Es gab durchaus Zeiten, in denen sich Großserienyachten kaum voneinander unterscheiden ließen. Längen-Breiten-Verhältnis, Freibordhöhe, Buggestaltung, Spantform, Cockpit, Rigg, Beschläge sowieso, alles ähnlich bis gleich. Höchstens über die Fensterlinie oder Nuancen im Heck konnten versierte Betrachter den Hersteller identifizieren. Das ist vorbei.
Konstrukteure und Werften trauen sich wieder was. Die Hersteller variieren die Rumpflinien prägnant, die Steven werden steiler bis negativ, die Spiegel fallen geknickt, gerade, halb offen oder per Klappe geschlossen aus. Und der Chine, jene Kimmkante, die GFK-Boote zuweilen wie Knickspanter daherkommen lässt, dient in multiplen Ausprägungen als hochwillkommenes Gestaltungsmerkmal. Die Kante kann scharf oder weich geformt sein, hoch, tief, aboder aufsteigend verlaufen, bis zum Bug durchgezogen sein oder irgendwo davor sanft enden. Dabei ist der Chine kein reines Designmerkmal: Der Knick kann den Rumpf steifer werden lassen, und er bringt Formstabilität. Dazu schafft er Platz im Rumpf respektive in den Kabinen, und dort besonders im Heck.
Durch den Chine lässt sich eine schmale Wasserlinie für eine geringere benetzte Fläche mit einem senkrechten Freibord darüber und einer großen Rumpfbreite kombinieren. Ein Kunstgriff, der in den Mittelrümpfen von Trimaranen gern angewendet wird, die sehr schmal ausfallen, aber zum Wohnen mehr Volumen brauchen.
Das Thema wird besonders in den Achterkabinen wichtig. Zwei sollen es möglichst sein dort, und um die Kojen dann groß genug gestalten zu können, muss neben der Spantform auch die absolute Breite mitspielen. Und weiter geht’s: Der breite Heckbereich wird bei Krängung das Boot auf die Nase kippen, also muss auch vorn Volumen her. Das völlige Vorschiff wirkt dem Vertrimmen entgegen, und so entsteht wiederum auch im Bugbereich mehr Volumen für eine breite Koje und viel Platz. Damit ähneln moderne Fahrtenschiffe immer mehr aktuellen Regattayachten wie beispielsweise den Class 40, die von oben betrachtet wie ein Bügelbrett aussehen: Abgerundeter Bug und nach achtern gleichbleibend breit – fast wird der Betrachter an ein Motorboot erinnert. Was dem Racer hohe Stabilität und gute Gleiteigenschaften bringt, schafft dem Cruiser Volumen und dadurch Komfort.
Diesen Punkt reizen die Werften mit ihren jüngsten Konstruktionen aus bis zum Exzess. Sie nutzen Chines für die Volumenmaximierung und setzen obendrein Sicken und Kanten ein, die das Boot optisch prägen. Alles Merkmale, die sich hervorragend zur Differenzierung nutzen lassen.
Das ist auch bei Dufour der Fall. Die Werft, seit der Übernahme durch den Katamaran-Riesen Fountaine Pajot auf Platz zwei im Größenranking der Werften hinter der Beneteau-Gruppe, setzt mit den neuen Modellen extrem auf Volumen und ein sehr progressives Design. So mit der 32, der 37 und nun mit der 41.
Der Chine verläuft fast durchgehend waagerecht, und dies recht weit unten. Darüber folgt eine leicht konkave Partie des Freibords mit Rumpffenstern in einer dunklen Fläche, wodurch diese noch mächtiger erscheinen. Oberhalb davon schließt sich ein weiterer Knick an. Der Bug ist oben nach achtern abgeschrägt, darüber sitzt ein fester GFK-Bugspriet. Die Fenster im flachen Aufbau und die im Rumpf sind trapezförmig. Das Vorschiff ist voll und rund. Die größte Breite beträgt 4,30 Meter, und der Rumpf wird am Heck kaum schmaler.
Konstrukteur Umberto Felci: „Die Rumpfform soll die Stabilität und das Volumen erhöhen, ohne die Segeleigenschaften zu beeinträchtigen.“ Funktioniert das in Kombination mit mehr Masse und mehr Widerstand?
Test in Palma de der Deutschen Lieblingsinsel, wo Vercharterer und Dufour-Händler Yates Mallorca die Baunummer eins übernommen hat. Vor Ort fällt besonders das große Cockpit auf, eine Umsetzung der Werftvorgabe nach mehr Platz und Wohnraum, was sinnvollerweise auch den Außenbereich einschließt. Wieder Felci: „Die neuen Proportionen zwischen dem Cockpit und dem Aufbau sowie der neue Stil bilden die Synthese von allen Funktionen, die in einer neuen Yacht heute unverzichtbar sind.“
Konkret: Die Duchten sind schon 1,80 Meter lang, hinzu kommt eine Querbank achtern, die durch zwei Klappen geöffnet werden kann und satte 3,30 Meter lang ist. So wird der Platz hinter den Rädern in die übrige Plicht integriert.
Unter Segeln erweist sich das riesige Cockpit nicht als hinderlich. Der Tisch ist groß, erlaubt aber immer noch eine gute Bewegungsfreiheit. Hinter den Steuerrädern gibt es reichlich Raum zum Stehen und Sitzen, auch mit mehreren Personen. Die Räder sind mit 80 Zentimeter Durchmesser eher klein, und von Anschlag zu Anschlag sind es knapp zwei Umdrehungen, aber die Anlage arbeitet noch direkt genug.
Im für die meisten Fahrtenyachten kritischen Windbereich unter zehn Knoten schafft die Dufour zwischen 5,5 und 5,9 Knoten, was sehr ordentliche Werte sind, zumal sich diese auch bei leicht kabbeliger Welle erzielen lassen. Die Höhe ist dann mit rund 50 Grad am Wind noch nicht berühmt, aber insgesamt erweist sich das Schiff als durchaus agil.
Ruderdruck stellt sich erst ab knapp zehn Knoten Wind ein, und dann steigt auch der Speed auf bis zu 6,5 Knoten an der Kreuz. Mit noch mehr Druck und unter Gennaker auf spitzen Kursen zeigt sich die Dufour obendrein als steif und auch bei mehr Lage als sehr gut kontrollierbar.
Eine bessere Höhe sollte sich durch einen schnell justierbaren Achterstagspanner in Form einer Talje oder per Hydraulikzylinder erzielen lassen, was eine Option ist. Das Deckslayout bietet die Werft in drei Versionen an: „Easy“ zentralisiert die per Hahnepot angeschlagene Großschot und die standardmäßige Selbstwendefock auf dem Kajütdach. Damit ist das Leinengeraffel raus aus dem Gästebereich, aber auch vom Rudergänger nicht erreichbar. „Ocean“ bekommt zwei zusätzliche Winschen aufs Süll. Dorthin werden die Schoten der optionalen Genua und beidseits die Großschot geführt. Damit verfügt der Steuermann über die volle Kontrolle und kann in Manövern mithelfen oder diese auch komplett allein durchführen sowie jederzeit die Segel trimmen. Die Lösung für kleine Crews.
Die Variante „Performance“ fährt die Großschot im Cockpit, bringt ein textiles Achterstag, höherwertiges laufendes Gut und ebenso die Genuaschienen samt einigen dekorativen Elementen wie einem schwarzen Mast mit.
Was man generell vermisst, sind da noch Fußstützen, am liebsten in Form von großen Flächen, die sich aus dem Boden klappen lassen. Und eine angewinkelte flache Sitzerhöhung im Deck für den Rudergänger wäre sinnvoll, damit der in Luv gerader und mit Wasser an Deck nicht direkt im Nassen sitzen muss.
Was an Bord weiter auffällt, sich aber erst innen auswirkt, sind die vielen Fenster und Luken. Ganze 32 Stück sind es. Die schaufeln extrem viel Licht ins Schiff und vergrößern das Raumgefühl. Besonders in den Achterkabinen wähnt man sich fast auf einem Katamaran. Der Salon ist mit einer Länge von 3,10 Metern recht kurz, dem großen Cockpit und einer üppigen Vorschiffskabine geschuldet. Eine Navigationsecke gibt es nicht, wer noch mit Papierseekarten arbeitet, muss dafür den 75 mal 120 Zentimeter großen Salontisch bemühen.
Die Pantry ist längsorientiert und wartet mit einer Besonderheit auf: Der haushaltsübliche große Kühlschrank und damit die Arbeitsfläche darüber ragen in den Raum hinein, links und recht davon sind der Ofenkocher und die Waschbecken platziert, somit können zwei Personen hervorragend gleichzeitig in der Pantry werkeln.
Platz im Salon nehmen auch die beiden Nasszellen weg. Die Räume sind in jeder Version enthalten und werden entweder beide als Bad ausgebaut oder einer als Toilette und der andere als Dusche oder Stauraum. Ein drittes Bad wird vorn realisiert, es sei denn, dort wünscht der Eigner zwei Kabinen, was der füllige Bugbereich erlaubt. Möglich sind also drei oder vier Kabinen und ein, zwei oder drei Nasszellen.
Für die Oberflächen hat der Kunde die Wahl zwischen Echtholzfurnieren aus heller Eiche (Testschiff ) oder dunklerem Teak.
Der Rumpf wird im Vakuum-Infusionsverfahren als Sandwich mit Schaumkern unter Verwendung von Vinylesterharz gefertigt, das als osmoseresistent gilt. Das Deck entsteht im RTM-Verfahren (Resin Transfer Moulding) in einer geschlossenen Form, ebenfalls unter Vakuum. Die Fertigungsmethode erzeugt beidseits glatt-saubere Oberflächen. Bedeutet: Es ist keine Deckenverkleidung nötig. Aber: Hutmuttern und Unterlegscheiben durchgebolzter Beschläge sind sichtbar und Deckenleuchten benötigen eine zusätzliche Montagefläche, was dafür gesorgt haben dürfte, dass die Zahl der Deckenspots auf dem Boot teils recht gering (Vorschiff ) bis nicht existent (Achterkabinen) ausfällt.
Hoher Komfort, gute Segeleigenschaften, hochwertige Bauweise, das kostet: 273.700 Euro beträgt der Grundpreis. Hinzu kommt in jedem Fall das Comfort-Paket der Werft, das Dinge wie Boiler, Ankerwinsch und Landanschluss beinhaltet und 17.850 Euro auf die Rechnung packt. Das Boot ist nur mit diesem Paket zu haben.
Macht 291.550 Euro und damit zwischen derzeit sechs und zwölf Prozent mehr, als der Wettbewerb verlangt. Ein vertretbares Delta für Kunden auf der Suche nach einem guten Schiff mit viel Platz.
Preise Stand 07/2023, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
Rumpf Vakuum-Infusionsverfahren, Deck RTM-Infusion, Verbindung geklebt, verschraubt und teillaminiert. Vinylesterharz
Der Rumpf ist extrem breit, auch achtern. Das Vorschiff wurde für mehr Auftrieb und Platz voluminös gestaltet
Trotz des breiten Hecks verzichten Werft und Konstrukteur auf eine Doppelruderanlage. Im Test kam das Boot gut mit einer Flosse aus
Je nach Version werden die Schoten auf dem Dach oder vor den Rädern bedient. Ein Cockpittraveller ist möglich.
Das breite und lange Cockpit bietet der vollen Crew und Gästen Wohnraum. In der Bank ist ein Grill installiert
Zwei, drei oder gar vier Kabinen und bis zu drei Nasszellen sind machbar. Dank des großen Rumpfvolumens sind die Kojen dabei breit genug. Mit acht Personen wird es zumindest im Salon jedoch eng
Die beiden Backskisten gerieten recht knapp, aber unter dem Plichtboden achtern lässt sich noch so einiges stauen
Kühlschrank 200 l, Eisschrank n. a.
14 waagerechte Luken und Fenster im Deck sowie 21(!) senkrechte in Aufbau, Cockpit und Rumpf sorgen für so viel Licht und Luft wie auf keinem anderen Boot dieser Größe
Die manuell bedienbare Badeplattform hat mit einer Länge von 2,80 und einer Breite von 0,70 Metern noch kein Gardemaß, ist aber völlig ausreichend und durch eine automatische Trittstufe sowie eine Badeleiter mit Hörnchen gut benutzbar
Das Floß hat ein eigenes Fach im Spiegel. Um es nutzen zu können, muss jedoch die Heckklappe geöffnet werden
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Die markant-modern gestaltete Dufour 41 erfüllt die Werftziele von optimiertem Komfort und Wohnraum an und unter Deck. Die Segeleigenschaften haben darunter nicht gelitten. Gute Layoutoptionen innen und außen. Der Preis ist angemessen.