Pascal Schürmann
· 31.01.2016
52-Fuß-Yacht für Törns in hohen Breiten: Nach der 45er stellen die französischen Aluminiumbootsbau-Experten ihr nächstgrößeres Modell vor
Dass die Schiffe aus der Normandie Fahrten in extremen Revieren durch und durch gewachsen sind, hat niemand Geringerer als Langfahrt-Ikone Jimmy Cornell in den vergangenen zwei Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Er orderte seinerzeit die Baunummer 1 der Garcia Exploration 45 und befuhr damit die Nordwestpassage. Zwar scheiterte er 2014 noch im ersten Anlauf. Aber nicht, weil das Boot nicht mitspielte, sondern weil das Eis partout den Weg nicht freigeben wollte. Cornell machte das Beste daraus und segelte die Westküste Grönlands weit hinauf gen Norden.
Vergangenen Sommer dann gelang ihm die Passage durch arktische Regionen, diesmal allerdings aus entgegengesetzter Richtung, also von Westen kommend ostwärts. Dazu musste das Schiff einmal von Grönland in die Karibik und weiter durch den Panamakanal auf den Pazifik. Womit sich dann auch gleich die Tropentauglichkeit der massiv gedämmten und isolierten Rumpfkonstruktion unter Beweis gestellt hatte.
Später in der Nordwestpassage musste sich die Crew ihren Weg durch teils dichte Treibeisfelder suchen. Auch das überstand die Konstruktion unbeschadet. Und als nach geschaffter Passage auf dem Rückweg über den Nordatlantik die Maschine ausfiel – übrigens der einzige schwerwiegende Schaden während der gesamten bald zweieinhalbjährigen Jungfernfahrt – und ein tagelanger fürchterlicher Sturm das Seegebiet heimsuchte, konnte sich Cornell auch von der Starkwindeignung der Garcia Exploration überzeugen. Wenn auch unfreiwillig.
Und nun also die große Schwester. Die Pläne dafür hatten schon während der Bauphase der 45er in der Schublade der französischen Aluminium-Bootsbau-Spezialisten gelegen. Sie stammen ebenfalls aus dem Konstruktionsbüro von Berret/Racoupeau Yacht Design. So ist es kein Wunder, dass das große dem kleineren Modell äußerst stark ähnelt. Alles ist eben nur einen Tick länger, breiter, größer.
Zum Beispiel das lang nach achtern gezogene feste Verdeck über dem Niedergang, unter dem die Crew im Cockpit hervorragend Schutz findet. Wer allerdings genau vergleicht, erkennt, dass der Aufbau etwas "windschnittiger" geraten ist und nicht mehr ganz so wuchtig wie bei der 45er daherkommt. Das hat seinen Grund, war doch auf der 45er die Sicht des Rudergängers vom hohen Aufbau ein wenig beeinträchtigt.
Geblieben sind ferner der Doppelsteuerstand, der übers Heck hinausragende Geräteträger, die Heckplattform mit weiteren integrierten Halterungen für diverse Gerätschaften sowie die schräg gestellten und getönten Salonfenster, die noch dazu vom Dach überragt werden. Alles wie bei der 45-Fuß-Version.
Auffälliger sind da schon die Unterschiede im Innenraum. Kabinen, Pantry und Sitzgruppe im Salon sind zwar auch wieder auf verschiedenen Ebenen platziert. Für einen Technikraum unterhalb der Salonsitzgruppe, also quasi im Keller, war auf der kleinen Garcia allerdings kein Platz. Solch einen Raum gibt es nun also auf der 52er. Auf Wunsch lässt er sich sogar in eine zusätzliche Gästekabine umwandeln.
Ansonsten ist die Aufteilung nahezu identisch mit der des 45-Fuß-Modells. Das Boot kommt mit frei wählbaren Innenlayoutvarianten. Standardmäßig gibt es eine großzügige Eignerkabine im Vorschiff mit eigenem Bad und separater Dusche. Im Heck auf der Steuerbordseite ist eine gleichfalls recht große Kabine mit Doppelkoje untergebracht für Gäste.
An Backbord achtern findet sich eine weitere Kabine mit ein oder zwei Einzelkojen. Dazu ein großes Bad und eine separate Dusche. Mittschiffs etwas erhöht bildet der große Deckssalon mit 270-Grad-Panorama-Ausblick sowie mit der in Fahrtrichtung angeordneten Navigationszentrale samt Innensteuerstand das Zentrum des Schiffs. Die längs angeordnete Pantryzeile ist der Sitzgruppe gegenüber an Backbord platziert.
Die "Multiversion" unterscheidet sich demgegenüber vor allem in der Anzahl der Kojen: In der Kabine unterm Salon lässt sich auf Wunsch eine weitere Schlafgelegenheit unterbringen. Und auch die Sitzgruppe, an der bis zu acht Personen äußerst komfortabel Platz nehmen können, lässt sich bei Bedarf in eine riesige Liegefläche verwandeln, auf der zwei Personen quasi als "Salonschläfer" untergebracht werden könnten. Auf diese Weise sind im Extremfall Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu zehn Segler vorhanden.
Wie schon die 45er verfügt auch die 52er über ein absenkbares Ballastschwert. Mit dessen Hilfe lässt sich der Tiefgang zwischen knapp 1,30 Meter und 3,00 Meter variieren. Perfekt, um auch in untiefe Gewässer vordringen und nah der Küsten ankern zu können.
Viele weitere Besonderheiten, wie sie gleichfalls schon auf der kleineren Schwester zu sehen waren, ließen sich noch erwähnen. Etwa der Eishaken am Bug, der aus Balance- und Ballastgründen mittschiffs platzierte Kettenkasten oder auch das massive und wasserdicht verriegelbare Niedergangsschott. All das hinterlässt einen enorm vertrauenerweckenden Eindruck.
Und da jüngst immer mehr Crews die Herausforderung der hohen Breiten suchen, dürfte es auch an ernsthaften Interessenten für das Schiff nicht mangeln. Einzig der Preis von 831.000 Euro in der Basisversion könnte den ein oder anderen abschrecken.
Das Boot ist am Garcia-Stand in der Halle 16, D 42 zu sehen. Händler für deutsche Kunden ist die Firma Blue Yachting in Bremen.