Fahrtenyachten 2025Spezialisierte Konzepte für jede Anforderung

Lars Bolle

 · 24.12.2025

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Foto: KI
Elf Tests der YACHT im Jahr 2025 von Fahrtenyachten zeigen, wie breit das Spektrum schneller Cruiser heute ist – vom leichten, performanceorientierten Boot über voluminöse Serienyachten bis zum robusten Alu-Blauwasserexplorer. Wir vergleichen Segeleigenschaften, Ausbau- und Systemkonzepte sowie Preis- und Zielgruppenprofile und zeigen, welche konstruktiven Entscheidungen welchen Nutzwert im Fahrtenalltag liefern.

Schnelle Fahrtenyachten im Bereich von rund 11 bis 18 Metern differenzieren sich heute weniger über einzelne Speedmerkmale als über klar konturierte Nutzungskonzepte – vom sportlichen Einhand-Tourer bis zur großvolumigen Langfahrtyacht mit Hotelcharakter. Im Kern bestimmen vier Faktoren 80 Prozent des Nutzens für die Praxis: Rumpfform und Stabilitätskonzept, Rigg- und Segelplan, Decks- und Cockpitlayout für kleine Crews sowie der Ausbau mit Blick auf Komfort, Autarkie und Wartungsaufwand.

Auffällig ist der breite Fächer an Konstruktionsphilosophien: Knickspanter-Performance-Cruiser in Holz-Epoxy-Bauweise (RM 1080), individualisierte Alu-Yachten mit hohem Sicherheitsfokus (Jager 37, Boreal 56), klassische Fahrtenyachten (Hallberg-Rassy 370) und voluminöse Großseriencruiser mit vielen Komfortmerkmalen (Hanse 590, Dufour 48, Hanse 360, Sun Odyssey 415). Parallel dazu stehen hoch individualisierbare Premiumkonzepte wie Saffier SL 46 und Wauquiez 55, die Performance und Komfort stärker auf wenige Eigner-Crews zuschneiden als auf den Chartermarkt. Die Segelperformance ist über das gesamte Feld solide bis hoch, entscheidend sind eher Charakter und Toleranzfenster: Einige Yachten verlangen nach aktiver, erfahrener Crew und konsequentem Trimm, andere verzeihen viel und bleiben auch in ruppigen Bedingungen gutmütig.

Im Komfort- und Ausrüstungsbereich setzt sich der Trend zu hellen, modularen Interieurs, großen Pantrys, mehreren Nasszellen und separaten Technik- oder Hauswirtschaftsräumen durch – selbst in 11-Meter-Yachten wie Hanse 360 und Sun Odyssey 415. Gleichzeitig wächst der Systemmix: elektrische Winschen, Bug- und Heckstrahler, komplexe Energiepakete, Klimaanlagen und teils vorbereitete Hybrid- oder Elektroantriebe steigern Wohnqualität und Bedienkomfort, erhöhen aber auch Komplexität und Servicebedarf. Preislich staffeln sich die Boote klar: Jeanneau versucht mit der Sun Odyssey 415 eine bewusste Preisbremse im Zwölf-Meter-Segment, während Hanse, Dufour und die großen Premiumwerften das obere und Luxussegment mit zunehmend umfangreichen Optionslisten abdecken; Alu-Einzelbauten liegen nochmals deutlich darüber, bieten dafür hohe Individualität und Robustheit.

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Für die Zielgruppen heißt das: Charter- und Familiencrews finden in Hanse 360, Sun Odyssey 415, Dufour 48 und Hanse 590 großvolumige, komfortorientierte Cruiser mit einfacher Bedienung und attraktiven Serienpaketen. Ambitionierte Eigner mit Fokus auf Speed und eigenständiges Segelprofil werden eher bei RM 1080, Saffier SL 46, Jager 37 oder Wauquiez 55 fündig, während Boreal 56 und Hallberg-Rassy 370 klassische Boote an kleine Crews adressieren. Damit verschiebt sich der Vergleichsmaßstab: Statt eines „besten Allrounders“ entscheidet die Konsistenz des Konzepts – ob Rumpf, Rigg, Layout, Systeme und Preisstruktur zum eigenen Einsatzprofil passen.

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Fazit: Im Segment der Fahrtenyachten bestimmt nicht die Maximalgeschwindigkeit, sondern die Stimmigkeit des Nutzungskonzepts über den realen Mehrwert – wer seine Reviere, Crewstärke und Komforterwartung klar definiert, findet heute sehr unterschiedliche, jeweils hoch spezialisierte Antworten.

Übrigens: 2025 haben wir auch vier Fahrtenyachten um elf Meter Länge auf dem Wasser direkt miteinander verglichen, die neue Hanse 360 sowie die etwas älteren Oceanis 37.1, Bavaria C 38 und Sun Odyssey 380. Zum umfangreichen Vergleichstest geht es hier...


RM 1080

Die RM 1080 ist ein leichter, formstabiler Performance-Cruiser in Holz-Epoxy-Knickspantbauweise mit breitem Heck, Doppelruder und wahlweise Kimmkielen oder Tiefkiel, der früh ins Gleiten kommt, präzise auf dem Ruder liegt und bei moderaten Winden schon hohe Reisegeschwindigkeiten ermöglicht. Das Walkaround-Cockpit bietet viel Bewegungsfreiheit und Aufenthaltsqualität, reduziert aber die Einhandtauglichkeit, weil viele Leinen nicht direkt vom Steuerstand aus zu bedienen sind und das Boot stark auf Autopilotunterstützung und eine aktive Crew setzt.

Der Innenraum ist hell, funktional und stark individualisierbar, mit lackierten Sperrholzoberflächen, vielen Fenstern, gut zugänglicher Technik und einem praxisorientierten Stauraumkonzept, das auf Langfahrt- und Familiencrews zielt. Die RM 1080 liegt preislich über typischen Großserienyachten dieser Größe, rechtfertigt dies aber mit Bauweise, Individualisierung und einem bewusst eigenständigen Performance-Profil.
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Saffier SL 46

Die Saffier SL 46 kombiniert einen schlanken, konservativ gezeichneten Rumpf mit leistungsstarkem Rigg, großem Cockpit und optionalem Carbonmast zu einem schnellen Performance-Cruiser, der auch bei mittleren Winden hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten und sehr direktes Steuergefühl bietet. Das Deckslayout ist auf Einhand- und Kleincrew-Segeln optimiert, mit klarer Trennung von Arbeits- und Aufenthaltsbereichen und umfangreichen Knopfdruck-Funktionen, die Manöver auf Kurs- und Küstentörns stark vereinfachen.

Unter Deck präsentiert sich die SL 46 mit hochwertigem Ausbau, großen Kojen, variablen Raumnutzungen (z. B. Utility Room achtern) und hohem Komfortniveau auf Wochenend- und Urlaubstörns, bleibt aber eher medien- und küstenorientiert als explizit blauwasseroptimiert. Der Basispreis liegt im oberen Segment, ist jedoch durch eine sehr umfangreiche Serienausstattung relativiert; zusätzliche Automatisierung und Elektronikoptionen erhöhen Kosten und Energiebedarf deutlich.
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Hanse 590

Die Hanse 590 ist ein großvolumiger, schnell segelnder Cruiser mit breitem Heck, Walkaround-Cockpit und optionalem Hardtop, der trotz hoher Verdrängung gute Amwind- und Raumschotsleistungen zeigt und durch sein direktes Ruder ein sicheres, gutmütiges Handling vermittelt. Elektrische Winschen, umfangreiche Autopilot- und Bug-/Heckstrahleroptionen ermöglichen auch unerfahrenen Crews und kleiner Besatzung, eine Yacht dieser Größe sicher zu manövrieren.

Im Innenraum bietet die 590 eine Vielzahl an Layoutvarianten von der ausgeprägten Eigneryacht bis zur Charterkonfiguration mit mehreren Gästekabinen, ergänzt um große Pantry, Hauswirtschaftsraum und umfangreiche Klima- und Energiesysteme. Der Einstiegspreis bewegt sich im oberen Großserienbereich, lässt sich durch Komfort- und Technikpakete jedoch schnell in den Bereich einer klassischen Luxusyacht erweitern.
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Wauquiez 55

Die Wauquiez 55 tritt als sportliche Blauwasseryacht mit Mittelcockpit, leistungsstarkem Rigg und optionalem Schwenkkiel an, die insbesondere auf raumen Kursen hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten ermöglicht, am Wind jedoch von einem noch nicht vollständig ausgereizten Segel- und Trimmkonzept gebremst wird. Das Steuergefühl wird durch lange mechanische Wege etwas gefiltert, weshalb sich auf Langstrecken der Einsatz des Autopiloten anbietet; elektrischen Winschen und ein systematisches Deckslayout halten die Yacht für erfahrene, aber kleine Crews handhabbar.

Der Ausbau ist handwerklich auf sehr hohem Niveau, mit heller, hochwertiger Holzarbeit, großzügiger Eignerkabine im Heck und einem insgesamt auf Langfahrtkomfort ausgelegten Raumkonzept. Technikseitig setzt Wauquiez auf hochwertige, teils busgesteuerte Systeme mit hoher Autarkie, der Preis knapp unter zwei Millionen Euro ohne Segel positioniert die 55 klar im Premium-Blauwassersegment.
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Jager 37

Die Jager 37 ist als individualisierte Aluminiumyacht mit tiefem Kiel, Carbonrigg und sportlichem Segelplan konsequent auf Performance und Seegangstauglichkeit ausgelegt, was sich in hoher Steifigkeit, trockenem Lauf und sehr direktem, feinfühligem Pinnegefühl auch bei viel Wind ausdrückt. Das Boot erfordert eine aktive, segelerfahrene Crew, belohnt diese aber mit hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten und sicherem Verhalten in rauen Revieren.

Innen verbindet die Jager 37 einen wohnlichen, hochwertig wirkenden Ausbau mit teils bewusst reduzierten Komfortdetails wie kleiner Nasszelle, multifunktionalen Bereichen und begrenzter Stehhöhe in Teilzonen, klar zugunsten von Gewicht und Seegangssicherheit. Preislich liegt das Schiff – je nach Ausbau – im deutlich oberen Bereich der 37-Fuß-Klasse und richtet sich an Eigner, die eine robuste Semi-Custom-Aluyacht einer breiten Großserie vorziehen.
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Dufour 48

Die Dufour 48 ist ein voluminöser, breit bauender Cruiser mit markanten Kimmkanten und großem Einzelruder, der trotz Gewicht und Komfortfokus sportliche Segeleigenschaften und gute Reisegeschwindigkeiten sowohl am Wind als auch raumschots liefert. Das Ruder reagiert feinfühlig und bietet viel Rückmeldung, die Cockpitgeometrie limitiert jedoch die perfekte Einhandbedienung, weil der Steuermann nicht alle Winschen optimal erreicht.

Unter Deck nutzt Dufour das Volumen für zahlreiche Layoutoptionen von Eignerversion bis Charterkonfiguration mit bis zu vier Kabinen, ergänzt durch lange Pantryzeile, Hauswirtschaftsraum und viele, gut zugängliche Stauräume mit ordentlicher Ventilation. Ein verpflichtendes Ausstattungspaket hebt den Einstiegspreis in das obere Mittelfeld der Klasse, liefert dafür aber eine umfassende Grundausstattung, einschließlich Optionen für moderne Antriebslösungen.
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Sun Odyssey 415

Die Sun Odyssey 415 setzt auf einen moderat schlanken, leicht modifizierten Rumpf mit neu gestaltetem Heck, Doppelruder und Walkaround-Cockpit, der bei moderaten Winden eine sehr ausgewogene Performance zeigt, am Wind rund 5,5 Knoten bei 90 Grad Wendewinkel erreicht und unter Code Zero nahe an die wahre Windgeschwindigkeit herankommt. Das Walkaround-Deck mit vertieften Seitendecks erlaubt dem Rudergänger, in Luv wie Lee ergonomisch an den Winschen zu arbeiten, macht das Boot stark kleincrew- und einhandtauglich, erkauft sich aber einen begrenzten, eher stehenden Arbeitsplatz hinter dem Rad.

Im Salon wechselt die 415 zu einem deutlich konventionelleren, offeneren Layout mit L-Pantry achtern, großer Sitzgruppe und zweitem Multifunktionstisch, was den Raumeindruck verbessert und die Produktionskosten senkt. Die Kabinen bleiben großzügig, zwei Nasszellen mit separierten Duschen sind möglich, vielfältige Ausstattungsoptionen von zusätzlichen Kühlschränken bis zu Elektroantrieb und Solarsystemen ergänzen das Profil; der bewusst gesenkte Einstiegspreis positioniert die 415 als preislich attraktive Option im Zwölf-Meter-Segment.
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Hanse 360

Die Hanse 360 basiert auf einem breiten, modernen Rumpf mit markanten Chines und Einzelruder, der trotz großer Volumen und hohem Freibord solide Segeleistungen bringt: am Wind etwa 6,5 Knoten bei 90 Grad Wendewinkel, raumschots mit Gennaker oder Code Zero über acht Knoten, bei insgesamt gutmütigem Verhalten. Die Selbstwendefock als Standard, an den Steuerstand geführte Schoten und Fallen und ein einfaches, direktes Steuersystem machen das Boot für kleine Crews und Einhandsegler attraktiv; zusätzliche Segel- und Beschlagsoptionen erweitern das Einsatzspektrum.

Unter Deck nutzt Hanse die große Breite für hohe Stehhöhe, breite Kojen, variable Layouts mit zwei oder drei Kabinen und optionaler zweiter Nasszelle im Vorschiff, ergänzt um eine große Pantry und diverse Kühlschrankvarianten. Die Ausbauqualität liegt im oberen Großserienbereich, die Optionsliste reicht von Holz- und Bodendekoren über alternative Rigg- und Antriebskonzepte (inklusive Elektro) bis zu umfangreicher Energie- und Komfortausstattung; preislich positioniert sich die 360 konkurrenzfähig im 11-Meter-Markt.
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Hanse 360 ST

Die Hanse 360 ST knüpft konstruktiv an die Hanse 360 an, bietet aber ein auf sportlicheres Segeln und intensiveres Trimmen ausgelegtes Paket mit angepasster Segelgarderobe, erweitertem Beschlaglayout und verfeinertem Handling. Die Segeleigenschaften profitieren von der gesteigerten Trimmfähigkeit, bleiben aber im Kern gutmütig und für ambitionierte Fahrtencrews beherrschbar.

In Ausstattung und Ausbau folgt die ST-Version weitgehend der 360, ergänzt um sportlichere Optionen bei Segeln, Rigg und teilweise auch Innenraumdetails, was sie als „Performance“-Variante innerhalb der Baureihe positioniert. Preislich liegt die ST über der Basisausführung, adressiert aber Eigner, die das Potenzial des Rumpfkonzepts seglerisch stärker ausschöpfen wollen, ohne auf den Fahrtenkomfort zu verzichten.
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Boreal 56

Die Boreal 56 ist ein konsequenter Aluminium-Weltumsegler mit Langkiel-/Schwenkkielkonzept, hoher Form- und Ballaststabilität sowie geschütztem Ruder, der auf schweres Wetter und extreme Reviere optimiert ist und bei moderaten Winden solide, aber nicht spektakuläre Performance bietet. Das Deckslayout mit Deckssalon, tiefem Cockpit, hoher Freibordkante und zahlreichen Handläufen fokussiert Sicherheit und Schutz, richtet sich an kleine, erfahrene Crews auf Langfahrt.

Unter Deck kombiniert die Boreal 56 einen funktionalen, seegängigen Ausbau mit großer Autarkie: großzügige Tanks für Wasser und Diesel, Werkstatt- und Stauraum, Heizsysteme und robust dimensionierte Technik bilden den Rahmen. Der Preis liegt klar im oberen Segment, ist aber für eine individuell konfigurierte, auf Hochseeextreme zugeschnittene Aluminiumyacht in dieser Größe marktüblich.
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Hallberg-Rassy 370

Die Hallberg-Rassy 370 ist ein klassisch geprägter Blauwassercuiser mit ausgewogenem Rumpf, mäßigem Tiefgang, strukturiertem Rigg und hohem Ballastanteil, der auf langen Schlägen durch Kursstabilität, angenehme Bewegungen und gutmütiges Verhalten mehr überzeugt als durch maximale Geschwindigkeit. Das Mittelcockpit und das übersichtliche, solide dimensionierte Deckslayout bieten hohe Sicherheit und klare Arbeitsbereiche auch bei schwerem Wetter, sprechen aber eher erfahrene Fahrtencrews als Einhandsegler an.

Im Innenraum setzt Hallberg-Rassy auf hochwertige Holzarbeiten, klassisch-maritimes Ambiente und seegängige Raumaufteilung mit sicherer Pantry, ausreichend Stauraum und komfortabler Eigner- und Vorschiffkabine. Die 370 liegt preislich im oberen Qualitätssegment, richtet sich an Eigner mit Langfristperspektive, die Wert auf Substanz, Werterhalt und weltweites Servicenetz legen.
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