DS27Argentinische Mischung – Daysailer und Pocket-Racer

Sören Gehlhaus

 · 18.12.2025

Die markanten Linien der DS27 entwarf Javier Soto Acebal aus Argentinien. Der deltaförmigen Umriss läuft vorn wie hinten breit aus.
Foto: Soto Acebal
Ein neues Daysailer-Projekt aus Argentinien zielt mit Schwenkkiel und schnellen Linien von Soto Acebal auf den europäischen Markt ab. Die Premiere der 8,30 Meter langen DS27 ist auf der boot Düsseldorf 2027 geplant.

Ordnung liegt in der Natur der DS27. Das 8,30 Meter lange Daysailer-Projekt startete mit dem Wunsch nach einem aufgeräumten wie effizienten Deck für „maximale Segelfreude bei minimaler Vorbereitung“. Auf zügiges Ablegen soll schnelles Segeln auf einem ​reaktionsfreudigen und einfach zu handhabenden Boot folgen, das ebenso entspannt bewegt werden kann.

Für die „Laid Back“-Attitüde stehen die Rückenpolster an solider Reling im Stummelformat. ​Am Mast laufen die Leinen verdeckt unter kleinen Hauben, die Plicht gibt sich erwartungsgemäß ordentlich. Ein Teil der Fallen und Schoten wird unter Deck bis auf die langen Fußleisten auf Höhe der Pinne geleitet. Es gibt keinen Traveller, der stören könnte. Die Großschot nimmt ein schmalbeiniger Hahnepot über dem Ruderkopf auf.

„Hochwertiges Exportprodukt“

Die aufholbaren Doppelruder hängen am Heckspiegel, der Schwenkkiel reicht maximal 1,90 Meter nach unten oder schmiegt sich zum Trailern mit 0,70 Meter Rest-Tiefgang an das Unterwasserschiff. Einen festen T-Kiel gibt es auf Wunsch. Zudem wurde die DS27 so konzipiert, dass sie in einem 40-Fuß-Container transportiert und gelagert werden kann.

Hinter dem Projekt steht der Argentinier ​Juan Pablo Gomez Lamarque, der mit ​Javier Soto Acebal kooperierte. ​„Wir nutzen Argentiniens erstklassiges nautisches Know-how, um ein hochwertiges Exportprodukt zu entwickeln, das im Premium-Segment Europas und Nordamerikas konkurrieren kann und speziell auf die Nachfrage nach integrierter Technologie und intelligenten Systemen ausgerichtet ist“, so Gomez Lamarque.

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​Runder Riss von Soto Acebal

Vor fast einem Jahr startete die Zusammenarbeit mit Soto Acebal Naval Architects. Das argentinische Konstruktionsbüro ist bekannt für markante Entwürfe im Auftrag von Solaris. Von vorn zeigt die DS27 eine füllige Bugpartie mit abgemilderter Plattnase, aus der Vogelperspektive präsentiert sich der Umriss in konsequenter Deltaform: Beinahe die Hälfte des Decks läuft rechteckig und auf 2,70 Meter Breite aus. Und dennoch fällt der Riss von Soto Acebal nicht zu extrem aus. Gefällig wirken ein niedriger Freibord, der gemäßigte Deckssprung und eine umlaufende Kimmkante, die nach unten verschlankt und die benetzte Fläche erheblich verkleinert.

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Zwischen Einhand und Grand Prix

​Die Argentinier geben an, das Konzept auf die Bedingungen von Seen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Norditalien optimiert zu haben. Für ein hohes J-Maß steht der Mast nahezu im Zentrum, stark gepfeilte Salinge machen zusätzliche Verstagungen nach achtern überflüssig. ​Über die integrierte Selbstwendeschiene läuft ein 16,6 Quadratmeter großes Vorsegel. Aus dem Grand-Prix-Zirkus entlehnt ist das Bergesystem für den Gennaker, der über das Rund vor dem Mast im Rumpf verschwindet.

Alu- oder Carbon-Rigg

Mit 90 Quadratmeter fliegendem Tuch stellen die Polare bei 105 Grad Windeinfall bis zu 16 Knoten in Aussicht. Auffällig ist das quadratische Profil des Bugspriets, wodurch er wie auf Schienen einfahren dürfte. Eine direkte Konkurrentin könnte die DS27 in der ClubSwan 28 finden, die allerdings in eigener Einheitsklassen-Liga spielt. Ohne Segelkraft soll es mit einem einziehbaren E-System vorangehen. Für das Rigg stehen zwei Optionen zur Wahl: Aluminium als Standard oder das Performance-Paket aus Carbon. Der Rumpf wird in Argentinien mit multiaxialen Glasfasern, PVC-Schaumkern und Epoxidharz mittels Vakuuminfusion laminiert.

Taktik und Trimm KI-gestützt

​Derzeit konzentriert sich das Entwicklerteam auf zwei Hauptaspekte: Zum einen wird ein maßstabsgetreues Deck-Mockup konstruiert, um die Ergonomie und die Platzierung der Hardware zu optimieren. Zum anderen wird das Advanced Sailing Navigation and Coaching System (ASNCS) weiterentwickelt, das mit diesem Boot eingeführt werden soll. Das KI-gesteuerte System soll wie ein intelligenter Co-Pilot funktionieren und je nach Crewstärke Anweisungen für Taktik oder Manöver und Trimmempfehlungen geben.

Premiere auf der boot 2027

​Die Konstruktion von Javier Soto Acebal sei zu 100 Prozent durchgerechnet. Der Zeitplan für die weitere Entwicklung sieht vor, dass der erste Prototyp im zweiten Quartal 2026 zu Wasser gelassen wird, um Feinabstimmungen und Optimierungen vorzunehmen. Im dritten Quartal 2026 sollen vier oder fünf weitere Boote produziert werden. Das Ziel von ​Juan Pablo Gomez Lamarque ist, die DS27 im Januar 2027 auf der boot Düsseldorf vorzustellen.

yacht/45compo-v4-junio-2025_177a3ec67a88cacda6db027605449a64Foto: Soto Acebal

Technische Daten DS27

  • Länge über alles: 8,30 m
  • Breite: 2,70 m
  • Tiefgang: 0,7 - 1,9 m
  • Gewicht: 1.350 kg
  • Ballastanteil: 42 %
  • Segelfläche am Wind: 42 qm
  • Segelfläche vor dem Wind: 102 qm
  • Konstruktion: Soto Acebal Naval Architects
  • Bauweise: Vakuuminfusion, PVC-Schaumkern, Epoxidharz

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