Vendée GlobeHerz-Botschaft von Sam an Pip, Boris Herrmann rückt vor

Tatjana Pokorny

 · 19.12.2024

Sam Davies genoss das Himmelblau über sich, obwohl sie inzwischen stark zurückgefallen ist.
Foto: Samantha Davies/VG2024
An Renntag 39 zeigt Spitzenreiter Charlie Dalin, dass er mit wieder kompletter Segelgarderobe in den aktuellen Bedingungen der Meister ist. Boris Herrmann ist auf Platz acht vorgerückt, hat dabei aber zunächst – wie alle anderen Verfolger – Meilen auf das führende Trio eingebüßt.

Während die Top-Drei im Pazifik Point Nemo entgegengaloppieren, haben die Verfolger über Nacht Meilenverluste erlitten. Bei um rund 60 Seemeilen leicht nach Norden hochgezogener Eisgrenze – der fünften Verschiebung der antarktischen Ausschlusszone seit Rennbeginn – haben die Jäger ihre Kurse angepasst. Ihr Halsen-Zickzack führte sie zuletzt nordwestlich in Richtung 54. Breitengrad Süd, wo die hochgezogene Eisgrenze kurz vor Erreichen des Längengrads von Point Nemo liegt.

Vendée-Globe Dominator Dalin gibt wieder Gas

Rund 300 Seemeilen vor Point Nemo entfernt, tut Pacemakrer Charlie Dalin das, was er bei dieser zehnten Vendée Globe meist getan hat: Er hat sich nach langwieriger, aber bereits am 18. Dezember gelungener Reparatur eines Segels über insgesamt rund 36 Stunden wieder leicht von Yoann Richomme (”Paprec Arkéa”) und Sébastien Simon (Groupe Dubreuil”) abgesetzt.

Diesen kleinen Vorsprung hat Charlie Dalin nach dem gestrigen Bug-an-Bug-Speedvergnügen mit seinen “Spielkameraden” gegenüber Richomme auf rund 30, gegenüber Simon auf knapp 50 Seemeilen ausgebaut. Den Grund für die erneute Muskelschau lieferte Charlie Dalin auch gleich mit. “Ich habe über 36 Stunden ein Segel repariert, bin jetzt wieder bei 100 Prozent”, hatte der Franzose bereits am Mittwoch erklärt.

Charlie Dalin, der am Morgen des 19. Dezember zum 153. als Spitzenreiter einer der vierstündigen Positionsaktualisierungen geführt wurde, segelt inzwischen ebenso “vor” dem acht Jahre alten Vendée-Globe-Rekord von Armel Le Cléac’h (74 Tage, 3 Stunden, 35 Minuten) wie auch Yoann Richomme und Seb Simon. Ihr erster Verfolger war am Donnerstagmorgen “Vulnerable”-Skipper Thomas Ruyant mit 744 Seemeilen Rückstand – das ist mehr als ein ganzes Fastnet-Rennen.

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Obwohl die Führungsgruppe das Feld aktuell so souverän anführt und sich Yoann Richommes Prognose vom Vortag (”Die Verfolger werden uns eine ganze Weile nicht einholen”) zunächst erfüllt, muss das keinesfalls ein Dauerzustand bleiben. Titelverteidiger Yannick Bestaven (”Maitra Coq V”), der am zu Ende gehenden 39. Renntag mit gut 900 Seemeilen Rückstand auf Platz sieben lag, sagte: “Da werden noch so viele Dinge passieren, nichts ist ausgeschlossen. Auch nicht für die Führenden. Ich erinnere mich an vier Jahre zuvor, als ich viel Zeit ausgebremst vor Brasilien verbracht habe…”

Boris Herrmann rückt weiter vor

Hinter Yannick Bestaven war Boris Herrmann am späten Mittwochabend auf Platz acht vorgerückt. Am zu Ende gehenden 39. Renntag trennten den “Malizia – Seaexplorer”-Skipper am frühen Morgen des 19. Dezembers noch rund 90 Seemeilen von Bestaven. 33 und 45 Seemeilen hinter ihrem deutschen Konkurrenten segelten “Biotherm”-Skipper Paul Meilhat und “Vulnerable”-Skipper Sam Goodchild.

Hinter diesen beiden Schlusslichtern der Top Ten hat sich inzwischen eine größere Lücke aufgetan. Verfolgerin Justine Mettraux (”TeamWork - Team Snef”) hatte auf Platz elf fast 200 Seemeilen Rückstand auf Sam Goodchild angesammelt. Heftig zurückgefallen sind nach dem verpassten Point-Nemo-Zug – wie selbst befürchtet und angekündigt – Clarisse Crémer (”L’Occitane en Provence”) und Sam Davies (”Initiatives - Coeur”). Von Frontmann Charlie Dalin trennten beide am Morgen des 19. Dezember fast 2000 Seemeilen!

Sam Davies’ Herz-Botschaft an Pip Hare

Sam Davies schickte am Morgen einige Nachrichten und Clips, die zeigten, dass sie den Tag auf der anderen Seite der Welt immerhin unter blauem Himmel verbringen durfte. Dazu trug sie ihre bekannte rote Herzbrille und machte das Beste aus den erlittenen Verlusten. Auch hatte die in Frankreich lebende britische Skipperin eine Botschaft für ihre Landsfrau Pip Hare, sagte: “Pip, ich habe dir auch eine direkte Nachricht geschickt, als es passierte. Ich möchte einfach sagen, wie sehr es mir leid tut! Wie traurig ich für dich nach einem so unglaublichen Rennen bin!”

Weiter sagte Sam Davies an Pip Hare gerichtet: “Du hast so gewirkt, als hättest du dabei auch so viel Spaß. Und ich muss sagen, dass auch ich dieses Rennen sehr genieße. Das macht es nur noch trauriger, dass du nicht mehr hier bist. Pass auf dein Boot auf, komm gut und sicher nach Australien. Ich weiß, dass du zurückkommen wirst.”

Hier geht es zum Wochenrückblick von Boris Herrmann und Team Malizia:

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