte zum Test der Hallberg-Rassy 342

Windgeschwindigkeit: 16 kn (4 Bft.); Wellenhöhe: Dünung ca. 1,0 Meter; * Mit Gennaker

Die Hallberg-Rassy 342 im Detail

Der Ausbau unter Deck mit zwei Kabinen und einer Nasszelle ist der Standard. Alternativen dazu gibt es keine | Zeichnung: A. HoppenhausDer Ausbau unter Deck mit zwei Kabinen und einer Nasszelle ist der Standard. Alternativen dazu gibt es keine | Zeichnung: A. Hoppenhaus

Technische Daten der Hallberg-Rassy 342

  • Konstrukteur: Germán Frers
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 10,32 m
  • Breite: 3,42 m
  • Tiefgang/alternativ: 1,82/1,57 m
  • Gewicht: 5,3 t
  • Ballast/-anteil: 1,95 t/37 %
  • Großsegel: 33,7 m2
  • Rollgenua (110 %): 26,9 m2
  • Maschine (Volvo P.): 21 kW/29 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

GFK-Konstruktion, Handauflage. Massives Volllaminat unterhalb, Sandwich mit Schaumkern oberhalb Wasserlinie

Preis und Werft

  • Grundpreis (2005): 169.250 €
  • Aktuelle Preise: 160.000–180.000 €
  • Gebaut/Stückzahl: 2005–2018/329
  • YACHT-Test: Heft 16/2005

Stand 2024

Werft

Hallberg-Rassy Varvs AB; SE-47431 Ellös (Schweden); www.hallberg-rassy.com

YACHT-Bewertung der Hallberg-Rassy 342

Beliebtes Gebrauchtboot von Hallberg-Rassy mit allen werfttypischen Qualitätsmerkmalen. Im Test bei gutem Wind zeigt die Schwedin lebendige Segel­eigenschaften und ist dazu auch noch schnell unterwegs

Konstruktion und Konzept

Robuste, aufwändige Bauweise

Hoher Wiederverkaufswert

Gut geschütztes Cockpit

Segelleistung und Trimm

Segelt ausgewogen und steif am Wind

Einhandtaugliches Handling

Kraftaufwändige Großschotführung

Wohnen und Ausbauqualität

Klassisch-schiffiges Interieur

Beste Ausbauqualität

Relativ kleine Pantry

Ausrüstung und Technik

Hochwertige Grundausstattung

Motor gut zugänglich

Dieser Artikel erschien 2021 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.

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