Hauke Schmidt
· 11.04.2018
Gediegener als mit einer Linjett 43 kann man kaum durch die Schären segeln. Die Schwedin bietet exzellente Verarbeitung mit Hubkiel. Der Test im PDF-Download
Kein Knarzen, kein Kratzen, kein Ruckeln. Schon das simple Öffnen des Schiebeluks der Linjett 43 wird zum Erlebnis – so geräuschlos und samtweich geschmeidig gleitet die gehärtete Glasscheibe in der Teakeinfassung zurück. Mit ebensolcher Perfektion verschwindet das gläserne Steckschott im Niedergang. Per Gasdruckfeder quasi gewichtsfrei ausbalanciert, lässt es sich zudem in jeder Zwischenstellung einfach durch Loslassen arretieren.
Augenscheinlich hat die Crew der Rosättra Båtvarv viel Zeit und Herzblut in Entwicklung und Bau des aktuellen Topmodells gesteckt. Unter Deck warten feinst abgestimmten Maserungsverläufe und Holzfarben sowie eine sehr wertige, seidenmatte Lackierung. Alles wirkt wie aus einem Guss. Hinzu kommen Details wie serienmäßige Dauerbelüftung und mit Lattenrosten bestückte Kojen.
Die Linjett überzeugt auch auf dem Wasser. Bei etwa 140 Grad wahrem Windeinfall sorgt der 144-Quadratmeter-Spi selbst bei flauen Bedingungen für ordentlich Vortrieb und zieht das Schiff mit fast 9 Knoten durchs Wasser. Beeindruckender als der Speed ist das souveräne Steuergefühl. Es genügen kleinste Ruderausschläge, um das Boot auf Kurs zu halten. Die digitale Ruderlageanzeige meldet selten mehr als 4 Grad. Nichts geschieht hektisch, die schlanke Schwedin reagiert weich und geschmeidig, zieht in leichten Böen an und läuft ebenso gut aus.
9,5 Tonnen bringt die Linjett auf die Waage. 3,5 davon stecken im Bleikiel, der auf Wunsch als Hubkiel ausgeführt wird. Damit lässt sich der Tiefgang von 2,45 auf 1,95 Meter verringern. Nicht eben viel weniger, aber genügend, um die üblichen Schärenliegeplätze zu erreichen. Die eigentliche Besonderheit des Hubkiels ist aber seine felsenfeste Konstruktion. Beim Absenken der Flosse rastet sie durch ihr Gewicht automatisch ein, sodass der Ballast auch in extremem Seegang nicht in Bewegung geraten sollte. Bei Grundberührungen kann der Kiel aber ein Stück nach hinten schwingen und damit einen Teil der Aufprallenergie aufnehmen.