Michael Good
· 11.04.2017
Die namhafte Traditionswerft in La Rochelle will sich breiter aufstellen und ergänzt das Programm nach unten. Die Franzosen bauen wieder eine Slup
Lange Zeit war es Brauch bei Amel, nur gerade ein einziges Modell zu bauen. Das war noch ganz im Spirit von Werftgründer Henry Amel. Schon fast legendär sind die Maramu und die Super Maramu aus den siebziger und achtziger Jahren, die bis heute als begehrte Gebrauchtboote immer noch hoch gehandelt werden. Zuletzt hatte die Werft ihr Angebot mit den Typen Amel 55 (Test in YACHT 3/2012) und Amel 64 (YACHT 9/2011) aktualisiert.
Jetzt überrascht der Betrieb mit der Ankündigung eines neuen und kleineren Modells. Freilich: mit einer Rumpflänge von über 15 Metern ist die Amel 50 immer noch ein stattliches, großes Boot. Trotzdem kommt die Linienerweiterung mit einer "kleineren" Ausgabe unerwartet und eigentlich entgegen dem allgemeinen Trend im Luxusbereich zu immer größeren und noch exklusiveren Blauwasserschiffen. Damit möchte Amel nun auch wieder eine breiter ausgerichtete Nachfrage bedienen können.
Die Konstrukteure von Berret/Racoupeau haben die Pläne der 50er zu Papier gebracht. Diese bringen einige Überraschungen. Zwar bleibt es natürlich beim typischen Amel-Konzept mit dem tiefen, gut geschützten Steuercockpit mit fester Windschutzscheibe und Komplett-Überdachung. Darum herum zeigen sich jedoch einige spannende Neuheiten. Zum Beispiel die große Sonnenbank auf dem Achterdeck sowie ein fest angebauter Bugspriet für zusätzliche Segel sowie als Halterung für den Anker.
Dazu beschreibt die neue Linienführung eine ziemlich krasse Abkehr von der bisherigen typischen Optik. Der Bugsteven fällt fast lotrecht ab, das Heck ist breiter und unten flacher. Deshalb wird die neue Amel 50 auch mit doppelten Ruderblättern ausgestattet. Die konzeptionell einschneidendste Veränderung ist die Rückkehr zum gewöhnlichen Slup-Rigg (Einmaster). Die letzten Modelle von Amel, inklusive der Typen Maramu und Super-Maramu, waren stets als Ketsch getakelt. Und das Bauverfahren ist neu: Die 50er wird jetzt als GFK-Sandwichkonstruktion im Vakuum-Infusionverfahren gebaut. Bisher wurde bei Amel ausschließlich in Handauflage und nass laminiert.
Amel ist zudem bekannt für die außergewöhnlich reichhaltige Grundausstattung. Das wird sich nicht ändern. Unter vielen anderen Annehmlichkeiten werden dem Boot bereits ab Werft eine elektrohydraulische Rollanlagen für Großsegel (In-Mast-Furling) und Genua angebaut.
Für den Innenausbau bietet Amel zunächst nur eine Layoutvariante mit zwei großzügigen Doppelkabinen und jeweils eigenem Bad im Vor- und im Achterschiff. Zusätzliche Gäste können in einer zusätzlichen Kabine mit Stock-Kojen übernachten. Mit dem neuen Schiff verabschiedet sich Amel auch von der noblen, aber auch eher dunklen Optik der bisherigen Modelle mit dem Innenausbau aus Walnussholz – das Interieur wird im Standard mit hellem Eichenholz ausgebaut. Freilich bleiben andere Holzsorten als Optionen im Angebot.
Die Yachtbauer bei Amel arbeiten mit Hochdruck an der Fertigstellung der ersten 50er. Das Boot soll bereits im Juni 2017 für Tests ins Wasser kommen. Die Welt-Premiere ist dann im September auf der Messe in Cannes geplant. Die detaillierte Preisliste ist leider noch nicht erhätllich. Auf Anfrage nennt die Wert aber schon den Grundpreis: Rund 890.000 Euro soll das Schiff kosten, in ihrer weitgehend schon blauwassertauglichen Grundausstattung und inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer.
Wer sich ein Bild von der neuen Amel 50 machen will, kann dies über eine spannende interaktive 360-Grad-Ansicht tun. Hier der Link dazu.