Elan GT5Blauwasser-Tourer zeigt im Test seine Ursprünge als Performance-Cruiser

Michael Good

 · 02.04.2024

Maximale Ausnutzung: viel Platz im Cockpit, viel Volumen unter Deck. Die GT5 bietet mehr, als ihre Größe ahnen lässt
Foto: YACHT/M. Klemenc
Wundersame Wandlung vom Performance-Cruiser zum Blauwasser-Tourer: Elan Yachts wagt sich an eine ungewöhnliche Vorgehensweise. Die äußerst spannende Elan GT5 im YACHT-Test

Im Grunde ist es ein ebenso simpler wie auch smarter und daher durchaus gängiger Plan: Man nimmt ganz einfach einen guten, schnellen Rumpf aus bestehenden Formen, baut ein neues Interieur hinein sowie ein neues Deck oben drauf – und fertig ist das Schiff für die komplett neue Werftlinie. Konkret im vorliegenden Fall: Elan Yachts in Slowenien erweiterte sein Angebot um eine weitere, dritte Modellreihe mit der Bezeichnung Grand Turismo. Das Konzept: kompromisslos uneingeschränkter Wohnkomfort auch für längere Seereisen, dazu gute Segeleigenschaften. Nichts Neues, sollte man meinen. Weit gefehlt!

Als Basis für das Auftaktmodell GT5 dient der Rumpf der ehemaligen Elan 400 (Test in YACHT 10/13). Der attraktive und leistungsstarke Performance-Cruiser von Konstrukteur Rob Humphreys wird im Elan-Programm heute unter dem Namen E5 beziehungsweise als sportlichere Version S5 geführt. Für die Ausführung als GT5 hat Elan Yachts einen vollständig neuen Innenausbau entwickelt, mit einem Salon auf erhöhtem Niveau (Semi-Deckssalon), einer Pantry vorn am Hauptschott und mehr Platz in den Kabinen. Und damit innen trotzdem noch ausreichend Platz und Höhe zur Verfügung stehen, erhält das Boot ein eigenständiges Deck mit einem erhöhten Kajütaufbau im DS-Look.

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Ganz so unproblematisch ist die Metamorphose vom Performance-Cruiser zum reinen Tourer freilich nicht. Das neue Boot ist rund 1,2 Tonnen schwerer als seine sportliche Schwester. Die zusätzlichen Pfunde kommen vor allem mit dem luxuriösen und üppigen Innenausbau ins Boot. Wegen des gestiegenen Gewichtes und des daraus folgenden geringeren Auftriebs musste Rob Humphreys seine Konstruktion für die GT5 nochmals komplett durchrechnen und optimieren.

Die Lösung: Der Rumpf wird am Heck um 45 Zentimeter verlängert und seitlich um 12 Zentimeter erhöht. Dafür kann die be­stehende Bauform mit entsprechenden Einsätzen ergänzt werden. Der Kiel bleibt dagegen unverändert in T-Form und wird trotz der zusätzlichen Rumpflänge auch an gleicher Stelle an die Schale gehängt.

Lust bei Starkwind

Spannend also die Frage, ob die GT5 trotz dieser nicht unerheblichen Anpassungen ebenfalls die guten Leistungswerte ihrer Schwestern E5 und S5 würde zeigen können. Für die Klärung bietet das Testrevier vor Portoroz an der slowenischen Adriaküste die perfekten, weil sehr variablen Bedingungen, mit Starkwind und Hammerböen von über 30 Knoten bis hin zum schwachen Zug.

Bei gutem Wind ab 12 Knoten und mehr präsentiert sich der neue Tourer GT5 von seiner besten Seite. Die Elan macht ihrem Namen dabei alle Ehre. Sie verhält sich dynamisch und kraftvoll und hat außerhalb der Landabdeckung auch mit viel Wind und hohen Wellen keine Mühe. Die doppelten und bestens abgestimmten Ruder machen es dem Steuermann sehr leicht, die GT5 immer optimal am Wind zu lenken und das volle Potenzial abzurufen. Das Schiff reagiert lebhaft und unverzüglich, und es bleibt zudem dauerhaft gut kontrollierbar auf Kurs. Sonnenschüsse sind selbst bei sehr viel Krängung kaum ein Thema.

Bei 15 Knoten Wind schafft die neue Elan hart am Wind 7,1 Knoten auf einem Kurs von 40 Grad zum wahren Wind. Das sind für ein Schiff dieser Ausrichtung vorzügliche Leistungswerte. Zum Vergleich: Gemäß Polardiagrammen soll das sportliche Pendant E5 bei gleichem Wind und gleicher Höhe nur etwa rund 0,3 Knoten schneller laufen.

Für eine dicke Überraschung sorgt die GT5 auf den Kursen mit dem Wind. Mit Gennaker und auf einem Winkel von 120 Grad kommt das Boot auf 9,0 Knoten und mehr. Der leistungsstarke Rumpf mit seinen ausgeprägten Chines zeigt auch hier immer wieder sein knackiges Potenzial. Mehr noch: Im Starkwindtest bei über 25 Knoten können zwischenzeitlich sogar über 12 Knoten Speed geloggt werden, nur unter Groß und Genua.

Frust bei Flaute

Nimmt der Wind ab, schwächelt das Boot dann allerdings doch spürbar unter seinem Mehrgewicht. Die Leistungswerte fallen schneller ab als erwartet und trüben die Freude an der guten Performance bei mehr Wind. Unter 10 Knoten fühlt sich die GT5 wie so viele moderne Fahrtenboote bald untertakelt an, Druck fehlt im Rigg und somit auch auf den Rudern. Störend ist zudem, dass das breite Heck bei geringer Fahrt recht tief eintaucht und dauerhaft eine Menge Wasser nachzieht. Konstrukteur Rob Hum­phreys rechnet vor, dass die GT5 aus Gewichtsgründen mindestens fünf Zentimeter tiefer schwimmt als die doch deutlich leichtere E5. Das ist erheblich.

Das Testschiff (die Baunummer 2) ist mit der optionalen, kurz überlappenden Genua ausgestattet. Im Standard würde das Boot mit einer Selbstwendefock ausgeliefert. Ein rollbarer Code Zero könnte deshalb die gute Ergänzung zur Garderobe und zur Steigerung des Lustfaktors bei Leichtwind sein. Dafür und für den Gennaker wird der GT5 auf Käuferwunsch gegebenenfalls ein Bug­spriet aus Kohlefaser fest angebaut. Der Rüssel dient überdies als Ankerhalterung und als Tritt.

Aufpreis für größere Winschen lohnt sich

Fallen, Schoten und Trimmleinen werden generell unter Deck bis vor die beiden Steuersäulen geführt und sind somit vom Steuermann erreichbar: Er kann aus seiner Position die hintere Großschot- und Fallwinsch sowie die Stopperbatterien davor mühelos bedienen. Die vordere Winsch für die Genuaschot bleibt für den Rudergänger ebenfalls gerade noch in Griffweite. Solo­segler werden sich aber ohnehin eher für die Standard-Besegelung mit Selbstwendefock entscheiden. Damit ist die GT5 auch kompromisslos einhandtauglich.

Die 46er-Winschen auf dem Testboot sind ein Upgrade, im Standard sind nur 40er-Trommeln verbaut. Der Aufpreis lohnt sich insbesondere für die Führung der Großschot, die über eine wenig effiziente, weil weit vorn am Großbaum angeschlagene Hahnepotführung auf dem Kajütdach läuft. Zum Dichtholen bei Wind wird eine Menge Kraft benötigt. Der Vorteil dieser Anordnung: Das Cockpit ist komplett von der Großschotführung befreit.

Die klappbare Badeplattform ist wahlweise in zwei Ausführungen erhältlich. Die größere schließt das Cockpit hinten bis auf die Höhe des Laufdecks ab. Für Familien­segler mit kleinen Kindern ist dies eine gute Wahl. Optisch attraktiver ist die kleinere Plattform wie beim Testschiff, die lediglich bis auf die Höhe des Bodens reicht und so das Cockpit offen lässt. Zum besseren Ein- und Aussteigen über das Heck bietet diese Variante mehr Vorzüge. Eigenartig ist, dass die aufgeklappte Badeplattform in beiden Fällen direkt auf der Wasseroberfläche aufliegt. Zum Baden ist das zweifellos prima, für das Liegen im Hafen dagegen doch recht unzweckmäßig.

Im Zeitgeist

Für den Innenausbau der GT5 haben sich die Yachtbauer in Slowenien für ein ungewöhnliches Layout entschieden, das aber auf dem Markt zunehmend auf Nachfrage stößt: die Pantry vorn am Hauptschott. In Mode gekommen ist dieses Arrangement aktuell vor allem für größere Yachten über 50 Fuß Länge. Zum Beispiel folgt auch Bavaria Yachtbau mit der C57 diesem Konzept. Für das Tourensegment um 40 Fuß Länge übernimmt die GT5 dagegen eine Vorreiterrolle. Die Gliederung unter Deck bietet sich an, weil der Semi-Decks­salon um 18 Zentimeter erhöht ist. Die Pantry davor bleibt aber auf einem tieferen Niveau installiert, was räumlich die gewünschte Abgrenzung schafft. Obwohl der wuchtige Kajütaufbau der GT5 nach vorn zum Mast steil abfällt, beträgt die Stehhöhe im gesamten Küchenbereich immer noch mindestens 1,90 Meter.

Das Standardboot ist der Dreikabiner mit der Nasszelle achtern. Als Ausbauvariante kann im Vorschiff zusätzlich ein Toilettenraum eingebaut werden. Als Eignerboot wird die Elan GT5 auch mit zwei Doppel­kabinen angeboten, so wie das Testboot. In diesem Fall ist das Bad hinten um einen schönen abgetrennten Duschbereich erweitert. Dazu ist die Achterkabine auf der Backbordseite deutlich größer, weil das Längsschott weit über der Schiffsmitte installiert ist. Davon profitiert die quadratische Doppelkoje hinten mit einer Breite von durchgehend 1,70 Metern.

Robuste Ausführung im Inneren

Als Zweikabiner verfügt die GT5 über einen riesigen, tiefen Stauraum als Backskiste, die auch durch die Nasszelle erreichbar ist. Oder besser: erreichbar sein muss. Denn die Backskiste weist ab Werft keine Unterteilungen und keine Schapps auf. Vom Cockpit aus sind die gestauten Sachen nicht greifbar. Überdies ist der Ausschnitt für den Backskistendeckel sehr klein. Segelsäcke zum Beispiel können nicht vernünftig gestaut werden. Hier sollte die Werft nachbessern.

Viel mehr Freude bereitet dafür der außerordentlich schön und hochwertig gefertigte Innenausbau. Elan verwendet sichtlich viele Vollholz-Anteile, speziell für Randleisten, Handläufe oder Türzargen. Positiv fällt auf, wie robust die Möbel und alle anderen Einbauteile ausgeführt sind. Wo man hingreift, ist die sehr solide Machart förmlich spürbar; wackeln oder knarzen tut hier gar nichts. Dazu passen die hochwertigen Anbauteile und Beschläge in allen Bereichen. Bezüglich der Ausbauqualität kann Elan mit der GT5 vorlegen, speziell im Vergleich zu vielen Produkten aus den großen Bauserien.

Frischer Ansatz

Das außergewöhnliche GT-Konzept von Elan hat auf dem Mark nur wenig direkte Konkurrenz, zumindest nicht in dieser Längenklasse. Deshalb ist auch die Einordnung der Kosten schwierig. Der Grundpreis von 460.411 Euro scheint aber fair kalkuliert, insbesondere wenn man die gute und robuste Konstruktion des Kaskos im Vakuum-Infusionsverfahren mit Vinylesterharz, die kompromisslos hochwertige Decksausstattung sowie die gehobene Machart des Innenausbaus berücksichtigt.

Das GT-Konzept von Elan ist aufregend, weil die Vorgehensweise eine andere ist. Die Idee, den Rumpf eines Performance-Cruisers zu einem Tourenboot mit Deckssalon umzubauen, ist mehr als nur couragiert und wird künftig nicht viele Nachahmer finden. In diesem Fall passt aber alles ziemlich gut zusammen. Die Mission ist geglückt.

Die Messwerte zum Test der Elan GT5

Windgeschwindigkeit: 15 kn (4 Bft.); Wellenhöhe: ca. 0,5 Meter; * Mit Gennaker

Die Elan GT5 im Detail

Riss der Elan GT5 | Zeichnung: YACHT/N. CampeRiss der Elan GT5 | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten der Elan GT5

  • Konstrukteur: Rob Humphreys
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 12,41 m
  • Gesamtlänge: 13,20 m
  • Wasserlinienlänge: 11,58 m
  • Breite: 3,91 m
  • Tiefgang/alternativ: 2,45/2,20 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigkeit: 8,3 kn
  • Gewicht: 8,1 t
  • Ballast/-anteil: 2,7 t/33 %
  • Masthöhe über Wasserlinie: 18,39 m
  • Großsegel: 46,2 m²
  • Selbstwendefock: 38,1 m²
  • Maschine (Volvo P.): 28 kW/38 PS
  • Kraftstofftank (Kunststoff): 170 l
  • Frischwassertank (Kunststoff): 220 l
  • Fäkalientank (Kunststoff): 50 l

Rumpf- und Decks­bauweise

GFK-Sandwichkonstruktion mit Schaumkern. Gebaut im Vakuum-Infusionsverfahren mit Vinylesterharz. Schotten Komposit anlaminiert

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft: 460.411 € (inkl. MwSt.)
  • Standardausrüstung inklusive: Motor, Schoten, Reling, Positionslaternen, Batterie, Kom­pass, Polster, Pantry/Kocher, Lenzpumpe, WC, Feuerlöscher, E-Kühlfach, Fäkalientank m. Absaugung

Werft

Elan-Yachts, 4275 Begunje na Gorenjskem (Slowenien); www.elan-yachts.com

Vertrieb

Blue Yachting, 28717 Bremen; www.blue-yachting.de

YACHT-Bewertung der Elan GT5

Mutiger Programmausbau bei Elan Yachts. Die GT5 tritt bei Wind stark auf, zeigt aber bei Leichtwind Schwächen. Die Pantry ist vorn am Hauptschott eingebaut, was in dieser Bootsgröße ein Novum ist. Die Ausbauqualität kann Maßstäbe setzen

Konstruktion und Konzept

  • + Tourenboot mit schnellem Rumpf
  • + Sinnvolle Ausbauversionen
  • + Faire Preisgestaltung

Segelleistung und Trimm

  • + Hohes Leistungspotenzial bei Wind
  • - Schwergängige Großschotführung
  • - Bei wenig Wind fehlt Segelfläche

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Sehr gute Ausbauqualität
  • + Großzügiges Stauraumangebot
  • - Duschbereich nur beim Zweikabiner

Ausrüstung und Technik

  • + Hochwertige Grundausstattung
  • + Badeplattform in zwei Größen
  • - Backskiste hat keine Unterteilung

Der Artikel erschien erstmals in YACHT 08/2017 und wurde für die Online-Version aktualisiert.

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