Nach drei guten Tagen auf dem Mecklenburger Revier gab es zum Finale für die rund 300 Seglerinnen und Segler des Europa-Cups im Rahmen der Warnemünder Woche einen ausgezeichneten Segeltag. Medaillengewinne verbuchten Dänemark, Frankreich, die Niederlande und die Türkei – sowie in allen drei Klassen Deutschland.
In der olympischen Ilca-7-Klasse dominierte die deutsche Mannschaft das Geschehen. Der Kieler Ole Schweckendiek sicherte sich mit einem Sieg in der ersten Wettfahrt des Tages vorzeitig den Gesamtsieg. Mit einem 16. Rang in der letzten Wettfahrt konnte er seinen Triumph entspannt ausklingen lassen. Auf Platz zwei folgte der Franzose Alexandre Kowalski, der sich knapp gegen den Allgäuer Julian Hoffmann durchsetzte. Hoffmann hatte am Abschlusstag noch einmal alles versucht und sich in beiden Tagesrennen vor Kowalski platziert. Am Ende hatte der 22-Jährige jedoch zwei Punkte zu viel auf dem Konto, sicherte sich jedoch Platz drei.
Bundestrainer Alexander Schlonski zeigte sich mit den Ergebnissen seiner Schützlinge zufrieden. Er wertete die Leistungen als gute Vorbereitung auf die anstehenden Saisonhöhepunkte mit Europameisterschaft und Junioren-WM. Julian Hoffmann selbst äußerte sich ebenfalls positiv: "Mit Platz fünf und vier heute war das ein solider Tag. Der Fokus zur Warnemünder Woche lag darauf, an den Starts zu arbeiten und ohne Frühstart durchzukommen. Das hat gut geklappt. Außerdem ging es darum, in einer großen Flotte die Übersicht zu behalten und das Feld einzuschätzen. Ich denke, ich bin gut auf dem Weg für die EM in Marstrand."
Bei den Ilca6 zeigte Dänemark eine beeindruckende Leistung und sicherte sich zweimal das Podium. Mads Wegener Larsen aus Aarhus verteidigte seine Führung vom Vortag souverän mit einem dritten und einem zweiten Platz am finalen Tag. Dieser Sieg reiht sich nahtlos in seine jüngsten Erfolge ein, nachdem er bereits die Yes-Regatta vor Kiel gewonnen und bei der WM den zwölften Platz belegt hatte.
Seine Landsfrau Anna Munch, WM-Vierte, kämpfte sich nach einer Disqualifikation am Vortag mit einem fünften Platz und einem Tagessieg noch auf Platz zwei. Der Deutsche Levian Büscher komplettierte als Dritter das Podium der Ilca6. Der Düsseldorfer, der zuletzt die Kieler Woche gewonnen und bei der WM den zehnten Platz belegt hatte, zeigte am Schlusstag mit einem Sieg und einem vierten Rang eine starke Leistung.
In der Ilca4-Klasse gelang dem türkischen Nachwuchstalent Kaya Üner der große Coup. Mit einer beständigen Serie von Top-Ten-Platzierungen setzte sich der Segler aus Istanbul gegen die Hamburgerin Cassandra Jansch und den Niederländer Wesse Brink durch. Üner zeigte sich begeistert von den Bedingungen in Warnemünde: "Es waren schöne Rennen in guten Bedingungen. Das passte für mich. Ich mag die Welle, und das Wetter fand ich auch gut. Von der Temperatur ist es wie Frühling oder Herbst in Istanbul."
Ole Schweckendiek richtet seinen Fokus nun auf die Junioren-WM in Dublin, während Julian Hoffmann die Europameisterschaft in Marstrand ins Visier nimmt. Kaya Üner plant zunächst die Teilnahme an der türkischen Meisterschaft, bevor er über einen möglichen Umstieg in die Ilca-6-Klasse entscheiden will.
In der OK-Jollen-Klasse mischt nach drei EM-Tagen ein junger Exot die Szene auf. Baabii O Flower steht punktgleich mit dem Briten Charlie Cumbley an der Spitze des Feldes. Der 28-Jährige gehört nicht nur zu den jüngsten Akteuren im Feld, er ist auch der einzige Kanadier, der sich an der offen ausgeschriebenen EM beteiligt. „Ich glaube, ich bin sogar der einzige Kanadier, der OK-Jolle segelt“, erzählte der bärtige Mann nach einem erfolgreichen Tag auf See. „Für mich passt die OK sehr gut. Denn für den Finn bin ich zu leicht und für den Ilca zu schwer. Die OK-Jolle liegt ideal in der Mitte. Und ich mag den harten Wettbewerb, auch wenn ich dafür nach Europa oder Australien reisen muss.“ Erst seit einem Jahr ist er in der Klasse aktiv und schickt sich jetzt an, einen ersten großen Titel zu gewinnen. Weitere könnten folgen. Denn nach der Warnemünder Woche reist Baabii O Flower nach England zu den UK Nationals und schließlich an den Gardasee zur Weltmeisterschaft.“
Am finalen EM-Tag werden ihm allerdings die Konkurrenten das Leben schwer machen wollen. Der punktgleiche Cumbley weiß bereits, wie es ist, Welt- und Europameister zu werden. Und auf Rang drei lauert der dreimalige Weltmeister André Budzien. Mit einem guten dritten Tag hat sich der Schweriner auf einen Medaillenplatz gesegelt und wäre damit sehr zufrieden. „Jedes einstellige Ergebnis in diesem Feld ist top“, so Budzien.