Jochen Rieker
· 24.01.2019
Sie ist die mit Abstand teuerste, nobelste und in vielen Punkten interessanteste Weltpremiere der diesjährigen boot. Wir nehmen Sie mit an Bord!
Wie radikal Nautor ist, beweisen das derzeit größte und das kleinste Boot des aktuellen Programms. Die ClubSwan 36 ebenso wie die bereits im Bau befindliche ClubSwan 125 zählen zu den leistungsfähigsten und modernsten Einrumpfyachten der Welt. Dagegen wirkt die 65, die derzeit auf der boot Düsseldorf Weltpremiere feiert, fast ein wenig normal.
Soll sie aber auch, denn sie ist kein Renner, sondern in erster Linie eine Fahrtenyacht. Allerdings sollte man ihre Schnörkellosigkeit nicht als "gewöhnlich" misinterpretieren. Denn das von Altmeister Germán Frers gezeichnete Boot ist alles andere als das.
In den Linien folgt die Swan 65 der deutlich größeren 78, die voriges Jahr als Sperrholz-Dummy in den Messehallen am Rheinufer zu besichtigen war. Sie verfügt wie fast alle modernen Yachten über viel Freibord, ein breites Heck und fast lotrechte Steven von wie achtern. So weit, so üblich.
Allerdings gelang Germán Frers beim Kajütaufbau sowie in der Gestaltung des Salons ein goldener Kompromiss: Einerseits geriet das Kajütdach ansehnlich flach und kompakt, was generell von Vorteil ist. Andererseits vermittelt es im Stehen dank eines etwas höher gelegten Salonbodens einen fantastischen 270-Grad-Ausblick, weil der vordere Abschluss des Aufbaus ebenso wie die Seiten ein breites Fenster trägt. Für diesen Effekt brauchte Nautor bisher zwei Decksvarianten im Programm (so wie bei der Swan 60 S und FD). Nun reicht eine.
An Vielfalt mangelt es der Swan 65 dennoch nicht, im Gegenteil. Sie bietet insbesondere im Kajütlayout eine große Anzahl an Variationsmöglichkeiten. Während der zentrale Bereich stets identisch bleibt, lassen sich Vor- und Achterschiff sehr verschieden konfigurieren. Beim auf der boot Düsseldorf gezeigten Modell liegt die Eignerkammer vorn. Sie kann sich aber auch über die gesamte Breite achtern erstrecken – dann mit einer kleinen Brücke in der Plicht, welche die Crew von den Steuerständen und Winschen trennt. Außerdem gibt es Optionen für eine Crew-Kabine anstelle der Dinette, im Vorschiff oder achtern, sowie wahlweise ein abgetrenntes Büro. Die Werft vermeidet so teure Spezialanfertigungen, bietet aber fast die Flexibilität eines Semi-Custom-Konzepts.
Der Swan 65 folgt im Herbst die Swan 48 nach, von der bisher erst eine Computeranimation zur Verfügung steht. Sie könnte wie ihre größere Schwester ein Erfolgsmodell werden. Noch bevor sie offiziell angekündigt war, gab es bereits sieben Blindbestellungen. Nautor, so scheint es, hat gerade einen Lauf.