Das war ein Schock: Zuerst tat es einen Schlag, dann flog das Vorstag samt Rollfocktrommel zur Seite weg. Einige Sekunden später donnerte auch schon der Mast auf die Sprayhood. Das Babystag hatte keine Chance, den Spargel samt Segeln aufrechtzuhalten. Und alles ging so dermaßen schnell, dass auch Abfallen nicht mehr möglich war.
Das war im letzten Jahr. Da diente die Contest 34 noch als Kameraboot bei einem anderen Gebrauchtboottest. Die Ursache für den Mastverlust war damals schnell gefunden: Das Schiff wurde irgendwann im Laufe seines Lebens mit einer Rollfock ausgerüstet. Der mittig sitzende Ankerbeschlag erhielt deshalb eine Konstruktion zur Aufnahme der Trommel. Dazu hatte sich seinerzeit jemand an einer Edelstahl-Schweißkonstruktion versucht: Abgesägte Wantenspanner wurden an einem Blech fixiert. Eine dieser Schweißnähte war dann beim Test auf dem bewegten IJsselmeer, nachdem sie doch geraume Zeit gehalten hatte, gebrochen. Der Mastverlust war unabwendbar. Ein Schwachpunkt, der auch dem Sachverständigen beim kurz zuvor erfolgten Ankaufgutachten nicht aufgefallen war.
Seither ist viel geschehen in und um die Baunummer 72 von insgesamt 84 produzierten: Ein neuer Mast kam ebenso an Bord wie neue Segel und eine neue Sprayhood. Dabei ist die Spiere von der Höhe her gleich geblieben. Der Baum wurde etwas länger, das Großsegel mithin größer, und die Genua konnte etwas kleiner ausfallen. Deren Größe und damit die für die kleine Crew erschwerte Handhabung war einer der Kritikpunkte, die Kollege Harald Schwarzlose beim Test des damals neuen Schiffes 1977 entdeckte.
Die Contest 34 wurde als IOR-Tonner vermarktet. Die Vermessungsformel bestrafte aber Fläche im Groß. Da heute nicht mehr nach IOR gesegelt und vergütet wird, kann man diesen Nachteil bei einem neuen Rigg schlichtweg eliminieren. Das haben Segelmacher, Rigger und Eignerin hier dann auch getan. Aus 42 Quadratmeter Genua wurden 35, sie ist damit für die Einhandseglerin besser zu beherrschen. Dafür wuchs das Groß von 22 auf 26 Quadratmeter. Das reicht für eine Segeltragezahl von genau 4. Nicht eben viel. Mit der ursprünglichen Fläche der Genua käme man immerhin auf 4,2.
Beim Test in diesem Jahrtausend wehen 12 bis 14 Knoten Wind. Das beeindruckt die Contest wenig, sie fährt einfach dahin – an der Kreuz mit sechs Knoten, kommt der Wind von der Seite, ist es etwas mehr. Höhe kneifen mag sie nicht, dann sinkt der Speed rapide. Allerdings ist das Vorliek des neuen Großsegels noch zu lang, wodurch dieses etwas zu lose steht.
Ansonsten fällt auf, dass das Cockpit zwar geräumig, aber eben auch gut nutzbar unter Segeln ist. Die Großschot auf dem Brückendeck entzieht sich ebenso wenig dem Zugriff des Steuermanns wie die großen Genuawinschen auf dem Süll. Ob man das Segelverhalten nun als souverän oder behäbig bezeichnen will, liegt sicher im Auge des Betrachters. Sagen wir mal so: Die Contest wirft keine Fragen auf. Das enorme Gewicht von 7,4 Tonnen sorgt für viel Schwung und somit auch weitere Fahrt, wenn man sich mal versteuert.
Zum Thema Trimm ist alles da: Achterstagspanner gegen den Vorstagsdurchhang, Traveller, Kicker, Unterliekstrecker und die langen Genuaschienen. Doch sogar mit nagelneuer Segelgarderobe zeigt sich die Contest davon wenig beeindruckt. Das liegt wohl auch am zwar sehr direkten, aber auch völlig gefühllosen Mini-Steuerrad. Erst in stärkeren Drückern merkt man etwas Rückmeldung am Volant. Eignerin Saskia ficht das nicht an: Sie ist oft einhand unterwegs und freut sich über die große Kurstreue, die zudem einen geringeren Stromverbrauch für den Autopiloten mit sich bringt.
Übrigens: Beim Test Ende der siebziger Jahre wehte es mit 6 Beaufort, in Böen 8 – Bedingungen, bei denen man nicht unbedingt auf dem IJsselmeer sein mag. Doch auch da fühlte sich der Tester rundum geschützt in der Contest, auch dank satten 43 Prozent Ballast. Und die merkt man – perfekt für die Familiencrew, die mit einem sicheren Schiff erste Schritte auf größeres Wasser gehen möchte. Dafür ebenfalls ideal ist die Aufteilung unter Deck, die die Holländerin besonders macht.
Wer sich zwischen dem hohen und 65 Zentimeter breiten Brückendeck und der Sprayhood hindurch in den Niedergang gezwängt hat, registriert zunächst den weit vorn stehenden Motor. Die Aufteilung scheint wie immer: an Backbord eine Pantry mit Kocher und Ofen, Kühlschapp und Spülbecken, dann Salonbänke beidseits und ein nach Steuerbord versetzter Durchgang ins Vorschiff. Schließlich ein großer Navitisch.
Dann fällt eine Falttür auf neben dem Tisch für die Kartenarbeit. Sie ist zwar nur 1,52 Meter hoch, aber sie führt in die Achterkammer. Darin befindet sich an jeder Seite eine Koje. Und plötzlich passt alles zusammen: das hohe Cockpit, das breite und ebenfalls hohe Brückendeck und der weit vorn platzierte Motor – so ermöglichte der Konstrukteur Raum für dieses Schlafgemach im Heck.
An Backbord ist Platz für eine 1,05 Meter breite, allerdings nur 1,93 Meter lange Koje; an Steuerbord ist die Koje zwar 2,03 Meter lang, aber nur 67 Zentimeter breit. Egal, schlafen kann man dort allemal. Und für eine Familie mit Kindern ist das ideal: ein gemütliches eigenes Reich für den Nachwuchs, zudem noch separierbar mit einer Tür. Belüftet wird die Achterkammer durch eine kleine Luke zum Cockpit. Hier müsste sicher noch nachgelegt werden mit weiteren Fenstern zum Öffnen. Platzangst sollte man nicht haben, will man dort nächtigen. Immerhin: Der Stauraum unter den Kojen ist riesig. Leider befinden sich dort auch ungeschützt die Borddurchlässe für die Cockpitlenzer. Beim Stauen daher: Obacht!
Die Stehhöhe in der Achterkammer beträgt 1,66 Meter, das ist eher was für Kinder. Erwachsene strecken sich besser weiter vorn aus. Im Salon sind es 1,93 bis 1,97 Meter, in der Nasszelle unter dem dortigen Luk gar 2,05 Meter. Die Stehfläche dort beträgt 0,95 mal 0,80 Meter.
Laut Werft soll das ein Duschraum sein. Der Boden lenzt mittels Schlauch in die tiefe Bilge, von wo die dortige Automatikpumpe das Duschwasser nach außen befördert – besser also, man hat kein Öl oder Diesel in der Bilge, wenn geduscht wird. Zudem befinden sich gleich neben der Dusche Schränke – ebenfalls nicht ideal. Die praktische Nutzbarkeit sei also dahingestellt, theoretisch jedoch ist eine Dusche vorhanden. Das warme Wasser dafür kam seinerzeit aus einem Gasdurchlauferhitzer. Diese Geräte sind jedoch gefährlich auf Booten, Stichwort Kohlenmonoxid. Sollte solch ein Geyser genanntes Teil noch verbaut sein, gehört es fachgerecht abgeklemmt.
Die Koje im Vorschiff ist mit zwei Meter Länge und einer Breite auf Höhe der Schultern von 1,80 Metern wirklich groß. Leider wird sie zu den Füßen hin sehr flach, was einem entspannten Schlaf entgegensteht. Im gesamten Innenraum sind überall gut nutzbare Schapps eingebaut. So lässt sich auch für eine vierköpfige Familie genügend Equipment für eine längere Reise unterbringen. Die Holzarbeiten sind dabei wie bei Contest gewohnt sehr ordentlich, natürlich abhängig vom Einsatz der Voreigner. Das Interieur gab es wahlweise mit Teak- oder Mahagoni-Oberflächen.
Auf dem Testboot arbeitet noch der originale MD 17C von Volvo Penta. Der einkreisgekühlte Motor hat, wie das Schiff, 42 Jahre auf dem Buckel. Nach einer kompletten Revision vor einigen Jahren funktioniert er immer noch tadellos, er springt auch kalt sofort an. Starke Rauchzeichen zeugen jedoch von Verschleiß im Inneren; ein Austausch ist in den nächsten Jahren fällig. Mit 36 PS ist die Contest üppig ausgestattet; serienmäßig waren 25 Dieselpferde verbaut.
Nicht nachvollziehen können Eignerin und Tester die Aussage des Kollegen aus den siebziger Jahren, dass sich die Contest „zielgenau rückwärts fahren lässt“. Gegen den Radeffekt lässt es sich erst mit ordentlich Fahrt im Schiff ansteuern. Die Contest-typischen Teakscheuerleisten sind bei Leinenmanövern am Pfahl aber so oder so nützlich.
Zur Bauweise: Bodengruppe samt Kiel und Skeg wurden separat laminiert. So konnte der Kiel mit Bleiballast, Eisenspänen und mit Portlandzement angedicktem Polyesterharz aufgefüllt werden. Diese gesamte Bodengruppe wurde dann in einen nach innen wasserdicht ausgeführten Rezess im Rumpf eingeklebt und breit überlaminiert. Auf diese Weise entstand eine sehr solide Verbindung. Übrig blieb eine umlaufende Naht, die mit Polyesterspachtel verschlichtet wurde. Diese Spachtelmasse nimmt Feuchtigkeit auf und bröselt im Lauf der Jahrzehnte raus. Konstrukteur Dick Zaal empfiehlt auf seiner Webseite, die Naht einfach aufzuschleifen und dann mit Epoxidspachtel zu verschließen. Strukturelle Schwächungen entstünden dadurch nicht.
Das Bauverfahren hat viele Vorteile: Es gibt keine Kielbolzen, die Verbindungsfläche zwischen Kiel und Rumpf ist riesig, Kräfte können prima eingeleitet werden. Zudem ist die Verbindung stets wasserdicht. Schiffe von Contest wurden und werden auch heute noch unter Lloyds-Aufsicht gebaut. Das Massivlaminat ist sehr dick, Probleme mit aufgeweichten Kernmaterialien sind bei alten Booten nicht bekannt. Was jedoch vorkommt, ist Osmose. Das Testschiff blieb davon bislang verschont. Irgendwann aber werden sich die typischen Blasen zeigen, dann steht eine Sanierung an. Das Gute an Yachten dieser Werft ist, dass die Substanz den Aufwand immer rechtfertigt.
Die Gebrauchtbootpreise sind breit gefächert: Sind Maschine und Rigg neu, und hat eine Osmosebehandlung stattgefunden? Dann kann solch eine Contest 34 durchaus auch mal 35.000 Euro kosten. Ist noch vieles original, gibt es sie für die Hälfte. Dann aber steht einige Arbeit an. Eignerin Saskia hat unlängst einen kompletten Refit der Elektrik hinter sich gebracht. „Viel Arbeit. Hat sich aber gelohnt“, so ihr Fazit.
Ein älteres Exemplar mit Macken kann also für Familien mit kleinem Budget, aber handwerklichem Geschick ein tolles Boot für eine gute Zeit auf dem Wasser werden. Die Contest 34 ist ein solides und sicheres Fahrtenschiff mit viel Platz und Substanz.
Bei gebrauchten Contest 34 ist, je nach Wartungszustand, insbesondere auf drei mögliche Schwachstellen zu achten. Details finden Sie neben den Bildern.
Derzeit wird eine Contest 34 angeboten – die Preise liegt bei 34.000 Euro. Das unterstreicht die Entwicklung seit dem Kauf des Testbootes vor fünf Jahren, das damals 18.000 Euro kostete. Drei der offerierten Schiffe haben noch den Originalmotor, eines sogar ein marodes Teakdeck. Das alles reduziert die Preise derzeit jedoch nicht. Die originalen Motoren sind nach 40 Jahren am Ende ihrer Lebensdauer angelangt, schon weil Ersatzteile schwer zu bekommen oder unverhältnismäßig teuer sind.
Dicke Polyestermassivlaminate in Rumpf und Deck. Kielsektion samt Skeg in wasserdichten Rezess eingeklebt
Damals Conyplex BV, heute Contestyachts. Overleek 3, Medemblik am IJsselmeer
Eine Einsteigeryacht erster Güte: Günstig, solide, sicher – allerdings mit einigen Baustellen, die handwerkliches Geschick oder Budget erfordern. Bei Hafenmanövern gewöhnungsbedürftig, unter Segeln sehr gutmütig
Der Artikel erschien erstmals in YACHT 13/2021 und wurde für die Online-Version aktualisiert.