Bavaria Cruiser 32Beliebtes Einsteigermodell im Gebrauchtboot-Test

Michael Rinck

 · 22.11.2025

Markante Gestaltung: Die Aufbaufenster sind in Zusammenarbeit mit BMW entstanden und haben Wiedererkennungswert.
Foto: Jozef Kubica
Der grundlegende Entwurf wurde in drei Modellen weiterverwendet und ist bis heute als Cruiser 34 erhältlich. Die Segeleigenschaften überzeugen heute wie damals.

​Härter geht es kaum: Das Testboot war ein Charterschiff und gehörte in Großenbrode zur Flotte von Mola. Nach 15 Jahren Charterbetrieb steht die Bavaria nun zum Verkauf. Eine lange Zeit, die abschreckend auf Käufer wirken kann, wurde das Boot schließlich viel mehr von wechselnden Crews bewegt als ein herkömmliches Eignerboot. Andererseits bietet dieser Test auch die sehr gute Gelegenheit, ein Urteil über die Bauqualität zu fällen. Denn für ein wenig benutztes Boot ist es leichter, eine gute Figur im Test zu machen. So kann das Boot zeigen, was auch nach Jahren starker Beanspruchung möglich ist.


Weitere Boote im Gebrauchtboot-Test:


2009 wurde die Bavaria Cruiser 32 vorgestellt. Um die neue Modellreihe auch im Namen zu markieren, rückte die Bezeichnung „Cruiser“ vor die Länge in Fuß. Sie war ein Bruch mit den Traditionen der Werft: Die Konstruktion vom amerikanischen Designbüro Farr war wuchtiger als die Vorgängermodelle. Besonders die schießschartenartigen Aufbaufenster, in Zusammenarbeit mit BMW Group Designworks entstanden, machten einen kantigen Eindruck. Das Boot konnte im Test damals aber überzeugen. Als „simpel und spaßig“ wurde das Boot im Testbericht charakterisiert. Hier wurde besonders das im Vergleich zum Vorgängermodell höhere Rigg hervorgehoben. Der Zweisalingmast hat außen am Rumpf angeschlagene Wanten, was die Kräfte klein hält und für eine gute Einleitung in den Rumpf sorgt. Die Bedienung im Cockpit zeigte sich als intuitiv, die Segelleistung gut. Das alles zu einem attraktiven Preis von damals unter 65.000 Euro.


​Steckbrief Bavaria Cruiser 32

  • Konstrukteur: Farr Yacht Design
  • Abmessungen: 9,99 x 3,42 m
  • Gebaut: 2009–13
  • Stückzahl: ca. 810
  • Neupreis 2009: 64.140 €
  • Gebrauchtpreis: ca. 69.500 €

Auch für einen Gebrauchtbootkauf sind das gute Voraussetzungen. Die 32er war schon bei der Vorstellung beliebt bei Seglern, wurde bereits in den ersten zwei Wochen 60-mal verkauft und steht auch jetzt in den Bootsbörsen regelmäßig als Gebrauchtboot zur Verfügung. Zudem ist der Rumpf auch bei der Cruiser 33 von 2012 und der Bavaria Cruiser 34 von 2016 weiterverwendet worden. Das Rumpfdesign kam in rund 1900 Booten zum Einsatz. Neu gestaltet wurden jeweils Cockpitlayout und Aufbau. Unter Deck und bei den Segeleigenschaften sind sich die beiden Modelle sehr ähnlich. Auf der 34er gibt es auch Varianten mit zwei Achterkammern. Hier ist also für interessierte Gebrauchtbootkäufer eine gute Auswahl mit reichlich Varianz gegeben.

Zum Testschlag geht es aus dem Großenbroder Binnensee hi­naus. Der Wind weht ablandig mit leichten 8 bis 10 Knoten. Die Segel werden beide gerollt. Das ist praktisch, die Crew muss das Cockpit dafür nicht verlassen. Andererseits kommt auch ein Großsegel vollkommen ohne Latten zum Vorschein. Die Amwindgarderobe ist sichtbar stark benutzt, nicht verwunderlich bei einem Gebrauchtboot und zumal einem so ausgiebig bewegten. Trotz der schon etwas aus der Form gegangenen Profile nimmt die Cruiser 32 zügig Fahrt auf. Vier Knoten am Wind, fünf bei 90 Grad. Die Werte sind angesichts der Segel solide. Zumal auch die Segeltragezahl die 32er als reines Fahrtenboot kennzeichnet. Der Wert charakterisiert das Verhältnis von Verdrängung und Segelfläche und liegt bei der Bavaria 32 bei 4,1.


Messwerte der Bavaria Cruiser 32

Bild 1

Durch die außen angeschlagenen Wanten ist auch keine stark überlappende Genua möglich. So werden die Manöver einfach, denn es muss nicht viel Tuch vorm Mast gebändigt werden. Auf tieferen Kursen kann die fehlende Segelfläche zudem mit einem Gennaker wettgemacht werden. Beim Testschlag zeigt sich die Bavaria als einfach zu bedienendes Boot, das genau das macht, was die Crew möchte. Sehr gut! Das Layout ist perfekt für zwei Personen: Eine hinterm Rad und die zweite davor. Die auf dem Cockpittisch angeschlagene Großschot kann auch vom Rad aus bedient werden.

Auch das hohe Süll kommt als Sitzplatz infrage. Hier muss der Arm zum Rad aber schon ordentlich gestreckt werden. Ideal ist das nicht, aber so hat man auch alleine Zugriff auf Genuawinschen, Rad und Großschot. Der Schritt nach achtern ist aber nicht so schnell gemacht, denn der Weg über die Ducht ist unumgänglich. Das 90 Zentimeter messende Steuer lässt keine Lücke zu den Duchten. Wird mit Crew gesegelt, kann man es sich hinterm Steuer auf der oberen Kante der Badeplattform gemütlich machen. Die bietet sich in der aufrechten Position als Sitz an. Die Klappe war zudem schon im Standard enthalten und ist somit auch auf allen gebrauchten Modellen zu finden. Das Großsegel mit Inmastfurling ist aber ein Extra.

Das Achterstag ist mit einer Hah­ne­pot angeschlagen und wird einfach per Talje getrimmt. Hier lässt sich theoretisch die Profiltiefe durch etwas mehr Mastbiegung reduzieren. Der Effekt wäre mit neuen Segeln sicher noch ausgeprägter. Das Ruder wird mit einer Raddrehung von hart zu hart gelegt. Die sehr direkte Steuerung gibt dennoch genügend Rückmeldung in Form von leichtem Druck zurück, sodass es sich recht gefühlvoll steuern lässt.

Unter Motor gut zu händeln

Unter Motor zurück in den Hafen zeigen sich sehr gute Manövrier­eigenschaften. Im Testboot arbeitet die Maschine mit knapp 30 PS, ist also leistungsfähiger als der Standardjockel mit 18 PS. Bei 3.000 Umdrehungen wird der knapp zehn Meter messende Rumpf mit 7,3 Knoten durchs Wasser geschoben. Bei Marschfahrt (2.400 Umdrehungen) sind es noch sehr gute 6,5 Knoten. Mit dem starken Motor stoppt die Bavaria auch sehr schnell auf und dreht beim Gasgeben mit gelegtem Ruder auf engstem Raum, sehr vorteilhaft für Hafenmanöver mit knappem Platz.

Auch in Rückwärtsfahrt gehorcht das Boot gut. Für zwei Personen lässt sich die 32er somit einfach an- und ablegen. Nicht unterschätzen sollte man dennoch die Breite. Hier können 3,42 Meter schon zu viel für kleinere Boxen sein. Auch der Freibord von 1,15 Meter kann das Aufentern von einem niedrigen Schwimmsteg erschweren. Das Problem lässt sich aber einfach lösen, wenn rückwärts angelegt und die Badeplattform abgefiert wird.

Guter Halt, aber wenig Stauraum

Die voluminösen Abmessungen machen sich vorteilhaft unter Deck bemerkbar. Dort findet sich eine klassische Aufteilung mit einem Navitisch an Back- und einer L-Pantry an Steuerbord. Die Tür ins Vorschiff ist leicht außermittig nach Backbord gerückt, so entsteht ein besserer Durchgang vorbei am Salontisch und die Bank an Steuerbord bildet hier eine gemütliche Ecke.

Die hellen Kunststoffoberflächen tun dem Raumgefühl gut. So wirkt es unter Deck gemütlich, obwohl die Aufbaufenster extrem flach sind. Positiv hervorgehoben werden muss aber, dass sie sich allesamt öffnen lassen und somit auch Querbelüftung möglich ist.

Die Salonbänke sind auch als Kojen benutzbar. Die Länge von knapp zwei Metern macht es möglich, bei der Breite von über 60 Zentimetern ist es knapp, aber noch machbar. Dazu kommt die Koje im Vorschiff, auch hier mit guten Komfortmaßen für zwei Personen. In der Achterkammer gibt es ebenfalls reichlich Platz für zwei Erwachsene, nur mit der Einschränkung, dass auf der einen Hälfte die Plicht den Platz nach oben begrenzt.

Die Nasszelle bietet an Backbord sehr viel Platz. Auf dem Testschiff fehlte das Gräting über dem Duschensumpf. Die Pantry macht einen gut benutzbaren Eindruck. Schön ist der umlaufende Edelstahlbügel, der für guten Halt auf See sorgt. Jedoch ist der Stauraum etwas knapp. Für Töpfe und Teller reicht er noch, aber außer im Kühlschapp findet sich kein Platz für frische Lebensmittel. Die müssen dann eine Ecke unter der Salonbank finden. Hier ist aber an Backbord auch schon der größte Teil des Raumes von Akkus verdrängt. Sollten alle sechs möglichen Kojen belegt werden, muss die Crew beim Gepäck auf jeden Fall sparsam vorgehen. Als schön hervorzuheben sind eine Vielzahl von Handgriffen sowohl am Niedergang als auch in der Nähe der Navi und in der Nasszelle. Auch die Regalborde im Salon sind so massiv gefertigt, dass man sich hier bedenkenlos festhalten kann.

An Deck findet sich in der Backskiste an Backbord sehr viel Stauraum: Sie misst 1,45 mal 0,94 mal 1,01 Meter. Auch der Cockpittisch ist besonders großzügig für diese Bootsgröße.

Abnutzung und Zustand des Gebrauchtbootes

Besonders spannend ist die Bewertung des Zustandes der Bavaria Cruiser 32. Gelcoat an Deck und Rumpf sehen noch gut aus. Einzig der Teakbelag im Cockpit und auf der Badeplattform müssen mindestens mit einem Fungizid behandelt oder sogar angeschliffen werden. Die Fensterrahmen am Aufbau brauchen eine neue Beschichtung, auf dem Testboot blättert sie etwas ab. Auch das laufende Gut und die Schoten sind schon relativ steif, und neues Material wird hier den Komfort bei Manövern und beim Trimmen steigern. Das ist aber nicht ungewöhnlich bei einem Gebrauchtboot. Positiv überraschend ist der Innenausbau. Dort sind im Bereich des Niedergangs und der Pantry zwar Abnutzungsspuren erkennbar. Allerdings ist das nach 15 Jahren Charter auch nicht anders zu erwarten. Die Schäden liegen aber oberflächlich im Lack. Zudem sind alle Kanten und Umleimer sehr massiv ausgeführt. So kann an besonders beanspruchten Stellen ohne Probleme etwas geschliffen werden.

Am Motor gibt es keinen Betriebsstundenzähler. Hier ist zu vermuten, dass es sehr viele sind. Es macht den Eindruck, als gäbe es hier eventuell ­eine Leckage am Auspuffkrümmer. Das sollten zukünftige Eigner definitiv abklären. Wenn mit der Maschine ansonsten aber alles in Ordnung ist, bleiben die Reparaturen in einem überschaubaren Rahmen.

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Womit wir beim Preis angekommen sind, der überrascht: 69.500 Euro! Das sind mehr als 5.000 über dem Neupreis. Für ein 15 Jahre altes Boot. Weitere Angebote bestätigen aber den Eindruck, dass es sich hier nicht um einen einzelnen Ausreißer nach oben handelt. Gebrauchte Yachten sind gerade sehr gefragt. Bei Mola wird uns gesagt, dass das auch an den extrem gestiegenen Neubootpreisen liegt. Hier entscheiden sich viele Kunden für eine gebrauchte Yacht, was die Nachfrage und damit auch die Preise steigert. Somit hat die Bavaria Cruiser 32 hier etwas geschafft, das bisher eher beliebten Hallberg-Rassy-Modellen vorbehalten war: sehr guter Werterhalt und sogar Wertsteigerung über die Jahre.

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YACHT​-Bewertung der Bavaria Cruiser 32

2009 als „grundsolider Tourer mit neuen Designansätzen“ gepriesen, kann die Cruiser 32 heute auch als Gebrauchtboot überzeugen.

Konstruktion und Konzept

Gute Raumaufteilung

Badeplattform im Standard

Kleine Aufbaufenster

Segelleistung und Trimm

Hohe Stabilität am Wind

Einfache Bedienung

Gelungenes Cockpitlayout

Wohnen und Ausbauqualität

Geräumige Achterkammer

Sechs Kojen

Wenig Stauraum in der Pantry

Ausrüstung und Technik

Sehr gutes Deckslayout

Cockpitdusche

/(+)Rollgroß ist praktisch, steht aber nicht so gut

Die Bavaria Cruiser 32 im Detail

Zeichnung und Maße der Bavaria Cruiser 32.Foto: YACHTZeichnung und Maße der Bavaria Cruiser 32.

​Technische Daten der Bavaria Cruiser 32

  • ​Konstrukteur: Farr Yacht Design
  • ​CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 9,75 m
  • Gesamtlänge: 9,99 m
  • Wasserlinienlänge: 8,85 m
  • Breite: 3,42 m
  • Tiefgang/alternativ: 1,95/1,50 m
  • Masthöhe über WL: 14,80 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 7,2 kn
  • Gewicht: 5,2 t
  • Ballast/-anteil: 1,3 t/25 %
  • Großsegel: 28,3 m²
  • Rollgenua (109 %): 22,3 m²
  • Maschine (Volvo P.): 19 kW/27 PS
  • Kraftstofftank: 150 l
  • Frischwassertanks (2): 150 l
  • Fäkalientank: 50 l

​Modellhistorie und Bauweise

GFK-Sandwich (Schaumkern 16 mm) in Handauflage. Volllaminat unterhalb der Wasserlinie. Iso­phthal­säureharze für die äußeren Lagen. Das Rumpfdesign wurde bei der Cruiser 32, 33 (2012) und 34 (2016) weiterverwendet. Dabei wurden Deck und Cockpit weiterentwickelt. Somit stehen hohe Stückzahlen, aber auch unterschiedliche Varianten als Gebrauchtboot zur Verfügung. Die Cruiser 34 mit dem Farr-Rumpf kann noch immer bestellt werden und ist die kleinste Bavaria (lesen Sie hier den ausführlichen Test).

Marktsituation

Durch die hohe Stückzahl im Lauf der Jahre und die Modellgeschichte gibt es in den Gebrauchtboot-Portalen häufig mehrere 32er im Angebot.

Darauf müssen Sie bei der Besichtigung achten

Es gibt keine besonderen Schwachstellen. Generell ist meistens der Teakbelag im Cockpit überarbeitungsbedürftig. Verschleiß bei laufendem Gut und Segeln ist zu erwarten. Haarrisse unter den Relingstützen können auftreten.

Die Konkurrenz der Cruiser 32 auf dem Gebrauchtboot-Markt

​Delphia 31

Rumpflänge: 9,85 m Breite: 3,40 m Gewicht: 4,7 t Grundpreis: 71.162 Euro Gebrauchtpreis: 67.500 Euro.Foto: YACHT/A. HoppenhausRumpflänge: 9,85 m Breite: 3,40 m Gewicht: 4,7 t Grundpreis: 71.162 Euro Gebrauchtpreis: 67.500 Euro.

Der Fokus der Delphia liegt ganz klar auf dem Wohnraum, dennoch kommen die Segeleigenschaften nicht zu kurz.

​Hanse 320

Rumpflänge: 9,55 m  Breite: 3,30 m  Gewicht: 5,2 t  Grundpreis: 74.730 Euro Gebrauchtpreis: 52.500 Euro.Foto: YACHT/A. HoppenhausRumpflänge: 9,55 m Breite: 3,30 m Gewicht: 5,2 t Grundpreis: 74.730 Euro Gebrauchtpreis: 52.500 Euro.

Optisch ansprechender Cruiser mit viel Leistungsvermögen unter Segeln. Einfaches Handling dank Selbstwendefock.

​Oceanis 31

Rumpflänge: 9,30 m Breite: 3,39 m Gewicht: 4,6 t Grundpreis: 73.660 Euro Gebrauchtpreis: 64.500 Euro.Foto: YACHT/A. HoppenhausRumpflänge: 9,30 m Breite: 3,39 m Gewicht: 4,6 t Grundpreis: 73.660 Euro Gebrauchtpreis: 64.500 Euro.

Solides Fahrtenschiff mit einem unkomplizierten und runden Gesamtkonzept. Die Oceanis 31 ist besonders wohnlich.

​Sun Odyssey 33i

Rumpflänge: 9,74 m Breite: 3,34 m Gewicht: 4,6 t Grundpreis: 83.180 Euro Gebrauchtpreis: 64.500 Euro.Foto: YACHT/A. HoppenhausRumpflänge: 9,74 m Breite: 3,34 m Gewicht: 4,6 t Grundpreis: 83.180 Euro Gebrauchtpreis: 64.500 Euro.

Ideenreiches Schiff mit vielen guten Details. Sportliche ­Segeleigenschaften mit Performance-Paket.


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