YACHT-Redaktion
· 07.07.2024
Für die Seesegler war dieser Regatta-Auftakt zur Warnemünder Woche ein echtes Vergnügen, wenn auch ein kurzes. Mit halbem Wind aus südlichen Richtungen rauschten elf Yachten vom Start zur Mecklenburger Bäderregatta in Richtung Osten. Nach nur 2 Stunden, 12 Minuten und 38 Sekunden hatte die schnellste Mannschaft auf der der Brenta 55 „Ember Sea“ von Matthias Mier aus Warnemünde den rund 22 Seemeilen langen Kurs gemeistert und lief vor der Mittelmole durchs Ziel.
Eine leicht reduzierte Yacht-Flotte hatte den Kurs in Richtung Kühlungsborn am ersten Samstag der 86. Warnemünder Woche eröffnet. Ausgerechnet der 75 Fuß lange Maxi und Kieler-Woche-Line-Honours-Abräumer „Calypso“ hatte mit technischen Problemen die Segel für die Mecklenburgische Bäderregatta streichen müssen. Das verbliebene Feld konnte Wettfahrtleiterin Laura Kühlewind ohne Probleme losschicken: „Es war ein entspannter Auftakt der Seeregatten. Wir sind bei 15 bis 17 Knoten Wind gestartet, später wurde es etwas mehr. Aber es gab keine Schwierigkeiten“, sagte Kühlewind.
So bestätigte es auch der Skipper der „Maiko“. John Victorins Farr 30 aus Warnemünde kam nach der „Ember Sea“ ins Ziel und erreichte nach berechneter Zeit Rang zwei in der ORC-Wertung hinter Matthias Curschmanns “Warnow Old Stars” auf einer Projection 762. John Victorin sagte: „Es waren gute Bedingungen trotz einiger kräftiger Böen. Der Wind schwankte zwischen 15 und 30 Knoten. Daher waren wir auf dem Rückweg etwas vorsichtig, haben den Spinnaker nur kurz gezogen. Wir wollten nichts für die Langstrecke Rund Bornholm riskieren.” In der Yardstick-Wertung dagegen stand mit der „Ember Sea“ die schnellste Yacht auch nach berechneter Zeit auf Platz eins.
Beim dritten und letzten Qualifier für das Finale der Sailing Champions League lag nach den ersten fünf von insgesamt geplanten 16 Flights auf J/70-Booten das finnische Team vom Mariehamns Seglarförening vor dem Münchner Yacht Club und dem französischen Yacht Club Cherbourg. Als zweitbeste deutsche Vereinsmannschaft war der Joersfelder Segel-Club am Samstagabend zunächst auf Rang sieben positioniert. Die Seglervereinigung SV03 Berlin folgte auf Platz neun. Der gastgebende Akademische SegelVerein Warnemünde stieg hinter dem Regattaclub Bodensee als Zehnter nach fünf Rennen in die Serie vor dem Yachthafen Hohe Düne ein.
Vor dem Wind war es heute der absolute Spaß!” (Andreas Krabbe Christensen)
Mit einem breiten Grinsen kam Andreas Krabbe-Christensen vom Wasser. Der Däne sicherte sich mit einem zweiten und einem dritten Rang zunächst die Führung in im Ilca-7-Feld. „Vor dem Wind war es heute absoluter Spaß“, berichtete Andreas Krabbe-Christensen. Und weiter: „Aber es war auch super anstrengend. Man musste intensiv ausreiten und die anderen müde segeln. Der Wind war drehend und böig. Da hieß es, Fehler zu vermeiden.“ Krabbe-Christensen plant für die Zukunft, weiter in die Weltspitze vorzustoßen: „Wir haben einen starken Kader in Dänemark, entwickeln uns immer weiter. Mein Ziel ist es, für 2026 zum WM-Kader zu gehören.“ Hinter Krabbe-Christensen reihen sich sein Landsmann Thomes Jörgensen und der Australier Michael Compton ein.
Im Ilca 6 messen sich bei der Warnemünder Woche im gemischten Feld einige Weltklasseseglerinnen miteinander. Nicht nur für Olympiasiegerin und Weltmeisterin Anne-Marie Rindom ist es ihr letzter Test vor den Olympischen Spielen. Die Dänin ist glücklich, in Warnemünde noch ein letztes Mal ihre Form unter Wettkampfbedingungen auf die Probe stellen zu können. Die 33-jährige Bronze- und Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von 2016 und 2021 hatte zuletzt bei der Kieler Woche passen müssen. „Mein Arm war überlastet, eine Art Tennisarm. Aber es geht aufwärts. Heute war es anstrengend, aber es lief ganz gut. Und es war warm, wirklich tolles Segeln”, sagte Anne-Marie Rindom bei der Warnemünder Woche.
Die Wettfahrtleitung lobte Anne-Marie Rindom schon an Tag eins: “Die haben einen guten Job gemacht, hatten uns wieder im Hafen, bevor der Wind zu heftig wurde.“ Nach zwei Wettfahrten mit einem zweiten Platz und einem Rennsieg lag Rindom zunächst auf Platz zwei hinter ihrer Landsfrau Anna Munch, die mit zwei Siegen in die Serie einstieg. Anne Marie Rindom, die erneut zu den großen dänischen Hoffnungsträgern bei der Olympia-Regatta in der Bucht von Marseille zählt, bietet die Warnemünder Woche auch einen guten internen Vergleich mit ihrer Landsfrau Anna Munch.
Eine grandiose Rückkehr ins Regatta-Geschehen feierte im selben Feld Hannah Anderssohn. Die Rostockerin hatte sich die letzten drei Monate auf die Uni konzentriert. „Ich war in dieser Phase nicht besonders aktiv, komme praktisch aus dem Kalten. Aber es hat sich gut angefühlt.“ Die Bestätigung für ihr gutes Gefühl ließ Hannah Anderssohn auf dem Wasser folgen: Sie eröffnete ihr Heimspiel bei der Warnemünder Woche imposant mit einem Sieg und ließ einen dritten Rang folgen Damit lag sie nach Tag eins zunächst auf Platz drei hinter dem Däninnen-Duo.
Meinen Warnemünder-Woche-Titel aus dem letzten Jahr zu verteidigen wird schwierig bei den starken Frauen hier” (Hannah Anderssohn)
Dennoch weiß Hannah Anderssohn: „Meinen Warnemünder-Woche-Titel aus dem letzten Jahr zu verteidigen wird schwierig bei den starken Frauen hier. Aber ich genieße den Heimwettkampf und möchte Warnemünde einfach etwas zurückgeben.“ Bei den Nachwuchsseglern im Ilca 4 ringt ein international sehr gemischtes Feld um die Top-Positionen. Sechs Nationen machten zum Auftakt den Kampf um die Top-Ten-Positionen zu einer multinationalen Angelegenheit. Es führte am Samstagabend der Tscheche Jiri Tomes vor dem Zyprer Anatoli Zoubovski und der Tschechin Beáta Dokoupilova.
Bei den 505ern geriet der Tag im böigen Wind zu einem “Ausscheidungsrennen”. Etliche Crews der schnellen Fiven gingen gar nicht erst auf das Wasser, einige kehrten noch vor dem ersten Start wieder um. So blieben schließlich nur 24 Duos im Rennen. Als Spitzenreiter führten die Franzosen Philippe Boite und Marin Carnot nach zwei Rennsiegen vor den jeweils zweitplatzierten Lokalmatadoren Lutz Stengel und Frank Feller vom Rostocker Yachtclub das 505er-Feld an. Auf Platz drei lagen nach zwei dritten Rängen Stefan Böhm und Gerald Roos vom Segel-Club Ville und dem Ruder-Club Rastatt 1898.
Auch an Land war der Eröffnungstag der 86. Warnemünder Woche ein voller Erfolg. Mit rund 2.300 Teilnehmern war der traditionelle „Niege Ümgang“ erfrischend gut besetzt. Mit fünf zackigen Schlägen beim Fassbieranstich der Hanseatischen Brauerei Rostock hatte mit Eva-Maria Kröger die Oberbürgermeisterin der Hanse- und Universitätsstadt Rostock die 86. Warnemünder Woche offiziell eröffnet.
Als beste Werbung für das Ostseebad Warnemünde bezeichnete Tourismusdirektor Matthias Fromm die Warnemünder Woche. Er freute sich über die gute Resonanz auf die Veranstaltung direkt am Auftakttag. Als einen Segel-Höhepunkt hob er die Weltmeisterschaft der Klasse Zoom 8 hervor, die publikumsnah auf einer Regattabahn vor dem Warnemünder Strand ausgetragen wird. „Wir haben ein richtig sportlich ambitioniertes Programm mit Aktiven aus 28 Nationen hier, das heute angefangen hat mit der Championsleague, der Bäderregatta und den 505ern und 185 Ilcas“, freute sich Mona Küppers, Präsidentin des Deutschen Segler-Verbandes.
Gespannt ist auch Mona Küppers auf die Weltmeisterschaft der Zoom8, eine Bootsklasse für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland nicht so häufig gesegelt wird. Mona Küppers Tipp für alle Besucherinnen und Besucher der 86. Warnemünder Woche: Wer Segel- und Regatta-Atmosphäre hautnah erleben wolle, habe im neuen Hafen auf der Mittelmole die beste Gelegenheit dazu, wo die Aktiven zu den Wettfahrten starten und wieder zurückkehren.