Dufour 365 GLUnkonventionelles Großserienschiff im Gebrauchtboot-Test

Alexander Worms

 · 29.08.2025

Voluminös und elegant. Hat Umberto Felci die Quadratur des Kreises hinbekommen? Immerhin: Die Dufour fällt positiv auf
Foto: YACHT/A. Worms
Obwohl aus der Großserie, löst die Dufour 365 GL manche Dinge nicht wie ihre Konkurrentinnen. Das gefällt Menschen, die das Besondere suchen, ohne extravagant sein zu wollen. Der Test

Dufour: Da denken ältere Segler gleich an die Arpège – eines der ersten, wenn nicht das erste Großserienboot überhaupt. Für damalige und auch heutige Zeiten fast schon gigantische 1500 Einheiten hat die Werft in der Nähe von La Rochelle in Frankreich davon gebaut.

Vordenker war der Ingenieur Michel Dufour, der früh von den Möglichkeiten des damals neuen Materials Polyester überzeugt war. Die Arpège ging 1966 in den Markt. 40 Jahre später feiert das die Werft mit einer Reihe von Sondermodelle, die den Namen des Schiffes trägt, das die Erfolgsgeschichte des Unternehmens einst begründete. So heißt unser Testschiff in voller Länge Dufour 365 Grand’Large Edition Arpège. Grand’Large besagte seinerzeit, dass die Yacht der Fahrtenreihe der Werft angehörte. Denn eine Performance-Linie gab es auch noch, die eher sportlichere Kunden ansprechen sollte.

Doch Fahrtenreihe hin oder her, eine Segeltragezahl von 4,4 ist zumindest schon mal ordentlich. Auch die Linien, die Umberto Felci zu Papier brachte, sollten typisch italie­nisch-elegant sein. Das gelang. Denn obwohl sie sogar fünf Zentimeter breiter ist als eine gleich alte Bavaria 36 zum Beispiel, wirkt die Dufour frisch und leicht. Ein dezenter Deckssprung, der flache, aber weit vorgezogene Kajütaufbau und einige geschickt angebrachte Linien auf dem Rumpf: Das alles verleiht dem Schiff Eleganz.

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Besonderes aus der Serie

Das hat auch den Eigner des Testbootes angesprochen: „Sie gefiel uns einfach. Und es war eben nicht die übliche Großserie, sondern das etwas Besondere unter den Serienbooten.“ Diese Sonderstellung zeigt sich auch unter Deck an zwei Stellen. Zum einen verfügt die Dufour, der großen Breite sei Dank, über eine Längspantry an Backbord. Das ist nicht jedermanns Sache, zusammen mit der kleinen Sitzbank in der Schiffsmitte lässt es sich jedoch prima am Herd arbeiten.

Dieses Layout gibt es sonst eher ab etwa 40 Fuß aufwärts. Bei der Dufour funktioniert es leidlich gut. Der Weg ins Vorschiff ist jedoch verbaut, wenn gekocht wird. Dafür entsteht hinten der Raum für eine wirklich große Nasszelle in der Version mit nur einer Achterkammer. Gibt es derer zwei, entfallen die große, separate Dusche sowie die riesige Backskiste. Der Vorteil der seitlichen Pantry ist die gute Erreichbarkeit der Nasszelle oder der Achterkammer. Wird gekocht, steht niemand im Weg. Nur ins Vorschiff gelangt man eben nicht ohne Weiteres.

Die zweite Besonderheit im Layout der Dufour ist die nach Steuerbord seitlich versetzte Koje im Vorschiff. Die ist leider nur 1,35 Meter breit und damit laut YACHT-Definition etwas zu schmal. Zudem muss der an der Bordwand Liegende über seinen Mitschläfer klettern, will er die Koje besteigen oder verlassen; das ist nicht ideal. Die Vorteile dieser Anordnung sind zum einen der riesige und gut erreichbare Stauraum unter der Koje sowie die seitliche Stehfläche. So kann man sich dort ohne Weiteres anziehen, sogar eine Sitzgelegenheit ist vorhanden. Ob die oft genutzt wird? Wohl eher nicht.


Gebrauchtboot-Steckbrief

  • Typ: Dufour 365 Grand’Large
  • Konstrukteur: Umberto Felci
  • Gebaut: 2005–2012
  • Stückzahl: Über 400
  • Neupreis segelfertig: 116.500 €
  • Preis heute 70.000 bis 92.000 €

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Das Holz unter Deck sieht auch nach 14 Jahren noch vorzüglich aus. Allerdings handelte es sich bei den Erst- und Voreignern um ein älteres Ehepaar, das das Schiff wie seinen Augapfel gehegt hat. Das Testschiff war, passend zu den Bedürfnissen der beiden Eigner, mit nur einer Achterkammer ausgestattet.

Damit verfügt es über eine wirklich üppige Nasszelle. Die separierbare Dusche lädt tatsächlich zur Erfrischung an Bord ein, Platz ist genug vorhanden. Das gilt auch für die Achterkoje, die mit 1,95 Metern in der Länge und einer Breite von 1,60 Metern ebenfalls geräumig ist. Sind achtern zwei Kammern verbaut, schrumpft die Breite der Kojen auf 1,40 Meter.

Das Schiff ist dabei allerorten gespickt mit Stauräumen. Das gilt für die Kammern, die Nasszelle und auch für die Pantry. Der Möbelbau ist ordentlich ausgeführt. Gute Beschläge sorgen auch nach einigen Jahren im Dienst für sicheres Schließen und solide Öffnung. Unter Deck knarzte nichts, zumal die Schotten auch anlaminiert sind.

Darüber hinaus erfreuen kleine Details auch heute noch: Die Türen verfügen durchweg über Lüftungslöcher, sodass eine ge­wisse Zirkulation stets gegeben ist; das beugt muffigem Geruch unter Deck vor. Die Ecken haben allesamt solide Umleimer, an denen man sich meist auch sicher festhalten kann. Zusätzlich verfügt die Dufour über Hand­griffe an diversen sinnvollen Stellen. Das alles macht das Schiff unter Deck auf See sehr gut begehbar.

Feines Segeln

Stichwort auf See: Beim Test wehte es nahezu nicht; in Böen 8 Knoten sind nicht eben viel. Doch auch da fuhr die Dufour schon los, obwohl nur die kleinere Fock angeschlagen war – mit der größeren Genua wäre es sicher noch besser gegangen. Die kann sehr eng geschotet werden, da die Wanten dankenswerterweise innen auf den Decks stehen. Das macht aufwändige Unterzüge erforderlich, sorgt aber für freien Durchgang aufs Vorschiff und eben für die Möglichkeit engerer Schotwinkel.

Dass die Dufour durchaus fix unterwegs ist, zeigte der Test des neuen Schiffes im Jahr 2005, bei dem ihr „sehr gute Geschwindigkeit und ordentliche Höhe“ bescheinigt wurden. Bei an die 4 Beau­fort kreuzte die Französin seinerzeit vor La Rochelle mit 7 Knoten bei Wendewinkeln von um die 90 Grad – eine sehr solide Vorstellung. Der Voreigner des Testschiffs wollte die Leistung der Dufour einfacher abrufen können. Er hat daher den Traveller vom Kajütdach ins Cockpit verlegt, um direkten Zugriff auf die Großschot zu haben. Das war im ursprünglichen Layout nicht möglich, wenn das Großsegel auf dem Kajütaufbau bedient wird.

Auch der werftseitige Achterstagspanner, der nicht für ein schnelles Verstellen ausgelegt ist, gefiel ihm nicht. Eine kräftige Variante zum Kurbeln ist an dessen Stelle getreten. Was durchaus gefällt, ist das direkte Steuern, das auch schon bei wenig Wind eine gute Auskunft über die seglerische Befindlichkeit des Schiffes gibt. Und das trotz angekuppeltem Autopilot und nur sehr wenig Wind.

Dass die Dufour unter solchen Verhältnissen schon losfährt, liegt auch an der gehobenen Bauweise. Das Deck wurde injiziert, wobei das Harz gleichsam in die Glasfasern gedrückt und gesaugt wird. Das ist fest und leicht und sorgt für beiderseits ansehnliche Oberflächen, die ohne Innenschale auskommen. Der Rumpf entsteht im Infusionsverfahren, wobei Harz durch Unterdruck in die trocken in die Form gelegten Fasern gesaugt wird. Als Sandwichmaterial wird Schaum verwendet. Auch das ist leicht, fest, isoliert und reagiert weniger empfindlich auf eindringende Feuchtigkeit, wie ein Kern etwa aus Balsaholz.

Auch gebraucht solide

Unter Maschine wirft die Dufour keine Fragen auf. Die 29 PS sind völlig ausreichend, die Schallisolierung ist gut, im Cockpit ist der Motor zwar deutlich hörbar, stört aber nicht wirklich. Wie immer bei Gebrauchtbooten sollte die Saildrive-Manschette bedacht werden. Der Eigner des Testschiffes hat sie beim Kauf gleich tauschen lassen – nach 15 Jahren eine sinnvolle Investition. Ebenso anzuraten ist der Tausch der Simmerringe am Saildrive. Das kostet wenig und erspart teure Reparaturen infolge von Wasser im Saildrive-Öl. Ansonsten ist die 365 anspruchslos. Das Teak im Cockpit ist in gutem Zustand, obwohl es nicht über Laibhölzer verfügt, und Holz ist außer einer Teakfußleiste nicht an Deck, was wenig Pflegeaufwand erfordert.

In Augenschein genommen werden sollten allerdings die Kielbolzen, auch wenn sie schlecht erreichbar sind; dafür muss die kleine Bank vor der Pantry ausgebaut werden. Dennoch lohnt ein Blick. Die Unterlegbleche sind eher lieblos gefertigt, die Ecken nicht gerundet. Das sorgt bei Grundberührung für eine enorme Kerbwirkung, die sich in Form von Rissen im Topcoat zeigen kann. Hier ist dann unbedingt eine weitere Untersuchung vonnöten. Idealerweise wird man die Unterlegplatten gegen größere mit gerundeten Kanten tauschen und diese dann nicht in Dichtmasse, sondern in angedicktes Epoxidharz legen.

Es empfiehlt sich, ein Modell mit Heizung zu wählen. Bei Schiffen aus dem Mittelmeer ist sie nicht immer vorhanden, für die Nutzung in Nordeuropa aber unumgänglich. Die Nachrüstung ist möglich, besser ist es jedoch, wenn die großen Warmluftschläuche schon werftseitig verlegt wurden.

Sonderbar: Das Schiff konnte nicht mit einer Scheuerleiste bestellt werden, auch nicht als Extra-Ausrüstung. Wenn eine vorhanden ist, hat ein Händler oder der Eigner Hand angelegt. Hier gilt es ganz besonders auf Dichtheit zu achten. Ansonsten zeigte sich die Dufour durchweg er­freulich gut verarbeitet. Saubere GFK-Ober­flächen, Topcoat allerorten und das Gefühl eines steifen, soliden Schiffes prägen das Bild.

Ideal für Familien und Paare

Eine gebrauchte Dufour 365 kostet zwischen 70.000 bis 92.000 Euro, je nach Zustand, Ausstattung und Liegeplatz. Dafür bekommt man auch eine Bavaria aus der neueren Linie, die mit den eckigen Fenstern, in gleicher Größe. Die ist dann einige Jahre jünger, aber vielleicht auch längere Zeit als Charterboot im Einsatz gewesen. Das wird bei der Dufour eher selten der Fall sein. Und ganz bestimmt nicht, wenn es sich um die Version mit zwei Kabinen handelt. Die hat für einen Privat-Nutzer viele Vorteile – Stichwort große Backskiste, Dusche und breitere Koje.


Alternativen zur Dufour 365 GL aus der Großserie

Bavaria 36: Großvolumige Fahrtenyacht, als Zweikabiner mit riesiger Nasszelle. Zumeist mit Rollreffmast ausgestattet | Zeichnung: A. Hoppenhaus

Ebenfalls neuer ist eine Sun Odyssey 36i. Auch sie hebt sich optisch etwas von der Großserie ab. Wer es sportlicher mag, schaut sich die First 36.7 an. Die hat allerdings womöglich eine Karriere auf der Regattabahn auf der Logge, mit entsprechenden Folgen etwa für das Interieur. Eine Ocea­nis 37 ist für dieses Budget ebenfalls zu haben. Auch sie könnte aber ein Vor­leben als Charteryacht mitbringen.

Das Segment der jungen Großserienboote ist derzeit sehr gefragt bei den Maklern; Schiffe liegen oftmals nur wenige Wochen, bis ein Käufer zuschlägt. Das war beim Testboot nicht anders. Die Dufour bietet dabei eine schöne Alternative für Menschen, die das leicht Besondere suchen, ohne gleich extravagant sein zu wollen. Gut ver­arbeitet, hübsch anzusehen und be­hände segelnd, bietet sie ein ideales Paket für junge Familien oder das ältere Paar, das gediegen reisen möchte.

Die Dufour 365 GL im Detail

Dufour 365 GL | Zeichnung: A. HoppenhausDufour 365 GL | Zeichnung: A. Hoppenhaus

Technische Daten der Dufour 365 GL

  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 10,53 m
  • Breite: 3,65 m
  • Tiefgang: 1,70 m
  • Gewicht: 5,7 t
  • Ballast/-anteil: 1,5 t/26 %
  • Großsegel: 29,5 m2
  • Rollgenua (135 %): 33,0 m2
  • Maschine (Volvo Penta): 21 kW/29 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

Rumpf und Deck im Injektions- bzw. Infusionsverfahren hergestellt, Iso-Harze. Deck und Rumpf verklebt und geschraubt, Schotten anlaminiert

YACHT-Bewertung der Dufour 365 GL

Ein besonderes Großserienschiff. Qualitativ auffallend gut, mit ungewöhnlichem Raumkonzept und völlig ausreichenden Segel­eigenschaften. Ideal für Eigner mit dem Wunsch nach dem etwas Besonderen

Konstruktion und Konzept

  • + Sehr gefällige Linien
  • - Seitlicher Einstieg in die Vorschiffskoje

Segelleistung und Trimm

  • + Gute Rückmeldung vom Ruder
  • + Innenliegende Wanten

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Ungewöhnliches Raumkonzept
  • + Viel Stauraum

Ausrüstung und Technik

  • + Aufwändige Bauweise
  • - Fehlender schneller Achterstagspanner

Modellhistorie

Varianten gab es nicht, die Dufour hatte immer 1,70 Meter Tiefgang. Für Eigner ist die Zweikabinenversion meist besser geeignet. Die Arpège-Edition hatte für den Käufer viele Vorteile, es lohnt, nach ihr zu suchen

Info für Käufer einer Dufour 365 GL

Um unschöne Überraschungen zu vermeiden, sollte das Augenmerk insbesondere auf den Zustand des Gelcoates, die Kielbolzen, die Scheuerleiste und die Seeventile gelenkt werden.

Gelcoat: Der Eigner hat den Traveller umgebaut. Die Wände der Backskiste sind der Belastung jedoch nicht gewachsen, das Gelcoat zeigt Risse. Um Beschläge und Relingstützen herum auf Schäden achten
Foto: YACHT/A. Worms

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 23/2020 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.


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