Benetau First 30Knaller zum Messeauftakt an der Cote d’Azur

Jochen Rieker

 · 10.09.2024

Schnörkellos, stimmig. Die Linien stammen von Sam Manuard, das Design von Lorenzo Argento - beide Meister ihres Fachs
Foto: Beneteau
Erste Illustrationen der First 30
Sie ist DIE Neuheit des Yachting Festivals in Cannes, obwohl sie gar nicht in Port Canto zu sehen sein wird. Die First 30 existiert bisher nur als Datensatz. Doch das, was Beneteau heute Früh erstmals präsentiert hat, schockt: ein schnelles, kompaktes Fahrtenboot, bei dem sogar der Preis stimmt!

Zur wichtigsten Heimmesse bringt die Beneteau Gruppe ein echtes Überraschungspaket: Die neue First 30 soll das Segment der schnellen Fahrtenboote nicht nur beleben, sondern mit prägen.

Lange schien es so, als ob der Weltmarktführer ausgerechnet zu seinem 140-jährigen Jubiläum ganz ohne Neuheit bleiben würde. So geräuschlos und geheim lief die Entwicklung ab, die offenbar weit mehr als ein Jahr zurück reicht.

Heute Früh kurz nach acht Uhr aber, bei der ersten und wichtigsten Pressekonferenz des an solchen Veranstaltungen nicht eben armen Yachting Festival de Cannes, ließ Beneteau erstmals den Schleier fallen. Yann Masselot, Chief Sales Officer der Gruppe, kündigte neben der Sportversion der First 36 das neue Volumenmodell im Performance-Segment an.

Wenig Gewicht, reichlich Segelfläche, frühes Angleiten

Die First 30 sieht ihrer größeren Schwester auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich, was kein Wunder ist: Mit Sam Manuard als Konstrukteur und Lorenzo Argento als Stylist hat die Neun-Meter-Yacht die gleiche DNA. Sie ist mit 3,15 Tonnen vergleichsweise leicht, trägt in Relation zur Verdrängung mit 58 Quadratmeter viel Tuch (Segeltragezahl: 5,2) und hat moderne Rumpflinien, die frühe Gleitfahrt ermöglichen sollen.

Wie in der Class 40 oder bei den Imoca 60 üblich, steht der Mast relativ weit achtern im Schiff und wird mit mehr Fall gefahren als auf Serienbooten sonst üblich. Allerdings verfügt die First 30 über ein reguläres Pinhead-Groß und ein zentrales Achterstag, was sie von ihren kleineren Schwestern in der Sportversion, etwa der First 24 SE und First 27 SE, unterscheidet. Gebaut wird sie wie diese von Seascape in Slowenien, wo auch das Gros der Entwicklungsarbeit stattfand.

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Als Racer ist die Neue nicht konzipiert, wie Yann Masselot bei der Vorstellung betonte. Er sieht die First 30 eher als breitbandiges Tourenboot, mit dem man auch ohne Regattaerfahrung und eingespielte Crew schnell unterwegs sein kann. Dafür prägte er sogar einen neuen Begriff: “Planing Cruiser”, wörtlich übersetzt “Gleitkreuzer”.

Bis zur Jahrhundertwende entsprachen kleine Regattayachten perfekt den Bedürfnissen der Segler. Aber die Zeiten haben sich geändert” Yann Masselot

Kaum jemand habe noch Zeit oder Lust, mit großer Mannschaft zu segeln und regelmäßig zu trainieren oder sein Boot weiterzuentwickeln, sagt der Vertriebs-Chef, der bisweilen selbst noch Regatten segelt und auf einer australischen First 44 im vorigen Winter das Rolex Sidney Hobart Race bestritt. “Wir verbringen unsere Freizeit heute vielseitiger, flexibler. Das hat den einst gefragten Racer-Cruiser an den Rand des Marktes gedrängt. Beim Segeln geht es heute weniger um Regatten als vielmehr um die Verbindung mit der Natur und den Spaß mit Menschen, die einem wichtig sind.”

Abzulesen sei diese Entwicklung an den anämischen Meldezahlen etwa bei nationalen, aber auch internationalen ORC-Regatten - und am enormen Erfolg von Jedermann-Rennen wie dem Silverrudder, die mühelos Hunderte Segler an den Start bringen, weil die Eintrittsbarrieren so gering sind. Sie erfordern nicht einmal einen Messbrief.

Für die veränderten Bedürfnisse der Zielgruppe hat Beneteau die First 30 entwickelt. Ähnlich wie die Pogo 30 oder die J/99 ist sie in erster Linie fürs sportliche Fahrtensegeln konzipiert und soll unter ihrem 98 Quadratmeter großen Masttopp-Gennaker raumschots bereits bei 12 bis 15 Knoten Wind im Gleitmodus unterwegs sein. Damit wäre sie in der Tat ein Gamechanger.

Tourentaugliches Interieur, toller Preis

Unter Deck bringt sie nicht viel mit, aber alles, was es für Törns braucht: eine sehr große Doppelkoje im Vorschiff, eine etwas knapper geschnittene Kabine achtern, Pantry, Nasszelle und reichlich Stauraum an Deck. Das Hauptschott ist, anders als bisher bei Seascape, nicht aus Schaumsandwich, sondern aus Bootsbausperrholz, um Zeit und Kosten zu sparen. Dafür hat die Werft in Zusammenarbeit mit Beneteau ein Verfahren ausgetüftelt, wie sich das Strukturelement gewichtsgünstig einbauen lässt, sagte Seascape-CEO Andraz Mihelin gegenüber der YACHT.

Überhaupt: die Kosten! Mit einem Einführungspreis von netto 100.000 Euro ist die First 30 nicht nur das modernste, sondern in ihrem Segment auch das bei weitem preiswerteste Boot ihrer Art. Segelfertig mit der nach YACHT-Definition üblichen Ausstattung und artgerechter Bordelektronik bleibt ein Komplettboot damit unter 150.000 Euro.

Die Beneteau-Händler sind so aus dem Häuschen, dass sie nur von den Plänen weg bereits 50 geordert und angezahlt haben. Die ersten zwei sollen im Februar die Werft verlassen, danach wird die Produktion Schritt für Schritt hochgefahren. Messepremiere wird die First 30 in Düsseldorf auf der boot feiern, wo sie fraglos einer der Stars ist - wie auch jetzt schon in Cannes, obwohl sie da seit heute Früh nur als Idee Furore macht.

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