Bavaria 37 CruiserSolider Fahrtensegler aus der Mitte im Test

Fridtjof Gunkel

 · 27.02.2025

Man sieht ihr das Alter an. Sich verjüngendes Stufenheck, ein Rad und eine Genua. Die Cruiser 37 wurde 2006 gebaut.
Foto: Jozef Kubica
Viel Platz und ordentliche Segelleistungen bei solider Bausubstanz und niedrigen Preisen. Die Bavaria 37 Cruiser repräsentiert die Kernideale der Werft und ist ein echter Tipp.

Sie haben ein Budget von 70.000 Euro für den Bootskauf und vielleicht noch etwas Reserve für kleine Wartungsarbeiten? Sie suchen einen vollwertigen, hochseetauglichen und selbst im harten Yachtcharter Business bewährten Cruiser mit Platz für bis zu sechs Personen? Da hätten wir was.

Denn dann ist möglicherweise die Bavaria 37 Cruiser was für Sie. Das Boot wurde von Juni 2005 bis November 2007 gebaut, und zwar in der ansehnlichen Stückzahl von über 800 Einheiten. Derivate gingen ihm voraus und folgten und sind für einen Gebrauchtbootkauf ebenso in Betracht zu ziehen.

37 Fuß, eine gesunde Größe. Gut auch zu zweit oder gar alleine bedienbar, komfortabel viel Platz mit ordentlicher Pantry, gemütlichen Kojen und einem richtigen Bad. Boote der hier vorgestellten Generation sind noch moderat breit, verfügen über einen Tiefgang von unter zwei Metern. Maße, mit denen man auch in nordeuropäischen Revieren gut klarkommt. Was aber zeichnet die Bavaria 37 Cruiser im Speziellen aus, wo gibt es Nachteile gegenüber modernen Booten, wo vielleicht Vorteile?


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Test in Großenbrode an der Marina der Yachtwerft Klemens. Holger Marquardt aus Hörsten in Niedersachsen stellt uns seine 37er „Anni“ zur Verfügung. Der ehemalige Signaltechniker hat das 2006 gebaute Schiff 2016 gebraucht gekauft, für 73.500 Euro. Neu wurde der Typ zur Markteinführung für 93.500 Euro offeriert, was reichlich unter den Vorstellungen der Konkurrenz lag, die damals 30.000 bis 40.000 Euro mehr verlangte. Gut – sprich mit teureren Dingen wie Sprayhood, Autopilot, Heizung und elektrischer Ankerwinsch ausgestattet – kam sie damals neu auf knapp 114.000 Euro, immer noch ein niedriger Wert.

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Das Alter sieht man dem rückwärts am Steg liegenden Testboot durchaus an. Das Achterschiff ist aus heutiger Sicht nur mäßig breit. Es gibt keine Heckklappe, nur ein Stufenheck. Und im abgerundeten Cockpit ist nur ein recht kleines Rad an einer wuchtigen Säule mit großem Instrumententräger installiert. Die Linien insgesamt eher rund als eckig und kantig, dazu einzelne Fenster, Heck und Bug schräg, der Steven leicht konvex gerundet. Innenstehende Püttinge und ein deutlich überlappendes Vorsegel sind weitere Merkmale vergangener Zeiten.

Die Bavaria 37 Cruiser unter Segeln

Insgesamt wirkt das Boot eher komfortabel als agil. Oder sagen wir es deutlicher: Es sieht aus heutiger Sicht behäbig aus. Und straft uns Lügen, nachdem die hoch ansetzende Genua ausgerollt und das konventionelle Lattengroß gesetzt ist. Das Vorsegel ist recht neu und sieht noch passabel aus, das Groß jedoch ist durch. Und dennoch: Die Geschwindigkeitswerte können sich gut sehen lassen. An der Kreuz sind über 6,5 Knoten erreichbar, bei guten Wendewinkeln und auf raumeren Kursen steht schnell die Acht auf der Uhr.

Bild 1

Das Ganze bei 4 Beaufort und einer moderaten Welle, die das Schiff zügig mit nur leichten Nickbewegungen schneidet. Zuweilen patscht das Boot lediglich und weist auf ein Gewicht hin, das höher als die Werksangabe von 6,9 Tonnen zu sein scheint.

Insgesamt sind die Werte jedoch beachtlich, vor allem angesichts der Ausrichtung zum reinen Tourenboot, was sich schon durch das Verhältnis von der Segelfläche zum Gewicht zeigt : Die Segeltragezahl kommt selbst mit dem Lattengroß auf gerade 4,3. Ein Rollgroß wurde ebenfalls angeboten und wird die Leistungsfähigkeit etwas reduzieren. Ebenso gab es für die 37 Cruiser statt des 1,95 Meter auch einen 1,60 Meter tiefen Kiel.

Die Bavaria 37 Cruiser an Deck

Am 100 Zentimeter durchmessenden Rad sitzt der Rudergänger durchaus bequem, kann von dort aber nicht optimal zu den Fäden des Vorsegels sehen. Das Cockpitsüll ist zum Sitzen zu schmal, und das Rad wäre dann auch zu weit weg. Ein 120-Zentimeter-Modell wäre installierbar, aber dann wäre die Passage daran vorbei stark erschwert; die typischen Nachteile der einrädigen Ruderanlage. Hinzu kommt eine gewisse Schwergängigkeit des Steuersystems, die dem nicht auskuppelnden Autopiloten geschuldet sein mag. Beide Aspekte trüben die Steuerfreude etwas.

Vom Rad aus kann der Steuermensch das Derivat eines German-Cupper-Systems gut erreichen, es handelt sich um eine 1:4 geschorene, auf dem Kajütdach sitzende Talje, die beidseits nach vorne, runter an Deck und nach achtern zu den Sekundärwinschen geführt ist. Es sind jedoch auch 37 Cruiser mit einer auf dem Kajütdach bedienten Großschot unterwegs. Die Genuaschoten werden auf den Primärwinschen weiter vorne gefahren (die als 40er im Standard zu klein ausfallen, wie auf so vielen Booten); somit ist das Boot ohne Autopilot nur eingeschränkt einhandtauglich.

Unter Motor zeigen sich keine größeren Auffälligkeiten. Auf dem Testschiff war Volvos stärkeres 40-PS-Aggregat installiert sowie ein dreiflügeliger Faltpropeller. In Marschfahrt kam das Boot auf immerhin 7,5 Knoten, und dies bei erträglichen Geräuschpegeln.

Der Platz unter Deck überrascht

Ebenfalls erwähnenswert: Die Duchten sind 1,90 Meter lang und bequem, das Cockpit im Sitzen und Liegen komfortabel. In Luv sitzende Mitsegler finden Halt an der dominanten Steuersäule, die jedoch auch den Bewegungsraum einschränkt. Davon gibt es unter Deck reichlich. Das Boot wurde mit zwei oder drei Kabinen angeboten. Beim Dreikabiner ist das Bad im Vorschiff untergebracht, was im Salon überraschend viel Platz schafft. In der Zwei-Kabinen-Version wandert die Nasszelle nach achtern und teilt sich den frei gewordenen Platz der weggefallenen Kabinen mit einer riesigen Backskiste und schafft so noch mehr Raum vorne, während der Salon weiterhin frei bleibt.

Mit zwei Kabinen im Heck sind die darüberliegenden Backskisten recht flach und somit klein, langen allenfalls für Fender, Leinen und etwas Werkzeug und Zubehör. Mit der großen Backskis-te wird’s komfortabel: Dann kommen auch Fahrräder, Schlauchbot und Kuchenbude gut unter. Jedoch: Die Tanks sind ebenfalls im Heck untergebracht. Sind sie befüllt, die Backskisten genutzt und das Cockpit belegt wird die 37 Cruiser recht hecklastig.

Licht- und Stromversorgung ist verbesserungswürdig

Durch die Tanks im Heck entsteht viel Stauraum unter den Salon- und unter der Vorschiffskoje, weiterhin sind viele Schapps und Schränke installiert. Die Komfortmaße sind ebenfalls großzügig. Der Salon ist von 1,90 bis 2,04 Meter hoch und das achtere Bad kommt immer noch auf 1,86 Meter. Die Koje im Vorschiff ist ganze 2,00 Meter breit, die im Heck immerhin noch knapp 1,50 Meter. Das sind alles sehr gute Werte für ein Schiff dieser Generation, die üblicherweise schmaler und enger ausfallen, besonders in den Achterschiffen.

Recht große Scheiben, Rumpffenster und zwei Panoramascheiben sowie ein Mittelluk sorgen für viel Licht im Schiff. Die Aufbauscheiben sind zu öffnen, Schränke haben Belüftungsschlitze. Praktisch auch: Die eigentümlich wirkende Decke aus GFK-Rahmen und bespannten Paneelen ermöglicht den Zugang zu Bolzenmuttern und Kabeln, ein nicht zu verachtender Vorteil gegenüber den heute üblichen Innenschalen.

Was jedoch nur spärlich ausgeführt ist: Es gibt wenige Lichtquellen und keine indirekte Komfortbeleuchtung und die Zahl der Steckdosen ist knapp. Das muss der Eigner ertragen oder selbst noch ran. Ebenso finden sich Beschläge wie die Schrankscharniere, die nicht korrosionsbeständig sind. Erwähnenswert sind auch die Lackierung, die recht heterogen ausgeführt sein kann, und das Maserungsbild, das zuweilen etwas wild und unharmonisch daherkommt. Ansonsten ist die sichtbare Qualität des Ausbaus mit robusten Umleimern, soliden Kanten und viel Vollholz solide und durabel. Das gilt ebenso für die GFK-Arbeiten.

Gute Osmose-Resistenz

Der Sandwichrumpf mit einem Schaumkern oberhalb der Wasserlinie wird in der äußeren Lange mit Isophthalsäureharz und einer pulvergebundenen Matte laminiert. Die Maßnahme steht für gute Osmose-Resistenz und war damals guter Großserienstandard. Die sehr großzügig ausgeführte Bodengruppe, die den Rumpf vom Steven bis zum Heck aussteift, ist großflächig anlaminiert und nicht nur geklebt. Auch die Unterzüge der Püttinge und das Winkellaminat des Hauptschotts wirken grundsolide.

Der Bugbereich ist mit Aramidgewebe verstärkt, um das Boot bei Kollisionen zu schützen; eine früher beliebte Maßnahme, die mehr kreativem Marketing zuzuordnen ist als tatsächlichem Bedarf, denn der Steven ist der stärkste Teil einer Yacht, das Vorschiff ohnehin kaum gefährdet.

Fazit

Der Bavaria 37 Cruiser mag es an gewisser seglerischer Finesse fehlen, was Steuerung und Deckslayout aus heutiger Sicht angeht. Aber sie bot damals schon den Komfort einer zeitgemäßen Yacht. Der Preis der neuen Yacht war hochattraktiv, der des Gebrauchtbootes ist es heute noch. Wer ein Schiff dieser Größe sucht, sollte die Bavaria in Erwägung ziehen und gut gegen das übrige Angebot abwägen.


YACHT-Bewertung der Bavaria 37 Cruiser

Nicht aufregend, aber solide. Kein Performer, aber agil, nicht billig, aber bezahlbar. Die 37 Cruiser trifft die Mitte und ist für reine Fahrtensegler ein Gebrauchtboot-Tipp.

Konstruktion und Konzept

Viel Volumen, großer Salon

Klare Ausrichtung

Große Genua Standard

Segelleistung und Trimm

Ordentliche Segelleistungen

Für Leichtwind wenig Tuch

Sitzposition am Rad

Wohnen und Ausbauqualität

Solide Bauweise

Gute GFK- und Holzarbeiten

Bad achtern oder vorn

Relativ enges Cockpit

Ausrüstung und Technik

Hochwertige Komponenten

Winschen zu klein


Die Bavaria 37 Cruiser im Detail

Zwei Versionen für den Innenausbau. Die Bavaria wurde als Zwei- und als Dreikabiner gebaut. Mit zwei Kammern wandert das Bad nach achtern.Foto: YACHT/N. CampeZwei Versionen für den Innenausbau. Die Bavaria wurde als Zwei- und als Dreikabiner gebaut. Mit zwei Kammern wandert das Bad nach achtern.

Technische Daten der Bavaria 37 Cruiser

  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 11,20 m
  • Gesamtlänge: 11,35 m
  • Wasserlinienlänge: 9,82 m
  • Breite: 3,80 m
  • Tiefgang/alternativ: 1,95/1,60 m
  • Masthöhe über WL: 15,45 m
  • Theor. Rumpfgeschw.: 7,61 kn
  • Gewicht: 6,9 t
  • Ballast/-anteil: 2,0/29 %
  • Großsegel: 28,9 m²
  • Rollgenua (106 %): 39,0 m²
  • Maschine (Volvo P.): 20 kW/27 PS
  • Kraftstofftank: 150 l
  • Frischwassertank: 210 l
  • Fäkalientank: 70 l

Modellhistorie

Die 37/38-Größe ist eines der meistgebauten Modelle der Werft. Von der 37 Cruiser wurden rund 850 Einheiten an den Käufer gebracht. Das Boot wurde 2007 durch die 38 Cruiser ersetzt. 2010 folgte die Cruiser 36, ein Farr-Design, das 2013 von der Cruiser 37 abgelöst wurde, die bis heute gebaut wird.

Marktsituation

Die Stückzahlen waren hoch, auf dem Markt ist der Typ entsprechend oft vertreten und in vielen europäischen Ländern zu finden. Es sind viele Charterschiffe auf dem Markt, was sowohl bei der Besichtigung als auch bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen ist.

Darauf achten

Es sollte kein Wartungsstau entstanden sein, Saildrivemanschette, Unterwasserschiff, WC-Schläuche und auch Segel und Persenninge sowie das laufende Gut sollten möglichst beim Kauf noch keine zehn Jahre auf der Uhr haben.

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis 2006: 95.300 Euro
  • Gebrauchtpreis: ab rund 70.000 €

Werft

Bavaria Yachtbau, Giebelstadt; www.bavariayachts.com


Gebrauchte Alternativen zur Bavaria 37 Cruiser

Ähnlich gelagerte Gebrauchte sind vielfältig und ebenso erschwinglich. Lesen Sie hier den Gebrauchtboot-Test der Hanse 370.

Oceanis 373: Das Volumenboot aus der weltgrößten Werft, Beneteau, zeichnet sich durch ein angenehmes Steuer verhalten aus und ist agil, aber relativ rank. Im Vergleich enger unter Deck. YACHT-Test: Heft 17/2005.
Foto: YACHT/B. Kolthoff

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