Jochen Rieker
· 05.06.2018
Zwei Decksversionen, zahlreiche Layout-Varianten und Extras: Der neuen Najad 395 mangelt es nicht an Vielfalt – aber an Ausgewogenheit. Der Test im PDF-Download
Im Grunde genommen ergab alles einen Sinn. Der Theorie nach bietet die Najad auf 40 Fuß Länge all den Luxus und die Optionen und die Individualisierbarkeit, die es anderswo erst im Luxussegment von 50 oder 60 Fuß an aufwärts gibt. Weshalb, eigentlich, alles hätte gut werden können.
Doch so einfach, wie es klingt, war es dann doch nicht. Und dass der inzwischen schon wieder abgemusterte Geschäftsführer Jörgen Ottoson wenig Erfahrung im Bootsbau mitbrachte, hat auch nicht wirklich geholfen.
Beim Exklusivtest der YACHT vor einigen Wochen zeigte sich die Achtercockpit-Version der neuen Najad 395 jedenfalls als ein einerseits überzeugendes, andererseits enttäuschendes Fahrtenschiff. Nie zuvor lagen Licht und Schatten so nah beieinander wie hier.
Da ist, zum einen, die wirklich solide handwerkliche Arbeit zu loben, die Boote aus Henån auf Orust seit jeher auszeichnen. Ferner der imposante Raumeindruck im lichten, maßvoll modernen, dabei aber dennoch behaglichen Salon. Die hervorragende Motorinstallation, die sich im sehr angenehmen Laufgeräusch bemerkbar macht. Und die extreme Wandelbarkeit, erkennbar daran, dass das Testboot fast doppelt so viel kostet wie die Standard-395, was selbst für die Luxusklasse einiges an Fantasie erfordert. Es gibt jedenfalls kaum einen Wunsch, den die Werft potenziellen Eignern nicht zu erfüllen bereit wäre.
Allerdings macht so viel Wahlfreiheit nicht nur teuer, sondern auch schwer – und ergibt manchmal einfach keinen Sinn. Und das ist die andere Seite der Najad: Bei allen Möglichkeiten leistet sie sich leider auch einige Unmöglichkeiten.
Dazu zählt die extrem gefühllose, obendrein äußerst schwergängige Ruderanlage, die noch dazu so verbaut ist, dass man erst ein Steuerrad und eine Backskiste demontieren muss, um Zugang zum Getriebe oder dem Kettenantrieb zu bekommen. Auch die nicht einsehbare Bilge ist eines Seeschiffs unwürdig, ebenso die knappen Stauräume und die teils schwer oder gar nicht erreichbaren Inspektionsluken der optionalen Zusatztanks. Alles Dinge, die nicht wirklich einhergehen mit den Tugenden skandinavischen Bootsbaus.