Bobby Schenk
· 19.04.2022
Bobby Schenk erzählt auf seiner Homepage die lesenswerte Geschichte vom Bau einer Gulet für Olympiasieger Dr. Jörg Diesch. Sie begann mit einem Totalverlust
Schon häufig wurde ich gefragt, ob ich eine türkische Gulet für eine Blauwasserfahrt empfehlen könne. Regelmäßig war meine Antwort ein energisches "Nein". Der Grund waren die Behauptungen von "Insidern", dass die Gulets auf kurze Lebensdauer billigst gebaut würden und fast ausschließlich dem Vergnügen von Touris dienen, die einem mit ihrem Lärm oft den Aufenthalt in diesen grandiosen türkischen Buchten vermiesen.
Aber es waren nicht nur die Bemerkungen über die Qualität der Schiffe, sondern ich kenne auch mehrere Fälle, in denen ein Törn mit einer Gulet über die türkische Küste hinaus kläglich endete. Die Gulet eines Freundes versank dort, wo es im Mittelmeer am tiefsten ist, und eine Gulet als Begleitschiff zum letzten Ecker-Cup erreichte ihr Ziel mangels Seetüchtigkeit nicht.
Man mag nun einwenden, dass der Schenk halt keine Gulets mag, aber das stimmt nicht. Tatsächlich habe ich Dutzende Gulets aus der Nähe erlebt, ja sogar mal auf einer über 20 Meter langen Gulet einen wochenlangen und unvergesslichen Traumurlaub verbracht. Überrascht war ich jedoch, dass ausgerechnet der erfolgreiche Arzt Dr. Jörg Diesch, der die riesige 76er-Swan "Garuda" um die Welt geschippert hatte und zusammen mit seinem Bruder Dr. Ecke Diesch nicht nur Weltmeister, sondern auch Olympiasieger in der rasanten Trapezjolle Flying Dutchman geworden war, mich ebenfalls nach der Eignung einer Gulet als Blauwasseryacht fragte: "Nein!"
Aber sein Bruder Ecke meinte, der Jörg ist stur, der macht das. Tatsächlich schrieb Jörg: "Aus dem sportlichen und dem Regattaalter bin ich lange raus, jetzt steht Langsamkeit und Entschleunigung an erster Stelle!" Und schildert den Bau seiner 22 Meter langen Traum-Gulet in der Türkei – der eigentlich mit dem Untergang einer Gulet begonnen hatte.